rbb24
  1. rbb|24
Video: Brandenburg Aktuell | 27.05.2020 | Franziska Hoppen | Quelle: imago images/Nailia Schwarz

Ausgleich für gerodeten Kiefernforst

Hier lässt Tesla in Brandenburg neuen Wald pflanzen

Dürre, Mäuse, schnell wachsendes Gras: Junge Wälder haben viele Feinde. Die Flächenagentur pflanzt dennoch in ganz Brandenburg neue Bäume, als Ausgleich für die von Tesla in Grünheide gerodeten Kiefern. Auf einigen Flächen sprießt es schon. Von Philip Barnstorf

Wenn Wald für ein Bauprojekt in Brandenburg gefällt wird, muss woanders im Land genauso viel Wald neu angepflanzt werden. So sieht es das Landeswaldgesetz vor. Anfang des Jahres hat der US-Elektroautohersteller Tesla 90 Hektar Kiefernforst in Grünheide für seine geplante Fabrik fällen lassen. Weitere 60 Hektar sollen im Herbst folgen. Die Flächenagentur Brandenburg hat einen Vertrag mit Tesla abgeschlossen und 143 Hektar - verteilt auf ganz Brandenburg - für die neuen Aufforstungen ausfindig gemacht. Die größten Gebiete liegen bei Brandenburg an der Havel, Baruth/Mark (Teltow-Fläming) und Bad Saarow (Oder-Spree).

Auf ungefähr 40 Hektar - unter anderem bei Bad Saarow (Oder-Spree), im Niederen Fläming (Teltow-Fläming) und südlich von Brandenburg an der Havel - wachsen jetzt schon die ersten Jungbäume. Die restlichen Aufforstungsflächen sollen im Winter 2020 bepflanzt werden. So soll verhindert werden, dass die jungen Bäume in immer trockeneren Frühlings- und Sommermonaten gleich wieder eingehen.

Konkurrenz um Licht und Wasser

Die meisten Ausgleichsflächen sind ehemalige Felder - doch das birgt Gefahren. "Auf Agrarflächen haben wir immer das Problem der Bodenverdichtung, durch die Fahrzeuge, die vorher über diese Flächen gefahren sind", sagt Ralf Kätzel vom Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde. Ein weiteres Problem sei die sogenannte Vergrasung. "Das Gras wächst schneller als die Bäume. Sie konkurrieren dann um Nährstoffe, Licht und Wasser." Eine Lösung könnten sogenannte Pionierbäume sein, etwa Birken oder Pappeln. Sie wachsen besonders schnell und spenden langsamer wachsenden Bäumen Schatten.

Hier lässt Tesla in Brandenburg neuen Wald pflanzen. | Quelle: mappa.pro

Greifvögel zum Schutz der Bäume

Auf ehemaligen Äckern lauern weitere Gefahren: Dort leben nämlich Mäuse und die knabbern gerne an Baumwurzeln, was für junge Bäume gefährlich werden kann. Aber auch dafür gibt es Lösungen: "An den neuen Aufforstungsflächen werden Sitzstangen für Greifvögel installiert, die die Mäusepopulation niedrig halten sollen", erklärt Martin Szaramowicz von der Flächenagentur Brandenburg. Zäune sollen die jungen Bäume zudem gegen Wildtiere schützen.

Wälder fürs nächste Jahrhundert

Wälder Pflanzen ist also nicht gerade leicht. Immerhin muss ein komplettes Ökosystem aus dem Boden gestampft werden. "Da muss einiges funktionieren", sagt Martin Szaramowicz. Und manchmal geht es schief. So musste etwa auf einem Waldstück bei Baruth in Teltow-Fläming ein zweites Mal gepflanzt werden, weil die ersten Bäume alle eingegangen sind. Wahrscheinlich wegen zu wenig Regen, vermutet Szaramowicz.

Aber trotz der Widrigkeiten ist Ralf Kätzel vom Kompetenzzentrum Forst optimistisch. "Ich sehe die große Chance, artenarme Agrarlandschaften umzuwandeln in Lebensräume für Vögel, Insekten und Kleinsäuger", sagt Kätzel. Solche Wälder hätten eine Perspektive "weit über dieses Jahrhundert hinaus".

Derart artenreichen Ökosysteme entstehen vor allem in sogenannten Mischwäldern, in denen Nadel- und Laubbäume wachsen. In den neuen Wäldern sollen deshalb neben den brandenburgtypischen Kiefern, die auch das Tesla-Grundstück bevölkerten, auch Laubbäume gepflanzt werden. "Da sind etwa Eichen, Buchen, ein paar Lindenarten, Flatterulmen, Birken dabei", sagt Szaramowicz. Die neuen Wälder sollen in etwa zur Hälfte aus Laubbäumen bestehen.

Dürresommer gefährden junge Wälder

In den kommenden Jahren will die Flächenagentur regelmäßig kontrollieren, wie sich die neuen Bäume entwickeln. "Angesichts der Extreme in 2018 und 2019 weiß ich nicht, wie weit wir mit unseren Erfahrungswerten kommen", sagt Martin Szaramowicz. Er schätzt, dass seine Agentur nach spätestens zehn Jahren die neuen Wälder als "gesicherte Kulturen" in die Obhut der Landbesitzer übergeben kann.

Über das gesetzliche Soll Hinaus hat Tesla angekündigt weitere schon bestehende Kiefernwälder durch Laubbäume ökologisch aufzuwerten.

Hinweis: In einer früheren Version des Textes hieß es, Tesla habe Anfang des Jahres 150 Hektar Kiefernforst in Grünheide fällen lassen. Das stimmt nicht. Richtig ist, dass Tesla Anfang des 90 Hektar Kiefernforst in Grünheide fällen lassen hat. Weitere 60 Hektar sollen im Herbst folgen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 26.05.2020, 17:40 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

Artikel im mobilen Angebot lesen