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Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 07.01.2023 | Maren Schibilsky | Studiogast: Annette Prochnow | Quelle: rbb

Biogasgewinnung aus Herbstlaub

Goldlaub auf den Straßen

Biogas aus Reststoffen zu gewinnen, ist ein lohnendes Geschäfte. Berlin erzeugt bereits aus Haushaltsabfällen Methan. Forschende am Leibniz-Institut in Potsdam-Bornim haben untersucht, ob sich auch Herbstlaub für die Biogaserzeugung eignet. Von Maren Schibilsky

Im Technikum am Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie in Potsdam herrscht Hochbetrieb. Überall stehen zylinderförmige kleine Reaktoren mit Rührgeräten, in denen Reststoffe für die Biogasproduktion getestet werden.

Ein Reaktor davon sieht anders aus: Auf dem meterlanger Kasten mit einer durchsichtigen Kunststoffscheibe sind Schläuche und Messgeräte angebracht. "Das ist unser neuer Versuchsreaktor für Laub", sagt Umweltverfahrenstechnikerin Christiane Herrmann. Um Biogas, also Methan, zu erzeugen, werden hier die Mikroorganismen auf das Laub gesprüht und nicht – wie in den anderen Reaktoren – untergerührt. Das spart viel Energie.

Versuchsaufbau, um die optimale Gasausbeute verschiedener Laubarten zu untersuchen. | Quelle: rbb

"Laub ist kein einfacher Rohstoff", sagt Christiane Herrmann vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie. Zwar falle jeden Herbst Unmengen von Laub an - alleine die Berliner Stadtreinigung sammelt ungefähr 36.000 Tonnen im Jahr. Aber: Im Vergleich zu Mais hat Herbstlaub eine geringe Gasausbeute. Die Herausforderung ist es, diese zu verbessern.

"Wir haben unterschiedliche Laubarten angeschaut, beispielsweise Ahorn-, Linde-, Kastanien-, Eichenlaub", berichtet die Forscherin. "Dann haben wir das Laub unterschiedlich behandelt, um die Gasbildung zu erhöhen."

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Laub ist nicht gleich Laub

Christiane Herrmann hat das Laub zerkleinert, um die Fasern aufzubrechen, und hat Laub chemisch mit verdünnter Natronlauge behandelt. Durch die chemische Behandlung konnte sie die Gasausbeute verdoppeln. Außerdem hat die Forscherin gezeigt, dass von allen Laubarten Linde und Ahorn beim Gasertrag am besten abgeschnitten haben. Und Linde und Ahorn gehören zu den häufigsten Straßenbäumen in Berlin.

Christiane Herrman und ihr Team waren die bundesweit Ersten, die Laub als Biosgasrohstoff untersucht haben. Bisher wird Laub vor allem kompostiert. "Doch bei der Kompostierung können relativ hohe Treibhausgasemissionen entstehen: Methan oder Lachgas", sagt Projektleiter Ulrich Kreidenweis. Deswegen habe er mit seinem Team untersucht, ob es nicht noch eine bessere Verwendung gebe.

Die Versuchsanlage im Leibniz-Institut. | Quelle: rbb

Energiegewinnung und CO2-Einsparung

Mithilfe eines am Institut entwickelten Modells haben der Doktorand Andres Vargas und Projektleiter Ulrich Kreidenweis die Kompostierung von Laub und dessen Nutzung als Biogas erstmals verglichen und zunächst die Treibhausemissionen geprüft.

"Wir haben pro Tonne Laub die Ergebnisse ausgerechnet", sagt Umweltwissenschaftler Ulrich Kreidenweis. "In dem Szenario, wo wir die Kompostierung anschauen, entstehen in der Bilanz positive Emissionen von etwa 50 Kilogramm CO2- Äquivalent. Und bei der Nutzung in der Biogasanlage sind das etwa minus 150 Kilogramm CO2-Äquivalent pro Tonne. In diesem Fall ist das Negative das Positive." Anders gesagt: Bei der Biogasnutzung werden Treibhausgasemissionen in großem Umfang eingespart.

Ein ökonomischer Vergleich ist in Arbeit. Die Forschenden haben errechnet, dass man mit 36.000 Tonnen Laub ungefähr 3.500 Haushalte mit Biogas versorgen könnte.

"Man sollte das Thema auf jeden Fall weiter verfolgen", sagt auch Ulrich Kreidenweis. "Laub ist vorhanden. Das müssen wir nicht extra anbauen wie etwa eine Energiepflanze wie Mais. Und wenn Laub nur einen kleinen Beitrag leisten könnte, um größere Städte aus selbst produzierter Biomasse zu versorgen, wäre das auf jeden Fall sehr lohnenswert."

Mit der Berliner Stadtreinigung ist Projektleiter Ulrich Kreidenweis im Gespräch. Dort sei man dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 07.01.2023, 19:30 Uhr

Beitrag von Maren Schibilsky

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