Berlin-Mitte - Warum am stillgelegten Bahnhof Französische Straße ein neues U-Bahn-Portal steht

Mi 11.10.23 | 17:04 Uhr
  23
Eingangsportale des ehemaligen Bahnhofs Französische Straße nach historischem Vorbild in der Friedrichstraße in Berlin am 05.10.2023 (Quelle: imago images/STPP)
Audio: rbb 88.8 | 16.10.2023 | Juliane Kowollik | Bild: imago images/STPP

Seit Dezember 2020 ist der Bahnhof Französische Straße geschlossen - Züge halten hier nicht mehr. Jetzt hat er einen neuen Schriftzug bekommen. Was es damit auf sich hat und was Fledermäuse mit dem Portal zu haben, erklären wir hier.

Seit fast drei Jahren hält kein Zug mehr im Bahnhof Französische Straße in Berlin-Mitte. Trotzdem haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Eingang zu der Station ein neues Portal aufgestellt: Auf blauem Hintergrund steht dort nun "Nord-Süd" seit Ende September. "Sie entsprechen den historischen Vorbildern und sind eine Hommage an die lange Geschichte der Berliner U-Bahn", teilte ein Pressesprecher rbb|24 am Mittwoch mit.

Die Rückkehr zur ursprünglichen Beschilderung sei jetzt möglich, da der U-Bahnhof im Zusammenhang mit der Eröffnung des nahen Bahnhofs Unter den Linden nicht mehr in Betrieb sei und die Eingangsportale daher keine Funktion mehr für die Fahrgastinformation hätten, heißt es weiter. Er stehe aber – inklusive der Portale – weiterhin unter Denkmalschutz.

Welche Bedeutung hat der Name "Nord-Süd" in der U-Bahn-Historie?

"Nord-Süd" klingt zwar eher nach Erdkunde-Unterricht, hat aber in der Geschichte der Berliner U-Bahn eine große Bedeutung. In den 1920er Jahren zählten Teile der U-Bahnlinie U6 zu den ersten U-Bahnstrecken. Als die erste Teilstrecke am 30. Januar 1923 eröffnet wurde, gab es noch keine Liniennummern. Deshalb erhielt die Strecke den Namen "Nordsüdbahn". Die Strecke führte vom U-Bahnhof Stettiner Bahnhof (heute Naturkundemuseum) zum U-Bahnhof Hallesches Tor. Auch der U-Bahnhof Französische Straße war Bestandteil dieser ersten Strecke.

Wer hat die U-Bahn-Portale entworfen?

Der Architekt Alfred Grenander war ab 1922 für die architektonische Gestaltung der Bahnhöfe der Nordsüdbahn verantwortlich. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Alfred Fehse entwarf er ein zehneckiges Portal, das ab diesem Zeitpunkt an vielen Bahnhöfen der Nordsüdbahn aufgestellt wurde. Wegen der Form werden sie von Fachleuten auch als "Fledermausportale" bezeichnet.

Wie lange blieben die "Nord-Süd"-Portale stehen?

Der "Nord-Süd"-Schriftzug im Portal hatte nur eine geringe Verweildauer. Bereits 1926 wurde an allen Berliner U-Bahnhöfen auf den Portalen das große "U" als Zeichen für die U-Bahn eingeführt, das bis heute weithin sichtbar ist.

Archivbild: Fahrgäste gehen zum U-Bahnhof Französische Straße (Quelle: imago images/Christian Thiel)Bis Dezember 2020 wurde der Bahnhof Französische Straße genutzt

Was passierte mit dem Portal am U-Bahnhof Französische Straße nach dem Mauerbau 1961?

Nach dem Mauerbau 1961 wurde der U-Bahnhof Französische Straße zum Geisterbahnhof. Damit möglichst wenig darauf hinwies, wurden die Portale demontiert. Nach der Wiedervereinigung wurden neue Portale nach dem ursprünglichen Vorbild gefertigt. Ab 1. Juli 1990 hielten am U-Bahnhof wieder Züge. Die beiden Portale wurden mit dem Bahnhofsnamen "Französische Straße" beschriftet.

Ist eine Nachnutzung des Bahnhofs möglich?

Bahnrechtlich ist der ehemalige Bahnhof seit der Schließung eine Tunnelanlage und deshalb laut BVG nicht für Unbefugte zugänglich. Die Eingänge sind dauerhaft für die Öffentlichkeit verschlossen. Eine Nutzung – abgesehen vom U-Bahnbetrieb – ist daher auch ausgeschlossen.

Sendung: rbb 88.8, 16.10.2023, 08:30 Uhr

23 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 23.

    Der Bahnhof sollte in den Zustand vor 1989 versetzt werden. Schumrige Beleuchtung und bewaffnete Wachen. Als erfahrbares Museum der Teilung

  2. 22.

    Ich erinnere mich, wenn ich bei meinen Verwandten in West Berlin war, dass der Zug durch den abgedunkelten Bahnhof fuhr und ich meine Nase an der Scheibe platt drückte um die Vopos zu entdecken.
    Zum Glück Geschichte.

  3. 21.

    Bevor ich das definitiv mitbekam, dass der Bahnhof Französische Straße geschlossen wird, hatte ich zunächst auch an solche Lösung geglaubt. Als ich dann aber mit eigenen Augen gesehen habe, wie nahe sich doch diese Bahnhöfe mit ihren Ausgängen sind, finde ich das Abkoppeln des Bhf. Französische Straße vom U-Bahn-Netz auch wiederum nicht verkehrt. Bei Straßenbahnen mit ihren kürzeren Zügen sind ja zwei dicht aneinandergelegene Haltestellen m. E. gut vertretbar - bspw. bei der Linie 12 mit ihren zwei Stationen "U-Bhf. Eberswalder Str.", bei den doch recht langen U-Bahn-Zügen ist es ja fast so, dass der eine Bahnhof fast schon erreicht ist, wo der andere noch garnicht recht verlassen worden ist.

  4. 20.

    Da ist nichts umbenannt worden, da ist nur etwas, nämlich dieser Bahnhof, außer Betrieb genommen worden - dies deshalb, weil ca. 100 Meter entfernt der neue Umsteigebahnhof "Unter den Linden" geschaffen worden ist.

    Bei anderen Fällen hat so etwas den Abriss der nicht mehr gebrauchten Anlage nach sich gezogen, in günstigeren Fällen das völlige Zusperren, das Abmontieren und Verhängen sämtlicher Hinweise darauf, um Irritationen bei Ortsunkundigen zu vermeiden.

    Hier wurde jetzt glücklicherweise eine andere Lösung gefunden, nämlich die, ein verwandtes und auf die frühe Zeit der U-Bahn sich beziehendes Schild zu entwerfen, was U-Bahn ähnlich ist und doch nicht mit dem Zugang zu einer U-Bahn verwechselt wird. Das ist m. E. schon recht genial.

    Jetzt geht es um die Frage, ob der außer Betrieb genommene U-Bahnhof ggf. anderen Zwecken zugute kommen kann und was dafür ggf. getan werden muss.

  5. 19.

    Ich glaube nicht, dass Kunst im Vorbeifahren betrachtet werden kann und sollte. Eher ist es umgekehrt: von einem einschlägig umgebauten ehemaligen Bahnhof zu einem Ausstellungsraum, der vom Fahrweg getrennt ist. Das würde m. E auch formal von den Bestimmungen her in Ordnung gehen und Glasscheiben an den beiden Bahnsteigkanten würden den Besichtigenden ein authentisches Gefühl vermitteln, wie es zwischen 1961 und 1990 gewesen ist. Die Züge fahren auch jetzt nicht schnell am ehemaligen Bahnhof Französische Straße durch, weil sie kurz nach dem Anfahren sind und kurz vorm Abbremsen. Insofern trifft auch "dieses Detail" ggü. der drei Jz. waltenden Situation mit der minderen Geschwindigkeit.

    M. a. W.: Der Bahnsteig böte sich für Dasjenige an, was heute in den "Kontakomben" des Bhfs. Gesundbrunnen zu sehen ist - was dort allerdings nur deshalb vor Ort ist, weil kein anderer Raum günstig gefunden werden konnte.

  6. 18.

    Ich verstehe nicht, wieso der U Bahnhof umbenannt werden musste!! Warum hat man ihm nicht, auch wenn er geschlossen ist, seinen alten Namen "Französische Straße" gelassen?? - Wahrscheinlich um wieder ein Stück DDR-Geschichte zu tilgen!!

  7. 17.

    >"Natürlich könnte man den Bahnsteig bspw. für Kunstausstellungen oder -installationen nutzen, die eben im Vorbeifahren betrachtet werden könnten."
    Im Vorbeifahren ausm Fenster der Bahn schauen? Eigentlich bräuchte man in den U-Bahnen heute gar keine Fenster mehr, wo doch alle nur aufs Smartphone glotzen. Da macht solch eine Kunstinstallation für 0 Interessenten wenig Sinn.

  8. 16.

    Die U-Bahn fährt da nicht mit 70 km/h durch. Einfach mal in die U6 steigen und selber schauen.

  9. 15.

    BVG-Beamte?! Es gibt nicht einen Beamten bei der BVG! Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Und welche grandiose Idee hier eingeworfen wird: "Beim Vorbeifahren Kunstwerke zu betrachten".....Klar macht Sinn bei einer Geschwindigkeit von 70km/h der U-Bahn. Da kommt jeder Fahrgast auf eine Kosten.

  10. 14.

    Denkmalschutz! S. https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/10/berlin-mitte-u-bahnhof-franzoesische-strasse-portal-nord-sued.html

  11. 13.

    Warum musste diese Ausgabe unbedingt für einen stillgelegten U-Bahnhof sein??

    Hat die BVG nicht wichtigere Bereiche, in die Geld investiert werden sollte?

    Zum Beispiel die Sauberkeit in Bus und U-Bahn sowie die PÜNKTLICHKEIT ?
    Auch mehr Kontrollen wären sinnvoll.

  12. 12.

    Wozu die nicht mehr benötigten Zugänge erhalten bleiben erschließt sich mir nicht. Sinnvoller wäre deren Rückbau und Verschluss. Die Gitter könnten ggf. an anderen Stationen wiederverwendet werden.

  13. 11.

    "Eine Nutzung – abgesehen vom U-Bahnbetrieb – ist daher auch ausgeschlossen."

    So ein Blödsinn. Die Beamten bei der BVG haben bloß keine Lust, ihren Büroschlaf stören zu lassen. Natürlich könnte man den Bahnsteig bspw. für Kunstausstellungen oder -installationen nutzen, die eben im Vorbeifahren betrachtet werden könnten.

    Vom schon erwähnten Einbau von Glaswänden an den Bahnsteigkanten (natürlich reversibel, für den Denkmalschutz) ganz zu schweigen.

  14. 10.

    Zwischen „Französische Straße“ und „Unter den Linden“ würde es ja genügen, wenn die Züge mit sagen wir mal 10 km/h fahren. Da würde nicht gar so viel Energie zur Beschleunigung aufzuwenden sein.

  15. 9.

    Ja, da gehen die Uhren auch langsamer. Schließlich hat die Altstadt die Form einer Schildkröte ;-).
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/bezirke/wo-liegt-eigentlich-der-mittelpunkt-von-spandau-4243942.html

  16. 8.

    Schon die bisherigen Stationen lagen vglw. dicht beeinander, das war und ist eben der innerstädtischen Situation geschuldet. Die Züge für 100 Meter an- und wieder abbremsen zu lassen, halte ich so gesehen für nicht gerade sinnvoll.

    Etwas anderes wäre natürlich eine Nachnutzung des Bhf. Französische Straße, warum nicht auch i. S. eines Geisterbahnhofs mit Scheiben an der Bahnsteigkante, sodass sowohl formal und auch faktisch die Tunnelsituation und der dann in Betrieb genommene Ausstellungsraum voneinander getrennt sind?

  17. 7.

    Ah, cool.
    Wusste nicht mal, dass Französische Straße jetzt außer Betrieb ist.
    Na ja, man kommt halt manchmal nicht aus seinem Bezirk raus.
    (War so vor 15 Jahren das letzte Mal in Mitte)
    Jetzt dürfen alle Spandau-Basher sich bestätigt fühlen ;-)) [Aber keine Sorge, uns geht es hier prächtig!]

  18. 6.

    Ich schlage vor den Bahnhof so herzurichten wie zu Mauerzeiten ausgesehen hat. Das wäre dann eine Ergänzung zu anderen Orten wo man versucht das Leben in der damals geteilten Stadt zu zeigen

  19. 5.

    Befinden sich die Praxen nicht am südlichen Ende des U-Bahnhofs? Die Züge zusätzlich an der Station „Französische Straße“ halten zu lassen, sollte doch problemlos möglich sein.

Nächster Artikel