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Video: rbb|24 | 01.11.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Quelle: rbb/Haase-Wendt

Spektakulärer Fund in der Prignitz

Die Königshalle von Seddin

Archäologen in der Prignitz ist ein spektakulärer Fund gelungen. Bei Grabungen im Frühjahr sind sie auf Überreste eines riesigen Hauses aus der Bronzezeit gestoßen. Dabei soll es sich um die Halle des sagenumwobenen König Hinz handeln.

Mit Pinsel und Hacke legen die Archäologen vorsichtig die Fundstellen auf dem Feld bei Seddin (Landkreis Prignitz) frei. Im märkischen Sand tauchen Jahrtausende alte aufgeschichtete Steine, Verfärbungen im Erdboden und Holzkohlereste auf – Überreste eines riesigen Hauses, das hier vor fast 3.000 Jahren errichtet wurde: "Es ist ein unheimlich großer Hausbau, also eine richtige Halle mit einer mächtigen Feuerstelle in der Mitte", erklärt Brandenburgs Landesarchäologe und kann sein Glück kaum fassen.

Quelle: rbb/Haase-Wendt

Umfangreiche Grabungen seit dem Frühjahr

Seit dem Frühjahr führen das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologen der Universität Göttingen großflächige Grabungen rund um das sagenumwobene Königsgrab von Seddin durch. Möglich wird das durch eine umfangreiche Förderung der Deutschen Forschungsgesellschaft mit rund 300.000 Euro.

Gleich zum Auftakt ist ihnen also die Sensation gelungen. Knapp 250 Meter vom Königsgrab entfernt haben sie die große Halle entdeckt. Wobei nicht das Haus an sich spektakulär ist, sondern seine Dimensionen. Mit zehn Metern Breite und einunddreißig Metern Länge ist es das bisher größte seiner Art im nordeuropäischen Raum. "Häuser in der Urgeschichte werden meistens so errichtet, dass sie eine Breite von sechs bis sieben, teilweise acht Metern haben. Wir sind hier bei zehn Metern, das ist das Ungewöhnliche", erläutert Dr. Immo Heske, federführender Archäologe der Uni Göttingen.

Grabungen in der Prignitz

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Baukunst aus dem Süden

Im Prignitzer Boden haben die Experten auch zwei Außenwände der Halle aus aufgeschichteten Feldsteinen gefunden. Für den nordeuropäischen Raum in der Bronzezeit eine völlig untypische Bauweise. Sonst wurde hier eigentlich auf Holz und Lehm gesetzt. Für Immo Heske ist damit klar: der Erbauer oder Nutzer des Hauses hat sich von seinen Reisen inspirieren lassen: "Wenn wir an die europäischen Netzwerke denken, kann man sich vorstellen, dass er auf seinen Reisen nach Süden vielleicht gesehen hat, wie man mit Stein baut und gesagt hat, dass lasse ich meine Techniker auch mal umsetzen."

Quelle: rbb/Haase-Wendt

Das Haus oder besser gesagt die bronzezeitliche Halle war mit Stroh oder Schilf gedeckt und hatte bis zu drei Geschosse. Dort wurde zum einen Getreide eingelagert und auch in einem kleinen Bereich Vieh gehalten. Laut dem Brandenburgischen Landesarchäologen Franz Schopper gab es aber auch einen Bereich zum Wohnen und einen repräsentativen Bereich mit der großen Feuerstelle im Zentrum des Hauses.

Quelle: rbb/Haase-Wendt

Versammlungshalle für einen Herrscher

Die Experten sind sich damit sicher: in der großen Versammlungshalle, die für Empfänge und andere Feierlichkeiten genutzt wurde, hat kein einfacher Bauer gelebt. Vielmehr deutet vieles auf den sagenumwobenen König Hinz in der Prignitz hin, der nur wenige Meter entfernt – ebenfalls im 9. Jahrhundert vor Christus – im nur wenige Meter entfernten Königsgrab bestattet worden sein soll.

"Es ist sehr gut denkbar, dass der König hier gelebt hat, seine Versammlungen und Beratungen abgehalten hat", erläutert Franz Schopper. Es könne aber auch ein Vorgänger des König Hinz gewesen sein. Klar ist: das Haus stammt ebenfalls aus der Zeit zwischen dem 10. und 9. Jahrhundert vor Christus und es stand gut 80 Jahre. Mit dem Fund gibt es ein jetzt weiteres Puzzlestück zum Leben in der Bronzezeit, freut sich Brandenburgs Wissenschafts-Staatsekretär Tobias Dünow: "Wir haben hier die Möglichkeit – wie sonst kaum irgendwo in Europa – einen Einblick in die Lebensweise, die Kultur, den Hausbau und die Begräbniskultur in der Bronzezeit zu bekommen."

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Forschungsprojekt geht zwei weitere Jahre

Noch bis zum Ende der Woche werden die Funde und Hausumrisse gesichert und dokumentiert. Dann wird die Grabungsstelle wieder geschlossen. Die Forschung ist damit aber noch nicht abgeschlossen.

So könne die Grabungsstelle in den nächsten Jahrzehnten wieder geöffnet werden, um mit neuer Technik oder speziellen DNA-Tests der Geschichte weiter auf den Grund gehen zu können und mehr über das Leben der Menschen rund um das Königsgrab von Seddin zu erfahren. Und auch die Archäologen der Uni Göttingen und des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege werden noch die kommenden zwei Jahre über das Förderprojekt umfangreiche Grabungen rund um das Königsgrab durchführen.

Daneben wollen die Gemeinde Groß Pankow, der Landkreis Prignitz und die Archäologen klären, wie der jetzige Fund auch touristisch erschlossen werden kann.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 01.11.2023, 19.30 Uhr

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