Verband lehnt strengere Tierwohlregelungen ab - Bauernpräsident bezeichnet Schweinehaltung in Brandenburg als bedroht

Sa 06.05.23 | 18:29 Uhr
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Schweine stehen in einem Schweinestall. (Quelle: dpa/Marijan Murat)
Audio: rbb24 Inforadio | 07.05.2023 | Georg Schwarte | Bild: dpa/Marijan Murat

Brandenburgs Bauernpräsident Henrik Wendorff befürchtet eigenen Aussagen zufolge, dass viele Schweinehalter wegen fehlender Planungssicherheit ihre Betriebe aufgeben könnten. "Wenn wir noch lange warten, werden wir in Brandenburg keine Schweine mehr haben", sagte er am Samstag nach einer Sonder-Agrarministerkonferenz, die am Freitag in Berlin stattgefunden hatte. Unter den Landwirten herrsche Verunsicherung, weil strengere Regelungen in der Haltung eingeführt werden sollen. Wendorff äußerte sich enttäuscht über die Konferenz. "Es ist nichts rausgekommen, es ist ernüchternd", sagte er über das Treffen von Bund und Ländern. Dabei ging es um einen Umbau der Nutztierhaltung.

Der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) will eine Neuausrichtung hin zu weniger Tieren pro Stall. Fleischprodukte sollen dann mit einer verbindlichen, staatlichen Tierhaltungskennzeichnung ausgestattet werden. Für den Umbau ihrer Ställe soll den Schweinehaltern eine Fördersumme von einer Milliarde Euro bereitgestellt werden. Dies sei jedoch nur der Auftakt, so Özdemir. Es sei wichtig, überhaupt mit dem Umbau der Nutztierhaltung zu beginnen.

Die Bundesländer fordern mehr Steuergeld vom Bund für den Umbau der Nutztierhaltung und der Ställe hin zu höheren Standards.

Drei von vier Ställen müssten umgebaut werden

Der Deutsche Bauernverband hält für den Umbau eigenen Angaben zufolge vier Milliarden Euro öffentliche Zuschüsse im Jahr für notwendig. Ohnehin herrscht Krisenstimmung bei Schweinehaltern. Die Zahl der gehaltenen Schweine in Brandenburg sank 2022 auf einen Tiefstand. Erstmals seit 1990 gab es demit weniger als 600.000 Schweine in dem Bundesland.

Wendorff sagte am Samstag, mehr als 75 Prozent der Schweineställe in Brandenburg müssten umgebaut werden. "Wenn ich mehr Platz brauche, kann ich weniger Tiere halten." Die Folge seien weniger Umsatz und Einkommen für die Landwirte. Er forderte einfachere Genehmigungsverfahren und warnte davor, dass sich ein Teil der Schweinezucht ins Ausland verlagern werde.

Zudem sei aus seiner Sicht die Frage höherer Emissionen ungeklärt, wenn offene Ställe mit Auslauf entstehen sollen. "Da ist noch viel Sand im Getriebe." Der "Zielkonflikt" mit Blick auf den Klimaschutz müsse gelöst werden. Auch die Bevölkerung werde nicht begeistert sein, wenn sich Schweine, die Gerüche mit sich bringen, teils im Freien aufhielten.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.05.2023, 19.30 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Ich finde es gibt viel zu viel Schweinehalter. Es ist gut, wenn der Bestand etwas ausgedünnt wird. Ich sage das mit Blick auf die anfallende Gülle und dem damit verbundenen Nitrat im Grundwasser. In meiner Gegend stinkt das Grundwasser wie Jauche. Es wäre gut, wenn in Deutschland nur soviel Fleisch (Schwein und Rind) produziert wird, wie auch verbraucht wird und kein Gramm für den Export!!!

  2. 24.

    Weise Worte. Ich muß beim lesen andauernd an all die aber Tausend Schweins Füße denken, die nur exportiert werden nach China oder gerade noch Italien. Apropos Schwein. Von einen gesunden Schwein kann man fast alles verzehren, nur kennen und wollen die meisten Verbraucher*innen dies gar nicht erst wissen. Ein Restaurant in Berlin macht dies sehr vorbildlich vor. Da bleibt so gut wie nichts übrig vom üppigen Fleisch.

  3. 23.

    Ihrem Beitrag nach zu urteilen, kommen Sie aus der Landwirtschaft und leben von den Erträgen. Auch die Arbeitsbedingungen scheinen Sie zu kennen oder plappern Sie nur das nach was die meisten Unwissenden hier so von sich geben. Wer möchte kann sich ja ausschließlich von Grünzeug ernähren und Bioprodukte kaufen. Deswegen muss man doch anderen nicht seine Willen aufzwingen.

  4. 22.

    Ich sehe da eher keine Doppelmoral, sondern die Schmerzen der landwirtschaftlichen Unternehmer, die Probleme auf zwei Seiten haben: Zunächst geht die Nachfrage nach Schweinefleisch zurück-wurde erst unlängst so publiziert- und dann sollen die Tiere auch noch, was einige als Riesenzumutung empfinden, ein klein wenig artgerechter gehalten werden.
    Deutschland exportiert in riesigen Mengen Fleisch bis nach China-die Vermutung, das wir uns hier den Magen mit billigem Schwein aus dem Ausland vollschlagen, erinnert so ein wenig an die hilflosen Argumente der Atomstrom-Fans, die ähnliches für den Stromsektor behaupten.

  5. 21.

    Hoffentlich kommt jetzt mal Bewegung in die "tierunwürdige" Haltung. Nicht zu fassen, was Menschen den Tieren antun.

  6. 20.

    Genauso habe ich es in MOZ gelesen. Den deutschen Schweinen soll es besser +artgerechter gehen. Und Deutschland ist Weltmeister im Einkauf von billigen nichtartgerecht behandelten Schweinen aus dem meist osteuropäischen Ausland. DOPPELMORAL

  7. 19.

    Auf die Idee muss man nicht kommen, das ist so.
    Die Landwirtschaft trägt einen nicht unerheblichen Anteil an den Treibhausemissionen.
    https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#treibhausgas-emissionen-aus-der-landwirtschaft

    Der Schweine züchtende Landwirt hat also die Wahl. Entweder weniger Tiere klimafreundlich in Ställen halten und weniger Einnahmen oder klimaschädlich "offene Ställe mit Auslauf" und trotzdem weniger Einnahmen, weil in Dtl. produziertes Fleisch zu einem nicht mehr für jedermann erschwinglichen Luxusgut mutiert.

  8. 18.

    Bereit sein ist toll, es auch zu machen, steht auf einem anderen Blatt Papier.
    https://www.rnd.de/wirtschaft/umfrage-hoehere-fleischpreise-fuer-mehr-tierwohl-stoesst-auf-akzeptanz-GVEOGU6KSKTQGAS7NP23XAYTPY.html

    "Um Bauern auf dem Weg zu mehr Tierwohl - etwa durch Stallumbauten - zu unterstützen, sind nach Experten-Empfehlungen eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Abgabe auf tierische Produkte im Gespräch. [...] Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch."

    Die Milliarde Fördergeld aus dem Steuertopf wird dann ein zweites Mal beim Endverbraucher abgeschöpft. Wohl dem, der sich in Deutschland produziertes Fleisch dann noch leisten kann oder möchte.

  9. 17.

    Schon absurd, dass bspw Brandenburg immer wieder die Massentierhaltung subventioniert hat und jetzt schon wieder die Kosten übernehmen soll, wenn es darum geht, endlich mal angemessene Standards einzuhalten.

    Aber gut, dann eben keine Schweine mehr in Brandenburg. Sobald das Fleisch realistische Preise beim Verbraucher verlangt, erledigt sich das Problem eh von selbst. Braucht keiner, kostet viel, ist ungesund. Und auch ohne Fleisch kann man Ausdauersportler sein. Mehr Mythen für ein Weiterso kann man da kaum entzaubern.

  10. 16.

    Und Unternehmer jammern nun mal bei jeder Gelegenheit, verlangen Unterstützung, Subventionen und Planungssicherheit.

  11. 15.

    Ein Züchter kann Umsatteln auf artgerechte Haltung, es muss noch nicht mal "Bio" sein. Der Bedarf dafür ist da und es gibt zunehmend Klientel die bereit ist, weniger Fleisch zu essen und dafür angemessen für vertretbare Haltung der Tiere zu zahlen.
    Man muss es nur wollen.

  12. 14.

    Sie denken offenbar ein Bauernhof ist ein Hobby? Landwirte sind Unternehmer.

  13. 13.

    Für den Spießer gilt-wie schon immer:
    Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

  14. 12.

    Auf die Idee muß man erst mal kommen-Tiere, die sich im Freien aufhalten, verpesten die Umwelt.
    Boah ey.
    Aber wahrscheinlich fehlt mit, so als Nicht-Schweinebauer, einfach das Gefühl dafür, das Millionen Hektoliter Schweinegülle irgendwie umweltverträglicher sind, wenn die Biester zu zehntausenden in Massenställen eingepfercht sind. Zumal man dort auch den Schweinekrankheiten mit Antibiotika viel besser den Garaus machen kann, als wenn die Biester sich im Freien aufhalten würden.

  15. 11.

    Für alle Bauern der EU kommt eh bald die Götterdämmerung, wenn Milch und Fleisch aus dem Labor vegan und viel umweltfreundlicher von den israelischen Firmen am Start ist. Ich würde das begrüßen!

  16. 10.

    Gibt es denn irgendein Lebensbereich der mit Moral günstiger wird?
    Viel Geld = viel Moral?
    Oder umgekehrt?

  17. 9.

    Geist hin oder her. Wer gewerbsmäßig Schweine züchtet, der muß damit Geld verdienen. Er sichert damit seine Existenz und die seiner Mitarbeiter. Wenn ihm der Gesetzgeber das erschwert wird er es irgendwann aufgeben, seine Mitarbeiter entlassen und den Betrieb schließen.

  18. 8.

    Oh man, Schweine-Exportweltmeister Deutschland jammert über Verlagerung der Produktion ins Ausland. Wir sind es die mit billigst produziertem Qualfleisch dem Ausland den Markt zuramschen!

  19. 7.

    Wer profitiert von industrialisierter Schweinehaltung in Brandenburg? Ein paar wenige Bauern und teils ihre günstigen Arbeitskräfte, sowie u.a. chinesische Konsumenten, die interessanterweise Fleisch aus Deutschland importieren. Vllt kriegt Brandenburg noch ein paar EUR Steuern. Und wer zahlt im Gegenzug dafür? Z.B. Steuerzahler in Brandenburg, um hunderte Kilometer Zäune gegen die Afrikanische Schweinepest zu errichten - und damit wilde Lebensräume noch weiter zu zerschneiden. - Z.B. Boden und Grundwasser in Brandenburg, um aggressive Gülle aus viel zu vollen Ställen aufzunehmen. - Tja, und nicht zuletzt Hunderttausende hoch intelligenter Tiere, die sich in diesen Ställen wochenlang nicht einmal umdrehen können (!!!). Brandenburger Schweine-Massenhalter: Milliarden-Fördersummen sind angekündigt - und ihr beschwert Euch echt immer noch?? Not sorry at all: Wer nicht mit der Zeit geht, muss mit der Zeit gehen. - Kleiner Tipp: für Bio-Ware gibt's schon lange weit bessere Preise.

  20. 6.

    Doch müssen sie...

    Oder bestimmen sie das ???
    Ich jedenfalls möchte jeden Tag meine Wurst oder mein Fleisch, es geht doch nichts über ein leckeres Schnitzel, aber sie können ja gern am Gras knabbern... !!!

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