Nach Umwelt-Katastrophe - Frankfurt und Oder-Spree geben die Oder wieder zur Nutzung frei

Mi 07.09.22 | 16:57 Uhr
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Ausbau der Buhnen am Grenzfluss Oder in Polen bei Frankfurt (Oder)
Audio: Antenne Brandenburg | 07.09.2022 | Sarah Schiwy | Bild: Tony Schönberg/rbb

Entwarnung an der Oder: Die Wasserqualität hat sich nach dem massenhaften Fischsterben "deutlich verbessert" - von dem Grenzfluss geht keine akute Gefahr mehr aus. Allerdings sollen weiterhin Proben genommen werden und auch die Fischer leiden unter den Folgen.

Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder können die Menschen das Flusswasser nun wieder nutzen und etwa dort angeln. Die Stadt Frankfurt (Oder) hob am Mittwoch die Einschränkung für die Oder und ihrer Ufer nach fast vier Wochen auf. Das teilte die Stadtverwaltung mit.

Wasserqualität wieder deutlich besser

Aktuellen Erkenntnissen der Umweltbehörden des Landes Brandenburg zufolge habe sich die Wasserqualität deutlich verbessert. "Demnach geht von dem Gewässer für die Allgemeinheit keine akute Gefahrenlage mehr aus." Die Untersuchungen von Proben gingen aber weiter, teilte die Stadt mit. Die Behörde hatte im August davor gewarnt, mit Wasser aus der Oder in Kontakt zu kommen und vor dem Verzehr von Fisch aus dem Fluss. Auch das Baden, Vieh-Tränken und Betreten von Uferflächen waren per Allgemeinverfügungen untersagt.

Der Landkreis Oder-Spree hat ebenfalls angekündigt, die Nutzungsbeschränkung für die Oder und Bereiche des Oder-Spree-Kanals ab Donnerstag aufzuheben.

Barnim hält Warnung für Alte Oder aufrecht

Im Landkreis Barnim wurden am Mittwoch hingegen erneut tote Fische aus der Alten Oder herausgeholt. Die Warnung vor Kontakt mit dem Wasser des Nebenarms der Oder bleibe auch bestehen, sagte der Referent des Landrates, Richard Bloch. Zudem rechnete er damit, dass das am Dienstag begonnene Einsammeln der Kadaver bei Oderberg am Mittwoch beendet werden könne. Allerdings habe sich sehr viel Grünzeug wie Wasserlinsen an der errichteten Sperre auf dem Fluss gesammelt, so dass ein Bagger zum Einsatz gekommen sei.

Nach der Umweltkatastrophe an der Oder im August waren auch in dem Nebenarm Alte Oder vermehrt tote Fische angeschwemmt worden. Die Dimension und die Ursache seien nicht vergleichbar mit dem, was in der Oder passiert sei, hatte Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Montag gesagt. Nach bisherigen Erkenntnissen sei das Fischsterben in der Alten Oder durch Sauerstoffzehrung ausgelöst worden. Zur Menge der toten Fische konnte der Landkreis Barnim bisher keine Angaben machen. Wasserproben wurden untersucht.

Seit Anfang August waren aus dem deutsch-polnischen Hauptfluss tonnenweise tote Fische geborgen worden. Die Ursache dort ist bisher nicht abschließend geklärt. Ende August hatte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) Entwarnung signalisiert und gesagt, die akute Krisenlage für die Oder sei vorbei.

Fischer beklagen bis zu 80 Prozent Verluste

Derweil hat das Fischsterben in der Oder für viele dort ansässige Fischereibetriebe große wirtschaftliche Folgen. Von den zwölf Unternehmen am Fluss sind nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums fünf Betriebe, die zu 80 Prozent von der Fischerei leben, sehr stark betroffen. Ein Unternehmen habe Kurzarbeit angemeldet, fünf weitere seien erheblich von Einnahmeverlusten betroffen, zwei gering, berichtete der zuständige Referatsleiter Hartmut Aust am Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags. Es gehe dabei um Einnahmeverluste im Fischverkauf und beim Verkauf von Angelkarten.

Der Gesamtverlust wird von den Betrieben für dieses Jahr auf rund 174.000 Euro geschätzt. Für das kommende Jahr rechnen sie mit Einnahmeverlusten von 315.000 Euro. Vier Unternehmen erwarten nach Auskunft des Referatsleiters 46.000 Euro an Einnahmeverlusten bei Vermietung, Verpachtung und Gastronomie. Das Umweltministerium erarbeite für eine kurzfristige Hilfe derzeit eine Richtlinie, so Aust.

Touristische Auswirkungen für Betriebe an der Oder würden derzeit durch die Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH abgefragt, ergänzte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) im Ausschuss. Erst nach diesen Informationen könne das Ministerium reagieren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.09.2022, 13:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    @rbb24: Nordspitze von Ziegenwerder? Warum habt ihr nicht auch dort die Bilder vom Niedrigwasser gemacht und da immer nur die sowieso verlandeten Zwischenbuhnenbereiche verwendet, die da wenig Aussagekraft hatten?

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