Landesparteitag - Brandenburger Linke wählt Sebastian Walter zum Spitzenkandidaten

Sa 27.01.24 | 21:11 Uhr
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Sebastian Walter am 24.01.2024.(Quelle:picture allaince/dpa/J.Kalaene)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 27.01.2024 | T. Bittner/M. Woller | Bild: picture allaince/dpa/J.Kalaene

Die Linken in Brandenburg haben auf ihrem Parteitag Sebastian Walter zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im September gewählt. Der Landesvorsitzende erhielt bei der Abstimmung am Samstag in Templin (Uckermark) 84 Prozent der Stimmen.

Die Linke müsse die Demokratie verteidigen und soziale Protestaktionen verstärken, sagte der 33-jährige Walter in seiner Bewerbungsrede. Ziel müsse eine grundsätzlich andere Politik sein, die sich auch an den Interessen der zum Mindestlohn Arbeitenden orientiert.

Eine Gewinnerregion werde Brandenburg nicht dadurch, dass Milliardären wie Elon Musk der rote Teppich ausgerollt werde. Familien müssten durch soziale Programme gefördert werden und Kinder mindestens einmal am Tag ein warmes Essen erhalten, wie die Linke es aktuell mit einer Volksinitiative zu erreichen versucht.

Slanina: Linke macht Politik nah an den Menschen

Auf den aussichtsreichsten ersten sechs Listenplätzen haben sich am Samstag ausschließlich Abgeordnete der aktuellen Landtagsfraktion durchgesetzt. Die Bildungsexpertin Kathrin Dannenberg wurde mit der gleichen Stimmenzahl wie Walter auf Platz zwei gewählt. Auf der Liste folgen die derzeitigen Abgeordneten Isabell Vandre, Thomas Domres, Andrea Johlige und Ronny Kretschmer.

Innerhalb der Partei wird dies als vertane Chance auf Erneuerung von einigen kritisiert. Etwa von der Jugendorganisation der brandenburgischen Linken. "Ich gehe davon aus, dass wir wieder zweistellig in diesen Landtag einziehen werden", sagte Walter dazu in der Sendung rbb24 Brandenburg aktuell. "Bis September ist noch viel Zeit." Er halte 15 Plätze im nächsten Parlement für möglich.

Die Co-Landesvorsitzende Katharina Slanina sagte in ihrer Rede, die Linke mache wie keine andere Partei Politik nah an den Menschen. Sie verwies unter anderem auf die gestartete Volksinitiative für ein kostenloses Mittagessen an Schulen. "Wir meckern nicht nur, wir machen", sagte Slanina.

Die Unzufriedenheit der Menschen mit der Bundesregierung sei noch nie so groß gewesen wie zurzeit, und der Protest werde lauter. Die Linke kämpfe für soziale Gerechtigkeit und dafür, dass das Leben - Essen, Mobilität, Miete - für die Menschen wieder bezahlbar sei. Zugleich rief die Landesvorsitzende zum Eintreten gegen Rechtsextremismus auf. "Sorgen wir dafür, dass Hass und Hetze keine Chance haben."

Linke in Umfragen deutlich schwächer als 2019

Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) war auf dem Parteitag noch mal Thema: Linken-Urgestein Gregor Gysi kritisierte die neu gegründete Partei. Die beginne unmoralisch, weil zehn beteiligte Bundestagsabgeordnete der Linken ihre Mandate nicht zurückgegeben hätten.

"Wir haben ein riesiges Problem damit, dass einige wenige immer reicher werden, während immer mehr Menschen nicht wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen", sagte Walter rbb24 Brandenburg aktuell. Bei diesem Themen brauche es eine starke linke Stimme - "und keine Partei, die spaltet", so Walter.

Bei der letzten Landtagswahl im Jahr 2019 war die Linke auf 10,7 Prozent der Wählerstimmen gekommen und hat aktuell zehn Sitze im Brandenburger Landtag. In aktuellen Umfragen stehen die Linken bei nur noch sechs bis acht Prozent.

Der Landesparteitag in Templin wird am Sonntag fortgesetzt.

Sendung: rbb24 Radioeins, 27.01.2024, 16:02 Uhr

16 Kommentare

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  1. 16.

    Wie kommen Sie denn auf den Trichter?
    Wenn er sagt dass er es für unmoralisch hält dass Abgeordnete die ihr Mandat nur den Direktmandaten von 3 anderen zu verdanken haben und dieses nach 2 Jahren einfach in ein anderes parteiliches Konstrukt mitnehmen, beansprucht er doch nicht die Mandate für sich.
    Er hält es für unmoralisch mehr nicht.
    Frau Wagenknecht hätte ohne das Direktmandat von Hr. Gysi gar kein Mandat.
    Das gleiche gilt sinnbildlich auch für Listenmandate anderer >5% Fraktionen die die jeweilige Partei gewonnen hat und nicht die Kandidaten.

  2. 15.

    Wenn Rechtsextrmisten über demokratische Gepflogenheiten schwadronieren. Dann wird es entweder peinlich oder lustig. In ihrem Fall beides.

  3. 13.

    Nur vor der Wahl ist der Wahlberechtigte der Inhaber der Stimmen, bei der Wahl gibt der Wähler seine Erststimme und Zweitstimme ab, ergo sie gehören ihm nicht mehr!

  4. 12.

    „ Die Stimmen gehören nur den Abgeordneten.“
    Falsch, die Stimmen gehören der stimmberechtigten Bevölkerung.

  5. 11.

    Die sogenannte Linke hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr von den Interessen ihrer Wähler entfernt.
    Klientelpolitik für die Armen mit dem Ergebnis der ungerechtfertigten Subventionierung von Besserverdienern (kostenloses Schulessen für alle?) ist keine gute Idee und sicher nicht das Hauptproblem abgehängter Schichten.
    Was sollte der letzte Auftritt im Landtag ?" Nie wieder ist jetzt"
    wäre doch wohl zuallererst der jetzigen Regierung entgegenzuhalten. Wer forderte denn in letzter Zeit mehr Abschiebung, wer verschärft die Abschottung der Aussengrenzen und wer sorgt mit seiner Sanktionspolitik für zunehmende Inflation und mit seiner Energiepolitik für die Zerstörung der Wirtschaft? Bisher wohl nicht die AfD oder ?
    Sich links nennen und gleichzeitig rumeiern bei Waffenlieferungen und Entspannungspolitik gegenüber Russland geht für mich gar nicht! Übrigens ist es diese zweifelhafte Politik gewesen, die zur Abspaltung des BSW geführt hat .

  6. 10.

    Die Linke hat sich leider immer mehr zu einer Kopie der Grünen entwickelt, anstatt Politik für ihre Wählerschaft zu machen. Es wird aber lieber das Original als ein Plagiat gewählt. Das Ergebnis wird das parlamentarische Aus der Linken sein. Der Partei kann nur geraten werden, sich zeitnah aufzulösen. Ansonsten wird ein langsamer Tod in der Bedeutungslosigkeit folgen.

  7. 9.

    Herr Gysi denkt, die linken Stimmen gehören ihm und seiner übrig gebliebenen Linkspartei. Doch da irrt er. Die Stimmen gehören nur den Abgeordneten. Besitzstandswahrung gibt es da nicht.

  8. 8.

    Die Linken reden von kostenlosen Schulessen für alle Kinder? Den Vorschlag finde ich gut. Aber für alle Kinder beinhaltet auch Kinder von "Gutverdienern". Also wieder einmal das Gießkannenprinzip? Warum hat die Partei das nicht in ihrer Zeit der Regierungsbeteiligung umgesetzt? Und Herr Gysi findet den Umgang mit den Bundestagsmandaten unmoralisch? Ich finde es unmoralisch, wenn die gewählten Bundestagsabgeordneten so gut wie garnicht an den Bundestagssitzungen teilnehmen.

  9. 7.

    Die Linke war in der vorigen Landesregierung vertreten. Der Herr Göhrke ist mir als Finanzminister durch seinen an Herrn Schäuble erinnernden Sparkurs in Erinnerung geblieben. Die anderen Minister fand ich eher „schwammig“. Welche linken Inhalte wurden damals verwirklicht? Nach der Wahl hat das Land erst mal ordentlich Kredit aufgenommen, um die schlimmsten Zustände, die durch die Sparpolitik entstanden waren, zu verbessern. Übrigens: Damals waren Kredite fast zinslos - Gelegenheit verpasst.
    Ich wähle diese Partei nicht wieder. Die sind eher „populistisch“ mit dem Blick auf mögliche Koalitionspartner.

  10. 6.

    „Kinder mindestens einmal am Tag ein warmes Essen erhalten“. Die Forderung verwundert.
    Das Bürgergeld für Kinder zwischen 0 und 5 Jahren beträgt 357 Euro, zwischen 6 und 13 Jahren gibt es 390 Euro und für Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren gibt es 471 Euro.

  11. 5.

    Freue mich schon auf die 18Uhr-Prognose für Brandenburg:
    "LINKE 3,5%"

  12. 4.

    Slanina: "Die Linke macht Politik nah an den Menschen".
    Nein: Die Linke macht Politik für ihr Klientel, das durch das Umverteilen der Steuern und des Privateigentums auf den Wohlstand für sich hoffen soll.
    Tja, wie kann solches Unterfangen auf enen demokratischen Wege stattfinden, wenn das GG dem entgegen steht, und nur 2-3% der Wähler diese "Idee" gut findet?

  13. 3.

    Nun wird auch Listenplatz1 keine Garantie für in Mandat sein. Die Linke ist schon heute nur noch eine Randerscheinung wie die Tierschutzpartei oder andere die oft unter sonstige zusammengefasst werden. Ich höre schon den alten Kommunisten - "Es war einmal..."

  14. 2.

    Sehr gut zusammengefasst. Die Linke ist im alten Klassenkampf stecken geblieben und hat schlicht verpasst, dass unser Sozialstaat längst funktioniert. Sie übersieht dabei nur, dass nicht soziale Randgruppen eine realistische linke Partei wünschen sondern die Arbeiter und Angestellten, denen man gemäß dieser Partei gar nicht genug Steuergelder aus der Tasche ziehen kann. Ein Kommunist weiß schließlich immer besser, wer noch alles von staatlicher Umverteilung profitieren soll. Alle anderen gelten schon als reich.

  15. 1.

    „Die Linke müsse die Demokratie verteidigen“
    Mit Enteignungen?
    „soziale Protestaktionen verstärken“
    Mit dem Festkleben?
    „die sich auch an den Interessen der zum Mindestlohn Arbeitenden orientiert.“
    Einheitslohn für alle? Solange besteuern, bis alle einen Mindestlohn „von Gottes Gnaden“ haben? Ist das nicht arrogant gegenüber den Tarifparteien, die für Löhne zuständig sind und es besser können?
    „Kinder mindestens einmal am Tag ein warmes Essen erhalten“
    Das ist auch ohne die Linke in Deutschland so. Das machen die Eltern jeden Tag.
    „"Wir meckern nicht nur, wir machen", sagte Slanina“ Ach ja, was denn? „Ich finde...“? Oder wird gekocht? Vegan?

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