Bericht über geplante Mittel-Kürzungen - Wegner weist Kritik an Berliner Radwege-Plänen als verfrüht zurück

Di 04.07.23 | 20:54 Uhr
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Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin. (Quelle: rbb)
Video: rbb|24 Abendschau | 04.07.2023 | Andrea Vannahme | Bild: rbb

Geht es nach der Finanzverwaltung, soll im Bereich des Berliner Radverkehrs der Rotstift angesetzt werden. Der Regierende Bürgermeister warnt im rbb vor Vorverurteilungen und kündigt eine baldige Vorstellung der Pläne für den Bereich an.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat Berichte über geplante Kürzungen bei Radwegen als verfrüht zurückgewiesen. "Ich weiß auch nicht, woher die Zahlen kommen, denn wir sind noch mitten in den Haushaltsberatungen", betonte Wegner am Dienstag in der rbb24 Abendschau. Bisher gelte der Koalitionsvertrag, und der besage, dass der schwarz-rote Senat mehr Radwege bauen und das auch schneller machen wolle als die grüne Vorgänger-Verkehrssenatorin Bettina Jarasch.

Wegner bezog sich mit seinen Äußerungen auf einen rbb-Bericht, wonach die Finanzverwaltung die Mittel im Radwege-Bereich deutlich reduzieren möchte. Das geht aus Dokumenten zum Doppelhaushalt 2024/25 hervor, die dem rbb vorliegen. Demnach fordert die von der CDU geführte Finanzverwaltung Kürzungen zwischen 40 und 60 Prozent.

Wegner sieht viel Zustimmung zur Verkehrspolitik

Wegner verteidigte in der rbb24 Abendschau die Verkehrspolitik des Senats. "Wir wollen sichere Kreuzungsbereiche, damit es weniger Unfallverletzte gerade unter Radfahrerinnen und Radfahrern gibt. Was wir wollen, sind sinnvolle Radwege, da wo es passt, da wo es richtig ist, da wo wir Bedarfe feststellen", betonte er. In der Vergangenheit habe man "manchmal das Gefühl" gehabt, in Berlin seien Radwege entstanden, um dort Autos rauszudrängen - "und das gibt es bei mir nicht. Wir sagen Ja zu sicheren Fahrradwegen, aber auch Ja zum Auto".

Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) prüfe gerade, welche Radwege in Neben- und Hauptstraßen geplant seien, fügte Wegner hinzu. "Wir wollen ein regelrechtes Radnetz schaffen, wo es auch Verbindungen gibt. Die Prüfung wird relativ zeitnah abgeschlossen sein, dann wird die Senatorin damit an die Öffentlichkeit gehen. Und ich bin mir sicher, dass dann viele sehr beruhigt sein werden."

Zur Kritik am bisherigen Vorgehen der von der CDU geführten Verkehrsverwaltung beim Thema Radwege sagte der Regierende Bürgermeister, die spiele sich eher "in der politischen Blase" ab. "Außerhalb der Politikblase sind sehr viele zufrieden, dass jetzt was anderes passiert, dass wir jetzt alle Verkehrsteilnehmer in den Blick nehmen. Das war in der Vergangenheit nicht so, und das machen wir jetzt."

Koalitionspartner übt Kritik

Die mitregierende SPD geht derweil deutlich auf Distanz zu den möglichen Kürzungsplänen im Radverkehrsbereich. Ihr verkehrspolitischer Sprecher Tino Schopf sagte dazu: "Das wird es mit der SPD nicht geben." Die schwarz-rote Koalition habe mehr und sichere Radwege verabredet. "Dieses Ziel erreichen wir mit Sicherheit nicht, wenn wir jetzt mit einem spitzen Bleistift Finanzmittel für den Radverkehr minimieren."

Ähnlich bewertet auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) die Situation. Der Verband sieht einen "Doppelschlag" aus Radwegestopp und einer Halbierung von Haushaltsmitteln. "Wir befürchten, dass das eine mutwillige Verhinderung ist, den Verkehr in Berlin endlich auch nur annähernd sicher und fair für alle zu gestalten", sagt ADFC-Sprecher Karl Grünberg. Sein Verband frage sich inzwischen, ob es dem Senat um "bewusste Politik gegen Radfahrer" gehe. Der Automobilverband ADAC wollte sich zu möglichen Kürzungen beim Radverkehr nicht äußern.

Sendung: rbb24 Abendschau, 04.07.2023, 19:30 Uhr

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79 Kommentare

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  1. 79.

    Warum regen sich alle nur auf? Lasst doch den Senat einfach mal arbeiten. DieGrünen haben das Thema Radwege zu einem ideologischen Kampfthema gemacht.Wir brauchen aber pragmatische Lösungen. Auch wenn 13000 Aktivisten demonstrieren, ändert das nichts an dieser Tatsache.
    Mich ärgert aber auch, dass sich immer sofort die Journalisten vor den Wagen spannen und gefühlt grüne Politik machen.

  2. 78.

    Ich wünsche mir auch sichere Wege und ein gutes Durchkommen, aber für jeden Verkehrsteilnehmer. Das erreiche ich aber nicht, wenn ich einfach einem etwas weg nehme. Damit erreicht man nur mehr Chaos und Stress. Und das macht den Verkehr dann noch gefährlicher. Ich sehe z.b. in meiner Straße Leute, die haben einen Zweitwagen. Die stehen aber meistens nur rum. Vielleicht die Steuer auf Zweitwagen erhöhen, wenn sie nicht unbedingt gebraucht werden. So als ein Mittel.

  3. 77.

    Die "Schuldenbremse" ist ein Instrument des Klassenkampfs von oben.
    Sie gilt regelmässig nicht für die Rettung privatwirtschaftlichen Finanzkapitals, nicht für die grössten Rüstungsausgaben aller Zeiten in den Kriegskassen der Kriegsherren und Kriegsgewinnler.

    Sie ist bloss ein zusätzliches Argument, ein weiterer Hebel, die faktische Enteignung durch Umverteilung von unten nach oben zu organisieren. Wie alle redliche Statistik nachweist.
    Wer zudem partout nicht versteht, dass die grössten "Schulden", die Kosten mit grösster Tragweite entstehen, erhält man die Infrastruktur nicht, baut sie nicht aus - wettet also nicht auf die Zukunft von Werten, die nicht an Börsen und im Finanzsystem verpuffen und verschwinden,
    hat offenbar die ewige Struktur nicht verstanden: Geht immer darum wer einen Kredit für was erhält. Niemals darum keinen Kredit aufzunehmen. Kapitalismus ohne Kredit, ohne Schulden gibt es nicht.

  4. 76.
    Antwort auf [Max] vom 05.07.2023 um 08:25

    Interessant! Radfahrer von gestern interessieren sich nicht für Verkehrsregeln und Sie freuen sich darüber.

  5. 74.

    "Wenn Sie alles bezahlen müssten, was durch Ihren Konsum zerstört wird, dann würden Sie sich aber umgucken."

    Es darf gefragt werden, was denn durch Fahrradkonsum "zerstört"wird.

    Und dass Autofahrer sich an den Kosten beteiligen - geschenkt. Das was Autofahrer für ihr "Hobby" zahlen, deckt die dadurch verursachten Schäden bei weitem nicht ab. Sollen die Autofahrer das erstmal selbst alles zahlen und nicht von der Allgemeinheit subventionieren lassen.

  6. 73.

    Man muss ja immer wieder von vorne in der PubaKita Berlin
    (Pubertätskindertagesstätte)

    Die Schweiz schaffte das Velo-Schild wieder ab.
    Wer einfordert, möge sich IN DER SACHE bitte informieren, statt der autoritären Illusion zu unterliegen, sein, das Leben anderer, die Verkehrswelt damit unter Kontrolle zu bekommen.

    Was ist mit der Halterhaftung. Nicht das Fahrrad, die /der tatsächliche Lenkende verursacht den Unfall, begeht die Ordnungswidrigkeit. Welche Erfahrungen damit gibt es in der Schweiz?. Wie sieht das Verhältnis zwischen Anzeige, Verfolgung, Aufwand und rechtsstaatlich zweifelsfrei nachzuweisender Täterschaft aus?
    Wäre eine Pflicht-Haftpflicht für alle, immer, hilfreich? Fast 50 Mio. sind bereits privat Haftpflichtversichert. Die Versicherung die für Radfahrende eintritt, verursachen sie einen Schaden. Würde eine obligatorische, gesetzliche Bürgerhaftpflicht -Versicherung zielführend sein? Sie dürfte bei der Masse Versicherter nur bei 30 Euro/Jahr liegen.

  7. 72.

    Wenn es doch sooo böse Auto und LKW Fahrer gibt dann steige ich doch mal vom Rad und schiebe es über die Kreuzung. Und wenn man es eilig hat, dann sollte man vielleicht früher losfahren. Sogar die Kleinen machen es den Erwachsenen nach., und fahren über die Kreuzung, anstatt zu schieben. Bin kein Auto oder Radfahrer. Ich beobachte nur.

  8. 71.

    Ich bin nur Radfahrer und Fußgänger (ein Auto besitze ich nicht). Mir war nicht bewusst, dass ich bisher nicht "aktiv angegliedert [wurde] an das,Steuersystem", und den Finanzbehörden scheint das auch entgangen zu sein. Jedenfalls darf ich doch recht viel an Steuern abdrücken. Bitte seien Sie so gut und teilen Sie den Finanzbehörden mit, dass ich nicht "aktiv .... an das,Steuersystem" angegliedert bin und daher keine Steuern zu zahlen habe. Danke; das ist echt nett von Ihnen.

    Sind Sie eigentlich auch so vehement dafür, dass Autofahrer die tatsächlichen Kosten, die ihr Hobby so verursacht, auch wirklich selbst tragen, statt sie von der Allgemeinheit (auch meine Steuergelder) subventionieren zu lassen?

  9. 70.

    "Wenn sie ein Schild nicht am Rad haben wollen,weil kein Platz frei ist,man kann es ihnen auch auf Stirn und Rücken tätowieren."
    Aha, das würde ja bedeuten das niemand mehr mit Helm oder Mütze fahren darf und alle mit freiem Oberkörper, auch im Winter. Vielleicht wäre es ratsam sie überdenken ihren Vorschlag noch einmal.
    Frage: wo wollen sie bei Rädern ohne Schutzblech oder Gepäckträger ein Nummernschild befestigen? Außerdem darf es nicht überstehen wegen Gefährdung von Personen bei event. Unfällen!

  10. 69.

    Antwort auf Ein Radfahrer
    Lesen Sie auch andere Kommentare da sehen es viele wie ich Steuern für Radfahrer und Kennzeichen ebenso.
    Wenn Sie ehrlich wären hätten Sie damit auch keine Probleme.

  11. 68.

    "Das sind Unfälle, wie sie leider immer wieder mal vorkommen. Was hat die CDU damit zu tun?"

    Sie will den Ausbau sicherer Radwege verhindern. Und dieses " leider immer wieder mal vorkommen" kann man verhindern.

    Radspuren, Tempo 30 ...

  12. 67.

    "Das sind Unfälle, wie sie leider immer wieder mal vorkommen. Was hat die CDU damit zu tun?"

    Sie will den Ausbau sicherer Radwege verhindern. Und dieses " leider immer wieder mal vorkommen" kann man verhindern.

    Radspuren, Tempo 30 ...

  13. 66.

    Es ist unglaublich, was alles insbesondere in der Verkehrspolitik schief läuft, seit die CDU-Mitglieder ihre Ämter bezogen haben. Ich bin selbst Autofahrerin, aber was den Radfahrern in dieser Stadt zugemutet wird, ist einfach Wahnsinn und jetzt noch die Ausbauten zu stoppen, kann ich nur als leichtsinnig und lobbygetrieben sehen. Sowas darf in unserer Stadt keinen Platz finden.

  14. 65.

    Frau Jarasch lag bei 10 %, also ihr "noch deutlicher unterlag" ist falsch. Auch scheinen sie relativ wenig von Taktik zu verstehen, warum sollte Jarasch im Zentrum antreten? Sie kommt über die Liste rein.
    Wegner hätte ja mal im Innenring angetreten können.
    "Abstimmung über ihre Verkehrswende ausgerufen" Der Außenbezirk will keine Verkehrswende. Haben sie das nicht mitbekommen?

  15. 64.

    Antwort auf Sickboy
    Jawohl meine Rede ,jeder der auf der Strasse fährt und aktiv am Verkehr teilhaben will sollte Steuern zahlen.
    Deshalb kämpfe ich hier unter anderem.
    Und nun fährt ein Radfahrer einen Fußgänger um oder beschädigt ein Auto, aber ohne Kennzeichen ist schlecht eine Verfolgung möglich.
    Deshalb auch Kennzeichen

  16. 63.

    Moin, so ähnlich hab ich es Herrn/Frau Teichert auch schon geschrieben aber er/sie wiederholt es trotzdem täglich.
    Da kann man nix machen, er/sie kann ja seine Meinung hier zum Ausdruck bringen aber Unsinn bleibt nun mal Unsinn.
    Nice Day

  17. 61.

    Antwort auf Lustig
    Ja der ADAC zu meiner Überraschung hilft Radfahrern bei Pannen ja mein Hinterrad war platt und da eine Schaltung dort ist gehe ich da nicht selber ran um es zu flicken.
    Wie gesagt sehr empfehlenswert.
    Der ADFC sogenannte Fahrradclub hilft nicht.

  18. 60.

    Auch für Radfahrer gilt die StVO. Wir wären der Vision Zero viel näher, wenn alle, auch Radfahrer sich an die Verkehrsregeln halten würden.

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