Mehr Teilhabe und Beteilung - Frankfurt will junge Menschen an Heimat binden

Mi 17.08.22 | 16:54 Uhr
Sitzende Schulkinder unterhalten sich.(Quelle:dpa/P.Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 17.08.2022 | Marie Stumpf | Bild: dpa/P.Pleul

Nirgendwo in Deutschland gibt es derzeit so wenig junge Menschen wie in Brandenburg. Frankfurt (Oder) versucht Kinder und Jugendliche stärker teilhaben zu lassen am Stadtgeschehen. Die wiederum klagen über fehlende Räume.

In Deutschland leben so wenige junge Menschen wie noch nie. Dabei bildet Brandenburg im Bundesvergleich das Schlusslicht. Nur etwa acht Prozent aller Brandenburger:innen sind zwischen 15 und 24 Jahre jung. Dafür aber doppelt so viele 55 bis 64 Jahre alt.

Frankfurt (Oder) bemüht sich, junge Menschen an für sie wichtigen Entscheidungen zu beteiligen, um sie damit auch in ihrer Heimat zu halten, sagt Oberbürgermeister René Wilke gegenüber dem rbb: "Uns ist es ein wichtiges Anliegen, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass sie hier gewollt sind und dass wir sie in Dinge, die sie belangen, auch mit einbeziehen."

Kaum Orte für Jugendliche

In der Oderstadt leben rund 5.400 Kinder und Jugendliche - knapp neun Prozent der Bevölkerung. Einer von ihnen ist der 14-jährige Felix. Er ist frustiert, denn eigentlich möchte er auch außerhalb von Jugendklubs mit seinen Freunden draußen Zeit verbringen. An passenden Orte fehle es aber, bemängelt er: "Wir sind in großen Gruppen früher unterwegs gewesen, aber wir wurden immer getrennt und uns wurden Sachen vorgeworfen. Dann haben viele gesagt, wir gehen nicht mehr raus." Häufig habe es Beschwerden von älteren Menschen gegeben und infolgedessen Platzverweise von der Polizei, so Felix weiter.

Ähnliche Geschichten hat die Kinderbeauftragte der Stadt, Jacqueline Eckardt, schon öfter gehört. Sie fordert ein Umdenken: "Das hat was mit Haltung zu tun und dass ist das, was wir mit der Kindercharta ein Stück weit auf den Weg bringen wollen."

Kindercharta soll Rolle von jungen Menschen stärken

Die Kindercharta wurde 2019 aufgesetzt und ist ein Katalog an Grundwerten, mit denen die Stadt die Stellung von Kindern und Jugendlichen verbessern will - orientiert an der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen [frankfurter-oder.de].

Daraus ist auch die neueste Dienstanweisung für Kinder- und Jugendbeteiligung von Oberbürgermeister René Wike entstanden. Demnach müssen junge Menschen bei Themen, die für sie relevant sind, nach ihrer Meinung gefragt werden. Zum Beispiel, wenn es um die Gestaltung von Spielplätzen geht, erzählt Wilke: "Welche Art von Spielgeräten, was da eure Bedürfnisse sind, das entscheiden wir mit Euch gemeinsam. Sagt uns, was ihr bräuchtet."

Kinderkonferenz als Forum für junge Menschen

Im Juli fand außerdem die erste Frankfurter Kinderkonferenz statt, auf der Kinder ihre Ideen für die Stadt vorstellen konnten. Sie verfolgt das Ziel, die Strukturen der Kinder- und Jugendbeteiligung nachhaltig zu verankern, erklärt der Oberbürgermeister: "Das war ganz großartig, wo auch wirklich in Workshops - aber kindgerecht - gemeinsam gearbeitet wurde an Zukunftsideen".

Weniger euphorisch ist Felix. Für ihn steht fest, dass sich in Frankfurt langfristig etwas ändern muss für Jugendliche, sonst sieht er seine Zukunft nicht in der Oderstadt.

 

Sendung: Antenne Brandenburg, 17.08.2022, 16:40 Uhr

Mit Material von Marie Stumpf

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