Pöbeleien gegen Kollegin bei Weihnachtsfeier - Kalbitz bleibt AfD-Fraktionsmitglied

Do 22.12.22 | 18:22 Uhr | Von Michael Schon
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Andreas Kalbitz (parteilos) sitzt während der Sondersitzung des Brandenburger Landtages in der letzten Reihe. (Foto: Soeren Stache/dpa)
Audio: Ute Sander | 22.12.2022 | Antenne Brandenburg | Bild: Soeren Stache/dpa

Andreas Kalbitz soll eine Abgeordneten-Kollegin im Rausch beleidigt haben. Die AfD-Fraktion spricht eine Missbilligung aus und ändert ihre Geschäftsordnung. Was nach einer milden Strafe aussieht, könnte Kalbitz gefährlich werden. Von Michael Schon

  • Andreas Kalbitz bleibt Mitglied der AfD-Fraktion
  • Fraktionschef Berndt missbilligt "Äußerungen und Verhalten"
  • Fraktionsausschluss künftig mit Zweidrittelmehrheit möglich

Als sich die Türen des AfD-Fraktionssaals im Potsdamer Landtag öffnen, sind die AfD-Abgeordneten sichtlich bemüht, den Deckel irgendwie auf dem Topf zu halten. Hinter den Türen muss es gebrodelt haben. Auf die naheliegende Frage, wie es denn gelaufen sei, heißt die Antwort unisono: "Fragen sie den Fraktionsvorsitzenden!"

Wieder einmal hängt der Haussegen schief in der Fraktion, wieder einmal ist Andreas Kalbitz schuld. Auf einer Weihnachtsfeier soll er seine Fraktionskollegin Lena Kotré übel beleidigt haben. So steht es in einem kurzen Text, der zunächst auf den Handys der Fraktion zirkulierte und dann in den Medien landete: "War richtig schlimm. Kalbitz hat im Suff hart gepöbelt", heißt es da. Er habe seine Fraktionskollegin "Schlampe" genannt und gesagt, sie sei schwanger geworden, um versorgt zu werden – von ihrem heutigen Mann, dem Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré.

Das Urteil fällt schwer

In der Sitzung fällt das Urteil der Fraktion darüber, was bei der Weihnachtsfeier wirklich passiert ist, offenbar nicht leicht: Laut Anzeigetafel dauert sie mehr als drei Stunden. Als der Fraktionsvorsitzende Hans-Christoph Berndt das Schweigen nach dem Verlauf der Sitzung dann endlich bricht, ist seine Antwort kurz und wirkt vorformuliert: "Die Fraktion missbilligt die Äußerungen und so ein Verhalten. Darüber hinaus haben wir Anpassungen an der Geschäftsordnung vorgenommen, um gegen künftige Probleme gewappnet zu sein." Welche das sind? "Ich wünsche Ihnen frohe Weihnachten." Auch weitere Nachfragen werden nicht beantwortet. Klar allerdings ist: Konsequenzen hat eine Missbilligung nicht. Von einem Rauswurf ist keine Rede.

In der Auseinandersetzung mit ihrem früheren Partei- und Fraktionsvorsitzenden Kalbitz tut sich die AfD in Brandenburg nach wie vor schwer. Eigentlich ist es schon ein Kuriosum, dass Kalbitz nach seinem Rauswurf aus der AfD vor zwei Jahren weiterhin Mitglied der AfD-Fraktion ist – und dass auch die Tatsache darin nichts ändern konnte, dass er den parlamentarischen Geschäftsführer Dennis Hohloch vor zwei Jahren mit einem Milzriss ins Krankenhaus beförderte.

Kalbitz hat noch immer Einfluss

Kalbitz' Einfluss in Partei und Fraktion scheint nach wie vor respekteinflößend zu sein. So lässt sich auch das öffentliche Schweigen der Fraktionskollegen zu den Verfehlungen und der Eiertanz des Fraktionschefs deuten. Es heißt, der Kampf um die Listenplätze für die Landtagswahl 2024 habe bereits begonnen – und Kalbitz sei dabei, selbst in die Schlacht zu ziehen.

Mit dem Tag heute dürfte der Kampf härter werden. Denn mit den zunächst nicht näher benannten "Anpassungen an der Geschäftsordnung" ist gemeint, dass die Fraktion in Zukunft Ordnungsmaßnahmen mit Zweidrittel- statt Dreiviertelmehrheit beschließen kann – das hohe Quorum war einst auf Betreiben von Kalbitz eingeführt worden. Nun wäre es zum Beispiel auch möglich, Kalbitz mit Zweidrittelmehrheit aus der Fraktion zu werfen.

Drehen sich die Mehrheitsverhältnisse?

In der Fraktionsspitze rechnet man damit, dass sich die Mehrheitsverhältnisse in der Fraktion mit dieser Entscheidung gegen Kalbitz gedreht haben. Wann damit zu rechnen sei, dass die neue Geschäftsordnung angewendet werde? "Wenn Herr Kalbitz das nächste Mal betrunken ist", tönt es auf dem Fraktionsflur. Der Ton bleibt rau in der AfD – zumindest dann, wenn man sich unter sich wähnt.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 22.12.2022, 19:30 Uhr

 

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Beitrag von Michael Schon

31 Kommentare

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  1. 31.

    "Hat es ein Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung gegeben?"

    Wie es sich unter Rechtsextremisten gehört hat man das unter sich geregelt. Dann wäre nämlich Holoch weg vom Fenster, der Neonazi Kalbitz hat seine Leute überall.

  2. 30.

    "Das Verfahren wurde eingestellt. Aber dem RBB Journalisten war es doch nach einem Jahr wichtig, den Herrn Kalbitz entsprechend in Erinnerung zu rufen."

    Und die Anhänger des Neonazis Kalbitz werden nicht müde die "Leistungen" des "Herrn" zu verharmlosen.

  3. 29.

    Ach so. Frau Weidel ist klug.
    Jedenfalls klüger als?? ..., wie Sie meinen, festgestellt zu haben.
    Wahrscheinlich wg. Aussagen wie dieser im Bundestag:
    "Die AfD hat (auch hier) ein Alleinstellungsmerkmal, die AfD ist die einzige Partei, die gegen eine Ehe für Alle kämpft."
    Sagt die bekennende Lesbe.
    Und weiter:
    "... Sie holen hier Kopftuchmädchen, Analphabetinnen rein ...".
    Sagt diejenige, die mit einer schwarzen Muslima aus Malaysia verheiratet ist!
    All' diese unfassbaren Widersprüche weisen zweifellos auf einen IQ hin,
    der den eines Albert Einstein um ein Vielfaches übersteigt.
    In diesem Sinne, fröhliche Weihnacht, Sie ostdeutscher Politikexperte.
    Rajko Peter Petrow

  4. 28.

    Immer diese "Missgeschicke"... Mal körperlich, mal "nur" verbal...

  5. 27.

    Na gut , die Steffi Lemke von den Günen finde ich auch garnicht mal so schlecht .

  6. 25.

    @ phil..., ja, es ist richtig, das die im Westen abgehalfterten Rechten ihre Chance im Osten suchten. Richtig ist aber leider auch, das sie diese Chance nutzen könnten da sie ja im Osten nicht von wenigen gewählt wurden und werden.

  7. 24.

    Das Verfahren wurde eingestellt. Aber dem RBB Journalisten war es doch nach einem Jahr wichtig, den Herrn Kalbitz entsprechend in Erinnerung zu rufen. Obwohl dieses Missgeschick eigentlich von interessierter Seite bereits abgearbeitet wurde.

  8. 23.

    Also im großen und ganzen stimme ich Ihnen zu , allerdings finde ich Fr.Weidel jetzt mal garnicht so übel . Die ist auf jeden Fall intelligenter als alles was die Grünen zu bieten haben , wie man ja gerade täglich erleben darf .

  9. 22.

    Der blöde Ossi schiebt dem Wessi die Schuld zu? Aha, der blöde Ossi lebt im Wald und haust in einer Reisighütte. Kein Thema. Aber Sie sitzen auf dem Thron der Überheblichkeit und suchen die schlichtesten Lösungen und ehrlich gesagt, ich kann diese primitiven Äußerungen nicht mehr hören. Um die Menschen zu verstehen, müssten Sie sich die Mühe machen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und etwas von ihnen wissen zu wollen. Das möchten sie doch gar nicht, denn das würde Ihre selbstgefällige Welt zerstören. Hat der Westen keine nationalistischen Strömungen, Bayern ist nicht Hochburg der Reichsbürger? Sollen wir den Westen nun werten, wie Sie den Osten? Was für eine billige Schnöselei.

  10. 21.

    "Aber so läuft Nazidenke. Immer schön persönlich und immer schön unter der Gürtellinie."
    Ich denke eher, dies ist ein Problem vieler Anhänger von politischen Randgruppierungen.

  11. 20.

    Das ist die Möglichkeit für alle Gestrigen, eine schnelle Lösung zu finden. Ah, jetzt noch schnell das Ossi Klischee auffahren und ja, klappt auch nach 30 Jahren gut. Robert ist sich nicht für dieses Klischee zu schade. Wie einfach. Sicher geht es Ihnen jetzt besser?
    Die AfD ist von Menschen des Westens ins Leben gerufen worden, von Rechten des Westens. Und im Moment reisen völkische Siedler und Rechtsextreme aus dem Westen hier ein und wir wollen eure Rechtsextremen nicht, holt sie bitte wieder ab, Robert und sag den bayrischen Reichsbürgern, sie sollen nicht auch noch kommen.
    17 Millionen Ostdeutsche können Kommentare wie den Ihren nur als Selbstbesoffenheit einordnen, oder teilen wir die Menschen immer noch in doofe Ossis und gute Wessis ein, die natürlich keine Probleme mit nationalistischen Strömungen haben, überall alles schlimm, nur der Westen ist außen vor? Diesen Kalbitz können Sie auch abholen, der gehört nicht in unsere Region, sondern ist waschechter Münchner.

  12. 19.

    Haben Sie das tatsächlich verschlafen? Dann recherchieren Sie doch bitte selber...

  13. 18.

    @ fronzek, hat auch keiner behauptet. Aber diese Tatsache zu negieren, weil jemand innerhalb der Partei Angst hat und/oder hörig, ist schon sehr blind von Ihnen. Tatsache ist doch, das es so war.

  14. 17.

    Hi.

    Ich glaube in dem Kommentar sollte darauf abgezielt werden dass sehr viele Wähler der rechten AFD stark die Trennung zwischen „Wessi“ und „Ossi“ leben. Dabei schieben sie den „Wessis“ gerne die Schuld für ihre Probleme in die Schuhe. Da ist es halt verwunderlich dass gerade diese Personen eine Partei wählen und hochreden die massgeblich von „Wessis“ gelenkt wird.

  15. 16.

    Ich bin entsetzt. "dass auch die Tatsache darin nichts ändern konnte, dass er den parlamentarischen Geschäftsführer Dennis Hohloch vor zwei Jahren mit einem Milzriss ins Krankenhaus beförderte" Herr Schon vom RBB, wissen Sie da mehr? Hat es ein Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung gegeben?

  16. 14.

    Dieser Typ ist schlichtweg einfach nicht tragbar. Und ja ich halte ihn und seine Gesinnungsgenossen für gefährlich.

  17. 13.

    @ Herr Krause, na dann lassen Sie uns bitte teilhaben. An Eskapaden im Stil des A. Kalbitz kann ich mich nicht erinnern. Und ich bin garantiert kein Freund von Hofreiter.

  18. 12.

    Der RBB ist ja verpflichtet jede politische Partei zu Wort kommen zu lassen. Aber muss es immer wieder dieser kaputte Typ sein?

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