IQB-Bildungstrend - Brandenburger Viertklässler haben große Probleme mit der Rechtschreibung

Mo 17.10.22 | 10:56 Uhr | Von Thomas Bittner
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Symbolbild: Viertklässler einer Grundschule melden sich am 21.08.2018 während des Unterrichts. (Quelle: dpa/Frank Molter)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 17.10.2022 | K. Neumann | Bild: dpa/Frank Molter

Mathe und Rechtschreibung: Das sind die größten Problembereiche Brandenburger Schülerinnen und Schüler. Zu diesem Ergebnis kommen Bildungswissenschaftler im aktuellen IQB-Bildungstrend. Von Thomas Bittner

Ein besorgniserregendes Bild zeichnen Bildungsforscher für Brandenburger Grundschülerinnen und -schüler in einer neuen Studie. In zwei der überprüften Kompetenzbereiche, nämlich Orthografie und Mathematik, sehen die Ergebnisse "signifikant ungünstiger als bundesweit" aus. Dort werden besonders häufig nicht einmal die Mindeststandards erreicht.

Das geht aus dem aktuellen IQB-Bildungstrend hervor. Die Studie wird im Auftrag der Kultusministerinnen und -minister der Länder vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) der Humbold-Universität Berlin erstellt.

Die Forscher registrierten in Brandenburg die stärksten negativen Veränderungen im Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Jahr 2016. Überprüft wurden die Fächer Deutsch (Lesen, Zuhören, Orthografie) und Mathematik.

Kinder aus weniger privilegierten Familien deutlich verschlechtert

Vor allem mit der Rechtschreibung stehen Brandenburger Grundschüler auf Kriegsfuß. Zusammen mit Bremen und Berlin liegen die Kompetenzen in der Orthografie am weitesten entfernt vom Bundesdurchschnitt. Während bundesweit 30 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der vierten Klasse hier nicht einmal den von der Kultusministerkonferenz gesetzten Mindeststandard erreichen, sind es in Brandenburg noch einmal etwa 15 Prozentpunkte mehr.

Kinder aus sozial weniger privilegierten Familien haben deutlich mehr Kompetenzen eingebüßt als der Durchschnitt. Auch in Brandenburg sind die Ergebnisse von Kindern mit Zuwanderungshintergrund deutlich schlechter als der Durchschnitt. In der Kompetenz Zuhören im Fach Deutsch liegen die in Brandenburg ermittelten Werte von Kindern ausländischer Eltern am weitesten vom Bundesdurchschnitt entfernt.

Das erklärt den negativen Trend in Brandenburger Schulen aber nicht vollständig. Denn während bundesweit der Anteil von Viertklässlern mit Migrationshintergrund bei 38 Prozent liegt, in Berlin sogar bei 48,1 Prozent, haben in Brandenburg nur 13,9 Prozent aller Schülerinnen und Schüler in diesen Klassen eine solche Herkunft.

Pandemie-bedingte Einschränkungen als Erklärung

Der Kompetenzunterschied der Brandenburger Grundschülerinnen und -schüler im Vergleich zu Ländern mit den höchsten Werten wie Bayern, liegt in der Orthografie bei zwei Dritteln eines Schuljahres, in der Mathematik bei drei Vierteln.

Die Autoren der Studie führen die Ergebnisse auch auf die Pandemie-bedingten Einschränkungen zurück. Zum Zeitpunkt der Erhebung im Frühjahr/Sommer 2021 waren die Schüler erst seit wenigen Wochen wieder regelmäßig in der Schule. Als 2020 die ersten Schulen geschlossen worden waren, waren diese Kinder in der 3. Jahrgangsstufe. Im bundesweiten Durchschnitt hatten die Klassen 32 Wochen lang nur Fern- oder Wechselunterricht, etwa ein Dreiviertel des Schuljahres hatte es keinen regulären Schulbetrieb. gegeben

Seit 2011 überprüft das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) am Ende der 4. Klasse in den Grundschulen, ob die Kompetenzziele erreicht werden. In Brandenburg wurden dafür mehr als 1.300 Schülerinnen und Schüler getestet.

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Beitrag von Thomas Bittner

90 Kommentare

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  1. 90.

    >" Inklusion, die in Brb. gescheitert ist. Geld sparen an Spezialkräften geht nach hinten los."
    Ist aber sowas von gescheitert! Alle diese Inklusionsschulen (überwiegend auf dem Land) haben nicht wie mal gedacht mehr Lehrer zur Förderung der Leistungsschwachen, sondern weniger. Das gesamte Lernniveau orientiert sich an den Leistungsschwachen. Leistungsstarke Schüler langweilen sich und fallen dann durch Unruhe oder andere Aktivitäten auf.
    Was ich im Bekanntenkreis beobachtet habe ist, dass seit der Zusammenlegung zu Inklusionsschulen die Zensuren der vorher leistungsstarken Kinder rapide abnahmen, weil sie angeblich dem Unterricht nicht mehr folgen. Wie auch, wenns strunzlangweilig ist und keine dem leistungsstand angepasste Lernstoff-Vermittlung mehr gibt. Ein Lehrer soll sich bei 18 Schülern um alle, inkl. der lernschwachen kümmern. Logisch, wer dabei auf der Strecke bleibt...

  2. 89.

    Da sie zum Thema anscheinend wieder einmal nix beizutragen haben werden sie persönlich. Aber das ist bei ihnen ja nix neues und war auch nicht anders zu erwarten.

  3. 87.

    "Dies ist in den letzten 15 Jahren in den Hintergrund getreten, statt den Kindern jeden Tag die Angst vor dem nächsten Wetterbericht einzutrichtern, sollten erst einmal die Grundlagen unseres Wohlstandes, Mathematik, Physik, Lesen und Schreiben, Chemie und Biologie und Geographie, vermittelt werden. "

    Ein Glück bilden die Kommentarspalten nicht das Bild der Bevölkerung ab, sonst müßt man einige Kinder vor solcher Idiotie schützen.

  4. 86.

    Ich kann mir nur schwer vorstellen das ein erwachsener Mensch auf ein derartig niedriges Niveau sinken kann. Da hat wohl nicht nur die Schule versagt.

  5. 85.

    Hoppla, ich meinte natürlich "Niveau", auch wenn "Teichert" die Nivea vielleicht bekannter ist...

  6. 84.

    "Ach ja, ab und zu flog mal ein Stück Kreide oder der Schwamm von vorn quer durch die Klasse. War bestimmt nicht richtig aber bleibende Schäden sind nicht bekannt! ;-) "

    Sie beweisen hier ständig das Gegenteil!

  7. 83.

    Ich würde die Konzepte der Besten übernehmen, auch aus dem Ausland, Ideologie außen vor lassen und dann 5 Jahre einfach mal alles so laufen lassen und nicht jedes halbe Jahr daran herumdoktern. Ist aber wahrscheinlich viel zu einfach gedacht, alles muß in ständiger Bewegung bleiben und Statistiken sind ultrawichtig. Ausserdem wollen die Kollegen im LISUM und im MBJS ja auch was zu tun haben.

  8. 82.

    Echt jetzt?!? Ehrlich? "Great Reset"? Ist Ihnen das nicht peinlich? Sie bedienen auf niedrigstem Nivea eine Verschwörungserzählung. Warum beherrschen Sie keine Grammatik und Rechtschreibung? War das auch "von oben" so geplant?

    Ihnen scheint auch gar nichts peinlich zu sein...

  9. 81.

    Das ist auch nicht der Fall, auch wenn Ihnen das aus der Perspektive eines Wählers einer rechtsextremen Partei natürlich so vorkommt...

  10. 80.

    Ist doch alles kein Problem mein Kind, wenn unser Wirtschaftsminister ohne jeglichen wirtschaftlichen Ausbildungsgrad Wirtschaftsminister einer der größten Wirtschaftsnationen werden kann....es klingt wie im Märchen....

  11. 79.

    Wenn Frau Ernst sagt das Sie "Konzepte" anpassen will, dann verstehen die Fachleute darunter: Es bleibt beim, wenig Arbeit machenden Geld weiterreichen, Daten sammeln (Lehrer sind Zuarbeiter) von Schulen für fragwürdige Statistiken, Anweisungen scheiben, die keiner liest (schon gar nicht Sonntagsabend wo Lehrer die Woche vorbereiten)und das Auswählen von "Ihr dürft oder dürft nicht".
    Es gibt gar keine (richtigen) "Konzepte" (aber wirre Ideen), trotzdem "machen wir alles richtig" und müssen nur nachbessern (weil man die grottenschlechten Ergebnisse nicht leugnen kann, trotz statistischer Tricks).

    P.S. Fehlt bloß noch, dass angemahnt wird, warum es an Schulen keine digitalen Konzepte und Administratoren gibt... :-(

  12. 78.

    Ich denke ein großer Fehler unserer Zeit ist der Glaube an die Allmacht der Digitalisierung.
    Fachleute warnen seit längerem davor Kindern unter 10 Jahren den ungebremsten Zugriff auf digitale Endgeräte einzutrichtern.
    Das Gehirn ist einfach noch nicht ausgereift.
    Die materielle Sicherstellung der schulischen Bildung ist absolut unzureichend. Mehr Lehrer, mehr Räume, weniger Tablets für die Kleinen. Handyverbot an den Schulen .
    So bekommen die Kinder Luft für die Grundfertigkeiten.
    Übrigens die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist seit dem Untergang der DDR stark ins Hintertreffen geraten.

  13. 77.

    "Übrigens früher wurden 48 Stunden gearbeitet und Samstag."
    Früher gingen die Kinder auch Samstags zur Schule, eine 5 war eine 5 und drei 5er auf dem Zeugnis bedeuteten das man das Schuljahr wiederholen durfte. Das 1x1 wurde durch die Klasse rauf und runter geplappert und der Biberpelz, der Schimmelreiter usw usw Rollen verteilt gelesen.
    Ach ja, ab und zu flog mal ein Stück Kreide oder der Schwamm von vorn quer durch die Klasse. War bestimmt nicht richtig aber bleibende Schäden sind nicht bekannt! ;-)
    Tja die Zeiten haben sich geändert ......ob zum besseren wird die Zukunft zeigen!

  14. 76.

    Ich habe das Interview auch gesehen und war genauso entsetzt wie Sie. Für mich ergibt sich die Frage, ob Frau Ernst der Aufgabe gewachsen ist und ob der MP nicht gut beraten wäre einen personellen Wechsel vorzunehmen. Frau Ernst ist seit Jahren für die Bildung verantwortlich, aber in allen Bildungsvergleichen verbessert sich Brandenburg nicht, da muss man schon mal fragen, ob die Ansätze von Frau Ernst die richtigen sind.

  15. 75.

    Das ist zwar richtig, aber politische Bildung sollte neutral sein und nicht links und Gruen lastig, wie gegenwärtig

  16. 74.

    Früher gabe es auch Samstag Unterricht (2 Stunden Mathe, 2 Stunden Deutsch). Diktate wurden bereits zu Beginn der zweiten Klasse geschrieben. Wenn ich die Schulstunden / Woche mit Sachsen vergleiche, dann wird mir schlecht. Bereits in der ersten Klasse haben die sächsischen Schüler 28 Unterrichtsstunden die Woche, hier in Brandenburg sind es gerade mal 20 bis max 23 Unterrichtsstunden. Der Focus lag damals auch auf Mathe & Deutsch.
    Durch den fehlenden Unterricht und die vielen Ausfälle lassen sich Rechtschreibung & Co kaum aufholen.. Es ist zum Haare raufen....

  17. 73.

    Wenn ich diese Kommentare lese, frage ich mich , ob irgendjemand begreift das dies alles so geplant und gewollt ist.
    Beschäftigt Euch mal Great Reset und was dahinter steht?!
    Vielleicht geht dann dem einen oder anderen ein Licht auf.
    Übrigens früher wurden 48 Stunden gearbeitet und Samstag.

  18. 72.

    Ja mittlerweile das fünfte Kind und bis jetzt wurde jedem Kind das Schreiben selbst beigebracht.

    Denn hier in den Schulen lernen Sie es nicht.

    Chaotische, ständig ändernde Konzepte.
    Jedes Kind das nicht mitkommt, wird sofort als Förderkind abgestempelt.
    Und die übliche Vetternwirtschaft, Zugezogene sind nicht willkommen.

  19. 71.

    Im Internet wird den Kindern doch heutzutage das Nichtbeachten von Rechtschreibung und Grammatik vorgelebt. Auch das Leugnen wissenschaftlicher Erkenntnisse und Fakten wird den Kindern leider nicht selten vorgelebt, gerade in Brandenburg. Dass man einerseits Fakten ignorieren oder gar leugnen kann, sich aber an Rechtschreib- und Grammatikregeln halten soll, käme mir als Kind auch suspekt vor. Zumal die Erwachsenen dies ja auch nicht tun...

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