Folgen der Krise - Erste Gast-Betriebe am Scharmützelsee geben auf - andere wackeln

Mi 07.09.22 | 17:26 Uhr
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Hotel in Bad Saarow
Audio: Antenne Brandenburg | 07.09.2022 | Eva Kirchner-Rätsch | Bild: rbb

Angesichts steigender Preise schränken sich viele Menschen bereits bei Reisen und Restaurantbesuchen ein. Das trifft auch die Tourismus- Unternehmen am Scharmützelsee hart. Für einige wird die aktuelle Saison deshalb auch die letzte sein.

In den Brandenburger Urlaubsregionen geht langsam die Saison zu Ende und die Lichter aus. Doch mancherorts werden diese im kommenden Jahr auch dunkel bleiben. Angesichts steigender Energiepreise, fehlenden Personals und zurückhaltender Buchungen für den Winter streicht so mancher Hotelier und Gastronom die Segel - so auch am Scharmützelsee im Kreis Oder-Spree.

In Bad Saarow geht es ruhig zu. Fast zu ruhig, wie Hotelier Jürgen Kliche findet. Er leitet das "Velotel" und sei mit Blick auf den Buchungskalender für den Herbst und Winter durchaus besorgt. "Die Sorge nimmt auch bei den Bürgern täglich zu oder kommt langsam an. Deshalb ist es auf jeden Fall rückläufig."

Belastungen seien nicht mehr zu tragen

Sorgen, die Jörn Peters nicht mehr belasten. Der 55-jährige Bad Saarower hat sein Hotel bereits verkauft. Am kommenden Montag schließt er die Türen des "Waterfront 21" für immer. Ausschlaggebend dafür seien auch die Gaspreise gewesen, die nicht mehr zu bezahlen seien: "Wir hatten jetzt immer einen monatlichen Abschlag von 1.780 Euro, und ich schätze es sind nachher wahrscheinlich so 7.500 bis 8.500 Euro im Monat." Hinzu kämen hohe Personalkosten und der nahende Winter. "Wir haben da eine Nebensaison. Das heißt, wir sind längst nicht so gut gebucht, wie im Sommer, weil wir einfach ein Saison-Betrieb sind." Die Entscheidung habe sich Peters nicht leicht gemacht. Doch alle Belastungen zusammen seien nicht mehr zu tragen gewesen.

Laut einer aktuellen Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes geben 90 Prozent der befragten Betriebe die steigenden Energiekosten als größtes Problem an. Und das hat am Scharmützelsee nun erste Folgen. Neben dem "Waterfrond 21" könnte auch das "Parkcafe" - ein Restaurant mit angeschlossenem Veranstaltungssaal - schon im November schließen.

Die Lage wird angesichts steigender Energiekosten immer bedrohlicher, weiß Ellen Rußig, Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Seenland Oder-Spree. Sie sagte dem rbb am Mittwoch: "Wir wissen noch nicht was passiert, wenn im Oktober geheizt werden muss und das Thema Energie noch stärker in den Fokus rückt. Schließen die Betriebe? Machen sie über den Winter zu? Und dann natürlich, ob sie wieder öffnen."

Hoffen, auf eine Zeit nach der Krise

Doch nicht nur die Betreiber und Touristiker sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Auch die Bad Saarower und vor allem ihre Gäste, die oft Urlaub machen, finden die Entwicklung bedauerlich. "Wir sind eine Touristen-Region", heißt es von einer Einwohnerin. "Das wird traurig werden." Eine andere ergänzt: "Wir machen uns große Sorgen darüber, wer die Übernachtungskosten noch bezahlen kann."

Andere sind deutlich entspannten und prophezeien, dass es auch trotz oder nach der Krise wieder bergauf gehen wird. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, den auch Hotelbetreiber Jürgen Kliche hat. Das kleine Kino, dass sich in seinem Hotel befindet und seit dieser Woche geschlossen ist, soll nach einigen Umbaumaßnahmen im November auf jeden Fall wieder öffnen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.09.2022, 14:40 Uhr

Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch

9 Kommentare

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  1. 9.

    Laut des Bundeswirtschaftsministers hören die Unternehmen ja nur auf mit arbeiten. Insolvenz/Betriebsaufgabe sind dem Hern völlig fremd. Kennt er nicht. Diese Offenbarung bei Maischberger ist ein Schlag ins Gesicht der Bürger dieses Landes. Aber gut, was erwartet man von Jemanden“ der mit dem Begriff Vaterland nichts anfangen kann“ bzw. von Mitgliedern dieser Vereinigung/Partei welche auf Demos „Deutschland verrecke“ o.ä.skandieren.
    Denk ich an Deutschland in der Nacht…..

  2. 8.

    Aktuell sind die Preise an der Warenterminbörse wieder etwas gesunken und liegen "nur" noch knapp 700% über denen des Vorjahres.

    https://www.theice.com/products/27996665/Dutch-TTF-Gas-Futures/data?marketId=5429405&span=2

    Es ist allerdings nicht gesagt, dass diese Preise dann tatsächlich ganz unten so beim Verbraucher landen. Diese aberwitzigen Preise entstehen auch nicht nur durch Angebotsmangel, sondern auch über Spekulation und Zockerei an den Börsen. Ein Preisdeckel wäre hier wirklich dringend nötig.

    Panik ist nicht angebracht, aber wenn eine schlechte Situation herannaht, macht man doch keine schlechte, sondern realistische Stimmung. Und das ist nun einmal schlecht, wenn Gaststätten und Betriebe schon jetzt schließen, obwohl ein Ende der Preissteigerungen noch nicht in Sicht ist.

  3. 7.

    1000 und auch 500 Prozent Erhöhung der Energiekosten sind nicht zu erwarten.
    Maßlos übertreiben und Panikmache, schlechte Stimmung machen und aufwiegeln - das haben einige Kommentatoren augenscheinlich im Sinn.
    Auf den Seiten der Verbraucherzentralen ist aber von voraussichtlicher Verdreifachung der Gaskosten für die Zukunft zu lesen. Ein Zeitraum wird nicht genannt. Aber Verdoppelung und Verdreifachung der Preise, besonders für einkommensschwache Menschen und energieintensive Betriebe und Industrien klingt schon bedrohlich.

  4. 6.

    Was erwartet man anderes?
    Corona-Maßnahmen --> Umsatzeinbußen, für immer vergraultes Personal
    Energiesanktionen, Energiewende --> deutlich höhere Kosten für Lebensmittel und reinigen und kochen
    und somit höhere Preise für Übernachtungen und Essen.
    Bürgerinnen und Bürger die sich ihr Geld erheblich mehr einteilen bzw. drastisch sparen müssen.
    1 + 1 + 1 = 3

  5. 5.

    1000% Preissteigerung?? Ja nee, is klar …

  6. 4.

    Auf dem Foto sind jede Menge Dachflächen zu sehen......ohne PV.
    Ich erwarte bei Gas und Strom eine Rückzahlung der zuviel gezahlten Abschläge.

  7. 3.

    Ja, so schätze ich die Lage auch ein.
    Es gibt immer noch Traumtänzer die denken, es wird nicht so schlimm. Gas wird kaum eingespart.
    Aktuell zahlen wir 130€ Gas im Monat, würde ich diesen Vertrag jetzt wieder abschließen, sind es schon 410€. Wer soll das bezahlen. Viele werden z. B. auf ihren Urlaub verzichten. Meine Angst ist noch, dass die Arbeiter im Niedriglohnsektor geschlossen zu H4 wechseln, um überhaupt noch zu überleben.
    Dann gute Nacht. Die Gaspreise müssen gedeckelt werden.

  8. 2.

    Es wird im Winterfür viele Betriebe noch katastrophal werden!

    Aber Herr Habeck ist in seinem ideologischen Grünen Irrglauben noch immer der Meinung es wird keine Insolvenzen geben....
    Er steuert Deutschland sehenden Auges in den Abgrund!

  9. 1.

    > monatlichen Abschlag von 1.780 Euro, und ich schätze es sind nachher wahrscheinlich so 7.500 bis 8.500 Euro im Monat

    Optimist. Wenn die ca. 1000% Preissteigerung unten ankommt, könnten es sogar bis zu 20.000 Euro werden. Nächstes Jahr dann natürlich mehr, weil die Speicher dann vermutlich nicht mehr üppig gefüllt sind. Europa begeht wirtschaftlichen Suizid und Putin grinst sich eins. Die Dramatik der Situation ist, glaube ich, noch nicht wirklich bei allen angekommen. In meinem Bekanntenkreis wurden die Abschläge teilweise noch nicht einmal von den Versorgern erhöht.

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