Mitgliederversammlung - Union Berlin präsentiert gesunde Finanzen und große Umbaupläne

So 08.10.23 | 16:02 Uhr
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Union-Präsident Dirk Zingler (r.) und Geschäftsführer Kommunikation Christian Arbeit auf der Mitgliederversammlung (imago images/Matthias Koch)
Video: rbb24 Abendschau | 08.10.2023 | Nachrichten | Bild: imago images/Matthias Koch

Mit großer Zufriedenheit hat der 1. FC Union auf seiner Mitgliederversammlung die Entwicklungen und Zahlen der vergangenen Saison präsentiert. Außerdem gab das Präsidium Einblicke in die umfangreichen Umbaupläne rund um die Alte Försterei.

Nur einen Tag nach der Auswärtsniederlage in Dortmund hat der 1. FC Union Berlin am Sonntagmittag zur Mitgliederversammlung geladen. Trotz des kühlen Herbstwetters und der derzeit schwierigen sportlichen Situation war die Stimmung der Teilnehmer im Stadion An der Alten Försterei dabei durchaus positiv.

Union ist finanziell gut aufgestellt

Das lag unter anderem am positiven Finanzbericht der Saison 2022/23, den das Präsidium den Vereinsmitgliedern präsentierte. In der vergangenen Saison hat der 1. FC Union seine Gesamteinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 52 Millionen steigern können. Dafür sorgten vor allem Mehreinnahmen beim Sponsoring und der TV-Verwertung.

"Wir konnten in der letzten Saison über 170 Millionen Umsatz machen und haben ein sehr positives Ergebnis von 18 Millionen Euro erzielt. Seit 1990 weisen wir außerdem erstmals auch ein positives Eigenkapital auf", berichtete Vereinspräsident Dirk Zingler in einem Interview mit dem rbb im Vorfeld der Mitgliederversammlung. "Wir haben uns nicht nur sportlich in der letzten Saison auf Rang vier vorgekämpft, sondern auch wirtschaftlich neue Plateaus erreicht", so Zingler weiter.

Dadurch konnten sich die Köpenicker auch erhebliche Mehrausgaben leisten. Sie investierten in der vergangenen Saison rund 17 Millionen Euro mehr in die Lizenzspielerabteilung als noch in der Spielzeit zuvor. Auch die Ausgaben für das Personal rund um die Mannschaft und in der Geschäftsstelle und die betrieblichen Aufwendungen sind stark gestiegen.

Investitionen ins eigene Vermögen

Allerdings haben sich die Köpenicker in der vergangenen Saison auch deutlich mehr Geld geliehen als noch in den Jahren zuvor. Die Verbindlichkeiten stiegen in der Spielzeit 2022/23 auf stolze 77 Millionen Euro. "Man darf diese Zahl nicht isoliert betrachten. Wir haben ja auch 93 Millionen Euro Vermögen. Das heißt, wir haben rund 30 Prozent mehr Vermögen als Verbindlichkeiten", sagte Zingler.

Dem Präsidenten war wichtig darzustellen, dass Union die Kredite nicht dafür nutzen würde, Ausgaben zu finanzieren, sondern nur um ins eigene Vermögen zu investieren. Das geliehene Geld werde vor allem benötigt, um die umfangreichen Baumaßnahmen rund um das Stadion An der Alten Försterei und das zugehörige Gelände zu finanzieren, das mittlerweile alleinig dem Verein gehört.

Bei der letzten Mitgliederversammlung hatte die Vereinsführung den Mitgliedern berichtet, dass das Stadion ausgebaut und auf eine Kapazität von circa 37.700 Zuschauer erweitert werden soll. Schon fast fertig ist hingegen das neue Nachwuchsleistungszentrum, das für 25 Millionen Euro gebaut wurde und spätestens im kommenden Januar komplett in Betrieb genommen werden soll.

Umfeld des Stadions wird sich stark verändern

Am Sonntag wurden den Fans nun erstmals umfangreiche Pläne für das Gelände rund um das Stadion präsentiert. Bereits im Umbau befindet sich dort derzeit das Trainingszentrum der Profis hinter der Gegengerade, das bis Sommer 2025 fertiggestellt werden soll. Hier sollen die Kunstrasenplätze weichen und mit zwei Naturrasenplätzen mit Flutlichtanlage und Rasenheizung ersetzt werden. Angrenzend entsteht ein großes Sportfunktionsgebäude, in dem sich künftig neben einer Reha-Abteilung auch Aufenthalts- und Speiseräume für die Spieler befinden sollen. Auch ein Teil der Geschäftsführung soll hier einziehen.

Im September 2024 beginnt außerdem der Bau eines neuen Clubhauses. Dieses entsteht auf der Westseite des Stadionvorplatzes, und ersetzt das Zeughaus. In dem neuen langegezogenen Gebäude soll es künftig mehr Angebote für die Fans geben, wie zum Beispiel Gastronomie.

Dahinter plant der Bezirk den Bau einer neuen Straße. Die Westumfahrung führt von An der Wuhlheide im Süden bis zur Hämmerlingstraße im Norden und trennt die Alte Försterei von der Wuhlheide. Dadurch wird wohl auch viel vom wäldlichen Charakter des Stadions verloren gehen. "Es wird viele geben – und zu denen gehöre ich auch – die darauf ein bisschen mit einem weinenden Auge schauen, weil für mich gehörte die Alte Försterei immer zur Wuhlheide. Wir sind durch den Wald zum Stadion gegangen – das wird sich in den nächsten Jahren ändern", so Präsident Zingler. Er rechnet bereits im Frühjahr 2024 mit dem Baubeginn der Straße, auf der in Zukunft auch eine neue Straßenbahnhaltestelle entstehen soll und von der es eine direkte Zufahrt auf das Stadiongelände geben soll.

Bildergalerie: So soll es rund um das Stadion An der Alten Försterei künftig aussehen

Heimspiele in der Saison 2025/26 im Olympiastadion

Ab Juli 2025 soll die eigentliche Stadionerweiterung beginnen. Union plant deshalb nach wie vor, in der Saison 2025/26 für die Heimspiele ins Olympiastadion auszuweichen. Zeitgleich beginnt an der Ostseite der Vorplatzes An der Alten Försterei der Bau eines großen neuen Parkhauses. Außerdem entsteht eine Tiefgarage, um weitere Parkplätze für die künftig deutlich größeren Zuschauermassen zu bieten.

Im Parkhaus soll eine feste Bühne in Richtung des Vorplatzes integriert werden, damit dieser für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden kann. 10.000-15.000 Zuschauer sollen dort dann zum Beispiel Konzerten lauschen, oder Filme in einem Sommerkino schauen können. Diese Events müssten dann nicht mehr im Stadion selbst veranstaltet werden, was Geld spart und den Rasen schont.

Im Spätsommer 2026 soll das Stadion dann Stück für Stück wieder in Betrieb genommen werden. Der planmäßige Abschluss des gesamten Bauvorhabens ist für Ende 2026 terminiert. Die Umsetzung des Projektes sei dabei unabhängig vom sportlichen Erfolg des Vereins, erklärte Zingler. "Fußballspiele werden nun mal gewonnen oder verloren, davon können wir uns nicht abhängig machen", sagte er. "Wir müssen zusehen, dass wir den Erfolg verstetigen und die Bedingungen permanent verbessern. Aber den Standort wird es immer geben." Die Entwicklung des Standorts sei ein Generationsprojekt, so der Präsident. Künftig solle hier ein "Sport-, Kultur- und Musikzentrum" im Südosten Berlins entstehen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.10.2023, 19:30 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Mal angemerkt: Köpenick, das zwar recht weitläufig ist, aber gerade mal ca. 69,5 Tsd. Einwohner hat und nach dem Umbau des FCU Stadions zweiwöchendlich knapp 38.000 Besucher begrüßen darf, sollte infrastrukturell schon schnellstmöglich "auf Stand" gebracht werden.

    Mir wird der Jahrzehnte lang durch den Wald begangene Weg sicher auch abgehen - aber nichts bleibt, wie es ist. Da bin und bleibe ich zwar nostalgisch, aber nicht verhärtet an Vergangenem festklammernd. Der FCU soll sich weiterentwickeln auf ewig Bestand haben, auch wenn wir, die 'alten Fans', schon lange nicht mehr sind.

  2. 24.

    "Zumal die neue Straße von der öffentlichen Hand gebaut wird.Das hat nichts mit dem neuen Stadion zutun. "

    Ich hatte das so verstanden, daß der Straßenneubau mit dem Förstereiumbau zu tun hat. Wenn dem nicht so ist, ok. Daß die Straße nicht von Union gebaut wird, ist schon klar. - 6708 ha. Krieg ich ne Eins?

  3. 22.

    So lange es Rassismus und Ausländerfeindlichkeit oder Sexismus im Stadion gibt, so lange Ultras Gegner per Banner diskreditieren oder beleidigen, so lange Hooligans glauben im Stadion oder auf dem Weg dorthin wäre ein 'rechtsfreier Raum', so lange ist und bleibt Fußball politisch. Auch bei und für Union

  4. 20.

    Wenn man nix eigenes hat und was nutzt was einem nicht gehört, dann muss man dafür eine nutzungsgebühr, genannt Miete, bezahlen. Geht jedem Mieter so, also keine hertha Besonderheit. Nach meinem Wissensstand bezahlt hertha derzeit garkeine Miete, die wurde wohl gestundet. Das ist Förderung durch die Politik, denn das olympiastadion gehört bekanntlich der öffentlichen Hand.

  5. 19.

    O-Ton Zingler (lt. Tagesspiegel): "Alles, was wir hier kennen, wird es bald nicht mehr geben".
    Das hört sich nach Dieter Hoeneß und der 'Schreibmaschine' an, die er bei Hertha vorgefunden haben will.
    Ich drücke den Unionern die Daumen, dass sie eher weiter den St. Pauli Weg gehen und nicht 'The next Big City Club' werden.
    Momentan habe ich aber kein gutes Gefühl.
    Bleibt weiter kritisch, bleibt weiter 'Union'!

  6. 18.

    Ergänzend sollte man erwähnen, dass man das Stadion plus Grundstück (fast) geschenkt bekommen hat. Von wem wohl?
    Nicht alles Gold was glänzt...

  7. 17.

    Zitat: "Ich glaube gelesen zu haben das der Bahnhof Köpenick demnächst zum Regionalbahnhof umgebaut wird wegen dem Ausbau des Stadions"

    Wo Sie das gelesen zu haben meinen, ist mir ein Rätsel. Denn die Pläne der DB für einen Umbau des Bahnhofs datieren aus 2003, sind also bereits zwanzig Jahre alt. Ursprünglich sollte der Regionalbahnhof 2008 in Betrieb genommen werden, was aufgrund verschiedener Umstände nicht realisiert werden konnte. Es ist also nicht so wie von Ihnen angenommen, dass der 1. FC Union Berlin einen unmittelbaren Einfluss oder gar ein Mitspracherecht bzgl. infrastruktureller Baumaßnahmen hat, Swa57.

  8. 16.

    Ohja,genau, und 350Mio Euro innerhalb von 3Jahren "verbrennen" muss Union auch erstmals schaffen...

  9. 15.

    Den Unterschied zwischen Förderung eines Nachwuchszentrum von einem e.V. für Kinder und Jugendliche und z.B. wiederholte Mietstundung des zweitteuersten Profikaders der 2. Buli für eine Kapitalgesellschaft, welche aus Miami gesteuert wird muss ich ihnen jetzt nicht wirklich erklären oder?

  10. 14.

    Ich sehe in Union den Verein, der von der Politik massiv gefördert wurde und noch immer wird. Dass das bei den Köpenickern niemanden stört, ist nicht verwunderlich. Aber es passt dann nicht immerzu mit dem Finger Richtung Hertha zu zeigen, die für ihr Stadion eine hohe Miete bezahlen muss und auf private Investoren angewiesen ist.

  11. 13.

    Kennen Sie überhaupt die Größe der Waldflächen in Köpenick.Zumal die neue Straße von der öffentlichen Hand gebaut wird.Das hat nichts mit dem neuen Stadion zutun. Nach meiner Meinung würde auch die neue Strassenbahnschleife reichen.

  12. 12.

    Danke für den link. Wofür Berlin so alles Geld übrig hat. Ich staune immer wieder. 1. BL muß echt arm dran sein.

  13. 11.

    Ich glaube gelesen zu haben das der Bahnhof Köpenick demnächst zum Regionalbahnhof umgebaut wird wegen dem Ausbau des Stadions

  14. 10.

    "Es ist ein verdammt gutes Gefühl Teil eines gesunden e.V. zu sein und nicht auf Almosen vom Steuerzahler angewiesen zu sein"
    Da würde ich den Mund mal nicht zu voll nehmen an ihrer Stelle.
    Zitat zum NLZ von Union
    "Die Gesamtkosten des Neubaus belaufen sich auf 18,1 Millionen Euro, wovon 10,58 Millionen Euro vom Land Berlin und den Bund gefördert werden."

    https://www.fc-union-berlin.de/de/union-live/news/amateure/Spatenstich-fuer-Unions-neues-Nachwuchsleistungszentrum-16240g/

    Woher kommen Fördermittel denn ihrer Meinung nach? Vom Himmel gefallen?

  15. 9.

    Sie wären heftig, wenn keine Deckung da wäre Und dieses Geld nur für den Konsum ausgegeben würde. Macht man aber nicht. Man hat in die Vermögenswerte des Vereins investiert. Kennt jeder, der einen Kredit aufnimmt und ihn in eine Firma investiert und nicht um sich irgendwas zu kaufen und das Geld zu verbraten.

  16. 8.

    Union hatte den bisher vernünftigen, geerdeten Weg verlassen - und damit den Erfolg. Manche Trauben sollte man dort belassen, wo sie sind.

  17. 7.

    Find die Um- und Neubaupläne nicht so toll. Wenn das so weitergeht, bleibt von der Wuhlheide irgendwann nichts mehr übrig, und in Treptow-Köpenick hat sich's ausgegrünt. Genau diese eigenartige wachstum-Wachstum-Wachstum-Logik wirkt in hohem Maße umweltzerstörerisch. Wozu? Um Fußball spielen zu können? (Ick kapier das schon alles, und kann es auch nachvollziehen. Nur halt nicht gutheißen.)Rasenheizung. Ja, nee. Is klar. Brauch man.

  18. 6.

    Verbindlichkeiten zu haben ist an sich nichts schlechtes, selbst die Bayer haben noch viel höhere.
    Es kann sogar IMMER Sinn machen sich Geld zu leihen, wenn dieses "billig" ist und dann zu investieren.
    Fakten bei Union 77 Mio Verbindlichkeiten, bei Hertha sind es über 85 Mio (und das ist der Wer vom letzten Jahr, der dürfte nach dem Abstieg noch viel höher liegen): Der Unterschied ist (sagt Zingler auch, trotzdem versteht es kaum wer), wenn du MEHR besitzt, dann ist das kein Problem. Union besitzt mehr (Stadiongelände, andere Vermögenswerte etcpp gehört alles dem Club)....Hertha gehört gar nichts, die haben überhaupt keine Vermögenswerte, die man Verbindlichkeiten gegenüberstellen kann, deswegen brauchen sie auch immer wieder frisches Geld vom Investor, um überhaupt weiter zu existieren.

    Baut Union tatsächlich das Stadion werden sie die Verbindlichkeiten alleine verdoppelt, aber dann ist eben auch das Stadion dieses Geld wert.

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