Hohe Flughafengebühren - Ryanair will seinen BER-Flugplan um fast die Hälfte kürzen

Do 13.10.22 | 15:32 Uhr
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Ein Passagierflugzeug der Ryanair am Hauptstadtflughafen BER. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: rbb88.8 | 13.10.2022 | Silke Mehring | Bild: dpa/Patrick Pleul

Nachdem Ryanair schon im März seine Basis am Frankfurter Flughafen geschlossen hat, nimmt der irische Anbieter jetzt Berlin ins Visier: Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sollen 230 Flüge pro Woche vom und zum BER gestrichen werden.

Europas größter Billigflieger Ryanair dünnt seinen Flugplan für Berlin aus und begründet das mit hohen Gebühren am Flughafen BER. Das Winterprogramm für die Hauptstadt werde - im Vergleich zum Vorkrisenwinter 2019/20 - um 40 Prozent oder 230 wöchentliche Flüge reduziert, teilte das irische Unternehmen am Donnerstag mit.

Ryanair-Chef Michael O'Leary sagte in Berlin, er bedauere diesen Schritt. "Die höheren Flughafenkosten in Berlin machen es für uns jedoch attraktiver, Flugzeuge auf kostengünstigere Alternativen in andere Regionen Deutschlands und Europas zu verlegen." Dies gelte etwa für die Airports Nürnberg und Leipzig.

Ryanair-Chef kritisiert Bundespolitik und Lufthansa

Ryanair hatte bereits im März seine Basis an Deutschlands größtem Airport geschlossen und begründete dies mit nicht wettbewerbsfähigen Flughafengebühren. O'Leary erklärte, verbraucherfeindliche Kostenerhöhungen hätten dazu beigetragen, dass der Flugverkehr in Deutschland in diesem Sommer um 28 Prozent eingebrochen sei - "was Deutschland zu dem Markt in Europa macht, der sich am langsamsten erholt".

Der Airline-Manager forderte die deutsche Regierung und die großen deutschen Flughäfen auf, Flughafengebühren und Bundessteuern zu senken, "um die Erholung des deutschen Flugverkehrs, des Tourismus und der Arbeitsplätze zu fördern".

Ryanair ist in der Corona-Krise weitgehend ohne Staatshilfe ausgekommen - anders als Konkurrenten wie die Lufthansa, die mit Milliardensummen gestützt werden mussten. O'Leary nannte den deutschen Rivalen "Subventionsjunkie". Inzwischen hat die Lufthansa die Staatshilfen jedoch zurückgezahlt und der Bund ist ausgestiegen.

Der am BER deutlich größere Billigflieger Easyjet hatte bereits im Frühling angekündigt, Flotte und Personal in Schönefeld ab dem Winter deutlich zu reduzieren. Elf der 18 dort registrierten Flugzeuge will das Unternehmen an andere Standorte verlagern, 200 Beschäftigte müssen gehen. Easyjet nannte als Grund ebenfalls zu hohe Flughafengebühren.

BER-Chefin machte zuletzt Hoffnung

Für den Flughafen BER kommt die Ankündigung von Ryanair zur Unzeit. Erst vor wenigen Tagen hatte Flughafenchefin Aletta von Massenbach hoffnungsvolle Signale ausgesendet. Voraussichtlich ab 2026 werde der BER schwarze Zahlen schreiben, sagte sie in rbb24 Brandenburg aktuell. "In dem Moment, wo wieder das Vorkrisen-Verkehrsvolumen erreicht wird – das haben wir angenommen im Jahr 2026 – da gehen wir davon aus, dass wir wieder eine schwarze Null schreiben können", sagte sie mit Blick auf den Einbruch der Fluggastzahlen in der Corona-Pandemie. Bis Jahresende werden am BER rund 17 Millionen Fluggäste erwartet, das ist aber immer noch weit entfernt vom Vorkrisenniveau.

Dennoch erwartet von Massenbach schon für dieses Jahr ein positives operatives Ergebnis. "Der Rest – von jetzt, heute bis 2026 – wäre sozusagen die Bewältigung der Vergangenheit." Gut sechs Milliarden Euro hat der Bau des Flughafens gekostet. Kritiker befürchten, dass der BER dauerhaft von Steuergeldern abhängig sein wird oder in die Insolvenz gerät.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 13. Oktober 2022, 19:30 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Es gibt eben Leute, die meinen, dass nur Reiche ein Recht auf Sonne tanken haben.

  2. 38.

    Aber diese "Geiz ist geil" Gesellschaften wollen auch gerne mal ein bisschen Sonne tanken......oder dürfen die das nicht mehr??

  3. 37.

    "Da hängen Arbeitsplätze dran!"
    Wer künftig nicht mit Ryanair fliegt, weil es die Flüge nicht mehr gibt, der gibt sein Geld stattdessen für anderes aus.
    Somit auch für andere Arbeitsplätze.

  4. 36.

    "Ryanair will seinen BER-Flugplan um fast die Hälfte kürzen"
    Soso. Und?
    Dann fliegen eben andere. Und wenn nicht, überleben wir das auch.

  5. 35.

    Danke, sehe ich auch so. Und Touristen können mit der Bahn kommen wenn sie wollen. Wer fliegen möchte, muss auch für bezahlen und gut ist.

  6. 34.

    Welcher Schaden entsteht durch Ryan's Rückzug? Keiner: Es wird ruhiger und es werden weniger Schadstoffe emittiert. Ich finde das toll und positiv, denn es sollte und wird hoffentlich nicht der letzte Rückzug sein. Diese billigen Geiz ist Geil-Gesellschaften sinds wie ein Kropf: unnütz und obsolet.

  7. 33.

    Bin absolut Ihrer Meinung! Diese ganze Fliegerei "für'n Appel und n Ei" ist nicht gesund. Corona 2020 gab die Chance damit ein Ende zu machen, aber Lufthansa und Co. hatten/haben halt zu viel Einfluss beim Bund.

  8. 32.

    Ihre Frage drückt aus: Wenn "das Kind schon in den Brunnen gefallen ist", dann muss man da durch... Haben Sie keine Bedenken, dass das Chaos noch größer wird?
    Den Unfähigen kann man nicht ersparen, eine Frage immer wieder und immer wieder zu beantworten: Das "Fass ohne Boden" weiter zu bedienen oder ganz anders neu zu starten? Wie würde die Hausfrau oder der chinesische Suppenhändler entscheiden? (Denn die können das) Unter der Berücksichtigung: Betroffenen sind MENSCHEN und besser geeignete Orte darf man Chancen nicht vorenthalten.
    Nochmal, diese Fragen sind am Leben zu halten. Man kann es denen nicht ersparen und leicht machen, dazu war es zu teuer... für uns.... weil die Einstellungen und Ansichten die zu diesem Zustand geführt haben in manchen Köpfen weiterlebt...

  9. 31.

    Was ist denn an dem Standort schlecht? Außerhalb der Stadt und trotzdem stadtnah. Bahnverbindungen in viele Richtungen. Autobahn daneben. Leute, denen der Standort nicht passt, hätte es bei jedem anderen Standort genauso gegeben.

  10. 30.

    Sie finden Dumpinglöhne, Scheinselbständigkeit und kranke Piloten im Cockpit und die vielen beinahe Unglücke vernünftig?

  11. 29.

    Zu dumm nur, daß die Politik selten bis nie auf Experten und Sachverständige hört.
    Jetzt ist es am Standort BER so, wie es ist.
    Wer sollte denn Ihrer Meinung nach die BER-Schließung, Rückbau, Neubau, Straßen- /Bahn-Anschluss in Sperenberg bezahlen?

  12. 28.

    Wer weiß, ob es nächstes Jahr noch Benzin für die Spaßfliegerei gibt. Insofern positiv denken - dann kann man sich vorher wenigstens drauf einstellen, dass weniger fliegt. Die Anwohner dürften für weniger Lärm nicht undankbar sein. Ich denke auch es ist kein Geschäftskonzept als Flughafen so einer Firma hinterherzulaufen.

  13. 27.

    Die Standortwahl war schlecht...
    sagen die Sachverständigen und Experten... Suchen Sie die Antworten, es ist sehr leicht.

  14. 24.

    Sie vermischen hier einiges. Ryanair ist der Subventionsjunkie, der nicht das erste Mal seine Koffer packt, wenn es anderswo mehr zu holen gibt. Mit wehenden Fahnen haben den Hahn verlassen als FFM mit reduzierten Gebühren gelockt und waren dann auch schnell wieder weg. Altenburger ist schon lange tot.

    Die Standortentscheidung hat nichts mit dem Dilletieren der Politk beim der Ausführung des Ausbaus von Schönefeld zu tun.

  15. 23.

    Unter 2. vermischen Sie etwas. Die Standortwahl war gut. Die Kosten sind nicht wegen des Standorts so hoch geworden, sondern weil Diletanten den Flughafen gebaut haben.

  16. 22.

    Immer dieser Neid hier und Hass auf alles vernünftige. Die Lufthansa wird auf Teufelsberg kommt raus gerettet auch sie Berlin wurde dafür geopfert. Der Mann hat völlig recht mit dem was er sagt. Und klar Bürgergeld schafft Endgültig die ddr in der brd nur eben ohne arbeitszwang klar das das grüne ohne Arbeit klasse finden und linke. Der Rest dürfte das nicht. Und ich finde billige Flüge sind gut und wichtig für die Menschen. Nur weil der ber 5x so teuer beim Bau war muss die Gebühr das nicht

  17. 20.

    Endlich mal eine gute Nachricht. So eine Ausbeuter Airlines die nur Steuergelder kostet braucht kein Mensch.

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