OB-Wahlkampf gestartet - Cottbuser Stadtchef-Kandidaten stellen sich zum Auftakt Wirtschaftsfragen

Mi 10.08.22 | 13:51 Uhr | Von Phillip Manske
Fünf der sieben Kandidaten sitzen an einem Tisch und stellen sich den Fragen von IHK und HWK (Foto: rbb/Schiller)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 10.08.2022 | Philipp Manske | Bild: rbb/Schiller

Cottbus steht vor allem wegen des Kohleausstiegs vor dem wahrscheinlich größten wirtschaftlichen Umbruch seiner jüngeren Vergangenheit. Groß sind deshalb die Erwartungen an die Stadtchef-Kandidaten. Nun sind sie erstmals aufeinandergetroffen. rbb-Reporter Phillip Manske war dabei.

Mit einem ersten Gesprächsforum der Oberbürgermeisterkandidaten ist in Cottbus am Dienstagabend die heiße Phase des Wahlkampfs eröffnet worden. Allerdings waren zum Auftakt nur fünf von ihnen anwesend. Sie stellten sich den Fragen der Industrie- und Handelskammer Cottbus (IHK) und der Handwerkskammer in Cottbus (HWK).

CDU-Mann Thomas Bergner fehlte, weil er sich noch von einer Corona-Erkrankung erholt. FDP-Kandidat Felix Sicker begründete seine Abwesenheit mit einem Urlaub. Und so präsentieren sich nur Lars Schieske (AfD), Lysann Kobbe (dieBasis), Tobias Schick (SPD), Sven Benken (Unser Cottbus) und der Einzelkandidat Johann Staudinger den Unternehmern.

Kaum Diskussionen

Für hitzige Atmosphäre sorgte an dem Abend allein der unter gläsernem Dach liegende Veranstaltungsort. Echte Diskussionen gab es keine. Den Kandidierenden wurde vor allem die Möglichkeit gegeben, eigene Standpunkte zu benennen und einige Fragen von Unternehmern und Führungskräften der Region zu beantworten. Rund 60 von Ihnen waren der Einladung von HWK und IHK gefolgt. Das Fazit des Cottbuser Feinkostfabrikanten Lothar Parnitzke fällt ernüchternd aus. "Jeder hat seine Vorstellung dargestellt, jeder will das Beste für Cottbus machen - ohne, dass er weiß, wie er es umsetzen kann."

Sorgen um das Image von Cottbus

Das Unternehmerurteil ist im Detail zu hart, aber in der Summe richtig. Schuld daran ist auch das Format: So haben die Moderatoren keine einzige kritische Nachfrage gestellt, zum Beispiel als Basiskandidatin Kobbe entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen behauptete, die Corona-Impfung hätte keine Wirkung - oder als AfD-Mann Schieske die Stadt Cottbus mehrfach als Brandenburgs Gewalthauptstadt betitelte.

Und so war es Uni-Professor Matthias Koziol, der aus dem Publikum heraus agierte. Er mache sich angesichts des Strukturwandels Sorgen um das Image der Stadt. "Ich halte alleine diese Kommunikation mit diesem Thema für völlig falsch, weil wir genau damit das Image erzeugen, das wir eigentlich nicht brauchen können", so Koziol nach dem Wahlforum. Die Stadt brauche Zuwanderung, sagte er. "Wir brauchen intelligente Menschen, die zuwandern, wir brauchen Wissenschaftler, wir brauchen Fachkräfte und es muss Spaß machen, hierherzukommen."

Abwesenheit von Kandidaten Glück für SPD und AfD

Überhaupt kam bei dem Wahlforum das Thema Strukturwandel viel zu kurz. Während Kobbe, Staudinger und Benken erstaunliche Wissenslücken offenbarten oder Probleme benannten, ohne Lösungen anzubieten - zum Beispiel bei der Stadtteilentwicklung, dem Wohnungsbau oder der Kita-Betreuung - kannten im Gegensatz dazu SPD-Mann Schick und AfD-Kandidat Schieske das Publikum, vor dem sie referieren, nämlich Unternehmer.

Immer wieder adressierten sie ihre Antworten auch an das Publikum. So hatte Schick beispielsweise beim Thema Lausitz Science Park eine konkrete Antwort parat, sprach von "Wettbewerbsvorteilen durch Fördergelder". Schieske schlug unter anderem vor, Integrationsstellen in der Stadtverwaltung umzuwidmen und die Beschäftigten zum Beispiel für die schnellere Digitalisierung von Verwaltungsaufgaben zu verwenden.

Nur beim Thema Corona blieben nach Ansicht von Pflegedienstchef Sebastian Gohr alle Kandidaten blass. Ihm fehle, dass es "wirklich eine klare Positionierung zu dem Thema gibt: Ja, wir setzen die einrichtungsbezogene Impfpflicht durch oder wir setzen die Impfpflicht hier auf kommunaler Ebene nicht durch, damit das Pflegepersonal aus der Pflege nicht aktiv abwandert", so Gohr.

Und so blieb es ein fader Wahlkampfauftakt an einem beinahe diskussionslosen Abend, an dem fast nur die Kandidaten von SPD und AfD Antworten lieferten - aber dabei Glück hatten, dass ihre FDP- und CDU-Konkurrenten verhindert waren.

Sendung: Inforadio, 10.08.2022, 08:40 Uhr

Beitrag von Phillip Manske

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