Bis 1.000 Grad heiß - "Grundsätzlich kann jede Feuerwehr helfen, wenn ein E-Auto in Brand gerät"

Mi 02.08.23 | 07:33 Uhr | Von Julian von Bülow
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Uniformierte Feuerwehrleute stehen vor einem qualmenden Auto
Audio: rbb24 Inforadio | 31.07.2023 | Im Gespräch: Jörg Krause | Bild: dpa/picturedesk

Derzeit macht ein brennender Frachter auf hoher See Schlagzeilen, weil auch E-Autos an Bord sind. Aber sind E-Autos generell so schwer zu löschen? Drei Feuerwehrleute sagen: Nicht schwerer, aber anders. Von Julian von Bülow

Temperaturen von kurzzeitig mehr als 1.000 Grad Celsius kann ein Lithium-Ionen-Akku freisetzen, wenn er in Brand gerät. Auch das macht das Löschen des Autotransporters "Freemantle Highway" in der Nordsee derzeit so schwierig [tagesschau.de, ndr.de]. Er soll etwa 3.800 Autos an Bord haben, davon etwa 500 E-Autos mit eben jenen Lithium-Ionen-Akkus.

Für die Feuerwehren in Berlin und Brandenburg sind die E-Autos auf der Straße aber keine so große Herausforderung.

Defekte Akkus bis zu 24 Stunden lang heiß

"Grundsätzlich kann jede Feuerwehr mit ihren vorhandenen Mitteln in der Region helfen, wenn ein Elektrofahrzeug in Brand gerät", sagt Daniel Brose, Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbands Brandenburg.

Auch der Wehrführer der Feuerwehr Grünheide, Norman Elsner, kann die Aufregung um E-Auto-Brände nicht nachvollziehen. Letztendlich seien die nicht viel anders zu handhaben als bei Verbrennern. "Man braucht mehr Löschwasser, muss den Akku im Blick behalten und das verunreinigte Löschwasser auffangen", sagt der Feuerwehrmann dem rbb. Letzteres sei beim Brand von Verbrennern aber auch der Fall.

Weil sich die defekten Akkus wegen der chemischen Hitzeentwicklung noch längere Zeit selbst wieder entzünden können, brauche es mehr Löschwasser. Dieses werde durch abgegebene Stoffe des Akkus verunreinigt sowie des geschmolzenen Kunststoffs der im Auto verbauten Teile, bestätigt auch eine Studie der Schweizer Eidgenössischen Material- und Prüfanstalt [plus.empa.ch].

Autohersteller unterstützen Schulungen

"Vor zwei, drei Jahren gab es noch ein wenig Unsicherheit bei Löscheinsätzen, aber das ist nicht mehr der Fall", sagt Norman Elsner rbb|24. Auch Brose sagt, es sei normal, dass es eine gewisse Zeit dauere, bis die Löschtaktiken für eine neue Technologie - wie jetzt alternative Antriebe - etabliert seien. Deshalb gebe es regelmäßig Schulungen auf Landes- und Kreisebene, um Feuerwehrleute fortzubilden.

So auch in Grünheide: "Hier im Landkreis gibt es alle zwei bis drei Monate Schulungen zu Autobränden", sagt Elsner. Zudem würden auch die Autohersteller bei den Schulungen unterstützen und Tipps geben.

E-Autos brennen nicht häufiger als Verbrenner

Marcus Swierczinski ist einer derjenigen, der Feuerwehrleute unter anderem im Umgang mit alternativen Antrieben im Feuerwehreinsatz schult. Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands Barnim und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Ahrensfelde sagt: "Ich habe den Eindruck, das Thema wird etwas stiefmütterlich behandelt." Denn auf Bundes- und Landesebene arbeiteten die Feuerwehrverbände zwar gut mit den Autoherstellern zusammen, um Löschwissen zu vermitteln. "Aber es wäre gut, wenn mehr Führungskräfte in der Region geschult werden, damit das Wissen dann auch in die unteren Feuerwehr-Ebenen gelangt", sagt Swierczinski rbb|24.

Grundsätzlich gelte aber: "Elektrofahrzeuge sind auch nicht gefährlicher als Verbrenner", sagt Brose. Das bestätigt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft: "Aus unseren Statistiken gibt es keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor", sagt Alexander Küsel, Leiter der Schadenverhütung. [gdv.de] Das US-Versicherungsunternehmen "Autoinsurance EZ" gibt hingegen an, dass nur 25 von 100.000 verkauften E-Autos in Brand geraten [autoinsurannceez.com], bei Verbrennen seien es 1.530. E-Autos sind im Vergleich deutlich neuer, generell gibt es auch weniger von ihnen auf deutschen Straßen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.07.2023, 07:45 Uhr

Beitrag von Julian von Bülow

79 Kommentare

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  1. 79.

    Ich stelle mir gerade vor wie der Uwe in Hamburg zum Brand ausdrückt und dann, anstelle zu löschen, erst einmal einmal Gullies verschließt. Den Dreck aus den brennenden Verbrennern lässt er aber in den Gulli laufen. Übrigens sind auch auch schon unzählige eingeklemmte Menschen in Verbrenner verbrannt, weil das Auto schneller im Volbrand steht als die Feuerwehr vor Ort sein kann. Der ausgebrannten Bus ist hier ja schon erwähnt worden.

    Da verlasse ich mich lieber auf die Informationen von bekannnten Profis im Sendegebiet des RBB wie z.B. aus erster Hand von der Berliner Feuerwehr. Die wissen, wie man prüft, ob die Batterie brennt und lassen die ggf kontrolliert ausbrennen. Man erinnere sich auch an die Panik zu dem E-Auto in Tirol vor ein paar Jahren. Der Brand war so heftig, dass Karosserieteile weggeschmissen sind. Die Traktionsbatterie hatte aber nicht gebrannt.

    Lesetipp:
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/08/elektro-autos-brand-feuerwehr.html

  2. 78.

    Interessant zu lesen. Also ist es in der Praxis also doch erheblich aufwendiger, E-Autos zu löschen! Und bei eingeklemmten Personen im brennenden E Auto besteht eine größere Gefahr für Leib und Leben dieser Personen!

  3. 77.

    Wichtiger sind eigentlich die Passagen zum Thema Containern:

    "Diese Methode sollte nur im gut begründeten Ausnahmefall angewandt werden."
    Und
    "Das präventive Versenken ....in einem wassergefüllten Container wird nicht empfohlen."

    Stattdessen einfach Quarantäneplatz. Nur für Innenstadtautohäuser eventuell ein Problem. Zur Not mauert man sich einen Quarantänestellplatz oder eben mit Löschdecke vorbeugend.

    PS: Diese Lanzen zum reinstechen in die Batterie widersprechen im übrigen den Schutzvorschriften im Feuerwehrdienst.

  4. 76.

    Tja damit würden Sie wohl gegen das Baurecht verstoßen.

    Stellplätze sind zweckgebunden, also zum draufstellen von Fahrzeugen.

    Noch dazu gibt es in vielen Bebauungsplänen Auflagen zum Schaffen und Bereitstellen von Stellplätzen.

    Aber Hauptsache wenig bis gar keine Ahnung, dafür aber umso mehr Meinung ist heutzutage ja ein beliebter Grundsatz. Lustig wie wahlweise Vorschriften einzuhalten für andere als ganz wichtig empfunden wird man aber selbst...

  5. 75.

    Suchen Sie mal DGUV FBFHB-024 mit dem aktuellen Stand vom 28.07.2020. Ihre Container-Variante "sollte nur im gut begründeten Ausnahmefall angewandt werden. Die Vorhaltung spezieller Container bei den Feuerwehren ist meist nicht erforderlich." Den Link zur schweizerischen EMPA findet man übrigens auch hier. Deren Untersuchung hatte eine andere Aufgabenstellen. Die wiesen 2020 lediglich darauf hin, dass damals die Container-Lösung vielfach üblich gewesen sei. Das BEV bis zum Dach in Wasser zu stellen, sieht zwar beeindruckend aus, die Batterien sind aber i.d.R. im Fahrzeugboden untergebracht.

  6. 74.

    Für alle die glauben riesen Container mit jede Menge Wasser wären noch Stand der Technik, empfehle ich mal nach "Löschdecke EAuto" oder "Recover-E-Bag" zu googeln.

    Beides nicht teuer, gibt einige Konkurrenzprodukte (z.B. mit Anschluss für Wasser oder Löschgase) und zahlt die Haftpflicht im Rahmen eines Löscheinsatzes. Bei Befüllung mit Wasser reichen die unteren 40 cm damit die Batterie bedeckt ist. Gibt's auch in Kombination mit Feuerdetektion und automatischer Befüllung, für den absolut unwahrscheinlichen (weil noch nie vorgekommenen) Fall, dass die Batterie nach Stunden doch nochmal anfangen würde zu brennen. So lassen sich unnötige Folgekosten vermeiden.

    Bei LFP Kathodenchemie oder Ladestand unter 50% wäre nichtmal das nötig, weil die Batterie garantiert kein Feuer fängt.

  7. 72.

    "...DEKRA, sagte dem Sender ntv, dass brennende E-Autos nicht gefährlicher seien als alternativ betriebene Autos. "Wir haben keine Erkenntnisse, dass Elektroautos sich bei einem Brand kritischer verhalten als normale Pkw"," so ein Dekra Experte.

    Sie lesen wohl sehr selektiv.

    Jetzt erklären Sie mal, wie sich eine Batterie spontan wieder selbst entzünden kann.

    Es handelt sich dabei um eine Vorsichtsmaßnahme, für etwas, was in der Realität noch nie so in der Form eingetreten ist. Ist im Brandschutz aber nicht ungewöhnlich, nennt sich z.B. Brandwache nach Heißarbeiten.

  8. 71.

    Man dichtet Gullis ab und Spezialfirmen pumpen es dann ab. Das ganze macht bei einem normalen PKW niemand!

  9. 70.

    Das sind ja schöne Experten. Was wählen die? Grün zufällig? Ich bin 30 Jahre bei einer BF und natürlich ist es erheblich aufwendiger ein E Auto zu löschen! Auf dem Schiff hätte die Besatzung einen Benziner mit Sicherheit selbst löschen können. Ein E Auto Brand in einer Tiefgarage wird auch lustig. Löschwasser bei einem Verbrenner wird nirgends aufgefangen. Diese Aussage ist lächerlich. Wenn sie eine eingeklemmte Person aus einem brennenden E Auto retten müssen wird es sehr schlecht für diese Ausgehen. Es ist schon schwierig bei einem Benziner, aber den kann man wenigstens schnell ablöschen was bei einer E Karre eben nicht geht.

  10. 69.

    Suchen Sie mal DGUV FBFHB-024 mit dem aktuellen Stand vom 28.07.2020. Ihre Container-Variante "sollte nur im gut begründeten Ausnahmefall angewandt werden. Die Vorhaltung spezieller Container bei den Feuerwehren ist meist nicht erforderlich." Den Link zur schweizerischen EMPA findet man übrigens auch hier. Die wiesen 2020 lediglich darauf hin, dass damals die Container-Lösung vielfach üblich gewesen ist. Das BEV bis zum Dach in Wasser zu stellen, sieht zwar beeindruckend aus, die Batterien sind aber i.d.R. im Fahrzeugboden untergebracht. Dr. Rolf-Dieter Erbe, Fachmann für E-Antriebe bei der Berliner Feuerwehr, widersprach schon vor längerem einer "gewissen Medienhysterie zum 'Elektroauto-Höllenfeuer'". Die eigentliche Gefahr gehe weniger von Elektroautos aus, sondern vielmehr von in der Wohnung oder im Haus gelagerten E-Bikes und E-Rollern. Man erinnere sich dazu an die aktuelle Berichterstattung des RBB.

  11. 68.

    Suchen Sie mal DGUV FBFHB-024 mit dem aktuellen Stand vom 28.07.2020. Ihre Container-Variante "sollte nur im gut begründeten Ausnahmefall angewandt werden. Die Vorhaltung spezieller Container bei den Feuerwehren ist meist nicht erforderlich." Den Link zur schweizerischen EMPA findet man übrigens auch hier. Die wiesen 2020 lediglich darauf hin, dass damals die Container-Lösung vielfach üblich gewesen ist. Das BEV bis zum Dach in Wasser zu stellen, sieht zwar beeindruckend aus, die Batterien sind aber i.d.R. im Fahrzeugboden untergebracht. Dr. Rolf-Dieter Erbe, Fachmann für E-Antriebe bei der Berliner Feuerwehr, widersprach schon vor längerem einer "gewissen Medienhysterie zum 'Elektroauto-Höllenfeuer'". Die eigentliche Gefahr gehe weniger von Elektroautos aus, sondern vielmehr von in der Wohnung oder im Haus gelagerten E-Bikes und E-Rollern. Man erinnere sich dazu an die aktuelle Berichterstattung des RBB.

  12. 67.

    Falsch. Nach einer aktuellen Untersuchung der Schweizerischen Eidgenössischen Material- und Prüfanstalt müsste die Batterie eines E-Autos mit großen Mengen Wasser gekühlt werden und das Auto in einem Wasserbecken oder Spezialcontainer aufbewahrt werden, damit es sich nicht neu entzünden kann. Quelle: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/e-autos-mythen-100.html

  13. 66.

    Wenn nicht die Versicherungen, wer sonst hat die Daten über die Brände beisammen, auch wenn Ihnen die Fakten mißfallen?

  14. 65.

    Das wird schon lange nicht mehr praktiziert. Hier beim RBB war das bereits 2019 oder 2020 Thema. Der Unsinn hält sich trotzdem hartnäckig.

  15. 64.

    Gehören diese Lanzen zur Grundausstattung jeder Dorffeuerwehr? Ernsthafte Frage.

  16. 63.

    Das sei Ihnen doch auch gegönnt und ist auch gar nicht das Thema. Sie befinden sich in einer Situation, welche z.b. nicht der Standard ist in einer Stadt und es Ihnen eben ermöglicht solch Kfz zu nutzen wie es angedacht.Ist bei 99 % meines persönlichen sozialen Umfelds & Freundeskreis eben nicht der Fall. OT Ende.
    Wenn der Gesetzgeber den Vermieter von Garagenplätzen o.ä.so in sein Eigentum eingreift(Zwang zum Zulassen von Ladestationen), würde ich als Vermieter betreffende Verträge mit Stellplatzmietern kündigen, für mich div.Stellplätze einrichten und ne große Modelleisenbahn in dem Restraum bauen. Es wird immer irrer in diesem Land.

  17. 62.

    Ihre Wahrscheinlichkeit stützt sich auf Statistiken der Versicherungsbranche. Halten Sie diese Branche für so vertrauenswürdig, dass Sie auf deren Statistiken bauen ?

  18. 61.

    Nach dem Löschen muss ein E-Auto gekühlt werden, um erneutes Entzünden zu verhindern. Hierzu muss das E-Auto mittels Kran aufwendig in einen riesigen Wasser-Container gehoben werden. Es muss nicht nur ein geeigneter Kran, sondern auch ein entsprechend großer Container mit einer enormen Menge an Wasser zur Unfallstelle gebracht werden und das E-Auto muss für längere Zeit im Container verbleiben.

  19. 60.

    Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit eines Brandes Teil der Gefährlichkeit insgesamt.

    Wenn diese nicht höher, wahrscheinlich sogar eher niedriger ist, dann ist ein EAuto sogar ungefährliche, da das Schadensausmaß grundsätzlich praktisch gleich bleibt.

    PS: Ich kenne es so, dass die Feuerwehr bei auslaufenden brennendem Benzin/Diesel (der Tank ist heutzutage nur bisl Kunststoff) gerne Schaum mit Fluortensiden nimmt. Von den Umweltauswirkungen ist das Plus auslaufende stark wassergefährdende Flüssigkeiten ganz klar schlimmer.

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