Untreue-Vorwürfe - Generalstaatsanwaltschaft weitet Ermittlungen in rbb-Affäre aus

Di 04.10.22 | 18:45 Uhr
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Symbolfoto: Eingang zum rbb-Haus in der Masurenallee, aufgenommen am 23.08.2022. (Quelle: dpa/Schoening)
Audio: rbb24 Abendschau | 04.10.2022 | Bild: dpa/Schoening

Im Zuge der Ermittlungen gegen die frühere rbb-Intendantin Patricia Schlesinger nimmt die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin nun auch zwei weitere Personen in den Blick. Ihnen wird unter anderem Untreue vorgeworfen.

Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hat in der rbb-Affäre die Ermittlungen ausgeweitet.

Sie richten sich jetzt auch gegen den Verwaltungsdirektor und ehemaligen stellvertretenden Intendanten sowie die Juristische Direktorin des rbb. Das teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag dem rbb auf Anfrage mit.

Untreueverdacht gegen zwei Mitglieder der rbb-Spitze

Ihnen werde Untreue, beziehungsweise Beihilfe zur Untreue vorgeworfen. Der Vorwurf beziehe sich insbesondere auf die Einführung eines variablen Vergütungssystems beim rbb sowie Gehaltsfortzahlungen für bestimmte Personen, die keine Beschäftigung mehr ausübten. Zuvor hatten bereits Experten dem rbb gegenüber den Verdacht einer möglichen Untreue gegen die juristische Direktorin geäußert - und Ermittlungen in diesem Fall für nötig gehalten.

In einem dieser Fälle handelt es sich um einen freigestellten Manager. Bis heute belegt er eine Planstelle in der Juristischen Direktion. Nach rbb-Recherchen erhält er 700.000 Euro bis 2026, obwohl er de facto nicht mehr für den Sender arbeitet. Nicht nur die frühere rbb-Intendantin Patricia Schlesinger, auch die Juristische Direktorin hat ein entsprechendes "Vorruhestands-Angebot" für den damals 57-Jährigen unterschrieben.

Boni und "variable Vergütungen" für Führungskräfte

Das sogenannte "variable Vergütungssystem" im rbb hatte Anfang September die Rechnungshöfe von Berlin und Brandenburg auf den Plan gerufen. Beide Stellen kündigten aufgrund außertariflicher Bonuszahlungen an Führungskräfte des Senders eine Prüfung an.

Nach Informationen des rbb-Rechercheteams bezahlte der rbb einer Beratungsfirma eine fünfstellige Summe, um das Bonussystem zu entwickeln, das im Zuge der Vorwürfe gegen die inzwischen fristlos entlassene Intendantin Schlesinger und den zurückgetretenen Chefkontrolleur Wolf-Dieter Wolf bekannt geworden war. In anderen ARD-Häusern gibt es solche Boni nicht. Der Verwaltungsrat des rbb hat inzwischen beschlossen, das System abzuschaffen.

Gegen die frühere Intendantin Schlesinger ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft bereits seit Anfang August wegen des Verdachts der Untreue und Vorteilsannahme. Es gilt bis zur Aufklärung die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungen dauerten an, so die Generalstaatsanwaltschaft, Deshalb könnten weitere Auskünfte derzeit nicht erteilt werden.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.10.2022, 19:30 Uhr

34 Kommentare

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  1. 34.

    Wieso war eigentlich die Polizeipräsidentin im Hause Schlesinger zu Gast? Für die Medien hat die Polizei doch einen Pressesprecher!

  2. 32.

    @rbb: Wieso werden die Namen der Beschuldigten (abgesehen von Patricia Schlesinger) nicht genannt?

  3. 31.

    "Dagegen müsste ein Staat hart vorgehen." Was hier passiert ist ist doch in der Wirtschaft gang und gäbe. Inklusive bezahlter "Hauspolitiker".

    Nicht falsch verstehen, was hier passiert ist ein handfester Skandal aber leider Nomalität.

  4. 30.

    Hoffentlich kommen dann auch die Verbindungen von Sündermayer mal zur Sprache...

  5. 29.

    Natürlich muss ehrliche Arbeit entsprechend belohnt werden. Aber was hier stattgefunden hat, ist rücksichtslose Selbstbereicherung von Top-Journalisten auf Kosten braver Gebührenzahler. Dagegen müsste ein Staat hart vorgehen.

  6. 28.

    Eigentlich doch selbsterklärend:

    Bitte den Artikel nochmal laaangsam lesen:
    Hierbei handelt es sich Mitarbeiter/ Manager, die weiterhin arbeitsvertraglich angestellt sind, weiterhin Planstellen belegen (also nicht gekündigt sind), jedoch unter Lohn-/Gehaltsfortzahlung freigestellt wurden. Soweit verständlich?

  7. 27.

    Skandal! Skandal! Skandal!
    Das Geschrei in den Kommentaren wird auch nicht origineller je öfter es wiederholt wird. Das ist doch das Gute an unserem System, dass am Ende doch alles herauskommt. Die sich wirklich extrem bereichern, die sitzen doch ganz wo anders.

  8. 26.

    Ich rufe alle Gebührenzahler auf, ihren von der Politik festgelegten Pflichtbeitrag zu stornieren, sonst passiert da gar nichts. Hier hilft nur Protest !!!!!!!
    Danke für die Veröffentlichung meiner MEINUNG

  9. 25.

    Man könnte doch von den 8 Milliarden Zwangsgebühren ein paar 100 Millionen für " Belustigungen aller Art " reservieren und in den Etat einstellen. Dann würde es Skandale und Auswüchse dieser Art nicht mehr geben. Dafür dann noch mehr Wiederholungen oder mal ganz abschalten z.B. bei Winnetou-Filmen.

  10. 22.

    Und wieso sollte man den Inhalt einer Meldung kommentieren dürfen, aber nicht die Form?

  11. 21.

    Es hört einfach nicht auf, dass immer mehr an Mißständen aufgedeckt werden und leider hat man das Gefühl, dass daraus keine Konsequenzen gezogen werden sondern dass alles so weitergeht mit den überdimensionalen Gehaltszahlungen, Boni und anderen Zuschlägen.

  12. 20.

    Ich schreibe es mal ganz einfach...zahle ich meine Gebühren nicht regelmäßig gibt es Mahngebühren, deren Zusammensetzung mir niemand erklären kann. Zahle ich trotzdem nicht wandere ich wahrscheinlich irgendwann in den Bau.
    Und die öffentlich Rechtlichen packen sich die Taschen voll und jammern noch rum.
    Und bis auf das Radioprogramm kann der rbb leider auch nichts Besonderes liefern. Das was noch gut war z.B. zibb wurde ersatzlos gestrichen.

  13. 19.

    Schlesinger verfiel den typischen Verhaltensmustern von Alpha-Führungskräften (ausgeprägter Egoismus, Distanzlosigkeit des eigenen Handels bis hin für Patriarchen geltende Unduldsamkeit gegenüber Kritikern zur eigenen Person) und mündete in einer beispiellosen Selbstgefälligkeit ihr anvertrauter Funktionen, dass es nur eine Frage der Zeit war, dass wegen ihrer charakterlichen Verfehlungen endlich Mitarbeiter ihrer Arbeitsumgebung den Mut aufbrachten, sich an die Öffentlichkeit zu wenden.

  14. 18.

    Da zahlen ca. 3.180 Personen pro Jahr (700.000 € : 220,32 €) bzw. ca. 38.130 Personen pro Monat (700.000 € : 18,36 €), damit jemand statt seinen Job zu erledigen sich der Rosenzucht, Modelleisenbahn oder Briefmarkensammlung widmen kann... Nicht für das Programm inklusive eines Kugelschreiber schnippsenden Raiko Thal!

  15. 17.

    "Mitarbeitende, die keine Beschaeftigung mehr ausuebten"?
    Wissen Sie, was ich an solchen Kommentaren liebe? Genau! Das eigene Unvermögen des Kommentierenden.
    Es gibt doch die Rubrik Krise im rbb. Es wäre ein Leichtes gewesen, dort einfach mal (Auch für ein Smartphone gerecht) horizontal zu scrollen.
    Warum haben Sie es nicht getan?
    Und jetzt bitte nicht, das Sie das nicht gewusst haben.

  16. 16.

    Wen wunderts, das ist keine große Überraschung, dass Frau Schlesinger nicht allein verantwortlich ist. Erschreckend ist, dass sich die Mitverantwortlichen schön in Deckung begeben und hoffen dass es bei einem Opferlamm bleibt. Aber auch das ist bewährte Praxis. Der Sumpf gehört trocken gelegt und nicht immer wieder aufgewärmt. Das Programm des RBB ist eh nach wie vor erbärmlich.

  17. 15.

    Was bitteschön sind
    "Mitarbeitende, die keine Beschaeftigung mehr ausuebten"?

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