Serie | Landleben in Brandenburg - Wenn die Friseurin an der Tür klingelt

Do 28.07.22 | 16:23 Uhr
Friseurin aus Hönow - Katharina Dürr
Audio: Antenne Brandenburg | 28.07.2022 | Philipp Gerstner | Bild: rbb/Philipp Gerstner

Die Friseurmeisterin Katharina Dürr bedient Kunden im Berliner Speckgürtel – direkt bei ihnen zu Hause. Babys, Kranke aber auch gesprächsbedürftige Menschen zählen dazu. Doch bei bestimmten Anfragen ist sie vorsichtig.

Katharina Dürr ist Friseurmeisterin aus Hönow. Sie hat zwar einen kleinen privaten Salon, direkt im Flur ihres Reihenhauses, doch meistens ist sie mobil unterwegs, wie sie erzählt: Zwei Drittel ihrer Kunden frisiere sie direkt bei ihnen zu Hause rund um den Berliner Speckgürtel.

Seit 13 Jahren ist Dürr mit ihrem rollenden Friseursalon zwischen Strausberg in Märkisch-Oderland und dem Berliner Bezirk Lichtenberg unterwegs. In zwei kleinen Koffern hat die 50-Jährige alles dabei: Färben, Dauerwelle, Strähne. Auf ihre Leistung berechnet sie zusätzlich 50 Cent pro Kilometer

Einige ihrer Patienten sind krank

Für den Extra-Preis gebe es aber wesentlich intensivere Gespräche, sagt sie. Die Kunden erzählen ihr viel über ihre Familien und ihre Krankheiten. "Was ihnen so im Leben passiert", sagt sie. Im Laden sei ein persönliches Gespräch schwieriger, weil andere Kundinnen daneben säßen.

Früher habe sie in einem Friseurladen im Pflegeheim gearbeitet, sagt Dürr. "Das war mein zweiter Haushalt, ich war eigentlich nur noch da." Nun, mit ihrem mobilen Service, schaffe sie etwa fünf Besuche am Tag. Die meisten ihrer Kunden kommen über das Internet oder durch Mund-Propaganda, wie sie sagt. Einige von ihnen seien krank.

"Patienten mit Multipler Sklerose, Parkinson oder ähnlichem", sagt Dürr. Doch mit Patienten aus dem Pflegeheim tue sie sich mittlerweile schwer: "Das ist auch so eine emotionale Schiene, weil du da die Menschen im Endstadium hast. Das muss man halt wissen. Mich nimmt das furchtbar mit."

Bei Männern ist sie vorsichtiger

Dürr kümmert sich aber auch um die ganz Jungen: Oft, erzählt sie riefen Familien aus der Gegend sie an und sagten, dass sie mit ihrem kleinen Baby nicht in den Friseursalon wollten. Manchmal wolle auch eine ganze Familie, dass Dürr ihnen die Haare schneide.

Bei Anfragen von Männern sei sie jedoch vorsichtig. Solle ihr in einem fremden Haus etwas passieren, dann sei sie ja freiwillig reingekommen. "Wenn mich ein Mann anruft und nach einem Termin fragt, dann frage ich immer zuerst, ob der irgendwo ein Handicap hat", sagt die Friseurmeisterin aus Hönow.

Katharina Dürr hat die Freiheit, sich ihre Kunden auszusuchen und selbst zu planen. Genau das liebt sie an ihrem Job, wie sie sagt. "Ich glaube, wenn ich nochmal auf die Welt kommen würde, dann würde ich mich nochmal für den gleichen Beruf entscheiden. Und zwar genau auf dieselbe Art und Weise."

Sendung: Antenne Brandenburg 28.07.2022, 14:30 Uhr

Mit Material von Philipp Gerstner

Nächster Artikel