Wegen Coronavirus -

Die Zahl der wegen des neuartigen Coronavirus geschlossenen Schulen in Berlin ist auf acht gestiegen. Das teilte die Senatsverwaltung für Bildung am Donnerstag auf Anfrage mit. An fünf weiteren Schulen seien zumindest einzelne Klassen oder Lehrkräfte in Quarantäne. "Die Situation kann sich allerdings täglich ändern", sagte Martin Klesmann, Sprecher der Senatsverwaltung.
Bei den derzeit geschlossenen Schulen handelt es sich um die Sophie-Scholl-Schule in Tempelhof-Schöneberg, die Conrad-Grundschule in Steglitz-Zehlendorf , die John-F.-Kennedy-Schule (Grundschulbereich) in Steglitz-Zehlendorf, die Schule Eins in Pankow, die Christoph-Földerich-Grundschule in Spandau und die Johann-Peter-Hebel-Grundschule in Charlottenburg-Wilmersdorf.
Emanuel-Lasker-Schule bleibt dicht
Auch die Emanuel-Lasker-Schule in Friedrichshain-Kreuzberg, die erste öffentliche Schule Berlins, die bereits am Dienstag vor einer Woche schließen musste, hat noch nicht wieder geöffnet. Zunächst nur am Freitag ist nach Angaben der Senatsverwaltung außerdem die Wangari-Maathai-Internationale-Schule in Charlottenburg-Wilmersdorf geschlossen.
Darüberhinaus sind zwei Kindertagesstätten geschlossen: Die Kita Pappelalle 40 in Prenzlauer Berg und die Kita Waldräuber Reinickendorf.
Müller: "Werden im Einzelfall gezielt handeln"
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) lehnte noch am Mittwoch in der rbb-Abendschau eine flächendeckende Schulschließung ab. Man habe am Dienstagabend mit dem Charité-Virologen Christian Drosten auch über dieses Thema beraten. Drosten habe dabei betont, dass es keinen Sinn mache, Schulen zu schließen, "da Kinder keine Risikogruppe sind, das hätte womöglich sogar kontraproduktive Effekte", so Müller. Man werde wie bisher im Einzelfall gezielt handeln, so der Regierende Bürgermeister.
Am Donnerstag hatte sich Drosten in seinem täglichen NDR-Podcast "Coronavirus Update" [ndr.de] leicht korrigiert, nachdem er kurz zuvor ein Paper einer US-amerikanischen Wissenschaftlerin zugeschickt bekommen hatte. Darin ging es um die Erkenntnisse bei der Bekämpfung der Spanischen Grippe im 20. Jahrhundert in den USA.
Drosten sagte, ein Fazit dieses Papers sei, dass Schulschließungen in Kombination mit anderen Maßnahmen extrem effizient bei der Bekämpfung der damaligen Seuche gewesen seien. "Es nützt extrem viel, zwei oder mehrere Maßnahmen zu kombinieren, Veranstaltungsstopp und Schulschließungen in Kombination sind extrem effizient. Vor allem, wenn man das mehr als vier Wochen durchhält. Und dann je früher, desto besser", sagte Drosten.
Der Virologe betonte allerdings, die Gesellschaft sei damals eine andere gewesen, Frauen und Kinder seien meist zuhause geblieben, eine Kinderbetreuung habe es nicht gegeben - bei heutigen Schul- und Kitaschließungen seien die Konsequenzen wesentlich stärker. "Viele junge Mütter sind hier sehr schnell wieder berufstätig. Das würde ja dann jetzt zusammenbrechen. Das gilt auch für Krankenschwestern auf der Intensivstation und für Ärztinnen. Nebenbei gesagt: Das ist kein Frauenproblem, Männer sind da natürlich genauso drin."
Sendung: Abendschau, 11.03.2020, 19:30 Uhr