Senftenberg - Azubis helfen Senioren durch Corona-Pandemie

Fr 24.04.20 | 16:32 Uhr | Von Josefine Jahn
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Die Azubis bei Eveliene Gormez in Senftenberg mit den Einkäufen (Foto: rbb/Jahn)
Audio: Antenne Brandenbrug | 24.04.2020 | Josefine Jahn | Bild: rbb/Jahn

Zu Hause bleiben, so gut es geht - das wird geraten, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Weil das besonders für ältere Menschen gilt, werden in Senftenberg junge Menschen aktiv. Josefine Jahn hat sie begleitet.

Auszubildende aus der Stadtverwaltung Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) haben eine Aktion für Rentner und hilfebedürftige Menschen gestartet. Jeweils Mittwoch und Freitag kaufen sie ehrenamtlich für all diejenigen ein, die wegen der Corona-Pandemie nicht raus wollen, können oder dürfen. Das Projekt nennt sich "Senftenberg hilft!" und wird inzwischen gut angenommen.

Lea Jenkel und Christian Krengel von der Stadtverwaltung Senftenberg mit Einkäufen in der Hand (Foto: rbb/Jahn)
Bild: rbb/Jahn

"Ich könnt' deine Mama sein!"

"Hallo Frau Gormez!" - "Ah, Christian, warst du beim Friseur?" So begrüßen sich Eveliene Gormez und Azubi Christian Krengel am Freitagmorgen mit Sicherheitsabstand. Sie sitzt im Rollstuhl und kann nur einen Arm bewegen. Die Hilfe nimmt sie gerne an. Ein bis zwei Mal pro Woche greift Eveliene Gormez auf das Angebot der Stadt Senftenberg zurück.

Die praktische Hilfe ist die eine Seite. Die Senftenbergerin freut sich aber auch über den Kontakt zu den jungen Menschen, den sie zum Austausch nutzt. Das Verhältnis ist herzlich. "3,52 Euro bekommen sie zurück." - "Jetzt mach mich nicht nervlich fertig, dann leg' ich dich übers Knie! Ich könnt' deine Mama sein", sagt die Senftenbergerin und will aufrunden. Das lehnt Christian Krengel aber strikt ab. Es wird auf den Cent genau zurückgegeben, denn die Azubis wollen nichts mit dem Projekt verdienen.  

Seit dem 24. März gibt es das Angebot. Anfangs habe es "ein bisschen Startschwierigkeiten" gegeben, sagt Bürgermeister Andreas Fredrich, doch mittlerweile werde es gut angenommen. Es gibt Tage mit bis zu 11 Lieferungen. "Wir haben Flyer verteilt und es gibt richtig schöne Bestellzettel." Wer den Service nutzen will, kann darauf ankreuzen, was er gern geliefert bekommen will. Telefonisch bestellen ginge natürlich auch, "und dann bringen die jungen Leute es zu den Menschen."

Die jungen Leute, das sind Mitglieder des Kinder- und Jugendparlaments der Stadt, sowie Auszubildene aus der Stadtverwaltung, wie Lea Jenkel und Christian Krengel, die heute den Einkauf für drei Menschen besorgen. "Ganz viele Erdbeeren, Heidelbeeren, Weintrauben, Schokolade und Kaffee", zählt Jenkel auf und ergänzt: "Und, ganz wichtig, Toilettenpapier."

"Ich wüsste nicht, was sonst wäre..."

Mittlerweile nehmen viele Senftenberger das Angebot dankend an, sagen die angehenden Verwaltungsfachangestellten. "Es sind definitiv Hilfsbedürftige und Ältere, die sich nicht mehr raus trauen", sagt Christian Krengel. Er sei deshalb sehr froh, helfen zu können. Auch das Zwischenmenschliche spiele eine Rolle, meint Lea Jenkel. "Sie freuen sich, dass sie auch mal wieder mit Leuten reden können, denn sie kommen ja jetzt gerade nicht mehr so viel aus dem Haus. Sie sind auf jeden Fall sehr dankbar."

Das kann auch eine weitere Dame bestätigen, die nicht mehr so gut zu Fuß ist. "Für mich ist das ganz ganz doll wichtig. Ich bin alleine mit meinem kleinen Hund. Ich wüsste nicht, was sonst wäre, wenn das nicht so möglich wäre."

Noch bis mindestens Ende Mai soll das Projekt "Senftenberg hilft!" weiterlaufen - und auch darüber hinaus, wenn es die Umstände erfordern. Die Stadt sucht noch junge Leute ab 18 Jahren, die mithelfen wollen.

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  1. 1.

    Wie, er war beim Friseur?

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