Es war ein emotionaler Moment für alle Beteiligten am vergangenen Samstag in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Die Füchse empfingen am dritten Spieltag der Handball-Bundesliga den TVB Stuttgart und gewannen am Ende deutlich mit 31:21. Doch das Sportliche rückte an diesem Abend in den Hintergrund. Denn hier feierten alle gemeinsam die Rückkehr von Füchse-Trainer Jaron Siewert nach seinem Schlaganfall. "Das war ein besonderes Spiel, vor allem diese Atmosphäre zu spüren", sagte dieser im Anschluss.

Am 11. August befand sich der Cheftrainer mit seiner Mannschaft in der Saison-Vorbereitung, als er plötzlich über Kopfschmerzen, Schwindel und Taubheit klagte. Dann kamen Sehstörungen dazu und Siewert konnte kaum noch sprechen. Schlussendlich traten sogar Lähmungen auf. Die Diagnose: ein Schlaganfall mit erst 28 Jahren. "Wir waren erstmal absolut geschockt", berichtet Füchse-Kapitän Paul Drux. "Das war für alle sehr schwer und für mich persönlich vielleicht noch ein bisschen mehr, weil ich Jaron schon sehr lange kenne."

Innerhalb kürzester Zeit kam Siewert ins Krankenhaus und wurde operiert. "Das ist sicherlich keine Situation, die ich irgendeinem Menschen auf dieser Welt wünsche", erzählt der Trainer. "Wenn es zu einem Schlaganfall kommt, ist man in seinem eigenen Körper gefangen. Und dann ist es einfach nur bitteres Bangen bis zur OP. Danach ist es dann entweder gut oder schlecht. Bei mir ist es zum Glück gut gegangen."

Schnell kam Siewert wieder auf die Beine, besuchte seine Mannschaft beim Training - und nach nur vier Wochen kehrte er am vergangenen Samstag zurück auf die Bank. "Ich habe hier meinen Traumjob in einem Traumverein. Das war also mein oberstes Ziel", sagt er.

Bei der schnellen Genesung half nicht nur dieser Ansporn, sondern auch die Kontakte von Sportvorstand Stefan Kretzschmar und Manager Bob Hanning. Die beiden sind gut vernetzt und ermöglichten dem jüngsten Trainer der Liga die bestmögliche medizinische Betreuung. "Das waren nicht irgendwelche Ärzte, sondern das waren wirklich die Top-Leute aus Deutschland", sagt Siewert. Er verspüre große Dankbarkeit für den Rückhalt, den er von seiner eigenen und der Füchse-Familie erfahren hat.

Jetzt heißt es bei dem 28-Jährigen aber wieder "Business as usual“. Es gebe für ihn keinen Grund mehr, über den Schlaganfall nachzudenken. "Bei mir ist es kein Thema mehr und bei den Spielern auch nicht", sagt er. Das Sportliche soll wieder im Fokus stehen.

Da läuft es bei den Füchsen bisher optimal. Vertretungs-Trainer Bob Hanning hatte zum Saison-Auftakt zwei deutliche Siege holen können. "Er hat natürlich auch schon Scherze darüber gemacht, dass ich jetzt erstmal nachziehen muss", erzählt Siewert mit einem Lächeln. "Ich bin aber froh, dass er mich so erfolgreich vertreten hat." Und mit Erfolg bei seiner Rückkehr gegen Stuttgart hat er schon einen Sieg auf Hanning aufgeholt.

Auch mit der Leistung seiner Mannschaft zeigt sich der genesene Cheftrainer durchaus zufrieden. "Zu meckern hat man immer ein bisschen was, aber es waren wirklich drei überzeugende Siege mit einer starken Abwehr und einem sehr guten Angriff", sagt er. Mit Göppingen, Wetzlar und Stuttgart hatten die Füchse bis jetzt allerdings auch noch nicht die schwersten Aufgaben zu bewältigen.

Das wird sich am kommenden Donnerstag (19:05 Uhr) ändern. Die Partie gegen die SG Flensburg-Handewitt könnte dann zum Gradmesser der aktuellen Leistung werden. Die Norddeutschen sind ebenfalls ohne Niederlage in die Saison gestartet und sind stark besetzt. "In Flensburg ist es schwer zu punkten, aber ich glaube, wir haben nichts zu verlieren", blickt Siewert voraus. "Das ist eine absolute Top-Mannschaft und wir freuen uns auf das Spiel", ergänzt Kapitän Paul Drux.

Sendung: rbb24, 14.09.2022, 18 Uhr