rbb24
  1. rbb|24
  2. Wirtschaft
Video: Super.Markt | 22.11.2021 | Felix Krüger | Quelle: dpa/Monique Wüstenhagen

Heizung, Lüften, Technik

Wie das eigene Verhalten die Energiekosten beeinflusst

Rauf, rauf, rauf - die Energiekosten kennen gerade nur eine Richtung. Was also tun, um Geld zu sparen? Der Anbieterwechsel ist eine Möglichkeit - größere Wirkung aber zeigt ein Blick auf das eigene Verhalten. Ein Beispiel. Von Felix Krüger

Post vom Stromanbieter für Heike Brauer: Statt bisher 31,7 Cent pro Kilowattstunde soll die Berlinerin zukünftig 51,1 Cent zahlen. Das ist eine satte Preissteigerung, rund 60 Prozent mehr als bisher. Auf ein ganzes Jahr gerechnet erwarten Brauer über 400 Euro Mehrkosten für ihren Zwei-Personen-Haushalt. Zu viel für Angestellte einer Speditionsfirma - sie will daher von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen und den Anbieter wechseln.

Doch in Zeiten explodierender Energiepreise auch auf dem Weltmarkt stellt sich inzwischen nicht mehr allein die Frage nach einem Anbieterwechsel. Den Energieverbrauch möglichst nach unten zu drücken, das wäre jetzt wohl die wichtigste Maßnahme. Auch für Heike Brauer: "Auf jeden Fall ist das ein Thema bei uns – schon immer", sagt sie. Trotzdem sucht sie nach Möglichkeiten, ihren Verbrauch weiter zu reduzieren.

Berater: Verhalten wichtiger als Technik

Günter Merkel ist Energieberater im Auftrag der Verbraucherzentrale. Seine Expertise ist zurzeit sehr gefragt. Am Balkon seiner eigenen Mietwohnung hat er ein kleines Solarkraftwerk installiert: Wenn die Sonne scheint, kann er damit Strom im Wert von etwa einem Euro am Tag erwirtschaften. Doch auf Technik kommt es gar nicht in erster Linie an, sagt er - viel wichtiger sei das Verhalten. Beim eigenen Warmwasser-, Strom- und Heizverbrauch hätten die Verbraucher:innen die entscheidenden Hebel schon in der Hand.

Merkel weiß, wovon er spricht, denn was er empfiehlt, hat er in seiner Wohnung schon ausprobiert. "Mir ist es gelungen, nur durch eine Verhaltensänderung meines Heiz- und Lüftungsverhaltens, den Heizenergieverbrauch pro Quadratmeter in der Wohnung von 100 kWh pro Jahr und Quadratmeter auf 38 kWh pro Jahr und Quadratmeter zu reduzieren." Die 21 Grad in der Wohnung sind für ihn dabei eine "Wohlfühltemperatur".

Merkel berät täglich Kunden, die über die Verbraucherzentrale ihre persönliche Energiebilanz überprüfen wollen, so auch Heike Brauer. Hier überprüft er zunächst anhand von Rechnungen, ob der Gesamtverbrauch auffällig ist und wo es Einsparmöglichkeiten gibt. Seine erste Einschätzung ist positiv: "Frau Brauer ist sehr sparsam."

Produzieren Lampen Wärme, verschwenden sie auch Energie

Trotzdem erkennt er gleich ein erstaunlich großes Sparpotenzial bei der Wohnzimmer-Deckenleuchte. "Die macht zwar auch Licht, aber vor allem Wärme", stellt er fest. Das sei bei einer LED-Leuchte anders, "die macht nur Licht und keine Wärme - oder nur ganz wenig Wärme." Und weniger Wärme bedeutet: weniger Energie, weniger Kosten.

Hier würde sogar nur eine kleine Investition einen erheblichen Spareffekt bedeuten. Bei drei Stunden Leuchtdauer täglich verbrauchen die Halogenstrahler 172 kWh im Jahr. Leuchtdioden würden mit deutlich weniger auskommen. Heike Brauer könnte allein bei dieser Lampe 50 Euro Kosten im Jahr sparen, wenn sie auf LEDs umstellt.

Gleichmäßiges Heizen ist wichtig

Der zentrale Energie-Posten ist allerdings das Heizen. Wie sieht es hier bei Heike Brauer aus? Nach den Zahlen zu urteilen, ist der Zwei-Personen-Haushalt vorbildlich, alles im grünen Bereich. Und das, obwohl sie im kalten Erdgeschoss wohnt. Trotzdem misst der Energieberater 20,4 Grad Raumtemperatur. Dass die Heizung gar nicht zu arbeiten scheint, sei völlig normal, sagt Energieberater Merkel: "Wenn wir hier jetzt die Raumtemperatur schon erreicht haben, dann muss die auch nicht heizen."

Grundsätzlich ist es sinnvoll, auf eine gleichmäßige Wärmezufuhr zu achten – die Heizung komplett aus, dann wieder an, das verbraucht viel Energie. Nachts oder wenn man die Wohnung tagsüber verlässt, kann man die Heizung ein wenig herunter drehen, aber rund 16 Grad sollten in keinem Zimmer unterschritten werden - allein schon, um die Wände nicht feucht werden zu lassen.

Stoßlüften schlägt Kippstellung

Und wie lüftet Heike Brauer? Auf Kippstellung hat sie ihr Wohnzimmerfenster eigentlich nie, schon gar nicht im Winter. Sie öffnet ihre Fenster morgens und abends für drei Minuten. Damit tauscht sie die Luft aus, die Wände bleiben trotzdem auf Temperatur. Einsparpotenzial beim Lüften: bis zu 120 Euro im Jahr.

Nächste Station auf der Wohnungsbesichtigung mit dem Energieberater ist die Küche. Hier geht es wieder um den Stromverbrauch. Die Geräte von Heike Brauer sind schon über zehn Jahre alt. Was erstmal kein Drama sei, so der Energieberater. Trotzdem interessiert ihn der Kühlschrank am meisten. Immerhin läuft der durchgehend. Auf den ersten Blick ist er zufrieden: "Ein Zweitgerät gibt’s nicht, super." Und der Kühlschrank steht auch nicht neben einer Heizung oder dem Herd. Als optimale Temperatur empfiehlt Berater Merkel sieben Grad. "Also gar nicht so kalt machen. Nicht auf zwei Grad stellen, das kostet einfach viel zu viel Energie."

Aber dann fällt ihm doch noch etwas auf. Der Kühlschrank ist wohl ein wenig undicht, die Dichtung sei ein "bisschen kaputt". Günter Merkel hat durchgerechnet, was eine neue Kühl-Gefrierkombination bei Heike Brauer sparen würde: Stromkosten von derzeit 62 Euro im Jahr. Allerdings hätte sie hier auch erstmal höhere Investitionskosten.

Dusche: Kleine Investition kann große Wirkung bringen

Viel billiger könnte sie die Dusche umrüsten. Ein kleines Bauteil im Schlauch, kurz unterhalb des Duschkopfes sorgt dafür, dass weniger Wasser durchfließt – nur ungefähr die Hälfte. Mit einer Investition von 4,95 Euro für so einen Durchlaufbegrenzer würde Heike Brauer ihre Warmwasserkosten halbieren, rät Merkel. Minimaler Eingriff, maximale Ersparnis.

Insgesamt liegen die Energiesparmöglichkeiten für Heike Brauer bei mehr als 150 Euro im Jahr. Und das, obwohl sie mit ihrem Verbrauch jetzt schon sehr sparsam ist. Wechselt sie nun auch noch den Stromanbieter, kann sie den anstehenden Energiepreis-Erhöhungen wohl gelassen entgegensehen.

Sendung: Super.Markt, 22.11.21, 19:30 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen