Extremläuferin Katharina Kluge - Vom Eis durch die Wüste bis auf den Mount Everest

Di 07.02.23 | 10:07 Uhr
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Die Berliner Extremläuferin Katharine Kluge beim Marathon des Sables in der Wüste Marokkos (privat)
Video: rbb24 | 13.02.2023 | Torsten Michels | Bild: Privat

Die Berlinerin Katharina Kluge liebt das Ausdauerlaufen. Doch ein einfacher Marathon reicht ihr nicht mehr aus. Die 35-Jährige reist für ihr Hobby in die entlegensten Regionen der Welt, immer auf der Suche nach extremen Herausforderungen.

Mit leuchtenden Augen blickt Katharina Kluge auf den Bildschirm ihres Laptops. Es läuft ein Video zum höchsten Marathonlauf der Welt auf dem Mount Everest. Man sieht die Läuferinnen und Läufer, wie sie sich über Wochen bis zur Strecke durchschlagen, um dann an einem Tag die 42,195 Kilometer im Himalaya zu absolvieren. Ende Mai wird die 35-jährige Berlinerin selbst daran teilnehmen. Strahlend und voller Vorfreude sagt sie: "Das wird glaube ich eine Erfahrung fürs Leben."

Sie fand ihre Leidenschaft auf der anderen Seite der Welt

Was vielen zu extrem ist, ist für Kluge genau das Richtige. Die Liebe zu ihrem Hobby fand die Filmausstatterin bei einem Auslandsjahr in Neuseeland. Eigentlich hatte sie Volleyball gespielt, doch das gab die damals 18-Jährige am anderen Ende der Welt auf und widmete sich dem Laufen durch die Natur. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat absolvierte sie 2006 ihren ersten Marathon in Berlin.

"Danach habe ich dann versucht, einen großen Lauf im Jahr zu machen. Und zwar immer an einem Ort, an dem ich noch nicht war", erzählt sie. So konnte sie ihre beiden Leidenschaften – das Reisen und Laufen – miteinander verbinden und ging zum Beispiel in Auckland, Sydney, Paris, Helsinki oder New York an den Start. Im Laufe der Zeit erhöhte sie die Frequenz auf zwei große Läufe im Jahr.

Durch das Eis von Grönland

Aber auch das reichte der Berlinerin nicht mehr aus. Sie war auf der Suche nach einer extremeren Aufgabe und fand diese in Grönland. Bei minus fünf Grad startete sie dort bei einem Marathon, der ihr für immer in Erinnerung bleiben sollte. "Ich war sehr aufgeregt. Als wir uns am Tag vorher die Strecke angeschaut haben, war ich fast wie gelähmt. So etwas hatte ich vorher noch nie. Die Szenerie war unglaublich. Die ersten vier Kilometer läuft man über das Innland-Eis, dann über eine Schotterpiste, die sonst als eine Teststrecke für VW dient", berichtet sie.

Am Ende kam Kluge als drittschnellste Frau ins Ziel und sicherte sich somit einen Platz auf dem Podium. Es war der Startschuss für noch extremere Herausforderungen. "Der Marathon durchs Eis in Grönland hat mir damals total Spaß gemacht. Und dann bin ich im Internet auf den 'Marathon des Sables' gestoßen der genau das andere Extrem war: heiß statt kalt", sagt Kluge.

Keine Angst vor dem Sandsturm

Der "Marathon des Sables" führt die Läuferinnen und Läufer in fünf Etappen 250 Kilometer durch die Marokkanische Wüste. Dabei muss zusätzlich der mit schwerer Ausrüstung bepackte Rucksack getragen werden, denn nachts wird auf der Strecke im Zelt übernachtet. Eine große Herausforderung, auch wegen der Temperaturschwankungen und dem wechselhaften Gelände.

Voller Vorfreude meldete sich Kluge dafür an, musste allerdings geduldig sein. Corona kam ihrem Vorhaben in die Quere und der Start des Marathons des Sables wurde immer wieder verschoben. Im vergangenen Jahr war es dann endlich so weit. "Ich wusste gar nicht, wie man dafür trainiert und sich richtig vorbereitet. Wenn du mit deinem gepackten Rucksack da bist und du irgendwas vergessen hast, was du eigentlich gerne hättest, dann kommst du da auch nicht mehr ran. Es ist dann, wie es ist. Da muss man sich hundertprozentig drauf einlassen", erinnert sie sich.

Und sie hat sich darauf eingelassen. Eine Woche lang kämpfte sie sich tapfer durch die Nordafrikanische Wüste. "Ich hatte die ganze Zeit das Handy aus und war wirklich nur in dem Moment. Am zweiten Tag gab es einen irren Sandsturm, aber das muss man aushalten. Ich hatte zu keiner Minute Angst. Es ist einfach spannend, damit umgehen zu müssen, und irgendwie meistert man das dann schon. Dieser erste Lauf nach Corona hat mich wieder total beflügelt und neues Feuer entfacht", erzählt sie.

Es geht immer noch extremer

Deshalb will Kluge in diesem Jahr noch eine Schippe drauflegen und an insgesamt vier Läufen teilnehmen. Vor allem das Rennen durchs Gelände hat es ihr dabei angetan. Deshalb steht auch ein sogenannter Trail-Lauf durch die Natur der kroatischen Halbinsel Istrien auf dem Programm. Großer Höhepunkt wird dann aber Ende Mai der Trip ins Himalaya-Gebirge. "Die Reise nach Nepal wird insgesamt drei Wochen dauern. Das muss so lange dauern, damit wir uns an die Höhe gewöhnen und akklimatisieren. Erst werden wir Tag für Tag zur Strecke tracken und an einem Tag ist dann eben der Marathon", erklärt Kluge.

Der Startpunkt liegt auf 5.400 Metern Höhe. Von dort geht es dann 42 Kilometer über das Gelände des Mount Everest bis zum knapp 2.000 Meter tiefer gelegenen Ziel. Wirklich darauf vorbereiten konnte sich die Extremläuferin, die mitten in Prenzlauer Berg wohnt, allerdings bisher nicht. Ihr Training absolviert sie direkt vor der eigenen Haustür. Oft geht es die Treppen im Mauerpark auf und ab. "Das ist mein Bergtraining", sagt sie lachend. Im März möchte sie zumindest einige Trainingseinheiten in einer Höhenkammer absolvieren, die den geringen Sauerstoffgehalt simuliert.

Aber ist nach dem höchsten Marathon der Welt die Endstufe erreicht oder kann es noch extremer werden? Einen großen Traum hat Kluge auf jeden Fall noch. "Es gibt einen Marathon am Nordpol, der sehr speziell und sehr kostspielig ist. Den würde ich gerne laufen. Bis dahin gibt es aber viele andere Länder, die ich noch nicht gesehen habe und in denen ich gerne laufen würde. Am besten so entlegen wie möglich. Es gibt also noch viel zu erforschen", blickt sie in die Zukunft.

Sendung: rbb24, 7.2.2023, 18 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Ich frage mich eher - wie schafft man das?
    Extremsportler bringen mich immer wieder zum staunen, manchmal auch zum Kopfschütteln - im Sinne von "Trau' ich mir nicht."

  2. 1.

    Und wie finanziert man sowas?

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