Statistisches Bundesamt - Immobilienpreise fallen so stark wie seit 16 Jahren nicht mehr

Fr 24.03.23 | 16:24 Uhr
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Symbolbild:Hinter einem Wohn-Hochhaus mit hochwertigen Luxus-Eigentumswohnungen am Spreeufer in Friedrichshain entstehen neue Gebäude, die noch von Baugerüsten verdeckt sind.(Quelle:dpa/B.v.Jutrczenka)
Bild: dpa/B.v.Jutrczenka

Steigende Zinsen machen sich am Immobilienmarkt bemerkbar. Die Preise für Häuser und Wohnungen sind überraschend stark gefallen, sogar in Berlin und anderen Metropolen. Doch nicht bei allen Immobilien fiel der Rückgang groß aus.

  • Immobilienpreise in Deutschland zuletzt spürbar gesunken
  • Leitzinserhebungen dämpfen Erwartungen der Bauwirtschaft
  • Experten erwarten weitere Preiskorrekturen, halten Wohnungsmarkt aber für robust

Der Zinsanstieg und die hohe Inflation haben dem langen Immobilienboom in Deutschland ein jähes Ende gesetzt. Im 4. Quartal 2022 verbilligten sich Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser so stark wie seit 16 Jahren nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Experten erwarten, dass sich der Preisrückgang dieses Jahr fortsetzt.

Selbst in den begehrten Metropolen - Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf - fielen die Preise im Schnitt: Für Ein- und Zweifamilienhäuser musste 2,9 Prozent weniger bezahlt werden, für Wohnungen 1,6 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Wohnimmobilien verbilligten sich laut Bundesamt im 4. Quartal im Bundesdurchschnitt um 3,6 Prozent zum Vorjahresquartal. Es war der erste Preisrückgang binnen Jahresfrist seit Ende 2010. Stärker seien die Preise zuletzt im 1. Quartal 2007 gesunken mit minus 3,8 Prozent gemessen am 1. Quartal 2006, schrieben die Statistiker.

Bei Eigentumswohnungen nur moderater Preisverfall

"Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein." Gegenüber dem 3. Quartal 2022 war der Preisrückgang zum Jahresende mit minus 5,0 Prozent noch deutlicher - das war mehr als von Fachleuten erwartet.

Dabei verbilligten sich Ein- und Zweifamilienhäuser stärker als Eigentumswohnungen. So fielen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in kreisfreien Großstädten um 5,9 Prozent zum Vorjahresquartal, während die Preise für Eigentumswohnungen um 1,0 Prozent sanken.

In dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Häuser 5,5 Prozent günstiger, Eigentumswohnungen dagegen leicht teurer.

Kein Platzen der Immobilienblase erwartet

Grund für das Ende des Booms sind die Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation, die sich auch bei den Bauzinsen auswirken. Der Immobilienkauf ist daher für viele Menschen nicht mehr leistbar. Makler berichten laut der Nachrichtenagentur DPA von viel weniger Anfragen für Immobilien als früher.

Fachleuten zufolge dürfte sich der Trend sinkender Immobilienpreise fortsetzen. Unstrittig ist, dass der Immobilienmarkt zuletzt überhitzt war. Ende 2022 lagen die Immobilienpreise in den Städten um 20 bis 45 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau, wie die Bundesbank errechnete.

Experten bezweifeln aber, dass Deutschland vor dem Platzen einer Immobilienblase steht. Der Wohnungsmarkt gilt als robust selbst in Wirtschaftskrisen, denn Immobilien werden oft konservativ und langfristig finanziert.

Wohungen bleiben knapp

Selbst wenn die Preise über einen längeren Zeitraum in Summe um 15 Prozent nachgäben, stünde der Markt auf dem Niveau von Anfang 2020, sagte Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer beim Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP), kürzlich.

Zugleich lag die Zuwanderung nach Deutschland auch im Zuge des Ukraine-Kriegs auf Rekordniveau. Der Bedarf an Wohnungen dürfte daher weiter zunehmen, sagte Michael Voigtländer, Immobilienexperte am Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). "Die Preisrückgänge werden moderat bleiben."

Dazu kommt, dass Wohnungen knapp bleiben, denn auch der Baubranche machen hohe Zinsen und teure Materialien zu schaffen. Im Januar brach der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe weiter ein, vor allem der schwache Neubau belastet. Das dürfte die Immobilienpreise stützen.

Die Bundesregierung hat derweil ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich kassiert. Dies ist laut Bundesbauministerin Klara Geywitz frühestens 2024 zu erreichen [tagesschau.de]. Der Bauverband ZDB rechnet mit nur 245.000 neuen Wohnungen bundesweit in diesem Jahr.

20 Kommentare

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  1. 20.

    Muss ein Vermieter seine Häuser oder Wohnungen vermieten? Nein, natürlich nicht.

    Wenn es neue Vorschriften zum Dämmen oder zu den Heizungen gibt, werden die Mehrkosten auf den Mieter umgelegt

    Dazu muss die aktuelle Vorschrift zur Modernisierungskostenumlage geändert werden. Es müssen wieder 11% umgekehrt werden können, sonst lohnt sich für Vermietung bald nicht mehr
    Dann kann dem Mieter per Verwertungskündigung gekündigt werden.

  2. 19.

    Interessante Beobachtungen, die Sie schildern. Aber erklärt die „Schockstarre auf dem Markt“ wirklich auch das zu geringe Angebot ? Dieses Problem besteht doch schon seit Corona-Beginn, wo die Nachfrage nach Häusern im Grünen noch riesig war.

  3. 18.

    Viele horten ja noch immer Häuser auf dem Land, die sie weder bewohnen noch vermieten. Mal sehen, ob sich das in Zukunft ändert ? Vielleicht durch neue Heiz- und Dämmvorschriften ? Oder die Grundsteuer ?

  4. 17.

    @Rolf. Haus ist nicht gleich Haus, die Lage ist entscheidend. In Zukunft wird aufgrund des Klimawandels die Nachfrage an der Nord-, und Ostsee steigen, weil das Klima dort im Sommer erträglicher und im Winter milder ist. In Nordfriesland erlebe ich im Somner selten eine Temperatur über 30 Grad. Ergattert man dort ein schmuckes Häuschen, das auch noch unter Denkmalschutz steht, muss man sich auch nicht um Dämmwahn etc. sorgen, weil diese Häuser davon ausgenommen sind. Die Preise im Norden werden weiter steigen. Alte Häuser auf dem Land in strukturschwachen Regionen mit kalten Wintern werden zu Problemhäusern. Die Angebotspreise entsprechen übrigens nicht zwangsläufig den Kaufpreisen. Die Ankündigung von Zwangsmaßnahmen bzgl. Sanierung reichen schon aus um Milliardenwerte zu vernichten. Die eingetretene Schockstarre auf dem Markt wird sich schlagartig ändern, sobald die Politik Käufer unterstützt und Planungssicherheit vermittelt.

  5. 16.

    Ist mir auch aufgefallen, dass die Preise im Internet stagnieren. Wird wohl zu noch immer wenig angeboten und sehr viel davon ist Schrott.

  6. 15.

    Manche haben eben den Schuss noch nicht gehört ! Oder suchen einfach einen Blöden, der einfach kauft ?

  7. 14.

    EFH in gutem Zustand werden noch immer kaum angeboten. Makler berichten zwar von viel weniger Anfragen für Immobilien als früher. Aber das bezieht sich dann wohl gerade auf die Schrott-Häuser, die jeder abstoßen will.

  8. 13.

    Viele Ladenhüter (also Einfamilienhäuser) auf dem Land werden noch zu unveränderten und überhöhten Preisen auf immoscout angeboten. Was bringt da ein Artikel über fallende Immobilienpreise?

  9. 12.

    Die Häuser aus den 50. Jahren, sind mit heutiger Technik ausgestattet, zumindest im Westen der Republik.

  10. 11.

    @Kommentierer. Zur Schimmelvermeidung muss selbstverständlich in allen Räumen einer Wohnung geheizt werden. Ebenso steigen die Nebenkosten einer Wohnung je nach Wohnungsgröße an. Das sind Tatsachen, die ich nicht zu verantworten habe, sondern lediglich erwähne. Nun hören Sie bloß auf damit mir unterstellen zu wollen, dass ich das gut finde wenn sich ältere Leute verkleinern müssen. Ich finde es andererseits aber auch nicht gut, wenn eine 4 köpfige Familie auf 60 Quadratmetern leben muss, weil sie keine größere Wohnung finden. Gerecht ist halt nur ein gleichmäßig verteilter pro Kopf Quadratmeteranteil, weil Platz in einer Großstadt zunehmend zur Mangelware wird.

  11. 10.

    Ich meine nicht explizit ihre Wohnungsgröße sondern das Bauobjekt gemäß den damals anerkannten Regeln der Technik. Wie früher bauen und leben funktioniert nicht, auch wenn sie das noch so blumig ausschmücken wollen.

  12. 9.

    Das hätten sie vielleicht so gern. Energie wird natürlich nur für den Raum aufgewendet, in dem man sich aufhält.

    Die Omma kann ja in die 30qm-Enzimmer-Plattenbaubutze, die ist ja eh allein, gelle?!

  13. 8.

    Der Neubau für eine 3 - Zimmerwohnung, da war der Standard in den 50. Jahren ca. 68qm, in den siebzigern stieg er auf ca.75 qm, da lebten Familien mit 1-2 Kindern.
    Heute leben die meisten Menschen in viel größeren Wohnungen, mit viel Platz pro Person.

    Wir haben unseres zu groß gewordenes Haus vor 7Jahren verkauft, und leben nun zu zweit in einer 57qm 2 - Zimmer Wohnung mit kleinen Wintergarten, ist super. Zur anfallender Übernachtung der Gäste, dient ein Hotel in der Nähe.

  14. 7.

    @Dagmar,
    besonders ältere Menschen, die seit Jahrzehnten in ihrer zu großen Wohnung leben und nicht bereit waren auszuziehen, weil eine kleinere Wohnung genauso teuer wie die bewohnte war, werden die zusätzlichen Energiekosten , die sie jetzt stemmen müssen, nicht mehr zahlen können und notgedrungen ausziehen. Der pro Kopf Quadratmeterbedarf wird in Zukunft um mindestens 30% fallen.

  15. 6.

    "Die Ansrüche an Platz -und Energiebedarf müssen sinken, unserer Umwelt zu Liebe."

    Jede Wette, dass sie keinen einzigen Tag in einem Neubau im Standard 50er Jahre leben wollen.

  16. 5.

    Es wäre ein wünschenswerter Nebeneffekt wenn der Quadratmeterbedarf sinkt, der ist in Deutschland ohnehin zu groß.
    Die Ansrüche an Platz -und Energiebedarf müssen sinken, unserer Umwelt zu Liebe.

  17. 4.

    Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Da das Neubauziel trotz Nachfrage und Zuzug verfehlt wurde, werden in Großstädten die Preise für Kaufimmobilien nur maximal um den Wert fallen, den man jetzt für die gestiegenen Kreditzinsen zahlen muss. Da vor allem in Berlin die Mietpreise enorm anziehen (auch als Folge des verfassungswidrigen Mietendeckels), wird die Bereitschaft zu kaufen trotz der gestiegenen Kosten auch weiter steigen. Ich beobachte allerdings, dass sich Käufer verstärkt für kleinere Wohnungen interessieren, da diese erschwinglicher sind. Der Pro Kopf Quadratmeterbedarf wird in Zukunft wahrscheinlich fallen.

  18. 3.

    Die sinkenden Preise sind nur für Barkäufer interessant. Ansonsten ändert sich nicht viel. Häuser werden meist auf 30 Jahre finanziert. Wenn die Häuser jetzt 5% billiger werden, aber gleichzeitig die Finanzierungszinsen um 5% steigen, ist Finanzierung zum scheitern verurteilt. Da müssten die Häuser schon um 100.000 Euro fallen. Es gibt auch nicht mehr Landfläche, um ein Überangebot zu haben.

  19. 2.

    Die Schnäppchenpreise kommen erst und viel weiter unten, wenn die Banken crashen oder aus sonstigen Gründen eine Währungsreform mit einhergehendem Schuldenschnitt durchgeführt wird.

  20. 1.

    Na, dann können doch jetzt all diejenigen endlich zuschlagen, die schon länger auf Schnäppchenpreise gewartet haben.

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