Potsdamer Rabbinerschule - Zentralrat der Juden sieht Vorwürfe gegen Homolka bestätigt

Mi 07.12.22 | 17:02 Uhr
Ein Polizeifahrzeug steht während einer Pressekonferenz im Abraham Geiger Kolleg zur aktuellen Entwicklung nach Vorwürfen von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch gegen den Direktor des Kollegs nahe dem Gebäude. (Quelle: dpa/Soeren Stache)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.12.2022 | Carsten Dippel | Bild: dpa/Soeren Stache

Der Zentralrat der Juden sieht schwere Vorwürfe gegen den Gründer der Potsdamer Rabbinerschule Abraham-Geiger-Kolleg, Walter Homolka, bestätigt und fordert seine Abberufung von bisherigen Ämtern. Der Zentralrat veröffentlichte am Mittwoch die Zusammenfassung einer Untersuchung der Kanzlei Gercke Wollschläger, die der Zentralrat selbst in Auftrag gegeben hatte.

"Ein Verbleib von Professor Homolka in seinen bisherigen Ämtern ist mit diesem Ergebnis nicht mehr denkbar", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster. "Am Abraham-Geiger-Kolleg herrschte laut den Ergebnissen der Kanzlei eine in der Struktur angelegte "Kultur der Angst". Das in der Zusammenfassung dargestellte persönliche Fehlverhalten von Rabbiner Homolka, die von ihm angehäuften Ämter und die Schaffung von Abhängigkeiten haben im Zusammenspiel mit strukturellen Ursachen ein Umfeld geschaffen, das den hohen moralischen und ethischen Standards einer Rabbinerausbildung nicht gerecht wird."

Homolka kündigt Rückzug an

Homolka bestreitet die Vorwürfe vehement und kündigte an, juristisch dagegen vorzugehen. Seine Anwälte sehen eine "vorschnelle" Veröffentlichung sowie "teils schwerwiegende und zugleich haltlose Vorwürfe" gegen Homolka. Das Untersuchungsergebnis müsse eine "umfassende Stellungnahme" des Rabbiners vom vergangenen Sonntag berücksichtigen. Das sei nur kursorisch passiert. Die mitgeteilten Vorwürfe dürften außerdem "keinesfalls in einem Untersuchungsbericht Berücksichtigung finden", weil es an "jeglichen Beweistatsachen" fehle.

Homolka hatte bereits am Dienstag angekündigt, sich von der Spitze des Abraham-Geiger-Kollegs zurückzuziehen. Eine Stiftung soll Trägerin der Ausbildung werden. Bei den Vorstandswahlen der Union progressiver Juden (UpJ) am Sonntag will Homolka darüber hinaus nach eigenen Angaben auf eine Kandidatur verzichten. Bisher war er Vorstandsvorsitzender. Homolka hatte zudem vor Monaten angekündigt, zunächst seine Ämter in der jüdischen Gemeinschaft ruhen zu lassen.

Die Vorwürfe am Abraham-Geiger-Kolleg waren im Mai in einem Bericht der "Welt" öffentlich geworden. Homolka war der Gründer und Rektor des Rabbinerkollegs und auch Vizedirektor der School of Jewish Theology an der Universität Potsdam, die bei der Rabbinerausbildung mit dem Geiger-Kolleg zusammenarbeitet. Die Uni kam in einer eigenen Überprüfung zu dem Schluss, dass sich der Vorwurf von Machtmissbrauch am Institut für Jüdische Theologie bestätigt habe - nicht aber der Vorwurf der Duldung sexualisierter Belästigung.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.12.2022, 18:10 Uhr

Nächster Artikel