Vor dem Topspiel gegen Kiel - Alles "hygge" beim Handball-Bundesligsten Füchse Berlin
Sie sind zu viert, allesamt Leistungsträger und Dänen. Mit Jacob Holm, Hans Lindberg, Lasse Andersson und Mathias Gidsel hat sich ein Quartett gefunden, mit dem die Füchse um den Titel mitspielen können - und wollen. Von Mathias Ehlers
Das ebenso kurze wie komplexe dänische Wörtchen "hygge" zu erklären, fällt Lasse Andersson gar nicht so leicht. "Das kann man nicht übersetzen. Das gibt es nur im Dänischen, es ist ein Feeling", so der gebürtige Kopenhagener in Diensten des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin. "Ein bisschen ähnlich wie Gemütlichkeit", springt ihm Teamkollege und Landsmann Jacob Holm zur Seite. Zusammen mit dem routinierten Torjäger Hans Lindberg und Rückraumstar Mathias Gidsel bilden sie ein dänisches Quartett beim Handball-Bundesligisten - und sie alle finden es ziemlich "hygge" in Berlin.
Gidsel stieß erst in diesem Sommer als letzter der dänischen Fraktion zu den Füchsen. Mit dieser Verpflichtung ist dem Klub ein bemerkenswerter Coup gelungen. Bereits vor einem Jahr, nach den Olympischen Spielen in Tokio, verpflichteten sie den damals begehrtesten Rückraumspieler Europas für die jüngst begonnene Saison. Nicht zuletzt wegen seiner Landsleute fiel ihm die Entscheidung für Berlin leicht: "Es war sehr wichtig für mich, dass schon dänische Freunde in Berlin sind. Sie sind eine große Hilfe für mich in der Stadt", so der 23-Jährige.
Mit dem dänischen Quartett nach ganz oben?
Dänemark und Handball, das passt. Die Nationalmannschaft ist aktueller Weltmeister, wurde Olympiasieger 2016 und holte bei den Spielen im vergangenen Jahr Silber. Bei der jüngsten Europameisterschaft reichte es zum dritten Platz. Kein Wunder, dass Holm seinem Heimatland "eine gute Handballkultur" attestiert und stolz erwähnt, dass es "viele [dänische] Spieler in den besten Vereinen der Welt und viele gute Trainer" gibt.
Wie sich diese geballte dänische Qualität auf die Ambitionen der Füchse auswirkt, beantwortet der 41-jährige Lindberg gebremst optimistisch: "Wir glauben an uns, aber wir sind noch früh in der Saison und es sind noch viele Spiele" sagt der Torschützenkönig des vergangenen Spieljahres und ergänzt: "Unsere Zielsetzung ist, oben mitzuspielen. Wir wollen angreifen und alle etwas gewinnen. Wir haben dieses Jahr die Möglichkeiten dazu, aber es gibt so viele Sachen, die passieren können." Holm wird da schon etwas konkreter: "Ich hoffe, dass wir um die Meisterschaft mitspielen können." Das deckt sich mit den Ambitionen von Füchse-Manager Bob Hanning, der betont, man habe "schon vor der Saison gesagt, dass wir zum Kreis der Titelanwärter dazugehören wollen."
Härtetest gegen Rekordmeister Kiel
Auf diesem Weg ist die Partie gegen den Rekordmeister THW Kiel (Sonntag, 14 Uhr) ein Härtetest, auf den Lindberg mit Freude vorrausschaut: "Wie immer gegen Kiel ist es ein Topspiel und wir freuen uns, dass die Halle hoffentlich ausverkauft ist. Es ist ein wichtiges Spiel, um zu zeigen, wo wir stehen." Füchse-Manager Bob Hanning nimmt seine Spieler vor dem wegweisenden Aufeinandertreffen in die Pflicht: "Wenn du am Ende ganz oben stehen willst, musst du deine Heimspiele gegen die Topteams gewinnen."
Apropos Topteam: Top ist bislang auch die Ausbeute der Kieler in dieser Saison. Der Vizemeister der vergangenen Spielzeit gewann bislang alle sechs Partien. Es wird also eine echte Topleistung der Füchse Berlin - und vor allen Dingen des dänischen Quartetts - brauchen, um den Rivalen aus dem Hohen Norden zu besiegen. Auch die Berliner sind gut in die Saison gestartet, bei fünf Siegen und einem Unentschieden blieb das Team bislang ungeschlagen. Also alles "hygge" in der Hauptstadt. Das soll auch nach dem Topspiel gegen Kiel so bleiben.
Sendung: rbb24, 07.10.2022, 18 Uhr
