Interaktive Karte für Berlin - An diesen 21 Straßen fallen Parkplätze für Radwege weg

Fr 05.05.17 | 17:45 Uhr | Von Robin Avram und Götz Grigmuth-Dallmer
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Eine junge Frau umfährt mit dem Fahrrad ein Auto, dessen Front den Radweg einengt. (Quelle: Hauke-Christian Dittrich/dpa)
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Rot-Rot-Grün macht Ernst: Die Verkehrsverwaltung hat bekannt gegeben, wo neue Radwege entstehen sollen. Viele Radfahrer freut das - doch in fast allen Bezirken sollen Parkplätze wegfallen. Hier erfahren Sie, ob Ihr Kiez betroffen ist. Von Robin Avram und Götz Gringmuth-Dallmer

Es ist eine Liste, die Freude bei Radfahrern - aber auch viel Ärger bei Autofahrern auslösen dürfte: Erstmals hat die Verwaltung von Verkehrssenatorin Regina Günther (parteilos, für Grüne) offen gelegt, wo Parkplätze neuen Radwegen weichen sollen.

Die insgesamt 91 Einzelprojekte für den Radverkehr sollen bald begonnen werden, großteils noch in diesem Jahr. Wo genau, hat die Verkehrsverwaltung nun dem Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses mitgeteilt. Im März hatte dieser Ausschuss 20 Millionen Euro für die Projekte freigegeben. Das Geld fließt hauptsächlich für neue Radwege und Wegweiser an Straßen, anderswo sollen marode Radwege saniert und Nebenrouten asphaltiert werden.

Doch die Abgeordneten im Hauptausschuss wollten auch wissen: In welchen Kiezen müssen sich Anwohner darauf einstellen, dass Parkplätze wegfallen? Nun ist klar: An insgesamt 21 Straßen quer durchs ganze Stadtgebiet soll das der Fall sein. Diese Übersichtskarte zeigt, wo genau.

Hier weichen Parkplätze neuen Radwegen

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ADAC fordert, Anwohner einzubeziehen

Den größten Parkparkplatz-Schwund erwartet die Verwaltung demnach an der Gensinger Straße in Lichtenberg, hier sollen Parkplätze "teilweise deutlich" reduziert werden. Auch an der Südseite der Neuköllner Hasenheide sollen offenbar in größerem Umfang Parkplätze wegfallen.

Bei zwölf weiteren Straßen rechnet die Verwaltung mit einem Wegfall von Parkplätzen in "begrenzter" Anzahl.  Und bei sieben Straßen nur mit "marginalen" Auswirkungen.  Doch was ist eine "begrenzte" Anzahl? Wenn 5 von 100 Parkplätzen wegfallen? Oder 20 von 100? Für die betroffenen Anwohner macht das einen großen Unterschied.

rbb|24 wollte es genauer wissen. Die Verkehrsverwaltung teilte dazu auf Anfrage schriftlich  mit: "Abschließende Aussagen lassen sich erst nach Abschluss der Planungen, die in vielen Fällen noch im Gange sind, treffen."

Anwohner sollen bei allen Projekten mit einbezogen werden

"Die Verwaltung arbeitet hier mit sehr unscharfen Begriffen. Sie sollte den betroffenen Anwohnern möglichst schnell reinen Wein einscheinken", kritisiert der ADAC-Verkehrsexperte Jörg Becker auf Anfrage von rbb|24. Er fordert: "Wenn Parkplätze in Wohnbereichen wegfallen, hätten wir gerne eine Antwort auf die Frage: Wo sollen die Anwohner dann ihre Autos parken?"

Der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Matthias Tang, verweist darauf, dass die Bezirke dafür zuständig sind, die Radweg-Planungen umzusetzen. "Bei Projekten, bei denen Parkplätze wegfallen, werden die Betroffenen aber selbstverständlich mit einbezogen", verspricht Tang.  

Abschleppen offenbar keine Lösung

Was in Wohngebieten passsiert, wenn Parkplätze neuen Radwegen weichen müssen, lässt sich im Victoriakiez in Kreuzberg besichtigen. Dort fielen an der Dudenstraße für einen so genannten Schutzstreifen - also einen Radweg, der mit gestrichelter weißer Farbe auf der Straße markiert wird - rund 20 Parkplätze weg. Weil der Parkdruck im Kiez so groß ist, stellen viele Anwohner ihre Autos Abends weiterhin auf dem Radweg ab. Seit Dezember lässt die Polizei die Autos nun regelmäßig abschleppen - doch die Zahl der abgeschleppten Falschparker nimmt kaum ab, wie der Leiter des dortigen Polizeiabschnitts vorige Woche dem Tagesspiegel sagte.

"Kein Wunder", meint Jörg Becker vom ADAC. Schließlich seien viele Anwohner nun einmal auf ihre Autos angewiesen und wollen sie nicht verkaufen. "Man muss Anwohnern auch eine Alternative bieten, wenn Parkplätze wegfallen", fordert er. So könnte der Senat Betroffenen vergünstigtes Parken in angrenzenden Parkhäusern oder auf nicht ausgelasteten Supermarkt-Parkplätzen ermöglichen. "Eine interessante Idee", nennt das der Sprecher der Verkehrsverwaltung. Also offenbar eine Idee, auf die die Verwaltung selbst noch nicht gekommen ist.

Poller statt Schutzstreifen?

Auch der Allgemeine Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) verweist darauf, dass viele Parkhäuser in der Stadt nicht ausgelastet seien. Man arbeite gerade an einer entsprechenden Untersuchung, um deren Parkplatz-Potential zu ermitteln. Dennoch hat der Club natürlich in einer Linie die Interessen der Radler im Blick - und fordert Radwege, die gar nicht erst zugeparkt werden können. "Bei manchen Radwegen bringt eine bauliche Trennung mehr Sicherheit. Vor allem an Straßen mit viel Verkehr und viel Schwerlastverkehr", fordert ADFC-Sprecher Nicolas Linck.

Die Berliner Grünen sind offen für solche Vorschläge. Wenn Radschutzstreifen eine gewisse Breite haben, ließen sich Poller möglicherweise ganz leicht hinzufügen, meint der verkehrspolitische Sprecher, Stefan Gelbhaar.

Der infrastrukturpolitische Sprecher der Berliner FDP-Fraktion, Henner Schmidt, findet hingegen, dass Radwege nicht direkt an Hauptverkehrsstraßen verlaufen müssten. Die Pläne, eine Autospur an der Frankfurter Allee für einen Radweg zu opfern sieht er beispielweise kritisch. "Es geht in erster Linie um ein gutes Verkehrsnetz für den Radverkehr, dieses kann man zum Teil auch in ruhigeren Parallelstraßen schaffen, was sicher auch besser für die Radfahrer ist," meint er.

Der Kampf und neue Radwege, er geht in Berlin langsam in seine heiße Phase.

Sendung: Abendschau, 05.05.2017, 19.30 Uhr

Beitrag von Robin Avram und Götz Grigmuth-Dallmer

50 Kommentare

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  1. 50.

    Guter erster Tropfen auf einen heißen Stein. Auch wenn die Autofahrer fluchen und heulen und wieder den Untergang des Abendlandes sehen. Aber für eine intakte und gesunde und gerechte Umwelt müssen wir die zahllosen Dreckschleudern auf den Straßen endlich reduzieren. Auf jede nur denkbare Weise.

  2. 48.

    Berlin hat genug Radwege die seit ewigkeiten oder überhaupt nicht in Berührung mit den Reifen eines Fahrrades gekommen sind. Wie oft fahren Radfahrer trotz freiem Radweg auf der Straße und behindern den Verkehrsfluss. Dabei nehmen Sie nicht nur die Rechte Fahrbahn ein, sondern auch gleich die Andere Fahrbahn in dem Sie nebeneinander fahren. Dazu kommt das Rote Ampeln einfach überfahren werden oder Sie stehen so weit auf der Fahrbahn das rechts abbiegen unmöglich wird.

  3. 47.

    Sie biegen als Mensch (links) ab, gleich des Verkehrsmittels, das Sie gerade benutzen. Also selbstverständlich aus dem Fluss sämtlicher Verkehrsmittel heraus. Mithin auch mal selbstverständlich vor anderen Autos. Auto oder Rad spielt da keine Rolle. Anders ist es nur, wenn Extra-Radwege abseits der Fahrbahn da sind. Das aber ist wohlverstanden die Ausnahme, weil auch Menschen per Rad auf der gemeinsamen Fahrbahn zu sehen sein sollen.

  4. 46.

    "Er fordert: "Wenn Parkplätze in Wohnbereichen wegfallen, hätten wir gerne eine Antwort auf die Frage: Wo sollen die Anwohner dann ihre Autos parken?"" (ADAC-Mann Becker)

    Das ist die jahrzehntelange Verantwortungsverschiebung auf den Staat. Und der lässt sich so etwas auch noch gefallen. Dass aus dem privaten Erwerb einer Sache die staatliche Verpflichtung erwachsen soll, für dessen Unterbringung zu sorgen, ist, pardon, schon ziemlich schräg. Auch aus der Tatsache, dass für diesen Gegenstand Steuern bezahlt werden, erwächst diese staatliche Verpflichtung nicht, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass für tausenderlei Dinge Steuern bezahlt werden, ohne dass derartige Ansprüche angemeldet werden.

    Das Abstellen eines privat erworbenen Gegenstandes bleibt allein Sache des Besitzers. Der muss sich umschauen, wo er seinen Gegenstand abstellt. Ist kein Platz da, weil dieser für vernünftigere Dinge als für ein bloßes, nutzloses Abstellen benötigt wird, ist eben kein Platz da.

  5. 45.

    Ich fahre täglich rd. 40 Km mit dem Rad durch die Stadt und werde an jedem Tag mehrmals von KFZ-Lenkern rechtswidrig
    gefährdet, angehupt, angepöbelt oder anderweitig gemaßregelt. Insbesondere scheint es sich bei den meisten Autolenkern
    immer noch nicht herumgesprochen zu haben, dass die allermeisten Radwege nicht benutzungspflichtig sind. Und das aus dem guten Grund, dass sich diese Wege in einem saumäßigen Zustand befinden. Da gibt es einen jahrzehnte alten Investitionsstau, der nun endlich mal aufgelöst werden muss. Von einer Bevorzugung des Radverkehrs kann deshalb auch gar keine Rede sein, solange stadtweit die Damen und Herren Autofahrer auf spiegelglattem Asphalt unterwegs sind
    und der Radfahrer unmittelbar daneben mit einem Knüppeldamm Vorlieb nehmen muss.

  6. 44.

    Ich finde es einfach unglaublich was sich diese Regierung das ausgedacht hat. Mit den Geldern aus KFZ-. Mneralöl-, Öko-, Versicherungs- und Mehrwertsteuer sollten eigentlich die vorhandenen Straßen erhalten, und neue gebaut werden. Dazu ist kein Geld da. aber für die Radfahrer, die sich an den Kosten in keiner Weise beteiligen wird auf einmal Alles Mögliche möglich gemacht? Damit diese, so gefährdeten "bei Rot und sauschnell auf dem Gehweg" Radler besser geschützt werden? Von Radfahrern sollte erstmal eine Führerscheinprüfung verlangt werden, damit diese überhaupt erstmal wissen wie der Straßenverkehr so vor sich geht. Weiterhin sollten sie mit einer Haftpflichtversicherung sowie mit einer Helmpflicht belegt werden. Erst DANN können die gerne kommen und vernünftige Forderungen stellen.

  7. 43.

    Dieser Senat ist zum K... Er betreibt Minderheitenpolitik an den Bedürfnissen der Stadt vorbei. Wo sind die Radfahrer bei schlechtem Wetter, da sind auf einmal sehr viele Autos mehr unterwegs?! Die Radfahrer sind auch parkende Autobesitzer, die sicherlich jetzt ihre Autos nicht verkaufen. Wo bleiben Nummernschilder für Fahrräder und eine Fahrradsteuer. Dieser Senat sollte sich mal die Wahlergebnisse genauer ansehen. Die meisten Berliner (inklusive Nichtwählern)haben diese Regierung nicht gewählt.

  8. 42.

    Für was braucht man Fahrradwege wenn eh rücksichtslos auf dem Burger Steig gefahren wird obwohl Fahrradwege vorhanden sind .
    Die meisten Fahrradfahrer müsste man aus dem Verkehr ziehen da sie wahrscheinlich die Verkehrsregeln nicht kennen und deshalb auf Bürger steigen und Fußgänger Übergänge fahren .
    Man wird auf Fußgängerwegen oft von Fahrradfahren gestreift oder sogar angefangen das ist das Problem .

  9. 40.

    Die Karte enthält einen Fehler:
    Die Schöneberger Straße in Tempelhof soll einen Schutzstreifen erhalten, aber in der Karte ist die Schöneberger Straße in Kreuzberg eingezeichnet.
    Ich schlage vor, dass der RBB die Karte an dieser Stelle verändern lässt.

  10. 39.

    Abschleppen ist keine Lösung - gegen zuviel Autos in der Stadt. Aber völlig falsch wiedergegeben wurde, dass das Abschleppen in Kreuzberg "nichts bringen würde". Richtig ist, dass die Zahl der Falschparker deutlich abgenommen hat und die Radwege dadurch benutzbar wurden. Dass die Zahl der Umsetzungen nicht rückläufig ist, ist erstens falsch - sie hat sich derzeit (zu Januar) halbiert - und sie sagt nichts über die Zahl der Falschparker aus, da am Beginn der Aktion, aus Personalkapazitätsmangenl, nicht alle Falschparker abgeschleppt werden konnten. Insbesondere in der Dudenstraße gab es nachts Probleme mit Falschparkern, obwohl am Platz der Luftbrücke legale Parkplätze frei waren. Unzählige weitere freie Parkplätze gibt es nachts am Columbiadamm. Das Hauptproblem, in Kreuzberg, dürfte sein, dass das Parken, auf öffentlichen Straßen kostenlos ist, die Einführung von Parkraumbewirtschaftungszonen, mit angemessenen Gebühren ist hier dringend notwendig.

  11. 38.

    Berlin wird zum Dorf mit vielen Fahrräder. Der Senat fährt weiter mit Luxus Karosserie und das volk was verdummt wird mit Fahrrad. Wie wärs es denn mit Pferden und Kutsche. Hoffentlich wird das Wetter immer mies sein dann macht es dem Auto Fahrer wieder Spaß durch die Pfützen zu fahren. Welcher blödsinn kommt dann bald. Die Umwelt Lüge geht schon lange nicht mehr.

  12. 37.

    Stimmt. Selbst ohne die zusätzliche bauliche Verdichtung leben immer mehr Menschen auf engem Raum. Einerseits, weil sie keine eigene Wohnung finden und Zimmer mieten. Andererseits, weil sie keine größere Wohnung finden oder wegen der steigenden Mieten zunehmend Wohngemeinschaften bilden oder Zimmer untervermieten. Folglich nimmt die Zahl der Verkehrsteilnehmer in der Innenstadt massiv zu; vgl. die jüngsten Zahlen der BVG. Der ÖPNV braucht Vorrang und dafür mehr Platz in Form von reservierten Busspuren und zusätzlichen Strassenbahntrassen.

  13. 36.

    In einer Stadt die weiter wächst kann es nur mit einer Reduzierung der PKWs gehen. Der OPNV ist langsam an der Kapazitätsgrenze. Folglich müssen besserer und sicherer Radspuren her. Ins Büro kann Mann mit dem EBike gerne mal 12 KM fahren ohne angeschwärzt zu sein. Am Wochenende kann auch auf die Bahn Carsharing oder Leihwagen zurück gegriffen werden. Erst wenn z. B Parken so unattraktiv ist dann werden privat Autos auch abgeschafft. Alles aber bitte freiwillig

  14. 35.

    Ja bitte, alle Autofahrer raus aus der Innenstadt ist der einzig sinnvole Weg.

  15. 34.

    Ganz einfach, wer ein Haus baut,muss auch Parkplätze schaffen !!!!! Ansonsten keine Baugenehmigung. Fertig.

  16. 33.

    Wie sieht denn dieses "gerechte" Mautmodell aus: Muss der zu Fuß gehende 5jährige Stepke genauso viel Zahlen wie der SUV-Fahrer? Muss die gehbehinderte Omma, die nur noch zum Einkaufen und Arztterminen raus geht, genauso viel zahlen wie der joggende, fahrradfahrende, spazierengehende, autofahrende Familienvater? Und was machen wir mit den Touris?

  17. 32.

    Der Punkt ist doch: Es ist kein Platz für so viele Autos in der "Innenstadt". Staus, viel Verkehr, viel zu wenige Parkplätze (lange Suche, Falschparker). Und die Situation wird sich noch verschlimmern: Es werden immer mehr Flächen bebaut. Sprich zum einem noch mehr potentielle Autobesitzer und zum anderen weniger Flächen für Parkplätze. Politik und Gesellschaft bleibt doch nichts anderes übrig als über ein neues Mobilitätskonzept nachzudenken.

    Ist man aus meiner Sicht in Berlin (und in dem von der Autolobby "regierten" Deutschland) viel zu spät dran. Aber immerhin ist ein Anfang gemacht.

  18. 31.

    Jeder Verkehrsteilnehmer sollte eine Maut bezahlen, also auch für Fahrräder, Kinderwagen und Bollerwagen.
    Gerechtigkeit muss her!

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