Brandenburg - Erweiterung der Landesfeuerwehrschule lässt weiter auf sich warten

Fr 08.03.24 | 18:12 Uhr | Von Markus Woller
  10
Archivbild: Der Wappen des Landes Brandenburg und die Aufschrift "Landesschule und Technische Einrichtung für Brand- und Katastrophenschutz" sind an einem Feuerwehrauto angebracht, aufgenommen am 06.08.2019. (Quelle: dpa-Zentralbild/Monika Skolimowska)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 08.03.2024 | A.B. Hewel, M. Lietz | Bild: dpa-Zentralbild/Monika Skolimowska

Brandenburgs Landesfeuerwehrschule braucht dringend mehr Platz. Doch darauf müssen die Feuerwehrleute weiter warten. Schnellere Lösungen konnte die Landesregierung bei einem Treffen am Freitag nur für kleinere Projekte versprechen. Von Markus Woller

Brandenburg will seinen Brand- und Katastrophenschutz weiter stärken. Das hat ein Spitzentreffen zwischen Landesregierung, Feuerwehr-Experten und Vertretern von Hilfsorganisationen am Freitag in Potsdam ergeben.

Die Landesregierung bekannte sich dabei zu den bereits seit Jahren angekündigten Plänen, in Wünsdorf (Teltow-Fläming) einen zweiten festen Standort der Landesfeuerwehrschule zu entwickeln. Seit Jahresanfang ist bekannt, dass im Nachtragshaushalt allein für 2024 dafür zwei Millionen Euro eingepreist wurden.

Nun hieß es, dass bereits 21,5 Millionen Euro im kommenden Haushalt 2025 vorgemerkt seien, um einen neuen Campus in Wünsdorf zu errichten. Der Haken: Beschließen kann den Haushalt nur der neue Landtag nach der Landtagswahl im September.

Feuerwehrschul-Erweiterung erst 2030 fertig?

Die Landesregierung plant im Wünsdorfer Campus auch das neue Amt für Brand- und Katastrophenschutz und ein Waldbrandkompetenzzentrum anzusiedeln. Überrascht zeigte sich Rolf Fünning, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, darüber, dass die Landesregierung mit einer Fertigstellung erst im Jahr 2030 rechnet. "Wir haben heute erkennen müssen, dass noch mindesten fünfeinhalb Jahre ins Land gehen müssen, ehe dort der erste Kamerad oder die erste Kameradin ausgebildet werden kann", so Fünning.

Die Landesfeuerwehrschule platze bereits aus allen Nähten. Mit der Zunahme von Waldbränden nehme auch der Schulungsbedarf in diesem Bereich immer weiter zu. Die Koordination von Einsatzkräften bei Vegetationsbränden, der Einsatz von Hubschraubern oder Drohnen oder das richtige Legen von Gegenfeuern – das alles brauche Kapazitäten, die am alten Standort in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) schon seit Jahren nicht mehr vorhanden sind. Zusätzlich zu einer bestehenden Interimslösung in Wünsdorf müsse man nun noch viele weitere Jahre auf Provisorien bauen, so Fünning. Dazu zählen Schulungen am Computer oder bei Freiwilligen Feuerwehren vor Ort.

230 Millionen Euro in Feuerwehren investiert

Rund ein halbes Jahr vor der Wahl nutzten die Koalitionspartner den Termin und die Pressekonferenz am Freitag, die Investitionen im Bereich der Feuerwehren in dieser Legislaturperiode herauszustellen. 230 Millionen Euro habe das Land seit 2019 investiert.

"Das ist doppelt so viel wie in den beiden vorangegangenen Legislaturperioden zusammen", so Innenminister Michael Stübgen (CDU). Allein für die Technik habe das Land 60 Millionen Euro ausgegeben, darunter für rund 190 neue Feuerwehrfahrzeuge. Auch in Prämien und Ehrungen sei so viel Geld geflossen wie noch nie, so der Innenminister.

Wenig profitieren konnten von dem Landesgeld bislang gemeinnützige private Hilfsorganisationen, die besonders bei Waldbrandlagen in den vergangenen Jahren immer in großer Anzahl und mit viel ehrenamtlichem Personal Hilfe geleistet hatten. "Wir wissen sehr genau, wie notwendig sie sind", so Stübgen. Er kündigte an, die Förderung für Hilfsorganisationen im zukünftigen Haushalt mit denen des Feuerwehrverbandes gleichstellen zu wollen. Allerdings gilt auch hier, dass einen neuen Haushalt nur der neue Landtag beschließen kann.

Gemeinden haben Probleme, Wachen und Bauten zu finanzieren

Probleme haben viele Feuerwehren momentan bei der Finanzierung neuer Wachen und Gerätehäuser. Hier beteiligt sich das Land bisher zwar mit großen Summen. Allerdings bereiten Inflation und gestiegene Baukosten den Gemeinden Probleme. Einige können den Eigenanteil mittlerweile nicht mehr aufbringen und wünschen sich mehr Unterstützung vom Land.

Hier machte der Innenminister allerdings nur bedingt Hoffnung. "Wir haben keinen übergroßen Spielraum", so Stübgen in Bezug auf die Änderung der sogenannten Feuerwehrinfrastrukturrichtlinie. Man versuche aber, die Förderung so zu strecken, dass die Neubauprojekte nicht wegfallen, nur weil sie in einem bestimmten Jahr nicht durch die Gemeindekasse finanziert werden könnten.

Schulprojekt braucht Profis

Als besonderes Erfolgsmodell wurde auf dem Treffen das Pilotprojekt "Feuerwehr macht Schule" gelobt. 2017 sei das Projekt, in dem Feuerwehrangehörige Schülerinnen und Schülern im Unterricht die Ausbildung zum Truppmann oder Truppfrau ermöglichen, an drei Schulen gestartet worden.

Mittlerweile gibt es den Wahlpflichtunterricht an 21 Schulen in Brandenburg, an acht weiteren werde die Einführung gerade vorbereitet. Die Schüler könnten so nicht nur eine weitere Karriere in der Feuerwehr anstreben, sondern stünden auch abseits davon als gut ausgebildete Reserve für besondere Notlagen zur Verfügung. Drei Millionen Euro gebe das Land jedes Jahr für das Unterrichtsfach aus.

Allerdings berge der Erfolg des Projektes auch ein Problem: "Wir haben festgestellt, dass wir die Ausbildung aus dem reinen Ehrenamt nicht mehr stemmen können", erläutert Feuerwehrverbandschef Fünning. Innenminister Stübgen versprach Unterstützung und nannte es ein Erfolgsmodell mit deutschlandweiter Beachtung. Der Wille es auszuweiten sei da. Noch in dieser Legislatur wolle Stübgen zusammen mit Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) dazu ein Projekt entwerfen. Umgesetzt werden könnte es aber ebenfalls erst nach der Wahl - in der neuen Legislaturperiode.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 08.03.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Markus Woller

10 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 10.

    Matthias, machen Sie hier Wahlkampf für die Landesregierung?
    Ihr mathematisches Spielchen blendet völlig aus, wer diesen Bedarf in den letzten Legislaturen verschlafen hat. Und jetzt sollen alle feiern, dass das notwendige und versprochene Geld vielleicht endlich kommt...
    Und wenn Sie den Artikel richtig gelesen haben, dann werden Sie auch gelesen haben, dass es genau darum ging, dass wieder einmal ein wichtiges Versprechen nicht erfüllt wurde!!

  2. 9.

    Das erklären Sie mal bitte einem ehrenamtlichen Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr, dass es zur Fortbildung nicht nur nach Eisenhüttenstadt (schon für manche weit genug), sondern nach NRW oder Bayern fahren soll.

  3. 8.

    Wahrscheinlich wieder nur Wahlkampfgetöse, wie vor 5 Jahren.
    Zu den Kommentaren, die Ausbildung an FTZ auf Kreisebene ist notwendig, warum oder besser was machen diese. Alle weitergehen Grundausbildungslehrgänge. In den Gemeinden Grundausbildung, an den FTZ, die weitergehende Ausbildung wie Atemschutz, Funk, Maschinist, Truppführer usw. Die Ausbildung der Berufsfeuerwehr in der Grundausbildung dauert 18 Monate Vollzeit, die freiwilligen machen dies in der Gemeinde und am FTZ. Die Landesfeuerwehrschule macht primär Führungskräfte Ausbildung, der Bedarf ist riesig, 2019 konnten über 500 Gruppenführerausbildungen nicht abgedeckt werden. Ich habe auf den Zugführer 15 Jahre gewartet, es gab einfach keine Lehrgänge. Das Land Bayern hat als Beispiel 3 Feuerwehrschulen, Lehrgänge sind voll ausgelastet. Eine richtige 2. Schule für Brandenburg setzt aber auch voraus, dass zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden. Die Interimslösung mit den Lehrern aus Eisenhüttenstadt macht keinen Sinn.

  4. 7.

    Das erklären Sie mal bitte einem ehrenamtlichen Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr, dass es zur Fortbildung nicht nur nach Eisenhüttenstadt (schon für manche weit genug), sondern nach NRW oder Bayern fahren soll.

  5. 6.

    Wissen Sie überhaupt wieviel zig-tausend Feuerwehrangehörige ((BF,FF,WF u.a. Gäste ) jährlich durch die LFS der Bundesländer für Aus- und Fortbildung laufen?
    Es wird schon zentral der höhere fwt. Dienst in Münster ausgebildet, Stabslehrgänge in der Bundesschule Bad Neuenahr /Ahrweiler.
    Die Reisewege, gerade für die ehrenamtlichen Kräfte müssen auch noch zumutbar sein, oder sollen die Brandenburger z.B. zur LFS Flensburg Harislee fahren?

  6. 5.

    "230 Millionen Euro habe das Land seit 2019 investiert....
    Das ist doppelt so viel wie in den beiden vorangegangenen Legislaturperioden zusammen"
    Ds klingt irgendwie nicht nach "das für alles mögliche Geld da ist, nur nicht für die Sicherheit der eigenen Bevölkerung und den Erhalt der Infrastruktur"
    An der Stelle ist der Föderalismus vorteilhaft. Für so ein dünn besiedeltes Flächenland wie Brandenburg wäre bei einer Zentralverwaltung relativ wenig übrig, weil es schlicht in anderen Bundesländern wirtschaftlicher wäre. Das würde dann aber für die gerade in Flächenländern eher vorrangig freiwilligen Feuerwehren entsprechende Fahrtzeiten und Kosten bedeuten.

  7. 4.

    Genau betrachtet, gibts ja mehrere zentrale Ausbildungsschulen. Jedes Bundesland hat seine eigene. Die sind eigentlich auch sehr gut ausgelastet mit den Weiterbildungen der vielen Tausend Feuerwehrleuten jeweils im Land. Denn mind. einmal im Jahr muss jeder Feuerwehrmann/frau auf ne Weiterbildung. Die ist allermeist am Wochenende, weil die freiwilligen Feuerwehrmenschen meist nur am WE können. Auf diesen Feuerwehrschulen, die technisch fast alle Szenarien von Brandfällen nachstellen können, üben unter der Woche die Berufsfeuerwehren und andere Rettungsdienste wie THW und auch mal Spezialeinheiten der Polizei. Diese Feuerwehrschulen müssen aber auch immer auf dem aktuellen Stand der wahrscheinlichen Szenarien sein und auch Platz haben. Dass sowas immer wie eine Notlösung betrieben wird, ist für unsere Rettungsleute im Land wenig motivierend.

  8. 3.

    Es lebe der Föderalismus. Und jeder der 14 Kreise und die 4 kreisfreien Städte haben dann noch eigene Feuerwehrtechnische Zentren. Und die einzelnen Kommunen wiederum eigene Ausbildungskonzepte. …. Weniger wäre mehr.

  9. 2.

    Das haben wir schon vor 2 Jahren geahnt und gemunkelt, dass das versprochene Geld für die Feuerwehr nicht im versprochenenen Umfang erhalten und alles bis kurz vor die Wahl jetzt geschoben wird. Wieder Worte für eine Zeit nach der Wahl. Schlechtes Wahlkampfthema. Traurig, was uns die Landesregierung da wieder bietet. Warme Worte und eine wette auf die Zukunft, wie so oft. Genauso wie die Forderung nach Rücknahme der Agrarsubventionen. Für alles ist Geld da, für die Sicherheit wird gespart. Hauptsache, die Staatskanzlei bekommt mehr Geld, beim Innenministerium wird gespart.

  10. 1.

    Es ist unfassbar, das für alles mögliche Geld da ist, nur nicht für die Sicherheit der eigenen Bevölkerung und den Erhalt der Infrastruktur. Warum muss jedes Bundesland seine eigenen Feuerwehrschulen aufbauen ? Mehrere zentrale, modern ausgestattete und professionell geführte und effektiv ausgelastete Feuerwehrschulen über die Bundesrepublik müssten doch reichen. Die föderalen Strukturen, wo jeder kleine "König" seine eigene Suppe kocht ist nicht effizient.

Nächster Artikel