"Einzigartig für Berlin" - Archäologische Funde am Molkenmarkt geben Einblick ins 15. Jahrhundert
In der historischen Mitte Berlins soll ein neues Quartier entstehen - doch zuvor durchsuchen dort Archäologen den Boden. Am Molkenmarkt stießen sie auf Fundstücke aus dem 15. Jahrhundert, deren Vielfalt für Berlin einzigartig sei, so der Senat.
Lederschuhe, Murmeln und Knochenwürfel: Ein archäologischer Fund am Berliner Molkenmarkt gibt Einblicke in das Leben im 15. Jahrhundert. Die Fundstücke aus der historischen Mitte Berlins wurden am Dienstag vorgestellt.
Neben typischen Haushaltsgegenständen wie Gefäßen und Werkzeugen seien die Kleinfunde "mit Spielzeugcharakter" besonders, teilte die Senatsverwaltung für Kultur mit. Dazu zählen unter anderem 26 Knochenwürfel, Murmeln aus Glas und Ton und ein Wiegenpüppchen. Zudem sei eine große Menge an Fensterglas gefunden worden - etwa 220 Kilogramm. Die Archäologen steißen dazu noch auf Keramik, Metallgegenstände, Tierknochen und Trinkgläser.
"Die Anzahl und die Vielfalt der geborgenen Funde sind für Berlin einzigartig", so die Senatsverwaltung. "Die Funde vertiefen - und bereichern vor allem - unser Wissen über die Alltagskultur der Berlinerinnen und Berliner im 15. Jahrhundert", sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) laut Mitteilung. Damals befand sich an der Fundstelle der Große Jüdenhof, eine mittelalterliche Wohnanlage, die aus Fachwerkbauten bestand.
Vor allem die organischen Funde seien gut erhalten, hieß es. So seien vollständige Schuhe und Stiefel geborgen worden. Zu verdanken sei das dem Fundort: Die Holzkonstruktion sei um 1400 herum offenbar in kurzer Zeit mit einem tonig-lehmigen Material verfüllt worden. In Verbindung mit der Nähe zum Grundwasser habe das für die Erhaltung dieser Stoffe gesorgt. "Vermutlich handelt es sich um einen mit Holz verschalten Keller eines größeren Wohngebäudes."
"Masterplan Molkenmarkt" soll bis Ende Januar stehen
Seit 2019 gibt es archäologische Großgrabungen am Molkenmarkt – das ist Berlins ältester Markt. Dort sollen neue Flächen gewonnen werden, auf denen sich ein Quartier mit Wohnungen, Gewerbe und Kultur entwickeln soll. Eine Entscheidung darüber, wie das Areal genau aussehen soll, gibt es bislang noch nicht, weswegen Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt in der Kritik steht. Bis Ende des Jahres, spätestens aber bis Ende Januar 2023, will der Senat einen "Masterplan Molkenmarkt" beschließen, so sieht es der rot-grün-rote Zeitplan vor.
Sendung: rbb24 Abendschau, 01.11.2022, 19:30 Uhr