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Quelle: dpa/Patrick Pleul

Impfdurchbrüche in Berlin und Brandenburg

So viele Menschen haben sich trotz vollständiger Impfung mit Corona infiziert

Unwahrscheinlich, aber möglich: Vollständig Geimpfte können sich mit Corona infizieren. In Berlin und Brandenburg ist das bislang mehr als 1.000 Menschen passiert. Umgerechnet sind das weniger als 0,1 Prozent der Menschen mit vollem Impfschutz.

Rund 1.200 Menschen in Berlin und Brandenburg haben sich trotz vollständigem Impfschutz mit Corona infiziert. Das geht aus Zahlen hervor, die das Brandenburger Gesundheitsministerium und die Senatsverwaltung für Gesundheit dem rbb auf Anfrage gemeldet haben.

In Brandenburg sind den Angaben zufolge 669 Fälle registriert worden - wovon allerdings nur 242 labordiagnostisch, also per PCR-Test - bestätigt sind. 18 von ihnen starben mit dem Virus, 81 kamen in ein Krankenhaus. Rund 1,1 Millionen Menschen wurden in Brandenburg bereits vollständig geimpft. Von Corona-Infektionen sind also nur 0,06 Prozent der vollständig Geimpften betroffen.

In Berlin infizierten sich bis Donnerstag nach Angaben des Gesundheitssenats 527 Menschen trotz vollständigem Impfschutz. Bei rund 1,7 Millionen Menschen, die zweimal geimpft wurden, entspricht das einem bisherigen Impfdurchbrecher-Anteil von 0,03 Prozent.

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Die meisten Durchbrüche bei über 80-Jährigen

Nach den Angaben des Brandenburger Gesundheitsministeriums ist die Altersgruppe der über 80-Jährigen am stärksten von Imfdurchbrüchen betroffen: mit 259 Fällen. Die Gruppe weist gleichzeitig den höchsten Prozentsatz an Geimpften auf und in dieser Altersgruppe liegen die Impfungen im Durchschnitt schon länger zurück als bei den Jüngeren.

Die Reaktion des Immunsystems ist bei älteren Menschen oft schwächer ausgeprägt als bei Jüngeren. Die zweitmeisten Fälle wurden in der Gruppe der 50- bis 55-Jährigen mit 59 Fällen registriert.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) versteht unter einem Impfdurchbruch eine Corona-Infektion mit klinischer Symptomatik, die bei einer vollständig geimpften Person mittels PCR- oder Erregerisolierung nachgewiesen wurde. Ein vollständiger Impfschutz wird angenommen, wenn nach einer abgeschlossenen Impfserie - zwei Dosen Moderna, Biontech- oder AstraZeneca beziehungsweise eine Dosis Johnson & Johnson - mindestens zwei Wochen vergangen sind.

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Rund 5.000 Impfdruchbrüche deutschlandweit

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus infiziere und Symptome entwickle, sei "niedrig, aber nicht Null", betont das RKI. In seinem Situationsbericht vom 14. Juli listet das Institut deutschlandweit 5.374 registrierte solche Fälle seit Anfang Februar auf. 676 Betroffene mussten im Krankenhaus behandelt werden, davon waren 614 älter als 60 Jahre. Zum Vergleich: Bis 21. Juli waren bundesweit knapp 40 Millionen Menschen vollständig geimpft.

Warum es gerade in Pflegeheimen trotz vollständiger Impfung der Bewohner zu Corona-Ausbrüchen kommen kann, hat kürzlich die Berliner Charité untersucht. Dass Impfstoffe bei jüngeren Menschen in der Regel effizienter wirken, hat den Forschenden zufolge vor allem mit der im Alter nachlassenden Immunreaktion zu tun. Diese sei nach der Impfung "deutlich verzögert" und erreiche nicht das Niveau von Jüngeren, teilte die Charité mit.

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Rheuma, Krebs, Immunsuppression schwächen Impfwirkung

Defizite bei der Immunantwort gibt es mitunter aber auch bei Jüngeren - etwa wenn das eigene Immunsystem nach einer Organtransplantation mit Medikamenten gezielt unterdrückt wird. Daten zeigten, "dass die Immunantwort in Abhängigkeit zur Immunsuppression bei Organtransplantierten viel schlechter sein kann", sagte der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens. "Sie liegt dann nur noch bei 50 Prozent." Auch bei Rheuma- und Krebspatienten könne die Immunantwort schwächer ausfallen.

Zudem können manche Corona-Mutanten, etwa die erstmals in Indien entdeckte Delta-Variante (B.1.617.2), die Effizienz von Impfstoffen leicht verringern. Doch aktuelle Studienergebnisse lassen darauf schließen, dass die Impfstoffe auch gegen solche Varianten schützen. Die Präparate etwa von Biontech/Pfizer und Astrazeneca seien gegen Delta kaum weniger wirksam als gegen die ursprünglich in Großbritannien entdeckte Alpha-Variante, berichteten US-Forscher jüngst im "New England Journal of Medicine". Voraussetzung allerdings sei die vollständige Immunisierung. Nach nur einer Impfdosis sei die Wirksamkeit erheblich geringer.

Sendung: Inforadio, Nachrichten, 22.07.2021, 18:20 Uhr

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