Deutscher Landkreistag im Oderland - Landkreis-Vertreter debattieren über Kosten-Explosion und Gesundheitsversorgung

Mi 07.09.22 | 14:02 Uhr
  3
Schloss Neuhardenberg Quelle: rbb/Pilarski
Audio: Antenne Brandenburg | 07.09.2022 | Elke Bader

Ohne Landkreise keine gleichwertigen Lebensverhältnisse: Zu diesem Thema tagt am Mittwoch der Deutsche Landkreistag. Erwartet werden Abgeordnete aus ganz Deutschland, die mit Sorge auf die Kostenexplosionen blicken.

Vertreter aus Politik und kommunalen Verwaltungen treffen sich am Mittwoch in Neuhardenberg im Landkreis Märkisch Oderland zur Jahrestagung des deutschen Landkreistages. Dabei soll über die Zukunft der deutschen Landkreise gesprochen werden. Auch hochkarätige Politiker aus Brandenburg und des Bundes haben sich dazu angekündigt. Neben Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wird auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) als Redner erwartet.

Gleichwertige Lebensbedingungen auf Tagesordnung

Das Motto des diesjährigen deutschen Landkreistages lautet "Ohne Landkreis keine gleichwertigen Bedingungen". Ab dem Nachmittag diskutieren insgesamt 400 Landräte, Kreistagsmitglieder und andere Gäste aus 294 Kreisen der ganzen Republik darüber, wie sowohl für die ländlichen als auch für die städtischen Gebiete eines Landkreises die gleiche Lebensqualität geschaffen werden kann. Gesprochen wird über Breitbandausbau, Klimaschutz, Förderpolitik und die Finanzierung, aber auch die zu bewältigende Energiekriese wird ein wichtiges Thema sein.

Landkreise stehen vor ähnlichen Herausforderungen

Der gastbebende Kreis Märkisch-Oderland liegt zwischen der Grenze zu Polen und der Bundeshauptstadt Berlin. Während sich die Einwohnerzahl im Speckgürtel teilweise verdoppelt hat, verzeichnet die Kreisverwaltung in den ländlichen Gebieten wie dem Oderbruch einen Bevölkerungsrückgang. Das sagt der erste Beigeordnete Rainer Schinkel dem rbb. "Weniger Bevölkerung heißt dann in der Regel auch weniger Einnahmen und trotzdem das Aufrechterhalten der Infrastruktur." In Zeiten steigender Energiepreise werde so beispielsweise der Öffentliche Nahverkehr zur Herausforderung, so Schinkel weiter. "Da kommen Forderungen auf den Landkreis zu, die wir nicht ohne Bundes- und Landesunterstützung leisten können." Dies gelte auch für alle anderen Landkreise in Brandenburg und Deutschland.

Landrat Gernot Schmidt (SPD) führt die Kostenexplosion auf den Krieg in der Ukraine zurück. Er geht davon aus, dass künftig noch mehr Einwohner seines Kreises davon betroffen sein werden. Auch darüber wollen die Landrätinnen und Landräte in Neuhardenberg reden müssen, so Schmidt. "Es geht um die Frage, wer gleicht die Verluste aus, wer ist zuständig, wenn die Menschen im Alter in die Grundsicherung fallen oder andere Sozial-Transfers erhalten müssen, weil sie nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben eigenständig zu meistern. Dafür stehen wir als Landkreise, denn 80 Prozent unserer Haushalte sind Sozialleistungen." Doch laut Schmidt werden die Landkreise künftig die Sozialleistungen nicht mehr alleine schultern können.

Energiekosten belasten Gesundheitsversorgung

Ein weiteres Thema soll die Finanzierung der Krankenhäuser sein. Auf die Notlage machten am Dienstag Klinik-Beschäftigte aufmerksam. Als Träger von gleich mehreren kommunalen Einrichtungen, sieht auch Märkisch-Oderland schweren Zeiten entgegen. "Wenn wir zum Beispiel Energiekosten für unser Krankenhaus sehen - dabei sind wir vom niedrigsten Szenario ausgegangen - dann haben wir rund eine Millionen Euro Mehrkosten", berichtet der Landrat. "Und da geht es schon an die Ertrags-Substanz von Krankenhäusern." Dort würden auch Aufrufe zum Sparen nicht mehr helfen. Hochleistungs-Medizin braucht Energie, so Gernot Schmidt. Nur wer dafür aufkommt, darüber wollen sich die Teilnehmenden in Neuhardenberg verständigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 07.09.2022, 07:30 Uhr

Mit Material von Elke Bader

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 3.

    Es ist wirklich nicht leicht: ohne Wettbewerb steigen die Kosten, dann führt man diesen ein und die Kosten sinken zuerst, bis sie dann wieder ansteigen. Gewinne sind gut: zum reinvestieren und Steuern fallen an. Also muss es um das richtige Maß gehen. Das ständige beobachten, darauf reagieren und die richtigen Anreize setzen macht viel Arbeit... Das Wegnehmen ist da leichter aber erfolgreicher sicher nicht. Es führt kein Weg daran vorbei: Die Arbeit muss gemacht werden...ständig.

  2. 2.

    Das die Beiträge der Versicherten reichen, ist Unsinn.

    Die Kostenexplosion in der ambulanten und stationären Pflege belastet die Kommunen jedes Jahr stärker. Abhilfe kann nur eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung mit Umwandlung in die Vollkasko schaffen. Aber dann jaulen die Versicherten wieder, denn dies bedeutet eine drastische Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung

    Übrigens sind die Kosten in privaten Heimen oft niedriger als in kommunalen oder gemeinnützigen Einrichtungen.

  3. 1.

    Solange die Gesundheit des Menschen, unsere Gesundheit, der Profitgier Einzelner Weniger Geier unterliegt - solange unser Wohlergehen dem Wettbewerb unterliegt, werden die Mediziner das Siechtum fördern und das kostet, ja. Es kostet unsere Versichertengelder, die eig. treuhänderisch verwaltet und ausgegeben gehören, OHNE !!! Gewinnerzielungsabsicht! Dann reichen die Gelder auch. Auch für die Pflege! Hört auf, unsere Pflichtversichertenbeiträge zu verbrennen!! Tja Arzt sein hat den Wert verloren.

Nächster Artikel