Zukunftsforum - Frankfurt (Oder) zwischen neuen Geschäftsmodellen und Fachkräftemangel

Do 01.06.23 | 17:35 Uhr | Von Martin Krauß
Symbolbild: Eine Gruppe Kolleginnen und Kollegen arbeitet an einem Projekt (Quelle: dpa/Zacharie Scheurer)
Audio: Antenne Brandenburg | 01.06.2023 | Stefan Kunze | Bild: dpa/Zacharie Scheurer

Mit neuen Geschäftsideen machen sich junge Firmen in der Region einen Namen. Sie wollen sich etablieren und weiter wachsen, hoffen aber auch bei der technischen Ausbildung von Nachwuchskräften auf weitere Unterstützung vom Land. Von Martin Krauß

Smarte Visitenkarten, innovative Garagenlösungen oder nachhaltige Szene-Getränke: In Frankfurt (Oder) gibt es derzeit eine Vielfalt an neuen Geschäftsideen. Das zeigte sich am Mittwochabend im Business and Innovation Center (BIC). Das Wirtschaftsforum Brandenburg e. V. und der "Hanse Club – Wirtschaft für Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt" hatten zum Zukunftsforum eingeladen und das Interesse der regionalen Unternehmen war groß.

Rund 100 Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung waren gekommen, um neue und bekannte Geschäftsmodelle kennenzulernen und sich zu vernetzten.

Netzwerk für junge Firmen wichtig

Solche Veranstaltungen seien wichtig, insbesondere für junge Unternehmen, betonte Adrian Mock, Mit-Gründer der Firma Conntect. Seit 2021 bietet die Firma virtuelle, smarte Visitenkarten an. Durch den Verzicht auf die physische Produktion aus Papier oder Plastik, leiste die Firma dadurch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, erklärte Mock in seiner Präsentation. Zudem: "Visitenkarten werden nicht mehr verloren oder mitgewaschen."

Geschäftskontakte blieben so dauerhaft in Erinnerung, betonte der junge Unternehmer. Per Smartphone können die Kontaktmöglichkeiten schnell und einfach ausgetauscht werden. Aber nicht nur.

Denn mittlerweile habe die Firma ihr Angebot mit einem Cloud-System erweitert. Kunden können damit nicht nur Kontaktdaten, sondern auch Präsentationen, Entwürfe oder andere Geschäftsdokumente schnell austauschen. Künftig soll das Angebot auch mit Benefits wie beispielsweise Rabatten bei Hotelbuchungen ergänzt werden. Damit wolle sich Conntect auch im umkämpften deutschen Markt gegen die Konkurrenz ähnlicher Anbieter durchsetzen, aber auch in Polen überzeugen, wo es laut Mock ein solches Produkt noch nicht gebe.

"Gerade jetzt für die Polenexpansion ist Frankfurt natürlich eine super Adresse, weil wir zwischen beiden Ländern sitzen", sagte Mock dem rbb. Aber nicht nur deswegen hatte sich er sich für den Standort entschieden.

Unterstützung vom Gründungszentrum

"Für uns ist Frankfurt super, weil wir immer noch Kontakt zum Gründungszentrum haben", so Mock weiter. Das Gründungszentrum der Europa-Universität Viadrina hatte dem ehemaligen Studenten vor zwei Jahren geholfen, seine Geschäftsidee umzusetzen und die Firmengründung anzugehen. Für Mock sei daher die Stadt "der Ort der Entstehung", wie er sagt. Auch wenn sein Team mittlerweile aus unterschiedlichen Regionen der Welt arbeite, fühle sich Adrian Mock in der Oderstadt verwurzelt.

Das berichten auch andere junge Unternehmer und auch Unternehmerinnen: "Dadurch, dass ich und die Idee hier ihre Wurzeln hat, würde ich gerne auch etwas zurückgeben", sagt Elisa Szesny. Auch sie hat an der Viadrina studiert und ihren Abschluss gemacht. Mit ihrer Idee – nachhaltige und innovative Einzelgaragen mit E-Lade-Funktion – wird sie derzeit noch vom Gründungszentrum betreut. Sie hofft aber, dass ihre Geschäftsidee "Recarbox" durch Verbindungen zur brandenburgischen Metallindustrie und Autowirtschaft bald zu einer Firmengründung führt.

Steinbach: "Eine der attraktivsten Regionen"

Dafür sieht auch Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) in der Region die besten Voraussetzungen geschaffen: "Es ist im Augenblick eine der attraktivsten und auch sich am schnellsten entwickelten Regionen, die wir in Brandenburg haben", sagte Steinbach dem rbb. Grund dafür sei, dass sich Städte und Kommunen frühzeitig dem Thema der Gewerbeflächen gewidmet und diese weiterentwickelt hätten. Zudem könne Frankfurt mit dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP) und der Viadrina als Wissenschaftsstandort überzeugen. "Und insofern ist mir um diese Region hier für ihre Entwicklung nicht bange", so der Minister.

Technische Ausbildung fehle

Andere sehen das jedoch kritischer: Das IHP sei zwar ein "Leuchtturm an wissenschaftlicher Arbeit", der auch Fachkräfte aus der ganzen Welt anziehen würde, sagte Geschäftsführer Anja Böllicke von Silicon Radar – einem Frankfurter Unternehmen, dass unter anderem kompakte Radarsysteme für die internationale Autoindustrie herstellt. Aber: "Auch durch die Universität hier vor Ort wäre es sehr wichtig, sich auch auf technologische Fachrichtungen zu fokussieren", so Böllicke.

Aus der Region und für die Region: Das fordert auch Jens-Ulli Rudolph von dem Frankfurter Software-Entwickler Fiantec beim Thema Fachkräfte. "Das funktioniert nur, wenn uns die Politik auch bei den Themen Ausbildung, Studium unterstützt", sagte Rudolph. In Frankfurt gebe es kaum oder keine technische Ausbildung, so das Geschäftsführungsmitglied weiter.

Es sei für die Unternehmen eine schwierige Situation, neue Mitarbeiter vor Ort zu finden. "Je mehr wir Mitarbeiter nur außerhalb finden, desto eher steht irgendwann die Frage im Raum, dass wir irgendwann den Unternehmenssitz nicht mehr hier haben, sondern in der Ferne", so Rudolph.

Sendung: Antenne Brandenburg, 01.06.2023, 14:40 Uhr

Beitrag von Martin Krauß

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