Landesparteitag in Jüterbog - René Springer wird neuer AfD-Vorsitzender in Brandenburg

Sa 16.03.24 | 21:11 Uhr
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Rene Springer, Kandidat für den Landesvorsitz, spricht auf der Bühne beim Landesparteitag der AfD Brandenburg in der Wiesenhalle. Auf dem Parteitag wählt die derzeit größte Oppositions-Partei im Landtag einen neuen Landesvorstand. (Quelle: dpa/Skolimowska)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 16.03.2024 | S. Teistler/H. Christ | Studiogast: René Springer | Bild: dpa/Skolimowska

Auf dem Brandenburger Parteitag der AfD in Jüterbog ist René Springer am Samstag zum neuen Landesvorsitzenden gewählt worden. Die bisherige Parteichefin Birgit Bessin hatte zuvor auf eine Kandidatur verzichtet.

  • René Springer bei AfD-Parteitag zu neuem Parteivorsitzenden in Brandenburg gewählt
  • Amtierende Vorsitzende Bessin trat nicht mehr an
  • Stellvertreter werden Berndt und von Lützow

René Springer wird neuer Parteivorsitzender der Brandenburger AfD. Mit 83 Prozent der Stimmen wurde er am Samstag auf einem Parteitag in Jüterbog gewählt. Springer war der einzige Kandidat für das Amt. Der 44 Jahre alte bisherige Vize-Landeschef erhielt 368 Stimmen, gegen ihn votierten 74 Mitglieder, es gab sechs Enthaltungen.

Offiziell wird Springer das Amt zum 10. April antreten, da laut AfD die Amtszeit des amtierenden Landesvorstandes am Vortag endet.

Springer folgt damit auf Birgit Bessin, die nicht noch einmal als Parteichefin in Brandenburg antrat. Zur Begründung sagte sie, ihr sei es wichtig, dass die Partei aus dem Parteitag geschlossen hervorgehe. Einen Machtkampf zwischen ihr und René Springer werde es deshalb nicht geben.

Vor zwei Jahren war Springer Bessin unterlegen

Vor zwei Jahren hatten sich Springer und Bessin bei einem Parteitag in Prenzlau beide um den Landesvorsitz beworben. Damals hatte Bessin das Rennen knapp für sich entschieden. Aus dem Landesverband hieß es zuletzt, Bessin und ihr Landesvorstand hätten in den Kreisverbänden an Unterstützung verloren. Teile der Partei sind unzufrieden mit den Vorbereitungen zur Landtagswahl im September. Bessin selbst zog eine positive Bilanz ihrer zweijährigen Amtszeit.

In seiner Bewerbungsrede auf dem Parteitag sagte Springer, man wolle "den Altparteien dieses Land aus den Klauen reißen". In seiner Rede stimmte er seine Partei zugleich auf scharfen Gegenwind bis zur Wahl ein.

Bekenntnis zu als gesichert rechtsextremistisch eingestufter "Junger Alternative"

Gegenüber rbb24 Brandenburg aktuell sagte Springer am Samstagabend, Ziel bei der Landtagswahl sei es, "stärkste Kraft zu werden, die Machtfrage zu stellen und Regierungsverantwortung zu übernehmen". Die Frage nach möglichen Koalitionen sei keine Frage, die die AfD stelle, sondern eine, der sich die anderen Parteien stellen müssten. Es könne nicht darum gehen, Mauern zu errichten, sondern man müsse miteinander ins Gespräch kommen.

Springer hatte sich auf dem Parteitag klar zur Nachwuchsorganisation Junge Alternative bekannt, die der Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch einschätzt. Auf die Frage, ob er für die radikalen Positionen der Jungen Alternative stehe, verwies Springer auf Behördenstrukturen und nannte den Verfassungsschutz "korrupt", ohne diesen Vorwurf mit Fakten zu untermauern. "Der Verfassungsschutz ist zu einem Regierungsschutz verkommen", so Springer wörtlich.

Er stehe für eine Partei, so Springer, "die Ordnung ins Migrationschaos bringen möchte". Das bedeute nicht nur, Ausreisepflichtige abzuschieben, sondern auch diejenigen, die keine Aufenthaltstitel hätten.

Berndt und von Lützow zu Stellvertretern gewählt

Als Springers Stellvertreter wurden der Landtagsabgeordnete Daniel Freiherr von Lützow und Landtagsfraktionschef Hans-Christoph Berndt gewählt. "Wir wollen künftig Hand in Hand arbeiten", sagte der Fraktionschef über die Arbeit mit dem Vorstand. Berndt ist Gründer des Vereins Zukunft Heimat, der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft wird.

Der Bundesvorsitzende der Junge Alternative (JA), Hannes Gnauck, wurde als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Der Verfassungsschutz stufte die AfD-Nachwuchsorganisation im April 2023 als "gesichert rechtsextremistisch" ein.

Neuer Schatzmeister der AfD-Brandenburg wurde laut einer Mitteilung Daniel Friese. Beisitzer im Landesvorstand werden demnach Andreas Galau, Hannes Gnauck, Felix Teichner, Steffen Kotré, Tim Krause, Daniel Münschke und Oliver Calov.

Ehemaliger Mitarbeiter von Gauland

René Springer ist seit 2017 Bundestagsabgeordneter, davor war er unter anderem Soldat und Mitarbeiter des ehemaligen AfD-Fraktions- und Landesvorsitzenden Alexander Gauland. Von 2004 bis 2009 war er Mitglied der SPD.

In der aktuellen Legislatur ist er arbeits- und sozialpolitischer Sprecher der Fraktion. In den vergangenen zwei Jahren war er stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands. Zuletzt war er überregional in Erscheinung getreten, nachdem er zu dem von "Correctiv" enthüllten Treffen von Rechtsextremisten mit CDU- und AfD-Mitgliedern in Potsdam auf "X" geschrieben hatte, Ausländer "millionenfach" in ihre Heimat zurückzuführen, sei kein Geheimplan, sondern ein Versprechen. Der Verfassungsschutz Brandenburg stuft den AfD-Landesverband als rechtsextremistischen Verdachtsfall ein.

Journalisten hinter Absperrband

Zu Beginn des Parteitags wurde ein Antrag auf Ausschluss der Presse gestellt, der allerdings keine Mehrheit fand. Journalistinnen und Journalisten konnten sich während des Parteitags allerdings nicht in der Halle frei bewegen, sondern durften sich nur auf einem Areal hinter rot-weißem Absperrband aufhalten. Einzelne Interviewpartner wurden auf Anfrage an die abgesperrte Zone geführt. Journalisten riefen auch gewünschten Gesprächspartnern Interviewanfragen über das Absperrband zu.

Protest vor der Halle in Jüterbog

Vor der Halle in Jüterbog protestierten gut 100 Menschen gegen die Partei. Ein Bündnis aus DGB, Jusos und Linksjugend Teltow-Fläming sowie der Grünen Jugend und der Sozialistischen Jugend Brandenburg demonstrierte unter dem Motto "Hand-in-Hand gegen die AfD - Kein Bock auf Nazis in Jüterbog!".

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.03.2024, 16:00 Uhr

108 Kommentare

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  1. 108.

    Ich glaube kaum dass über unsere Außenministerin gekichert wird, das ist so eine Wunschvorstellung von rechtsextremen AfD Wählern.

    Und Mitglieder im WEF oder YoungGlobalLeaders, die ich eher als losgelöste Elite betrachte, waren unsere Außenministerin und Ska Keller, beides Grüne.

    Ihre Scheinargumente haben gewaltige Fehler.

  2. 107.

    Sie meinen solche gescheiterten Existenzen wie Hannes Gnauck, den der MAD aufgrund fehlender Verfassungstreue in die Farbkategorie (Rot), als Extremist, eingeordnet hat?

    Gnauck ist vom Dienst freigestellt, das Tragen der Uniform ist ihm untersagt worden und darf die Kaserne nur nach Aufforderung betreten.

    Oder etwa Lützow, der Polizisten bedroht hat und wegen Steuerhinterziehung vom Amtsgericht Potsdam zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 120 Euro (14.400 Euro) verurteilt wurde?

    Er hat als Unternehmer in den Jahren 2015–2017 weder Umsatz- noch Einkommensteuer gezahlt.

    Ach, solche gescheiterten Existenzen meinen sie!

  3. 106.

    AFD wirkt , viele Politiker die sich ihrer Posten sicher warenbekommen seit den stetigen Umfragen Muffensausen. Dat haben sich diese unfähigen Altparteien auch redlich verdient. Unfähigkeit und verblendete Ideologie müssen endlich abgestraft werden. Auf gehts.

  4. 105.

    Wenn also sogar im westlichen Ausland über unsere Außenministerin gekichert wird, vor der zerstörerischen Wirtschaftspolitik von Habeck gewarnt wird und Scholz nicht mal mehr ernst genommen wird…….schauen Sie sich mal an welche deutschen Politiker Mitglieder im WEF und bei den YoungGlobalLeaders sind, da sind offensichtlich ganz andere „Fähigkeiten“ gefragt als ein abgeschlossenes Studium, nicht zwangsläufig als positiv zu bezeichnende Fähigkeiten.

  5. 104.

    Und wo liegt die rechte Radikalpartei in absoluten Zahlen? Aber Sie haben Recht: Man muss den Feinden unserer Verfassung überall die Grenzen aufzeigen. Damit unsere Konder eine Zukunft haben.

  6. 103.

    ......Sie sehen Menschen als gescheitert an, die in die Politik gegangen sind und vorher keine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen haben? Da habe ich aber eine ganz andere Vorstellung von gescheitert. Die Menschen, von denen Sie reden, haben wahrscheinlich viel mehr Einflussmöglichkeiten und können sehr viel mehr bewegen als Sie oder ich. Ich vermute mal, dass sie auch mehr verdienen als Sie oder ich. Ich kann daran kein Scheitern erkennen. Politiker zu sein ist übrigens auch ein Beruf und ein Beruf noch dazu, den ich nie im Leben machen wollen würde. Ich möchte nicht mit einem einzigen Politiker tauschen, denn jeder Fehler wird breitgetreten bis zum geht nicht mehr.

  7. 102.

    Wer verspricht, Millionen Menschen zu deportieren, gehört nicht in eine politische Position. Qualifikation hin oder her...

  8. 101.

    na wenn das mal keine Vorurteile sind..
    Umfragewerte im Vergleich zur letzten Bundestagswahl (in %) :
    BaWü +8,3
    Bayern - 1,6
    HH + 3,7
    Hessen +5,3
    NS + 10
    Saarland + 17,3

  9. 100.

    Darunter verstehe ich Menschen die im Berufsleben gescheitert sind, weil sie es nicht geschafft haben eine Ausbildung/Studium abzuschließen. Manch einer soll ja aus der daraus entstandenen Perspektivlosigkeit in die Politik gegangen sein.

  10. 99.

    "...woran machen Sie denn den Begriff der "gescheiterten Existenz" fest?"
    smile, ich vermute mal "Schnapi" meint den beruflichen Werdegang von Herrn Springer im Vergleich zu einigen anderen "Experten" in den verschiedenen Parteien!

  11. 98.

    ...woran machen Sie denn den Begriff der "gescheiterten Existenz" fest?

  12. 97.

    Wir werden sehen. Noch hat sich die sog. "Alternative" nur in Gebieten Deutschlands so richtig breitmachen können, in denen ältere Menschen durch ein autoritäres System geprägt wurden und oftmals ihre Ansichten auf die nächste Generation übertragen haben. Glücklicherweise handelt es sich dabei um einen kleinen Teil der Gesamtbevölkerung. Und selbst in den von den Rechten besonders stark befallenen Regionen stellen diese alles andere als die politische Mehrheit dar. Sollten die Rechten tatsächlich lokal an die Macht kommen, werden die Menschen an diesen Orten eine steile Lernkurve haben, wenn sie sehen, wie sich eine fremden-, intellektuellen- und europafeindliche Politik auf die dortige Wirtschaft auswirkt.

  13. 96.

    Die Geschichte dieser Bezahlkarte dürfte schwer aufzuklären sein. Entscheidender Durchbruch war aber die bürokratische Überlastung der Landkreise und Städte und somit die Eskalation von unten nach oben, was in Demokratischen Systemen ein üblicher Prozeß ist.
    Die Motivation der Kontrolle und Stigmatisierung der Asylbewerber um denen den Aufenthalt so schwer wie möglich zu machen so wie man sich das ganz rechts vorgestellt hat sicher nicht.

  14. 95.

    Glückwunsch! Es ist schön zu sehen, dass in der Politik auch Menschen mit Berufserfahrung eine Chance haben und nicht nur gescheiterte Existenzen.

  15. 94.

    "...durch führende AfD Funktionäre glasklar zum Ausdruck gebracht dass die Zielgruppe für Ausweisungen deutlich über den von Ihnen genannten Personenkreis hinaus geht." Ist das so? Oder ist das nicht eher eine Interpretation? Es ist lediglich von erheblichen Anzahlen die Rede, nicht von Kriterien, die dem Grundgesetz widersprechen. Da kommen schon enorme Zahlen zusammen. Darüber kann und darf man diskutieren, dagegen darf man sein, keine Frage. Fakt ist aber nun mal, dass dem Gesetz nach Schutz und Asyl zeitlich begrenzte Rechte sind, die nach Entfall des ursprünglichen Grundes neu zu prüfen sind. Das haben auch frühere Bundesregierungen knallhart so gehandhabt. Bei der AfD ist es aber natürlich "menschenverachtend" und "nicht umsetzbar". Dabei hat die gar nicht vor, Menschen auszuweisen, die sich gut integriert haben und sich mit eigener Arbeit selbst versorgen. Sehr wohl aber die anderen und da gibt es aus der Bevölkerung durchaus eine nennenswerte Zustimmung.

  16. 92.

    Krasse Frauenquote.

  17. 91.

    "Ja, weil Argumente fehlen.". Das scheint so zu sein, Man muss ja nur das Gros der Zuschriften hier lesen,

  18. 90.

    Die deutschen haben aus ihrer Geschichte nichts gelernt , was sich in dieser Partei alles versammelt ist schon heftig, wer denkt sie vertreten die Interessen der einfachen Leute ,der glaubt auch das Zitronenfalter Zitronen falten.
    Mit der Demokratie ist es wie mit dem Streikrecht ,wir haben beides ,man muss damit nur sorgsam umgehen.

  19. 89.

    „Viele sind aber auch dabei, die mit voller Absicht falsche Begriffe verwenden, um eine maximale Beleidigung und Diskreditierung zu erreichen“

    Ja, weil Argumente fehlen.

    In der Praxis übernehmen SPD, Grüne und andere Parteien Einschätzungen und Forderungen der Inder Sache richtig liegenden AfD.

    Die Bezahlkarte als Leuchtturmprojekt wurde angesprochen.

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