Abraham Geiger Kolleg - Erste Hinweise auf Missstände an Rabbiner-Schule bereits im Januar

Fr 20.05.22 | 19:53 Uhr
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Abraham Geiger Kolleg am Institut für Jüdische Theologie in Potsdam. (Quelle: imago/ Jürgen Ritter)
Bild: imago/ Jürgen Ritter

Das brandenburgische Wissenschaftsministerium hat bereits im Januar erste Hinweise auf Missstände am Abraham-Geiger-Kolleg, einer Ausbildungsstätte für Rabbiner in Potsdam, gehabt. "Das zuständige Fachreferat hat daraufhin die Universität Potsdam, die dienst- und personalrechtlich zuständig ist, um Klärung der Vorwürfe gebeten", teilte Ministeriumssprecher Stephan Breiding am Freitag mit.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet über einen 24-seitigen Report mit Vorwürfen des Machtmissbrauchs und sexueller Belästigung an das Büro von Ministerin Manja Schüle (SPD). Die Ministerin war laut Sprecher "zu keiner Zeit mit dem Vorgang befasst". Schüle nehme die Vorgänge sehr ernst. "Sie geht davon aus, dass die Vorwürfe durch die Universität Potsdam umfassend und unabhängig aufgeklärt werden."

Erste Vorwürfe bereits 2020

Die Zeitung "Welt" hatte Anfang Mai über Vorwürfe sexueller Belästigung eines Studenten durch einen Mitarbeiter des Abraham-Geiger-Kollegs berichtet. Danach räumte die Geschäftsführung ein, dass es weitere Vorkommnisse gegeben habe. Gegen einen Mitarbeiter wurden demnach bereits im Dezember 2020 und im Februar 2022 Vorwürfe wegen sexueller Belästigung erhoben. Das Arbeitsverhältnis sei Ende Februar beendet worden.

Der Rektor des Kollegs, Walter Homolka, hatte angekündigt, seine Ämter vorerst ruhen zu lassen, darunter als stellvertretender Direktor der School of Jewish Theology. Der geschäftsführende Direktor Daniel Krochmalnik erklärte inzwischen seinen Rücktritt.

Am Geiger-Kolleg werden seit 1999 Rabbiner für jüdische Gemeinden ausgebildet. Die renommierte liberale Institution ist Teil der Universität Potsdam. Die Uni setzte nach eigenen Angaben im Frühjahr eine Untersuchungskommission ein, die verschiedene Vorwürfe gegen Homolka und einen wissenschaftlichen Mitarbeiter prüfen soll. Das Ministerium hat keine rechtliche Handhabe gegen das Kolleg, weil es als gemeinnützige GmbH selbstständig ist. Geschäftsführer ist Homolka.

Sendung: Inforadio, 20.05.2022, 19:00 Uhr

5 Kommentare

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  1. 5.

    Das ist offenbar so. Ein schönes Beispiel ist doch das Arbeitsrecht in den christlichen Kirchen. So lange ich (89) mich erinnern kann, geht der Streit darum, dass die Beschäftigten praktisch keine Mitbestimmung haben. Die CDU/CSU hat das immer zu verhindern gewusst. Die Kirchensteuer vom Staat kassieren lassen, uralte Privilegien genießen, aber sonst souverän bestimmen.

  2. 4.

    " umfassend und unabhängig "?
    Na ganz bestimmt .....

  3. 3.

    Das Ministerium hat als Mitfinanzier des Kollegs keine rechtliche Handhabe? Ist doch wohl ein Witz, oder!?
    Wählen religiöse Institutionen ihren rechtlichen Status etwa grundsätzlich so, um einerseits so viel wie möglich Fördergelder abzugreifen und andererseits sich vom staatlichen Geber so wenig wie möglich in die "Karten" schauen zu lassen?

  4. 2.

    Das Vorkommnis an sich gibt's öfter, auch in ganz normalen Firmen und Jobs. Was halt blöd ist, ist der Fakt, dass Herr H. persönlich involviert ist und nicht ganz unbefangen sein dürfte. Natürlich geht die Handlung an sich gar nicht! Keine Frage! Aber als Verantwortlicher hätte ich, zumal persönlich, ganz ganz klare Worte und Anweisungen gefunden, einer der Jobs als Rektor und auch als Mann.

  5. 1.

    Andere Religion, gleiches Problem. Scheint religions- zumindest aber institutionsimmanent zu sein.

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