Oranienburg - Vergabeverfahren für Wohnheim für Polizeianwärter gestoppt

Fr 15.07.22 | 14:48 Uhr
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Junge Polizistinnen (Quelle: dpa/Paul Zinken)
Bild: dpa/Paul Zinken

Das Vergabeverfahren zum Bau eines Wohnheims für Polizeianwärterinnen und -anwärter in Oranienburg (Oberhavel) ist durch den Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB) gestoppt worden. Das teilte das Brandenburger Innenministerium am Freitag mit.

Grund seien die Baukosten. So hätte das günstigste Angebot bereits mehr als zehn Prozent über der haushalterisch darstellbaren Investitionsobergrenze von 43 Millionen Euro gelegen.

Verärgerter Stübgen will Alternativen prüfen

Innenminister Michael Stübgen (CDU) zeigte sich enttäuscht über die erneute Verzögerung des seiner Ansicht nach notwendigen Wohnheimbaus. Er kündigte an, nun selbstständig nach Alternativen zu suchen. Es ärgere ihn "ganz persönlich", dass das Projekt erneut zurückgeworfen werde. Man ringe seit Jahren um eine Verbesserung der Ausbildungskonditionen am Standort der Polizeihochschule. Das Wohnheim sei dafür ein entscheidender Faktor.

Es wäre aber unverantwortlich gewesen, eine Kostenübernahmegarantie abzugeben, die "bereits vor dem ersten Spatenstich mehr kosten soll, als wir an Geld zur Verfügung haben", so Stübgen. Man wolle nun alternative Investitionsvorschläge aufgreifen, sagte er.

Vorsichtig optimistisch zeigte sich auch das Finanzministerium. Ein Sprecher bekräftigte, dass man sich nach der parlamentarischen Sommerpause um eine Lösung bemühen werde.

Gewerkschaft der Polizei zeigt sich enttäuscht

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) zeigte sich enttäuscht. Schon 16 Jahre würden die Verhandlungen laufen, man sei aber noch keinen Schritt weiter, hieß es in einer Mitteilung. "Die Schaffung von Anwärterunterkünften ist eine wichtige Säule in Bezug auf die Attraktivität der Polizei des Landes Brandenburg", sagte die GdP-Landesvorsitzende Anita Kirsten und forderte von der Politik Wertschätzung und Einsatz für die Polizei.

Der Wohnungsmarkt in Oranienburg sei für die über 1.000 Anwärterinnen und Anwärterin laut GdP zu teuer und auch überlastet. Das Anwärterwohnheim sei daher ein wichtiger Bestandteil der Nachwuchsgewinnung. Man dürfe nicht vergessen, dass im mittleren Dienst viele Anwärter schon im Alter von 16 Jahren ihre Ausbildung beginnen würden. Eine Sozialisierung, Gemeinschaft und Unterstützung sei wesentlich schwieriger, "wenn nach dem Unterricht alle Kolleg:innen in unterschiedlichste Himmelsrichtungen nach Hause fahren", hieß es in der Mitteilung.

7 Kommentare

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  1. 7.

    Es wäre hier mal interessant zu wissen wie viel Millionen Euro für die Planung bereits ausgegeben wurden in 16 Jahren. Wahrscheinlich hätte man davon schon längst bauen können. Auch hier wird der Steuerzahler für das Versagen der Politik zur Kasse gebeten. Schade das man die Polizei für ihre täglichen Leistungen nicht mehr wertschätzt

  2. 6.

    Sowas von peinlich, da kann man sich nur fremdschämen. Ausbaden wird es der steuerzahlende Bürger, der bis 67 arbeiten muss, um die Fehler Anderer zu bezahlen.

  3. 5.

    Die Gewerkschaften und personalvetreter haben ein Wohnheim seit Anfang an gefordert, allein das Innenministerium war aus kostengründen dagegen und favorisierte den freien wohnungsmarkt.
    Jetzt wo die Baukasten fast täglich steigen sich verwundert und sauer zu zeigen ist schon erstaunlich. Warum die Planung und Ausschreibung solange dauert, wäre auch interessant zu hinterfragen. Vielleicht ist der BLB einfach nicht der richtige Partner für sowasund einfach zu schwerfällig. Das es anders geht, hat der Landkreis OHV mit dem Bau der Inspektion in oranienburg gezeigt.

  4. 4.

    Ich vermute jetzt wird freihändig vergeben. Wäre auch nicht verkehrt. Der Staat muss nun mal Geld in die Hand nehmen für sinnvolle Zwecke.

  5. 3.

    Wir kann es 16 Jahre Dauern und es kommt zu keinem Ergebnis. Das ist doch im keinen Verhältnis mehr.

  6. 2.

    Hoffentlich klappt das noch irgendwie für den künftigen Nachwuchs. Brandenburg ist ja nun "etwas" größer wie Berlin und da ist "mal schnell zu Mutti fahren" nicht ohne weiteres drin. Solch ein Wohnheim hätte ich mir früher auch gewünscht. Allemale besser wie ein Jahr kaserniert, 22:00 Uhr "Zapfenstreich", vier Bett "Zimmer", Gemeinschaftsklo, -dusche, -küche, -verpflegung und einem kostenlosen morgendlichen Sportangebot für Zuspät- oder Zuvollkommer. Allerdings war die Sozialisation da ein Selbstläufer und geschadet hat es eigentlich nicht. Im zweiten Jahr gab es ein mageres behördliches Unterkunftsangebot für Nicht-Berliner. Sonst war "Mutti", WG oder eigene Wohnung angesagt - und das bei einem "Wohnungsmarkt" der 1977 nicht besser war wie der Heutige.
    Die BLB wäre gut beraten, wenn sie das Vorhaben umsetzt. Billiger wirds nicht und Nachwuchs wird wohl auch im Flächenland Brandenburg dringend benötigt - dazu sind passende Rahmenbedingungen auch eine Voraussetzung.

  7. 1.

    Wahrscheinlich ist es besser, jetzt zu bauen, denn die Baukosten werden nicht sinken. Dann kostet das Wohnheim in 2 Jahren eben über 60 Millionen und wird dann doch gebaut, weil "alternativlos".

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