Berliner Innensenatorin - BKA könnte Ermittlungen zur Bahn-Sabotage übernehmen

Mo 10.10.22 | 15:59 Uhr
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Arbeiter arbeiten an einer Schienenstrecke der Deutschen Bahn in der Nähe vom S-Bahnhof Hohenschönhausen an Kabeln. Die Bahn wurde Opfer eines gezielten Angriffs. (Quelle: dpa/J. Boutin)
Video: rbb24 Abendschau | 10.10.2022 | N. Siegmund | Bild: dpa/J. Boutin

Durchtrennte Kabel in Norddeutschland und in Berlin verursachten am Samstag einen bundesweiten Zugausfall bei der Bahn. Experten gehen von einer absichtlichen Tat aus. Nun könnten sich laut Berlins Innensenatorin auch die Bundesbehörden einschalten.

Nach den folgenschweren Sabotageakten gegen die Bahn schließt Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) die Übernahme der Ermittlungen durch die Bundesbehörden nicht aus - das wäre etwa bei Verdacht auf Terrorismus oder Tätern von ausländischen Geheimdiensten der Fall.

Es könne sein, dass auch das BKA und der Generalbundesanwalt sich damit beschäftigen, sagte Spranger am Montag im Ausschuss für Verfassungsschutz. Das könne Berlin aber nicht steuern, es werde allerdings in Zusammenarbeit mit dem Berliner Landeskriminalamt (LKA) entschieden.

Attacke auf Leitungen des digitalen Zugfunks GSM-R

In der Nacht zu Samstag wurden in Berlin und NRW unverzichtbare Kabel für den Zugfunk der Bahn durchtrennt. Konkret seien Leitungen des digitalen Zugfunks GSM-R (Global System for Mobile Communications - Rail) attackiert worden. In der Folge stand der Schienenverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands über Stunden still. In Berlin wurde laut einem Sprecher der Bundespolizei ein Kabelschaden auf offener Strecke zwischen dem S-Bahnhof Gehrenseestraße und dem S-Bahnhof Hohenschönhausen festgestellt. Man gehe davon aus, dass dies im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Norddeutschland stehe, sagte er dem rbb.

Bisher liegt kein Bekennerschreiben vor

Die Ermittler der Kriminalpolizei in Berlin und Nordrhein-Westfalen gehen von einer "politisch motivierten Tat" aus, wie mitgeteilt wurde. Daher ermitteln auch die zuständigen Staatsschutz-Abteilungen. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Bahn sprachen von Sabotage. Das Vorgehen setzt laut Sicherheitskreisen Insiderwissen über die Bahn voraus. Bei Attacken auf die sogenannten GSMR-Kabel der Bahn brauche man bestimmte Kenntnisse, um diese gezielt zu unterbrechen, hieß es aus Bahnkreisen.

Dass kein Bekennerschreiben bekannt wurde, spricht gegen Täter aus der linksextremistischen Szene, die in der Vergangenheit Anschläge gegen die Bahn verübten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.10.2022, 17:00 Uhr

20 Kommentare

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  1. 20.

    Es ist schlimm genug das der Staat nicht in der Lage oder willens ist, seine Bürger ausreichend zu schützen, obwohl er wesentlich mehr machen könnte und sogar müsste. Er kümmert sich aber nicht ausreichend darum. Fragen Sie nur mal z.B. Polizisten über deren Ausstattung und was die Ihnen erzählen. Dann gibt es noch Bürger, wie Sie, die das alles auch noch gutheißen und als Rundumschutz eine Versicherung empfehlen.Wahrscheinlich noch Vollkasko bei einer Körperverletzung ?
    Wissen Sie, wieviel z.B. Messerattacken es schon in diesem Jahr gegeben hat ? Was machen Sie denn mit Ihrer Versicherung, wenn diese Sie nicht mehr versichert, wenn Sie zu oft Schäden melden ? Dann vielleicht noch Niedrigverdiener ? Wahrscheinlich sind Sie noch nicht oft Opfer von Straftaten geworden. Vielleicht kommen Sie noch in den Genuss !

  2. 19.

    Das kann nicht Ihr ernst sein, Michael. Mal davon abgesehen, dass sich der Staat nicht um alles Individuelle jedes Bürgers kümmern kann und dies auch nicht seine Aufgabe ist, gibt es Versicherungen, die jeder Bürger zur Absicherung abschließen kann. Man kann nicht bei jedem, sorry, Sch*iß nach Papa Staat rufen, sondern muss mit den Unwägbarkeiten des Lebens, das niemand sich freiwillig gewählt hat und in das man ungefragt hineingeboren wurde, auch mal selbst klarkommen.

  3. 18.

    Was glauben Sie, wieviel jeden Tag in Deutschland an Umsatzsteuer zusammen kommt, wenn geklaute Dinge ersetzt werden müssen ? Da verzichtet doch kein Finanzminister drauf. Es wäre ein leichtes den Geschädigten die Steuer zu ersetzen. Gerade von den Parteien, die angeblich für die kleinen Leute sind, hört man dazu überhaupt nichts. Es wäre aber ein Zeichen der Solidarität gegenüber den Opfern von Straftaten, wenn der Staat auf diese Einnahmen verzichten würde, anstatt daran zu partizipieren, denn die Wiederbeschaffung erfolgt ja nicht freiwillig.

  4. 17.

    Darauf muss man auch erstmal kommen, dass der Staat die Kriminalitätsbekämpfung bewusst schleifen lässt, weil die USt., die bei der Wiederbeschaffung gestohlenen Gutes anfällt, Einnahmen generiert. Das klingt für mich nach 'ner Schnapsidee, Bartender.

  5. 16.

    @hdittmar,
    wie dann?
    Ehemalige Union Sowejischer Staaten-Bürger, oder heruntergebrochen, wie es Demokraten sagen: Putin.
    Ich möchte nicht "Sympathisanten oder andere antidemokratische Gesinnungsgenosse" sein, sondern auf Ihrer politischen Seite stehen.

  6. 15.

    Man muss kein Experte sein, um die Auswirkungen und daraus resultierenden Mißstände einer laschen Kriminalitätsbekämpfung zu erkennen. Zwei Augen genügen schon. Das hat mit Strafen und Mittelalter erstmal gar nichts zu tun. Zur beispielhaften Erinnerung : Von jedem Diebstahlgegenstand, der käuflich ersetzt werden muss, partizipiert der Staat schon allein an der Umsatzsteuer. Zudem gilt nach wie vor : Politisch kann man alles durchsetzten, es ist nur die Frage, ob man will.

  7. 14.

    Sind nicht die Bundesbehörden sowieso zuständig? Für die Sicherung der Bahnanlagen sollte doch auch die Bundespolizei und nicht die jeweiligen Landespolizeien zuständig sein.

  8. 13.

    Und Sie als Experte wissen genau, was "lasche Kriminalitätsbekämpfung" ist? Oder einfach nur wieder die lasche Forderung nach härteren Strafen für alles? Im Mittelalter war man auch der Meinung, härtere Strafen würden die Probleme lösen...

  9. 12.

    Das man nicht sofort mit aller Kompetenz und allen Mitteln ermittelt, zeigt wie hilflos Deutschland bei Anschlägen oder Katastrophen ist. Hier wurde Jahrzehnte gespart.
    Ich habe keinerlei Vertrauen mehr in den Rechtsstaat und Katastrophenschutz und bin vermutlich nicht der Einzige.
    Manchmal Frage ich mich was die Deutschen noch selbst im Griff haben.

  10. 11.

    @Fatima - aus welchem Jahrtausend stammen Sie denn? "Der Russe", so sprach mein Vater, Jahrgang Anfang voriges Jahrhundert.
    Allerdings nehme ich ähnliche Genese an, bzw. Sympathisanten oder andere antidemokratische Gesinnungsgenossen.

  11. 10.

    Das könnte wahrscheinlich eine der ersten Strafen für die lasche Kriminalitätsbekämpfung sein. Es muss ja mal eskalieren. Hinz und Kunz können hier machen was sie wollen ! Wer wirksame Konsequenzen erwartet ist hier fehl am Platze. Es fängt beim Festkleben und Anschlägen aller Art an, dehnt und breitet sich über das ganze Spektrum bis hin zu roher Gewalt, Raub, Mord, usw. aus. Da graust es einem schon gewaltig, wenn man an die Zukunft denkt und was noch alles kommt.

  12. 9.

    Der heutige Abendschaubericht über die Zustände bei den Kabelschächten der Bahn könnten bei terroristisch veranlagten Interessenten gut angekommen sein. Bessere Hinweise auf mögliche künftige Anschlagsziele kann man sich doch kaum wünschen.

  13. 8.

    Es ist schon erschreckend wenn man die maroden Kabelschächte sieht.(gesehen in der Abendschau ).Wie kann so etwas sein.Da kann es ja jeden Tag solche Sapotageakte geben.Es ist unfassbar.

  14. 7.

    BKA soll bitte übernehmen. Berlin kriegt doch eh nix auf die Reihe.

  15. 6.

    Bei ener politisch motivierten Tat, sollte zunächst unbedingt in alle Richtungen ermittelt werden, das gebietet die bisherige Erfahrung der Ermitler, ansonsten gibt es vieleicht wieder mal eine peinliche "Bauchlandung".

  16. 5.

    Sieht man sich die "Loseverdrahtung" entlang mancher Bahnstrecken einmal genau an, wundern einen solche Taten nur noch halb so sehr.

  17. 4.

    Hunderttausende Bahnkunden kommen über Stunden nicht voran und man erwartet ernsthaft, dass sich jemand dazu bekennt? Super Ermittlungsansatz!
    BKA, bitte übernehmen sie, wir wissen nicht mehr weiter!
    Ein absolutes Armutszeugnis! Nein, ein Blondinenwitz!

  18. 3.

    Nachdem der Russe seine eigene Pipeline und seine Brücke sprengt, liegt natürlich der Verdacht nahe, dass am Chaos am Sonnabend bei der Bahn nur denen zuzuschreiben ist.

  19. 2.

    Es erschien mir von Beginn an seltsam, dass bei dem Umfang nicht sofort die Bundesbehörden eingegriffen haben.
    Es ist unerhört, dass kein Bekennerschreiben kommt. Das könnte man doch wirklich erwarten. Was soll man dazu sagen? Ist das ein Katz-und Mausspiel? Die Ganoven werden sich auf die Schenkel klatschen.Wenigstens soll ja jetzt der "Fachmann" Schönbohm gehen. Ob es dann besser wird?

  20. 1.

    Es ist doch egal, ob ein Bekennerschreiben gefunden wurde. Auch die martialische Meldung, "...der Staatsschutz oder das BKA ermittelt", ändert nichts an der Tatsache, daß die sogenannte "kritische Infrastruktur" eine Achillessehne ist, die Täter - ob rechts oder links oder Terrorist - geradezu einlädt, dem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat wann und wo sie wollen schwere Schläge und Verluste zuzufügen. Die Gefahr, erwischt zu werden, ist gleich Null.

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