Tickets für das DFB-Pokalfinale - Wenn der Schwarzmarkt lockt

Fr 02.06.23 | 15:36 Uhr | Von Lukas Witte
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Die Leipzig-Fankurve beim DFB-Pokalfinale 2022 (imago images/motivio)
Bild: imago images/motivio

Die Nachfrage nach Tickets für das DFB-Pokalfinale war auch in diesem Jahr wieder riesig und viele Fans gingen leer aus. Wer trotzdem unbedingt dabei sein will, den lockt der Schwarzmarkt - verbunden mit hohen Preisen und einigen Risiken. Von Lukas Witte

Als vergangene Woche der DFB-Pokal an die Final-Gastgeberstadt Berlin im Roten Rathaus übergeben wurde, war die Vorfreude bei Markus Krösche bereits riesig. "Unsere Fans machen aus diesen Finalspielen immer ganz besondere Tage. Sie werden Berlin zu einem Heimspiel machen", verkündete der Sportvorstand von Finalteilnehmer Eintracht Frankfurt.

Krösche erwartet, dass zum Endspiel am Samstag (20 Uhr) 50.000 bis 60.000 hessische Fußball-Fans ihren Weg in die Hauptstadt finden werden. Auch bei Gegner RB Leipzig rechnet man mit viel Unterstützung. "Die Leipziger brauchen sich nicht zu verstecken", konterte RB-Sportvorstand Max Eberl seinen Kollegen.

Vereine erhalten je ein Drittel der Tickets

Für die Anhänger beider Vereine, aber auch für Fußball-Fans in ganz Deutschland ist das DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion jedes Jahr ein Highlight. Doch nur ein ausgewählter Kreis bekommt tatsächlich die Möglichkeit live dabei zu sein. Denn die 74.322 Tickets sind heiß begehrt und die Nachfrage übersteigt die Kapazität bei Weitem. Allein bei Eintracht Frankfurt gingen nach Vereinsangaben so viele Anfragen ein, dass sie das Stadion hätten komplett füllen können.

Jeweils ein Drittel des Kartenkontingents (23.700) wurde den beiden Finalteilnehmern zum Weiterverkauf an die eigenen Fans vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) überlassen. Um daraus ein Ticket zu erhalten, reicht es aber bei Weitem nicht aus, einfach nur Sympathisant des Vereins zu sein. Beide Klubs teilten auf rbb-Anfrage mit, dass die Nachfrage das Kontingent weit überstiegen habe.

Deshalb hatten nur Auswärts-Vielfahrer, Fan-Club-Mitglieder und Dauerkarten-Inhaber die Chance. ein Ticket aus den Vereinskontingenten zu erhalten. Selbst unter diesen Vollblut-Unterstützern musste allerdings gelost werden, schließlich gibt es sowohl bei Leipzig als auch Frankfurt schon allein mehr als 30.000 Dauerkarteninhaber.

Fast 190.000 Menschen bewerben sich beim DFB um Tickets

Es blieben also eine Menge enttäuschte Fans übrig. Über den offiziellen Weg gab es für sie nur noch eine Chance: Eine Teilnahme am Losverfahren des DFB. Dieser verfügt über die Vergabe der restlichen Tickets. Bis zum 4. Mai lief das Verfahren, in dem sich Fußball-Begeisterte aus ganz Deutschland auf bis zu vier Eintrittskarten für das große Endspiel bewerben konnten. Je nach Kategorie kosteten die angebotenen Tickets zwischen 60 und 160 Euro.

Nicht das gesamte Kontingent des DFB geht allerdings an die Fans. Auch Sponsoren, Partner und Ehrengäste erhalten daraus ihre Tickets. Wie viele Eintrittskarten am Ende tatsächlich über das Losverfahren vergeben wurden, darüber machte der Verband auf rbb-Nachfrage keine Angabe. Er teilte allerdings mit, dass sich insgesamt 187.366 Menschen an dem Bewerbungsverfahren beteiligt hätten. Auch hier gingen die meisten am Ende also leer aus.

Wer trotzdem nicht aufgeben will, dem bleibt nur noch der Weg auf den Online-Schwarzmarkt. Auf Plattformen wie Ebay, Viagogo und Ticketbande finden sich zahlreiche Angebote für Final-Tickets. Allerdings muss man hier tief in die Tasche greifen. Bei Ebay liegen die Gebote bei mehr als 300 Euro pro Ticket, auf Ticketbande kostete die günstigste Karte am Mittwoch 455 Euro und bei Viagogo sogar stolze 480 Euro. Die Preise liegen also ein Vielfaches über dem Originalpreis.

Illegaler Weiterverkauf wird streng sanktioniert

Eigentlich sind genau diese Angebote aber strengstens verboten. "Dem Kunden ist es insbesondere untersagt, Tickets öffentlich, insbesondere bei Auktionen oder im Internet (z.B. bei Ebay, Ebay- Kleinanzeigen) und/oder bei nicht vom DFB autorisierten Verkaufsplattformen (z.B. viagogo, seatwave, StubHub etc.) zum Kauf anzubieten und/oder zu veräußern und Tickets zu einem höheren als dem bezahlten Preis weiterzugeben", heißt es in Punkt 8.2 der Allgemeinen Ticket-Geschäftsbedingungen (ATGB) des DFB. Eine Weitergabe des Tickets ist nur im privaten Rahmen und in Sonderfällen – zum Beispiel bei Krankheit – gestattet.

Im Zuge des DFB-Pokalfinals haben wir auch mehreren Dauerkarteninhabern die Dauerkarte entziehen müssen, da diese ihre Tickets bei nicht autorisierten Plattformen angeboten haben

RB Leipzig über illegale Ticketverkäufe

Wer sein Ticket trotzdem zu hohen Preisen online weiterverkauft, dem drohen harte Sanktionen – vor allem wenn die Karte aus dem Kontingent eines der beiden Vereines stammt. Auf rbb-Anfrage teilte RB Leipzig mit, dass man eng mit einer Anwaltskanzlei zusammenarbeite und versuche, alle Angebote zu screenen und die Verkäufer zu ermitteln. Sollte dies gelingen, drohe eine Vertragsstrafe in Höhe von 2.500 Euro. "Im Zuge des DFB-Pokalfinals haben wir auch mehreren Dauerkarteninhabern die Dauerkarte entziehen müssen, da diese ihre Tickets bei nicht autorisierten Plattformen angeboten haben", teilte der Klub mit.

Auch Eintracht Frankfurt teilte auf Nachfrage mit, dass unautorisierte Ticketverkäufe mit einer Vertragsstrafe und der Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen bestraft würden und Dauerkarte sowie Vereinsmitgliedschaft gekündigt werden könnten.

Stadionzugang kann verweigert werden

Aber auch den Käufern von teuren Online-Zweitmarkt-Tickets könnte am Samstag eine böse Überraschung drohen. Eintrittskarten, die auf dem Zweitmarkt ausgemacht werden, würden mit einer sogenannten "Verdachtssperre" belegt, hieß es vom Verband. In einem solchen Fall wird der Zutritt zum Olympiastadion verweigert.

Die zweifelsfreie Identifizierung der illegal weiterverkauften Tickets gestaltet sich allerdings schwierig. Diese sind nicht personalisiert und Verkäufer auf Ebay sind größtenteils schlau genug, entscheidende Details in ihrer Anzeige unkenntlich zu machen. Auch auf den Zweitmarkt-Plattformen wählt man nur die Kategorie, nicht aber genaue Sitzplätze. Die Tickets bekommt man erst nach dem Kauf per Post zugeschickt. Der DFB müsste diese Eintrittskarten also selbst erwerben, um diese sperren zu können und den Verkäufer ausfindig zu machen.

Trotz der drohenden Sanktionen finden sich also ohne viel Aufwand zahlreiche Final-Tickets im Internet. Glaubt man zum Beispiel der Website von Viagogo, hatten sie am Mittwoch noch mehr als 150 Tickets für das Pokalfinale im Angebot.

Kein offizieller Zweitmarkt

Gerade Anbieter wie Viagogo und Ticketbande sind besonders problematisch, da sie durch ihre professionelle Gestaltung den Anschein eines offiziellen Zweitmarkt-Portals erwecken. Dieses gibt es für DFB-Pokalfinal-Tickets aber nicht. Das liege an den unterschiedlichen Vertriebswegen, teilte der DFB mit. Sowohl der Verband als auch die Finalisten hätten eine eigene Resale-Plattform anbieten müssen, was in der Kürze der Zeit und aufgrund der Tatsache, dass es zum Pokalfinale ausschließlich Hardtickets gebe, nicht umsetzbar gewesen sei.

Auch bei Viagogo und Co. kauft man also von Privatpersonen oder Drittanbietern – die Plattformen dienen nur als Vermittler. Nur wer genau hinschaut, findet diese Information auch im Kleingedruckten, genauso wie den Hinweis, dass der Weiterverkauf eigentlich nicht gestattet ist und der Eintritt zur Veranstaltung möglicherweise untersagt werden könnte. Davor warnt auch die Verbraucherzentrale [verbraucherzentrale.de].

Auf rbb-Anfrage hat sich Viagogo nicht zu dem Thema geäußert. Ticketbande teilte hingegen mit, dass man selbst keine Tickets anbiete, sondern lediglich Anbietern eine Plattform biete, um Suchaufträge für begehrte Events einzustellen. Über die Website finde kein Verkauf, sondern nur eine Vorbeauftragung statt. "Uns ist kein Fall bekannt, in dem Tickets für ein DFB-Pokalfinale gesperrt worden sind", sagte Geschäftführer Martin Ziegner.

Auch für das eigentlich ausverkaufte Relegations-Rückspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem Hamburger Sportverein (HSV) und dem VfB Stuttgart (ab 295 Euro) und für das Champions-League-Finale (ab 1.570 Euro) finden sich auf den Zweitmarkt-Portalen Angebote zu enorm hohen Preisen.

Den Veranstaltern scheinen die Hände gebunden zu sein, um den illegalen Weiterverkauf der Tickets zu verhindern. Und für viele der Fans ist der tiefe Griff ins Portemonnaie wohl die letzte Chance, um überhaupt live dabei zu sein. Auch am Samstag werden sich wohl einige der Frankfurter und Leipziger Fans mit einer Schwarzmarkt-Karte auf den Weg zum Olympiastadion machen und hoffen, dass die Lampe bei der Zugangskontrolle nicht plötzlich rot leuchtet.

Sendung: rbb24, 2.6.2023, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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  1. 1.

    Schwarzmarkt Preise für eine Red Bull Werbekampagne?

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