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Audio: Inforadio | 01.07.2021 | Ann Kristin Schenten | Quelle: dpa/Sebastian Gollnow

Home-Office-Pflicht endet

"Zu Hause kann man sehr viel erledigen"

Ab dem 1. Juli müssen Arbeitgeber kein Home-Office mehr anbieten. Wegen niedriger Inzidenzen endet die Pflicht. Trotzdem verschwindet das Arbeiten zu Hause nicht, viele Unternehmen haben auf hybride Modelle umgestellt. Von Ann Kristin Schenten

Zwei Tage im Büro, drei Tage zu Hause. Für viele wird das Home-Office nach dem Ende der Pandemie Realität bleiben. Laut einer Studie im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit sind drei von vier Heimarbeitenden zufrieden im Home-Office. Eine vollständige Rückkehr ins Büro wollen nur wenige.

Hybrides Arbeiten als neuer Standard

Beim Berliner Energiekonzern Gasag haben die Mitarbeitenden größtenteils gute Erfahrungen im Home-Office gemacht. Im März hat das Unternehmen seine Zentrale von den Hackeschen Höfen nach Schöneberg in den Euref-Campus verlegt. Dort sollten ursprünglich 750 Mitarbeitende Platz finden, doch nun kann Gasag ganze drei Etagen untervermieten. In die neuen Büropläne wurde während der Pandemie kurzerhand das Home-Office miteingeplant. Nun können die Mitarbeitenden in Absprache mit der Personalleitung in einem hybriden Modell entscheiden, wie oft sie im Home-Office oder im Büro arbeiten wollen.

Quelle: rbb/Ann Kristin Schenten

Keine eigenen Schreibtische mehr

"Im Schnitt werden das zwei bis drei Tage", sagt Vera Holzmeister, Leiterin der Personalabteilung. "Wir haben Planungen angepasst und unsere Belegungsquote reduziert." Im Büro selbst soll dann nicht mehr jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter einen eigenen Schreibtisch bekommen. Mit einem sogenannten Desk-Sharing-Modell kann sich jede und jeder morgens einen Schreibtisch reservieren und so immer mal wieder wo anders arbeiten. Die neue Arbeitswelt kommt Eva Katharina Schneider, Referentin im Vorstandsstab der Gasag, gerade recht: "Ich bin großer Fan vom Home-Office. Ich habe ein kleines Kind, das kann ich nun häufiger sehen."

Sie spart nun zusätzlich Zeit ein: "Die Gasag ist im März vom Hackeschen Markt nach Schöneberg gezogen, die Fahrtzeit hat sich dadurch für mich von 15 bis 20 Minuten auf eine Stunde verlängert", sagt die Referentin. Eva Katharina Schneider arbeitet nun regelmäßig im Home-Office, für sie persönlich eine gute Lösung.

Viele Unternehmen stellen um

Auch andere Unternehmen haben ihre Home-Office-Politik überdacht. Der Softwarekonzern SAP hat schon vor der Pandemie viele seiner Mitarbeitenden im Home-Office beschäftigt und entwickelt das Konzept nun weiter. Pressesprecher Björn Emde sagt: "Wir gehen davon aus, dass unsere Kolleginnen und Kollegen – und die befragen wir auch ständig – diese zusätzliche Gewissheit schätzen. Zu Hause kann man sehr viel erledigen". Deshalb werde man versuchen, den Wünschen der Kolleginnen und Kollegen entgegenzukommen, so Emde.

Wie genau nach der Pandemie bei SAP weitergearbeitet wird, ist noch unklar. Das Unternehmen versucht nun eine Lösung für ein hybrides Arbeitsmodell zu finden.

Quelle: rbb/Ann Kristin Schenten

Kein Recht auf Home-Office

Nicht alle Arbeitgeber zeigen sich offen für Home-Office. Die Arbeitgeberverbände sprachen sich schon Mitte Juni für ein Ende der Home-Office-Pflicht aus und warnten vor "gesetzlicher Überregulierung". Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) versuchte letzten Oktober einen Gesetzesentwurf zum Recht auf Home-Office durchzusetzen. Damit scheiterte er.

Mehr Mitbestimmung für Betriebsräte

Seit Mitte Juni werden mit dem neuen Betriebsrätemodernisierungsgesetz der Bundesregierung die Rechte von Arbeitnehmern im Home-Office gestärkt. Die Betriebsräte können nun mitreden, wie das mobile Arbeiten im Unternehmen ausgestaltet werden soll. Das Home-Office wird vielleicht nicht zum neuen Standard, wegzudenken ist es aber nicht mehr.

Quelle: rbb/Ann Kristin Schenten

Sendung: Inforadio, 1.7.2021, 08:45 Uhr

Beitrag von Ann Kristin Schenten

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