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Audio: Antenne Brandenburg | 06.03.2023 | Robin Marienfeld | Quelle: Picture Alliance/Liesa Johannssen

Berlin und Brandenburg

Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss geht zurück

Jugendliche in Berlin und Brandenburg erreichen immer häufiger einen Schulabschluss. Das geht aus einer neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung hervor, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde [bertelsmann-stiftung.de].

Danach machten im Jahr 2021 6,5 Prozent aller Brandenburger Schülerinnen und Schüler keinen Abschluss. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als 8 Prozent. Auch in Berlin haben sich die Zahlen deutlich verbessert: Im Jahr 2021 machten 6,7 Prozent aller Schüler in der Hauptstadt einen Abschluss; 2011 waren es noch 9,7 Prozent. Damit liegen die beiden Bundesländer knapp über dem Bundesdurchschnitt von 6,2 Prozent.

www.bertelsmann-stiftung.de

Bertelsmann-Studie zum Nachlesen

"Jeder junge Mensch ohne Schulabschluss ist einer zu viel", resümierte Bildungsforscher Klaus Klemm, einer der Autoren der Studie. Erfolgreiche Abschlüsse seien für die Zukunft der Gesellschaft sehr wichtig, betonte Klemm. Man könne es sich nicht leisten, dass Menschen ohne Abschluss "durch das Raster" fallen.

Unterschiede zwischen Ost und West

Laut der Studie sind die Chancen auf einen Abschluss in Deutschland sehr unterschiedlich verteilt. Im Vergleich aller Länder variierte im Jahr 2021 der Anteil der Schulabgänger ohne
Hauptschulabschluss zwischen 5,1 Prozent in Bayern und zehn Prozent in Bremen.

Im Zehn-Jahres-Verlauf zeigen sich zudem Verschiebungen zwischen Ost- und Westdeutschland: Während die Quote in Bremen, Rheinland-Pfalz und im Saarland seit 2011 gestiegen ist, ging sie im selben Zeitraum in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und am deutlichsten in Mecklenburg-Vorpommern (von 13,3 auf 8,1 Prozent) zurück.

Studie

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Mehr Jungen als Mädchen ohne Schulabschluss

Die Auswertung des Essener Bildungsforschers Klaus Klemm umfasst bundesweit alle Jugendlichen, die zum Ende ihrer Pflichtschulzeit keinen Schulabschluss erhalten. Im Jahr 2021 befanden sich in dieser Gruppe mit 60 Prozent mehr Jungen als Mädchen, wie es hieß. Zudem seien junge Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft fast dreimal so oft vertreten gewesen wie gleichaltrige Deutsche (13,4 zu 4,6 Prozent). Jede und jeder zweite Jugendliche ohne Hauptschulabschluss habe eine Förderschule besucht.

Ergebnisse der Studie "dramatisch"

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) bezeichnete die Ergebnisse der Untersuchung als "dramatisch" und nicht länger hinnehmbar. Ziel müsse eine "individuelle Förderung und Begleitung" gerade sozial benachteiligter Jugendlicher sein, sagte sie am Montag in Berlin.

Die Bildungsgewerkschaft GEW rief die Bundesregierung auf, von ihr im Koalitionsvertrag bereits angekündigte Gegenmaßnahmen wie die Förderung von Jugendberufsagenturen "ernsthaft und schnell" anzugehen. Zudem müssten die allgemeinbildenden Schulen mehr personelle und materielle Ressourcen erhalten, um inklusiver zu werden, erklärte GEW-Vorstand Ralf Becker.

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Stiftung: Lernrückstände frühzeitig erkennen

Dass Jugendliche ohne Schulabschluss kaum Chancen auf eine Ausbildung haben, belegen den Angaben zufolge Daten aus dem jüngsten Berufsbildungsbericht. Demnach sind zwei Drittel der jungen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Schulabschluss haben, ohne Berufsausbildung. Das hat Folgen: Die Arbeitslosenquote ist bei ungelernten Menschen fast sechsmal so hoch wie bei jenen mit Berufsausbildung.

Um Jugendlichen künftig bessere Perspektiven zu geben, empfiehlt die Bertelsmann-Stiftung unter anderem, besonders leistungsschwache Schülerinnen und Schüler im Unterricht bestmöglich zu fördern. Dabei könnten digitale Anwendungen helfen, Lernrückstände frühzeitig zu erkennen und die Jugendlichen in ihrem Lernprozess individuell zu begleiten.

Die Autoren der Studie wiesen darauf hin, dass man "allein aus der Quote der Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss" keine "Rückschlüsse auf die Qualität der Arbeit der jeweils verglichenen Schulen einzelner Bundesländer oder einzelner Regionen" ziehen könne. Deshalb werfe die "offensichtliche Diskrepanz zwischen der Quote der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss und den erreichten Mindeststandards im Rahmen des IQB-Bildungstrends" die Frage auf, ob formale Schulabschlüsse die erworbenen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen von Schülern tatsächlich adäquat abbilden, heißt es in der Studie weiter.

Beim jüngsten IQB-Bildungstrend verschlechterten sich die Ergebnisse der Berliner und Brandenburger Schüler im bundesweiten Vergleich.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.03.2023, 08:00 Uhr

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