Trotz Embargo für russische Öl-Produkte - Mineralölverband erwartet derzeit keine steigenden Kraftstoffpreise

So 05.02.23 | 20:42 Uhr
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Die Zapfpistole an einer Tankstelle ist mit dem Schriftzug «Diesel B7» versehen. (Quelle: dpa/Axel Heimken)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 05.02.2023 | Robert Schwaß | Alexander von Gersdorff | Bild: dpa/Axel Heimken

Nach russischem Öl gilt seit Sonntag auch ein Embargo für russische Öl-Produkte - beispielsweise Diesel oder Benzin. Dennoch geht der Verband der Mineralölwirtschaft erst mal nicht davon aus, dass an den Tankstellen die Preise deutlich steigen.

Der Verband der Mineralölwirtschaft schließt trotz des Embargos für Erdölprodukte aus Russland anziehende Kraftstoffpreise an den Tankstellen derzeit aus. "Wir rechnen in nächster Zeit nicht damit, dass es dramatisch oder überhaupt in größeren Sprüngen teurer wird", sagte Verbandssprecher Alexander von Gersdorff am Sonntag rbb24 Brandenburg aktuell.

"Es wurde so viel Diesel - woher auch immer - geordert und gebunkert wie nur geht. Das heißt, die Lager sind randvoll", so Gersdorff. Gleichzeitig sei die Nachfrage zurzeit niedrig, das sorge für niedrigere Preise. Er fügte hinzu, was im weiteren Frühjahr passiere, müsse man sehen. Ersatzlieferanten würden gesucht, das sei Sache der Unternehmen.

Ölprodukte aus Russland dürfen seit Sonntag nicht mehr in die EU importiert werden. Die Sanktionen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte die EU schon im Sommer beschlossen; für Produkte wie Diesel, Benzin oder Schmierstoffe gab es aber eine lange Übergangsfrist.

Spritpreise in Berlin/Brandenburg höher als im Bundesdurchschnitt

In der Hauptstadtregion liegen die Kraftstoffpreise laut Gersdorff im Moment höher als im Bundesdurchschnitt - bei Benzin um zwei Cent je Liter, bei Diesel um einen Cent. Das liege an der derzeit geringeren Auslastung der PCK-Raffinerie in Schwedt/Oder. Benzin und Diesel müssten erst nach Ostdeutschland transportiert werden. Er wies aber darauf hin, dass das Preisniveau an den Tankstellen zuletzt gesunken sei: "Der Benzinpreis ist in einer Woche um 4 Cent gesunken im Bundesdurchschnitt, der Dieselpreis sogar um neun Cent je Liter."

Zuletzt hatte die Landrätin der Uckermark, Karina Dörk (CDU), beklagt, dass die Raffinerie in Schwedt zu 55 Prozent ausgelastet ist - was sich im Zuge des Ölembagos gegen Russland noch verschärfen werde. Sie rechnet daher mit höheren Benzinpreise in der Region.

Diesel-Ersatz müsste von weiter her kommen

Der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Bündnis 90/Die Grünen), sagte dagegen, dass die PCK-Raffinerie in Schwedt bald besser ausgelastet sein werde. Mitte Januar sei das erste Öl aus Polen über den Hafen Danzig angekommen, sagte Kellner, im Februar würden weitere Lieferungen eintreffen. Er gehe davon aus, dass die Preise für Treibstoffe auch in der Region stabil bleiben.

Derzeit seien die hiesigen Diesel-Lager randvoll, sagte von Gersdorff. Ersatz-Optionen, um etwa den fehlenden russischen Diesel zu ersetzen, seien die USA, die Niederlande, Belgien und der Nahe Osten. Bei Benzin sei Deutschland dagegen Selbstversorger, da existiere dieses Problem nicht.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 05.02.2023, 19:30 Uhr

13 Kommentare

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  1. 13.

    Also 1,89€ heute Vormittag reichen glaube ich auch.

  2. 12.

    Das Symbolgerede ist eine relativ einfache Ausrede für Nichtstun. Auf die große Lösung warten ist Faulheit.
    Die Verbieterei von "Blüte" wird doch eigentlich eher den Grünen zugeschrieben.
    Ja Schiffsdiesel muss irgendwann weg. Nicht morgen aber heute anfangen ist der erste Schritt.
    Ja die Bahn muss wesentlich mehr Verkehr übernehmen. Nicht morgen aber anfangen ist der erste Schritt.
    Flüge müssen nicht unterbleiben sondern reduziert und die Maschinen umgebaut werden. Nicht morgen aber anfangen ist der erste Schritt.
    In allen Branchen ist man über die Versuchsphase hinweg und macht große Fortschritte mit vielen kleinen Schritten.
    Nur im Verkehr redet man von versuchen und testen und Prototypen oder eben "geht nicht, bringt eh nix, lohnt sich nicht, ist ja nur 1 % vom Gesamten etc." Also müssen die anderen das Problem lösen.
    Selbst E-Mobilität verlagert das Problem nur zur Energieversorgung. Auf Grund der Effizienz natürlich mit kleineren Zahlen was Primärenergie angeht.

  3. 11.

    Wenn "alle Fachleute" das so sehen wird es Ihnen ja nicht schwerfallen da mindestens zwei Fachpublikationen zu zitieren? Tatsächlich sehen "die Fachleute" das nämlich komplett anders: die Klimaziele, die der Verkehrsminister reisst, sind wenig ambitioniert und leicht zu erreichen, wenn man auch nur ein Modikum an Anstrengungen unternehmen würde.

  4. 10.

    Ich mag satirische Kommentare wie Ihrer zu dem Liter Schweröl pro Liter Kraftstoff. Oder verwechseln Sie das mit den 2 Litern Wasser prp Liter Sprit allein in Schwedt? In der Tat lohnt sich aber ein Blick in die Bilanzen der Mineralllkonzerne.

  5. 9.

    Symbole wie höhere Preise, 90iger Limit u.a. mehr, können nicht helfen... wie man leicht ausrechnen kann. Was helfen würde hat "Blüte" aufgeschrieben.
    Wer Symbole mag, wird auch in anderen Lebensbereichen "Zeichen setzen" mögen. Und das Wörtchen "wichtige" noch davor setzen. Zielerreichung = 0, aber mit "Moral".... :-(

  6. 8.

    Eigenartig, wenn es um Verkehr geht, hört man immer wieder geht nicht, bringt nix, woanders ist es viel effizienter.
    Aus den genannten Branchen hingegen hört man Lösungen, die auch umsetzbar sind, auch dort nicht sofort sondern mit vielen kleinen mehr oder weniger langwierigen Schritten.
    Alle Sektoren liefern seit Jahren tendenziell sinkende Zahlen außer Verkehr. Irgendwas läuft da schief.
    Wenn die Zahlen aus dem Sektor Verkehr so gigantisch sind, nützt es doch kaum wenn die anderen zum Ausgleich noch mehr und noch schneller reduzieren sollen?
    Pareto Prinzip, die ersten 80 % sind die leichtesten. Also anfangen heißt die Devise.
    Ist ja nicht so dass es keine Löungen gibt.
    Nur zur Erinnerung welchen Schub die hohen Energiepreise in 2022 ausgelöst haben.
    Im Verkehr gab es sofort Preisbremsen aber bislang keine disruptive Innovationswelle.

  7. 7.

    Nun die Inflation dürfte dann weiter steigen, denn die höheren Transportkosten werden auf die Produkte umgelegt. Russland beliefert im Übrigen inzwischen Länder wie Marokko u.a.
    vermehrt mit Diesel wo dieser dann von wem gekauft wird ...
    Die Regierenden sollten endlich anfangen zu denken , nämlich an die Interessen Deutschlands !

  8. 6.

    Das ist unrealistisch. Alle Fachleute sehen das so. Der Verkehr kann die Ziele nur erfüllen wenn:
    Schiffsdiesel verboten werden.
    Bahnfahrten den Autoverkehr (fast) abschaffen.
    Flüge unterbleiben.
    Das liegt an den Größenordnungen der Zahlen und ein gutes Beispiel warum "Kleinvieh macht auch Mist" hier nicht hilft. Außerdem haben wir die Zeit nicht mehr, um uns mit Symbolen zu verausgaben, wenn dringendere Ziele zu erreichen sind.
    Also müssen andere Bereiche mehr bringen: Bauen, Zementindustrie, Glasherstellung u.Ä.

  9. 5.

    Und so ökologisch und klimaneutral aus den USA über den Atlantik geschippert. Für jeden Liter Kraftstoff einen Liter Schweröl in die Luft oxidiert. Die Preise sind für Kraftstoffe nach wie vor hoch, künstlich hochgehalten, um ordentlich abzuschöpfen. Dann brauche ich auch nach dem Kraftstoffboykott nicht gleich zu erhöhen und stehe wie der gute Onkel da. Und wir sind alle ein bisschen d.....f.

  10. 4.

    Es tut mir leid, aber ich schenke diesen Aussagen wenig Vertrauen. Ich glaube das die Kraftstoffpreise steigen werden. Die Kluft im Verständnis zwischen der Bevölkerung und den Erklärungen der Politiker wird immer größer. Herr Kellner spricht von Öl aus Polen, der Unsicherheitsfaktor Nr. 1. Von Öl aus Kasachstan träumen nur die Politiker. Ich frage mich, wie lange man braucht, um solch einen Vertrag abzuschließen und mit Leben zu erfüllen??? Das Öl könnte längst fließen, wird aber nicht Kommen.

  11. 3.

    Schade eigentlich. Wäre ja mal ein Anreiz, damit der Herr Verkehrsminister endlich dafür sorgt, dass der Verkehrssektor seine Klimavorgaben erfüllt.

  12. 2.

    Shell hat den Gewinn im abgelaufenen Jahr 2022 VERDOPPELT (die MWSt ist ein ähnlicher Krisengewinnler). Mehr muss man dazu nicht sagen.

  13. 1.

    Wenn man die Sounds der Boliden am Tauentzien hört, denkt man, der Sprit ist längst noch nicht teuer genug.

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