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Quelle: dpa/B.v.Jutrczenka

Statistisches Bundesamt

Immobilienpreise fallen so stark wie seit 16 Jahren nicht mehr

Steigende Zinsen machen sich am Immobilienmarkt bemerkbar. Die Preise für Häuser und Wohnungen sind überraschend stark gefallen, sogar in Berlin und anderen Metropolen. Doch nicht bei allen Immobilien fiel der Rückgang groß aus.

Der Zinsanstieg und die hohe Inflation haben dem langen Immobilienboom in Deutschland ein jähes Ende gesetzt. Im 4. Quartal 2022 verbilligten sich Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser so stark wie seit 16 Jahren nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Experten erwarten, dass sich der Preisrückgang dieses Jahr fortsetzt.

Selbst in den begehrten Metropolen - Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf - fielen die Preise im Schnitt: Für Ein- und Zweifamilienhäuser musste 2,9 Prozent weniger bezahlt werden, für Wohnungen 1,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Wohnimmobilien verbilligten sich laut Bundesamt im 4. Quartal im Bundesdurchschnitt um 3,6 Prozent zum Vorjahresquartal. Es war der erste Preisrückgang binnen Jahresfrist seit Ende 2010. Stärker seien die Preise zuletzt im 1. Quartal 2007 gesunken mit minus 3,8 Prozent gemessen am 1. Quartal 2006, schrieben die Statistiker.

Bei Eigentumswohnungen nur moderater Preisverfall

"Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein." Gegenüber dem 3. Quartal 2022 war der Preisrückgang zum Jahresende mit minus 5,0 Prozent noch deutlicher - das war mehr als von Fachleuten erwartet.

Dabei verbilligten sich Ein- und Zweifamilienhäuser stärker als Eigentumswohnungen. So fielen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in kreisfreien Großstädten um 5,9 Prozent zum Vorjahresquartal, während die Preise für Eigentumswohnungen um 1,0 Prozent sanken.

In dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Häuser 5,5 Prozent günstiger, Eigentumswohnungen dagegen leicht teurer.

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Kein Platzen der Immobilienblase erwartet

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Fachleuten zufolge dürfte sich der Trend sinkender Immobilienpreise fortsetzen. Unstrittig ist, dass der Immobilienmarkt zuletzt überhitzt war. Ende 2022 lagen die Immobilienpreise in den Städten um 20 bis 45 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau, wie die Bundesbank errechnete.

Experten bezweifeln aber, dass Deutschland vor dem Platzen einer Immobilienblase steht. Der Wohnungsmarkt gilt als robust selbst in Wirtschaftskrisen, denn Immobilien werden oft konservativ und langfristig finanziert.

Wohungen bleiben knapp

Selbst wenn die Preise über einen längeren Zeitraum in Summe um 15 Prozent nachgäben, stünde der Markt auf dem Niveau von Anfang 2020, sagte Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer beim Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP), kürzlich.

Zugleich lag die Zuwanderung nach Deutschland auch im Zuge des Ukraine-Kriegs auf Rekordniveau. Der Bedarf an Wohnungen dürfte daher weiter zunehmen, sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). "Die Preisrückgänge werden moderat bleiben."

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