Daten zu hochansteckender Mutante - Welche Probleme die Delta-Variante verursacht - und welche eher nicht

Mo 12.07.21 | 18:30 Uhr | Von Haluka Maier-Borst
  29
Dritte Welle
Bild: rbb|24

Halb so schlimm oder Grund für Alarm? Seitdem die Delta-Variante des Coronavirus auf dem Vormarsch ist, herrscht Unsicherheit. rbb|24 gibt einen Überblick über die Forschung - zur Ausbreitung der Mutante und Wirkung der Impfstoffe. Von Haluka Maier-Borst

Wie sehr ist die Delta-Variante schon verbreitet?

In Deutschland macht die Delta-Variante inzwischen mehr als die Hälfte der bundesweiten Corona-Stichprobe aus. Damit ist Deutschland nur eines von vielen Ländern in Europa, in denen diese Variante die bisherige Alpha-Variante überholt. Das zeigen vorläufige, allerdings nicht repräsentative Daten des Projekts "Covariants" [covariants.org], das sich damit beschäftigt, wie sich verschiedene Corona-Varianten in verschiedenen Ländern ausbreiten.

Trotzdem ist die Lage in Deutschland derzeit (noch) besser als in Großbritannien, Spanien oder Portugal, weil sich die Inzidenz auf deutlich niedrigerem Niveau befindet. Ausbrüche sind also leichter einzudämmen und das Risiko für die Vulnerablen - die Risikogruppen - deutlich geringer. Allerdings zeigt der Blick in andere Länder auch, wie schnell diese neue Variante die Inzidenzen steigen lassen kann.

Was weiß man über die Eigenschaften von Delta und was ist noch unklar?

Als ziemlich gesichert gilt inzwischen, dass sich diese Variante deutlich schneller verbreitet als die Alpha-Variante, englische Forscher und Forscherinnen gehen von ungefähr 50 bis 60 Prozent basierend auf Testdaten aus [khub.net]. Betrachtet man dann noch, dass Alpha auch schon ansteckender war als der Wildtyp, landet man bei einer mehr als doppelt so schnellen Übertragung als beim ursprünglichen Sars-CoV-2-Virus. Zudem gibt es laut einer schottischen Studie erste Hinweise darauf, dass diese Variante ungefähr doppelt so oft zu Hospitalisierungen bei Ungeimpften führt [lancet.com].

Wie gut wirken die Impfstoffe gegen Delta?

In Laborstudien mit Blut von Geimpften zeigt sich, dass Antikörper, die von einer früheren Corona-Infektion oder einer Erst-Impfung mit Astrazeneca oder Biontech/Pfizer herrühren, deutlich schlechter gegen die Delta-Variante wirken als gegen die Alpha-Variante oder den Wildtyp [nature.com]. Bei dieser Untersuchung aus Frankreich muss man allerdings in Betracht ziehen, dass auch sogenannte T-Zellen wichtig bei der Immunabwehr sind, also dass das Verhalten der Antikörper allein nur einer der Indikatoren für die Immunisierung ist.

Ein anderer Hinweis auf eine geringere Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Delta basiert auf Daten aus einigen Ländern, in denen Geimpfte sich mit der Delta-Variante infizierten, sogenannte Impfdurchbrüche. Das vermeldete vor allem das israelische Gesundheitsministerium [gov.il]. Hier muss man jedoch die Daten mit Vorsicht lesen, denn es kann gleich mehrere Verzerrungseffekte geben.

Denn nur weil aktuell mehr Geimpfte sich anstecken als in den Zulassungsstudien, muss das nicht heißen, dass die Wirksamkeit gegen Varianten wirklich niedriger ist. Denn in den meisten Ländern gibt es – anders als bei Studien – einen erheblichen Unterschied zwischen der Gruppe der Geimpften und der Nicht-Geimpften. Die zuerst Geimpften sind vulnerabler und älter. Sprich ihre Immunantwort fällt per se schwächer aus und darum auch ihr Immunschutz. Dass also mehr Geimpfte sich anstecken als basierend auf Studien zu erwarten wäre, kann schlicht daran liegen, dass sie anfälliger sind [nytimes.com].

Zum anderen spielt im Fall von Israel möglicherweise auch eine Rolle, dass die ersten Menschen in Israel schon deutlich mehr als ein halbes Jahr hinter sich haben seit der Impfung [ndr.de]. Heißt, dass möglicherweise der Schutz der Impfungen gegen Infektionen bereits abnimmt.

Kreuzimpfung mindestens genauso effektiv

Gleichwohl deutet vieles daraufhin, dass weiterhin schwere Verläufe trotz Delta und vergangener Zeit verhindert werden. Entscheidend scheint zu sein, dass die Menschen, die sich zwei Mal impfen lassen, nach wie vor eine starke Immunantwort zeigen und es äußerst selten zu Krankenhauseinweisungen kommt.

"In unseren Studien haben wir gesehen, dass bei allen Kombinationen nach der zweiten Impfung wir die mit Abstand besten Werte hatten, sowohl was die Antikörperreaktion betrifft als auch die Reaktion der T-Zellen", sagt Martina Sester von der Universität des Saarlandes, die in einer umfangreichen Studie die Immunantwort nach verschiedenen Impfungen untersucht hat. Dabei zeigte sich übrigens auch, dass Kreuzimpfungen mindestens genauso effektiv sind, wie eine doppelte Impfung mit einem mRNA-Impfstoff.

Ähnlich optimistisch stimmen auch die Daten zu den anderen beiden eingesetzten Impfstoffen. Hier liegen bislang keine Studien vor, die Ansteckungen untersuchen, sondern eben nur wie gut die Antikörper im Blut von Geimpften auf verschiedene Varianten reagieren. Sowohl bei Moderna [medrxiv.org] als auch bei Johnson & Johnson [medrxiv.org] scheint die Antikörperreaktion gut genug auszufallen.

Wird die Lage auf den Intensivstationen entspannt bleiben?

Für den Moment ist die Situation auf den Intensivstationen beispielsweise in Großbritannien deutlich entspannter als in der zweiten Welle – und das obwohl die Inzidenz inzwischen auf einem höherem Niveau liegt als vor einem halben Jahr.

Das liegt zum einen daran, dass die besonders gefährdeten Gruppen, also alte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen, bereits geimpft sind. Und zum anderen daran, dass die Nicht-Geimpften meist jünger sind und daher selbst bei einer Ansteckung in der Regel einen milderen Verlauf haben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass die Intensivstationen das Schlimmste überstanden haben. Sowohl eine Modellierungsstudie für Deutschland vom Robert-Koch-Institut [rki.de] als auch eine Studie vom angesehenen britischen Modellierer Matt Keeling von der Univeristät Warwick für Großbritannien zeigen [medrxiv.org], dass es zu Überlastungssituationen in den Krankenhäusern kommen kann.

Das liegt zum einen daran, dass zwar bei jungen Menschen Krankenhausfälle selten sind, aber die Intensivstationsfälle hochschnellen könnten, wenn sich viele gleichzeitig ansteckten. Zum anderen gibt es Hinweise darauf, dass die neue Variante bei nicht vorhandener Impfung zu mehr schweren Verläufen führt.

Wichtig vor diesem Hintergrund sind vor allem zwei Dinge:

1. Die beiden erwähnten Studien sind nur Szenarien, die modellieren, was passieren könnte, wenn eine Menge Annahmen zutreffen. Dass es genau so kommen wird, ist höchst unwahrscheinlich. Aber sie illustrieren, dass eben keineswegs mit einer Impfquote von über 50 Prozent die Lage entspannt ist.

2. Ab jetzt macht jedes Prozent mehr an Durchgeimpften einen erheblichen Unterschied. Die Zahl der gleichzeitig auf den Intensivstationen zu Behandelnden wird laut RKI-Modellierung ungefähr halbiert, wenn unter den 12- bis 59-Jährigen die Impfquote von 65 Prozent auf 75 Prozent steigt. Das liegt daran, dass bei einer höheren Impfquote auch die Chance steigt, dass zunehmend die Zahl der Neuansteckungen pro Fall exponentiell sinkt.

Ist die Inzidenz noch die richtige Kennzahl?

Die meisten Epidemiolog:innen und Modellierer:innen weisen schon seit Langem dauerhaft darauf hin, dass man nicht nur eine Zahl betrachten soll, um die Lage zu bewerten. Wie gut die Fälle rückverfolgbar sind, wie alt die Menschen sind, in welchem Umfeld sie sich angesteckt haben, ist genauso wichtig. Oder vereinfacht gesagt: Ein Ausbruch mit Dutzenden in einem Schlachthof ist leichter einzudämmen, als dutzende neue Fälle in verschiedenen Orten, bei denen der Ursprung unklar ist. Und natürlich bedeutet die steigende Impfquote wie oben erwähnt, dass man höhere Inzidenzen haben kann, ohne dass die Intensivstationen stark belastet werden. Entsprechend erscheint es logisch, dass das Robert-Koch-Institut wohl weniger sich auf diese Zahl fokussieren will.

Trotzdem sollte man sich nicht vollständig von der Inzidenz als Indikator verabschieden. Zum einen deutet eine rapide ansteigende Inzidenz daraufhin, dass das Geschehen an Fahrt aufnimmt und die Kontrolle zunehmend entgleitet. Zum anderen gibt es auch erste Erhebungen zu Long-Covid nach nicht-schweren Verläufen, die auf erhebliche Gesundheitsschäden deuten. So zeigt zum Beispiel eine Studie des Imperial College in Großbritannien [imperial.ac.uk], dass ein Drittel der Inifzierten über lang anhaltende Beschwerden klagen. Sprich nur weil weniger Leute auf der Intensivstation sind, ist eine Durchseuchung trotzdem nicht wünschenswert.

Außerdem haben die Zahlen auf den Intensivstationen den Nachteil, dass sie mit zwei Wochen und mehr Verspätung erst auf das Infektionsgeschehen reagieren. Man muss also frühzeitig auf Warnsignale achten, weil es dauert, bis eventuelle Anpassungen sich dort zeigen. Es gibt auch die Annahme, dass je mehr Infektionen es gibt, desto eher es zu weiteren Mutationen kommen kann, die neue Probleme verursachen.

Heißt das, dass man Kinder über zwölf Jahren impfen sollte?

Nach wie vor empfiehlt die unabhängige Ständige Impfkommission (Stiko) nicht pauschal die Impfung für Kinder über zwölf Jahren, sondern nur bei Kindern mit Vorerkrankungen. Gleichwohl ist der Impfstoff offiziell von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen. Und andere Länder wie Israel beginnen bereits mit offiziellen Impfkampagnen [haartez.com]. Wie passt das zusammen? Die Frage ist, worauf man sich fokussiert.

Die Stiko konzentriert sich vor allem darauf, wie oft Kinder und Jugendliche schwer erkranken und ob die Impfungen nicht anderswo sinnvoller genutzt wären. Hier kommt man zum Schluss, dass dies sehr selten ist und außerdem Kinder und Jugendliche einen eher geringen Beitrag zum Infektionsgeschehen haben. Oder im Wortlaut: "Solange noch viele Erwachsene mit deutlich höherem Risiko ungeimpft sind, ist eine Umverteilung der Impfstoffe an gesunde Kinder und Jugendliche epidemiologisch und individualmedizinisch nicht sinnvoll." [rki.de]. Mitnichten spricht die Stiko aber davon, dass das Risiko einer Impfung und der Nebenwirkungen zu hoch sei. Die EMA konnte in den vorgelegten Zulassungsstudien nachvollziehen, dass der Biontech-Impfstoff für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren grundsätzlich sicher ist.

Impfung von Kindern bleibt Individualentscheidung

Experten und Expertinnen aus anderen Ländern argumentieren wiederum, dass vielleicht Kinder nicht Treiber der Pandemie seien. Sie würden aber wohl einen immer noch beachtenswerten Beitrag zum Infektionsgeschehen leisten, wie mehrere von ihnen im Fachjournal "Nature" erklären [nature.com]. Entsprechend sei es vor dem Hintergrund von neuen Varianten und auch einem Limit bei den Impfbereiten durchaus sinnvoll, auch bei Kindern das Potenzial zu nutzen, näher an die Herdenimmunität zu kommen.

Außerdem weist beispielsweise Julian Tang, ein Virologe der Universität Leicester, gegenüber "Nature" darauf hin, dass man mit Impfungen auch dem Virus ein Reservoir abgraben würde. Eines, in dem sich möglicherweise neue Varianten bilden.

Die Impfungen für Kinder bleiben damit also weiterhin eine Individualentscheidung. Aber in die persönliche Abwägung sollte eben nicht nur einfließen, wie oft Kinder schwer erkranken, sondern auch, welchen Effekt eine Impfung gegenüber der gesamten Pandemiedynamik hat.

Wird es ein ewiges Katz-und-Maus-Spiel aus gefährlicheren Mutationen und Impfungen dagegen?

Hoffentlich nicht. Ja, Viren entwickeln sich immer weiter. Trotzdem gibt es vorsichtige Hoffnungen unter Experten, dass nicht ständig ansteckendere und gefährlichere Varianten des Coronavirus auftauchen werden.

So schrieb der Experte Eric Topol im Fachjournal "Nature" [nature.com], dass es eher so aussehe, dass das Coronavirus nicht komplett den Impfschutz aushebeln kann. Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sieht das ähnlich. In einem Interview mit dem Schweizer Online-Magazin "Republik" [republik.ch] sagte er: "Es gibt aus virologischer Sicht gute Gründe anzunehmen, dass Sars-Cov-2 gar nicht mehr so viel mehr auf Lager hat als das, was es uns bisher zeigen konnte."

Vor diesem Hintergrund sehen viele Expertinnen und Experten die Idee von Drittimpfungen mit Biontech/Pfizer, wie sie in Israel geplant werden, auch eher kritisch. So sagte der Chef der Oxford Vaccine Group Andrew Pollard gegenüber dem British Medical Journal [bmj.com]: "Wir haben Länder, die extrem hohe Infektionswellen entgegensehen bei einer weitgehend ungeimpften Bevölkerung. (...) Bevor wir Drittdosen verabreichen, sollten wir lieber weltweit besonders Gefährdete schützen."

Sendung: Abendschau, 12.07.2021, 19:30 Uhr

Was Sie jetzt wissen müssen

Beitrag von Haluka Maier-Borst

29 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 29.

    Das mit dem Sinn und Zweck von Anfang an stimmt so nicht.
    https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-impfung-faq-infektion-100.html
    https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-12/corona-impfstoff-biontech-usa-wirksamkeit-nebenwirkungen-europa-faq?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de#wie-gut-schuetzt-die-impfung-vor-covid-19
    Da gibt es noch eine Reihe anderer Artikel die in die gleiche Richtung gehen.

  2. 28.

    Aber genau das ist doch auch das Problem bei den Ungeimpften. In den wenigsten Fällen ist klar, wo die Ansteckung stattgefunden hat. Und auch bei den Ungeimpften ist es eine Frage der Viruslast.

  3. 26.

    Stimmt alles! Sinn und Zweck der Impfung war von beginn an, nicht so schwer zu erkranken dass hospitalisiert werden muss. Das ist bis jetzt der einzige Vorteil den uns die Impfung bringt. Bleiben die Krankenhausbetten trotz hoher Inzidenz "leer" dann sind wir auf dem richtigen Weg. Hygienevorschriften würde ich als geimpfter immer einhalten, denn erkranken kann man immer noch, wie schwer darauf möchte ich es nicht drauf ankommen lassen. 60+ !

  4. 25.

    Ich werfe nichts durcheinander. Es geht einzig und allein um das 'können',nicht darum wie stark ansteckend jemand ist.
    Die meisten Regeln beruhen schließlich darauf,dass auch Symptomlose hochansteckend sein können. Deswegen ja auch die massenhafte Testpflicht,von der Geimpfte ausgenommen sind. Wenn diese aber auch trotzdem ansteckend sein können,gibt es keinen logischen Grund diese von der Testpflicht auszunehmen.

    Dass geimpfte Infizierte ansteckend sind,scheint wohl erwiesen. Es wäre auch komplett unlogisch,wenn dem nicht so wär.

    "Der "Times of Israel" zufolge war der junge Mann, der das Virus auf der Party verteilte, geimpft. Er wiederum hatte sich bei einem ebenfalls geimpften Angehörigen infiziert, und dieser Angehörige hatte sich bei einer ebenfalls geimpften Person angesteckt, die kürzlich in London war."

    https://www.morgenpost.de/vermischtes/article232700219/corona-infektion-israel-geimpft-delta-impfung.html

  5. 24.

    "Solche Bericht braucht kein Mensch wir alle haben doch einen Verstand um selber zu wissen was gut ist oder nicht."

    Heute im Discounter: Mehrere Personen laufen gemächlich ohne Masken und Abstand durch die Menschenmenge. Halt, stimmt nicht! Einer trug seine Maske immerhin am Handgelenk. So viel zum Thema "Wir haben alle genug Verstand". Neben Verstand bedarf es übrigens auch Informationen. Diese werden u. a. vom RBB geliefert. Offenkundig werden diese Informationen von vielen nicht ernst genommen.

    @RBB
    Danke für eure Mühen! Ich schätze eure Berichterstattung.

  6. 23.

    Ich verstehe nicht warum man nun ständig über Dinge diskutieren muss die doch nun langsam im Sande verlaufen.
    Solche Bericht braucht kein Mensch wir alle haben doch einen Verstand um selber zu wissen was gut ist oder nicht.
    Ich bin froh das selbe Frau Merkel heute verkündet hat das es keine Impfpflicht geben wird auch nicht in bestimmten Berufsgruppen.
    Würde auch vor keinen Gericht standhalten.

  7. 22.

    "Diese ständige Angst- und Panikmache!"

    Was meinen Sie ganz konkret damit? Bitte betreffende Textpassagen zitieren. Ich lese hier jedenfalls nur Fakten und darauf basierende Prognosen.

  8. 21.

    Bemerkenswert: Infektionen betrafen stärker junge, finanziell vermögendere Gruppen und Hospitalisierungen betrafen laut Lancetlink vor allem ungeimpfte Menschen mit vielen relevanten Risikofaktoren (fünf oder mehr!): "In summary, we show that the Delta VOC in Scotland was found mainly in younger, more affluent groups. Risk of COVID-19 hospital admission was approximately doubled in those with the Delta VOC when compared to the Alpha VOC, with risk of admission particularly increased in those with five or more relevant comorbidities."

  9. 20.

    Die Reihenfolge des Risikos ist klar definiert
    Ungeimpft und ungetestet
    Getestet
    Geimpft

    Dies soll die Reihenfolge beim Risiko der Infektion und Übertragung darstellen.
    Ist bei den reiserückkehrer so definiert, aus welchem Gebiet sie zurückkehren

  10. 19.

    Hallo,
    Sie werfen da, glaube ich, ein paar Dinge durcheinander.

    Nur weil Menschen sich anstecken, heißt das nicht, dass sie das Virus gleich gut weitergeben wie Ungeimpfte. Das hängt u.a. davon ab, wie hoch die virale Last ist, welche Symptome es gibt (Husten etc.) und wie die Leute sich verhalten. Bei Kindern ist das ja zB. der Grund für die widerstrebenden Meinungen. Kinder haben eine geringere virale Last als Erwachsene, kriegen also wohl häufiger das Virus zB von Lehrer/innen als dass sie es an Lehrer/innen übertragen.

    Gleichzeitig ist vllt. der Unterschied vernachlässigbar, wenn es viel engen Kontakt gibt wie in der Familie.

    So weit ich das verfolgt habe und so ist es ja auch in Ihrem Fall, kann es vorkommen, dass Geimpfte angesteckt werden. Gleichwohl ist wenig darüber bekannt, dass Geimpfte das Virus massiv weitergeben. So oder so wird aber auch Geimpften bei Clustern mit Delta eine Quarantäne empfohlen.

  11. 18.

    "Vielleicht atmen wir alle tief durch und lesen nicht hinein, was da nicht steht."
    Der Satz war unnötig,aber ich gebe ihn gerne zurück.

    zu 4.:
    Es geht nicht um geschützt,sondern um ansteckend sein. Wenn sich Geimpfte anstecken können,können sie es ja auch logischerweise weitergeben. Bisher ging es darum,dass Geimpfte nicht ansteckend sind,sonst wären sie nicht von der Testpflicht ausgenommen - Stichwort 3Gs. Da Geimpfte auch ansteckend sein können,macht die Regel keinen Sinn.

    Passend dazu:
    https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/corona-infektionen-nach-ausbruch-in-nachtclub-steigen-100.html

    "Sechs Menschen sollen positiv getestet worden sein, trotz vollem Impfschutz."

    Besonders alt werden die Personen im Club nicht gewesen sein.

  12. 17.

    "2. Wenn innerhalb von zwei Wochen eine ITS-Station von 1/4 auf 1/2 voll geht, sind es nochmal zwei Wochen bis sie voll ist. Entsprechend macht es Sinn die ITS nicht am Maximum auszulasten. Plus dass ungefähr die Hälfte dieser ITS-Patienten verstirbt."

    Kleiner Einwurf. Wenn die Hospitalisierungsrate mit der Anzahl der Infizierten korreliert, kann man davon ausgehen, dass man keine zwei Wochen hat von 1/2 voll bis ganz voll, sondern nur eine. Da es um exponentielles Wachstum geht sogar noch schneller.
    Erschwerend kommt noch die lange Hospitalisierungszeit dazu. Aktuell befinden sich immer noch 64 Personen im Krankenhaus, davon 44 auf der Intensivbetreuung und 23 in Beatmung.

  13. 16.

    Hllo Herr HMB,

    vielen Dank. Sie haben vollkommen recht, der Widerspruch ist ein scheinbarer. Ich habe im Lancet-Artikel folgenden Satz übersehen, der eigentlich alles erklärt:
    "Our analysis covered the period from April 1 to June 6, 2021, for the demographic distribution of cases. By April 1, 2021, 44·7% of the population in Scotland had received one dose of the COVID-19 vaccine, and 7·6% had received two doses."

    Die im April erhobene Daten kann man in der Tat nicht mit Hospitalisierungsquote im Juli in Verbindung bringen. Ein Vierteljahr macht bei aktueller Dynamik des Impfgeschehens eine Menge aus. Es bleibt zu hoffen, dass die Zahl der geimpften weiter steigt.

  14. 15.

    "Denn selbst ein milder Verlauf einer Infektion mit Corona/Covid 19 kann ja u.U. zu "long Covid-Folgen" führen. "
    Unbestritten. Die meisten Kinderärzte argumentieren jedoch anders. Sie stellen fest, dass es keine Belege dafür gibt, dass solche Fälle häufiger auftreten, als unerwünschte Impfreaktionen und infolge dessen keine ausreichende medizinische Indikation für Schutzimpfung vorliegt.
    Schutzimpfung soll den geimpften vor konkreten Folgen einer Krankheit schützen, so zumindest die Idee. Nicht vor hypothetischen Gefahren, die "unter Umständen" auftreten können.
    Es handelt sich also um Abwägung des gesundheitlichen Kosten/Nutzen Faktors. Die Wissenschaft ist gespaltet, denn je nach dem von welchen Annahmen und Zielen wir ausgehen, sieht diese Kalkulation anders aus.

  15. 14.

    Es ist ja schön, wenn alle jetzt belegte und freie Betten in den Intensivstationen als Maßstab nehmen, aber der entscheidende Faktor sind dann die Menschen, die an den Betten Leben retten.
    Die werden nicht mehr. Die haben jetzt seit über einem Jahr Dauerbelastung, die arbeiten am Limit und darüber hinaus. Viele sind erkrankt und leiden an Spätfolgen. Ausserdem gebe ich mal zu bedenken, dass auch ein milder Verlauf nach der eigentlichen Infektion heftige Spätfolgen haben kann. Die Kostenwelle, die da noch folgt ist dann sicher nicht Einzelschicksal.
    Mich frustriert die Impfmüdigkeit vieler, Erstgeimpfte versäumen die zweite Impfung und viele junge Menschen sind unentschlossen bis eher skeptisch. Viele pochen auf Grundrechte aber vergessen, dass diese Pandemie nur gemeinsam überstanden werden kann.

  16. 13.

    Hallo selbstundstaendig,

    der Widerspruch ist schnell erklärt. Die Studie schaut sich an, wie häufig ungeimpfte Infizierte mit Alpha und wie häufig ungeimpfte Infizierte mit Delta hospitalisiert werden, wenn sonst alle Faktoren gleich sind (Alter, Vorerkrankungen, Geschlecht usw.). Also sprich das Risiko für den Einzelnen (Risk Hazard Ratio)

    In UK ist das aber ja nicht die aktuelle Situation. Es sind deutlich mehr von den Menschen mit höherem RIsiko geimpft als vor ein paar Monaten. Und die Ungeimpften, die sich anstecken sind deutlich jünger (aktuell vor allem die Gruppe 20-39Jahre) https://www.theguardian.com/world/2021/may/28/covid-uk-coronavirus-cases-deaths-and-vaccinations-today

    Dass also trotz höherer Hospitalisierungswahrscheinlichkeit für Ungeimpfte die Zahlen ingesamt weniger steigen, ist also nur logisch.

  17. 12.

    Vielleicht atmen wir alle tief durch und lesen nicht hinein, was da nicht steht.

    1. Auch wenn einige Kliniken nicht ehrlich ihre Kapazitäten gemeldet haben, schließt das nicht aus, dass das Gesundheitssystem bei zu vielen schweren Fällen überlastet wird.

    2. Wenn innerhalb von zwei Wochen eine ITS-Station von 1/4 auf 1/2 voll geht, sind es nochmal zwei Wochen bis sie voll ist. Entsprechend macht es Sinn die ITS nicht am Maximum auszulasten. Plus dass ungefähr die Hälfte dieser ITS-Patienten verstirbt.

    3. Man kann glauben, dass "die da oben" einen dauerbevormunden wollen und ignorieren, dass zB die Notbremse ausgelaufen ist. Oder einfach mal schauen, was Delta in nicht-geimpften Ländern anrichtet.

    4. Nein, nirgendwo steht das ältere Geimpfte genauso schlecht geschützt sind wie junge Ungeimpfte. Ältere Geimpfte sind vllt schlechter geschützt als junge Geimpfte. Ältere Ungeimpfte definitiv schlechter als junge Ungeimpfte. Und Ungeimpfte schlechter als Geimpfte.

  18. 11.

    Hallo Herr Maier-Borst,
    vielen Dank für wirklich umfassende und verständliche Darstellung.
    Allerdings wenn ich lese:
    "Zudem gibt es laut einer schottischen Studie erste Hinweise darauf, dass diese Variante ungefähr doppelt so oft zu Hospitalisierungen bei Ungeimpften führt "
    und dann:
    "Für den Moment ist die Situation auf den Intensivstationen beispielsweise in Großbritannien deutlich entspannter als in der zweiten Welle – und das obwohl die Inzidenz inzwischen auf einem höherem Niveau liegt als vor einem halben Jahr."

    entdecke ich einen schwer erklärbaren Widerspruch. Wenn in GB praktisch alle Fälle seit Wochen Delta -Fälle sind (und sie sind es) und die Hospitalisierungen bei höher Inzidenz im Vergleich zur Alpha-Welle auf einem viel niedrigeren Niveau liegen dann kann doch die schottische Studie nicht ernst genommen werden.

  19. 10.

    Ehrlich gesagt, finde ich es unverantwortlich, Eltern und Kinder mit der Frage, ob eine Impfung erfolgen sollte oder nicht, im Prinzip allein zu lassen, unverantwortlich! Denn selbst ein milder Verlauf einer Infektion mit Corona/Covid 19 kann ja u.U. zu "long Covid-Folgen" führen. Dass für Kinder & Jugendliche nicht sofort ausreichende Daten zur Verfügung stehen, ist ja noch nachvollziehbar. Nur hat man da nicht ein bisschen zu spät angefangen, sich auch mit dieser Frage zu beschäftigen? Ich erwarte, dass hier schneller reagiert wird und man Schülern und Eltern bessere Entscheidungsmöglichkeiten gibt. Dass gelockert wurde, finde ich voll o.k., aber dass es mit den Belüftungssystemen für Innenräume, hier zunächst in Bildungseinrichtungen, offenbar kaum vorangeht, ist nicht nachzuvollziehen. Auch nicht, dass sich jetzt ü 18 nur schleppend impfen lässt, soll man den Nachrichten glauben, ist nicht zu verstehen. Sorry! So lax kann es doch nicht gehen

Nächster Artikel