Interview | Winzerin Cornelia Wobar - "Wir sind selbst überrascht, wie gut die Reben durch den Sommer kommen"

Mi 17.08.22 | 11:32 Uhr
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Weintrauben aus Großräschen (Bild: rbb/Ludwig)
Audio: rbb24 | Mi 17.08.22 | Kessler, H. | Bild: rbb/Ludwig

Die Bauern in Brandenburg ächzen unter der Hitze - Mais und Futtermittel vertrocken auf dem Feld. Wie ist die Situation beim Wein in Südbrandenburg? Was ist im Hinblick auf die Ernte zu erwarten? Winzerin Cornelia Wobar aus Großräschen im Interview.

rbb24: Frau Wobar, Wein braucht normalerweise viel Sonne. In diesem Jahr gibt es reichlich Sonnenschein. Ist das gut für Ihre Weinreben?

Cornelia Wobar: Jeder Winzer wünscht sich zur rechten Zeit Sonne und Regen. Das ist natürlich ein großes Problem. Wir haben die Trockenheit jetzt schon im dritten Jahr. Es gibt viel zu wenig Niederschläge. Und das hat immer zwei Seiten. Um das Positive zu nennen: die Trauben sind alle sehr gesund. Gesund in dem Sinne, dass Pilzkrankheiten, also falscher und echter Mehltau, keine guten Chancen haben, wenn es so trocken ist.

Weinlese in Großräschen (Bild: rbb/Mastow)
Weinlese in Großräschen | Bild: rbb/Mastow

Das Problem ist natürlich der Trockenstress. Wenn es zu viel Sonne gibt bei zu wenig Regen, können die Trauben nicht richtig wachsen. Aber wir haben großes Glück, aufgrund unserer Mikroklima-Lage direkt am Großräschener See. Wir haben inzwischen Pflanzen, die im zehnten Standjahr sind, und die Reben haben inzwischen sehr tiefe Wurzeln bekommen.

In Großräschen gibt es eine Besonderheit. Wir haben Geschiebemergelboden und Glätteschichten, die Glätteschichten führen Wasser. Wir sind selbst überrascht, wie gut die Reben durch den Sommer kommen. Wir haben natürlich auch etwas bewässert, mit Tröpfchenbewässerung, vor allem im Juni, in dem es seit Jahren ein großes Wasserdefizit gibt.

Wann rechnen Sie denn mit der Ernte? Beginnt die früher als sonst?

Es wird dieses Jahr etwas zeitiger sein als sonst. Wir rechnen Ende August mit der Lese der ersten Trauben. Wir sind sehr froh, dass der Solaris mit einer guten Traubengesundheit und guten Analysedaten jetzt schon dasteht Mitte August und rechnen auch mit einer zeitigen Lese.

Wir haben jetzt schon um die 85 Grad Oechsle und denken, dass wir wieder einen sehr schönen Solaris machen können. Ganz optimistisch sind wir auch beim Rotwein. Man braucht immer ein paar Jahre, in denen der Wein reift und lagert, und für den Rotwein ist es besonders wichtig, dass er jetzt im September und Oktober noch Aromen einlagern kann. Wir sind jetzt beim Pinotin gerade im Farbumschlag, haben also noch genug Zeit, um da einen schönen Tropfen reifen zu lassen.

Mit was für einem Ertrag rechnen Sie?

Wir bewirtschaften insgesamt 1,4 Hektar und haben ungefähr 10.000 Flaschen im Jahr. Es sind mal mehr, mal weniger. Wenn wir jetzt ein so trockenes Jahr haben, sind die Trauben sehr klein. Für uns ist das aber gar nicht schlimm. Wenn sie so klein sind, erwarten wir immer besonders extraktreiche und gehaltvolle Trauben.

Vielen Danke für das Gespräch!

Sendung: rbb24, 17.08.2022, 14:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Aus Erfahrung kann man bestätigen: Wein nicht gegossen (Tiefwurzler), vor einer Gabionenmauer (wirkt auch als Insektenhotel), sieht von Frühling bis Herbst gut aus und gelingt immer...

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