Konzertkritik | Joss Stone in der Columbiahalle - So viel Liebe zu geben

Mo 15.08.22 | 10:41 Uhr
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oss Stone live bei einem Konzert ihrer 'Never Forget My Love Tour 2022' in der Columbiahalle. Berlin, 14.08.2022 (Quelle: Christian Behring/Geisler-Fotopress)
Audio: rbb24 Inforadio | 15.08.2022 | Hendrik Schröder | Bild: Christian Behring/Geisler-Fotopress

Joss Stone begann ihre Karriere früh und veröffentlichte mit gerade 15 Jahren ihr erstes Album. Nun ist sie mit ihrem aktuellen Werk auf Europa Tour und machte am Sonntag in Berlin in der Columbiahalle Station. Hendrik Schröder war dabei.

Im orangefarbenen Kleid kommt Joss Stone auf die Bühne, einen ordentlichen Babybauch vor sich herschiebend. Bald kommt ihr zweites Kind. Einige Konzerte mussten wegen der Schwangerschaft abgesagt werden, das in Berlin kann noch stattfinden und so gibt es erst mal mächtig Applaus für den Bauch und wahrscheinlich auch für Joss Stones Offenheit. Kürzlich sprach sie in einem Interview ehrlich und direkt von einer Fehlgeburt, die sie erleiden musste. Umso mehr gönnen ihr die Fans nun das Glück.

Stone kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr raus und flüstert ein verlegenes "Thank You" in ihr Mikro, das auf einem Mikroständer mit golden glitzerndem Tuch dran steckt. Was so ein einfaches Accesoire doch hermachen kann, gleich ist es etwas freundlicher und gemütlicher.

Coronaschwäche überwunden

Vielleicht zunächst mal zur Band, die ist der Hammer. Der Saxophonist, der mit seinem langen eisgrauen Bart auch in einer norwegischen Death-Metal-Kapelle spielen könnte, die beiden dauerdancenden Sängerinnen, der Berg von einem Mann - Basser, der Kaugummi kauend ohne äußerliche Regung einen Beat hinlegt, der alle Beine zappeln lässt. Schon gehen die ersten Hände zum Mitklatschen in die Höhe, wiegen sich die vorderen Reihen im Takt.

Rüstige Rentner in Hawaihemden sind gekommen, schicke junge Frauen in Kleidern, Neuköllner Hipster mit der immergleichen Frisur. Es ist eine erstaunliche Mischung. Und alle die da sind, haben richtig Bock. Joss Stone auch.

Vor kurzem hatte die Sängerin Corona und traf in Folge der Erkrankung die hohen Töne nicht mehr, wie sie jüngst in einem Interview erzählte. Das scheint überwunden, sie singt perfekt und powervoll, singt ein paar neue Sachen vom aktuellen mit Eurythmics Mastermind Dave Stewart gemeinsam geschriebenen Album "never forget my love" und vieles, was die Leute kennen.

Nun wird es hippiesk

Und sie macht gerne längere Ansagen. Erzählt, dass alle an so einem Abend doch so viel Liebe zu geben hätten, dass man sich über die negativen Dinge im Leben nicht so viele Gedanken machen solle, sich nur auf die positiven konzentrieren, zum Leben "Yeah" sagen soll. Es wird einem ganz hippiesk zumute.

Irgendwann denkt man, ok, so'n Kleinen hat sie aber auch an der Marmel, wenn sie aus dem Lachen und Lächeln und so wahnsinnig fröhlich sein gar nicht mehr rauskommt. Aber es ist ein sehr sympathischer, mitreißender Knall. Wer lässt seine Fans schon ein ambitioniertes "hmm hmmh hmm" singen, statt des obligatorischen "ohohohoho". Inklusive kollektivem Lachanfall. Super.

Die Columbiahalle ist nicht mal halb voll

Ein wirklich schönes Konzert, das eine proppenvolle Hütte echt verdient gehabt hätte. Denn geschätzt waren an diesem Abend kaum 700 Fans in die 3000 Menschen fassende Columbiahalle gekommen. Vielleicht stimmt es doch, was viele gerade munkeln, nämlich, dass die ganz großen Shows a la Rolling Stones oder Rammstein pickepackevoll sind, kleinere und mittlere Konzerte aber oft mäßig besucht.

Eben weil gerade alle gleichzeitig ihre Shows nachholen und Besucherinnen und Besucher aber nur begrenzt Zeit und Geld für Tickets. Beides war für Joss Stone jedenfalls richtig investiert.

Sendung: Inforadio, 15.08.2022, 08:55 Uhr

2 Kommentare

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  1. 2.

    Mal hier nicht den Teufel an die Wand. Ich möchte falls es machbar ist ohne Maske ins Beth Hart Konzert am 31.10. im Tempodrom.

  2. 1.

    Bin selber Musiker. Durch die Coronamaßnahmen sind leider viele potentielle Besucher mittlerweile so genervt oder verängstigt, daß immer weniger Zuschauer in Konzerte kommen.
    Für den Herbst wurden bereits neue Einschränkungen angekündigt.

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