Interview | Tierarzt zu "Hunde-Malaria" - "Es kann innerhalb von Tagen zum Tod des Hundes kommen"

Mo 20.03.23 | 15:54 Uhr
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Symbolbild: Eine dreijährige Rhodesian Ridgeback Hündin wird an einer Kleintierklinik der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität von zwei Tierärztinnen untersucht und vermessen. (Quelle: dpa)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 21.03.2023 | D. Azzam / J. Maaz | Bild: dpa

In Potsdam und anderen Gegenden Brandenburgs gibt es vermehrt Fälle der "Hunde-Malaria". Die schwere Infektionskrankheit, die im Verlauf der Malaria bei Menschen ähnelt, kann tödlich für die betroffenen Tiere enden. Ein Tierarzt klärt auf.

Der brandenburgische Landesjagdverband warnt vor einer möglichen Ausbreitung der durch Zecken übertragenen Hunde-Malaria. Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), deren Biss die für Hunde gefährliche Krankheit Babesiose – auch Hunde-Malaria genannt – auslösen kann, komme derzeit verstärkt in Brandenburg vor, teilte der Verband mit.

Nach Verbandsangaben ist Babesiose beim Hund nicht auf den Menschen übertragbar. Die Erkrankung war früher nur aus dem Ausland bekannt. Für die Ausbreitung der Auwaldzecke auch in Deutschland machen die Forscher vor allem den Klimawandel verantwortlich.

Tierarzt Gordon Ebeling stellt in seiner Potsdamer Praxis derzeit auch vermehrt Fälle der Hunde-Malaria fest.

rbb: Herr Ebeling, ich habe selbst einen Hund, aber noch nichts von der Hunde-Malaria gehört. Die Krankheit, die Babesiose genannt wird, ist einer Malaria-Erkrankung ähnlich. Auf welche Symptome muss ich da bei meinem Hund achten?

Gordon Ebeling: Es sind eher unspezifische Symptome. Die Hunde-Malaria ähnelt der Malaria bei Menschen. Es ist eine Erregererkrankung, die die roten Blutplättchen befällt und sie zerstört. Da kommt es dann zu Krankheitserscheinungen, die man gar nicht richtig zuordnen kann als Hundebesitzer.

Häufig fällt auf, dass die Hunde matt erscheinen – und das relativ schnell. Die haben frühmorgens noch gespielt und sind abends dann wirklich matt, kränklich und liegen nur noch herum. Im weiteren Verlauf wollen sie nicht mehr fressen. Nach ein bis zwei Tagen merken viele Besitzer, dass sich etwas am Urin des Tieres verändert. Der färbt sich durch die Auflösung der Blutplättchen um – er sieht dann aus wie Cola. Das sind die Punkte, auf die man achten sollte.

Wie gefährlich ist diese Krankheit für die Hunde?

Sehr gefährlich. Wir haben hier in Deutschland meist den sehr akuten Verlauf. Das heißt, es kann innerhalb von ein, zwei oder drei Tagen zum Tod des Hundes kommen.

Gab es in Potsdam schon Todesfälle?

Ja, es gab Todesfälle. Problematisch ist es immer dann, wenn die Besitzer es nicht rechtzeitig erkennen.

Was sollte man tun, wenn man die von Ihnen genannten Symptome bei seinem Hund feststellt? Sofort in die Tierklinik oder zum Tierarzt fahren?

Genau. Mattigkeit ist auffällig. Manchmal bekommen die Tiere auch Fieber. Dann sollte man tatsächlich zum Tierarzt oder in die Tierklinik gehen. Die Tierkliniken - und mittlerweile auch immer mehr Tierarzt—Praxen - hier in der Region haben alle das entsprechende Medikament, was man dagegen geben kann.

In Berlin gab es im vergangenen Jahr schon Phasen, in denen die Tierklinik voll mit Babesiose-Fällen war.

Gordon Ebeling, Tierarzt

Wie gut sind die Heilungschancen für das Tier, wenn das Medikament dann verabreicht wurde?

Je schneller das Medikament verabreicht wird, desto besser sind die Heilungschancen. Kommt der Tierhalter rechtzeitig, stehen die Chancen wirklich gut. Kommt man spät und zu spät, sinken die Chancen schon unter fünfzig Prozent.

Die Krankheit wird von Buntzecken übertragen. Hilft gegen diese der übliche Zeckenschutz?

Es hilft das, was der Tierarzt verschreibt. Es gibt einige Medikamente aus der Apotheke, bei denen der Schutz nicht sehr gut oder gar nicht vorhanden ist. Wer sich aber vom Tierarzt beraten lässt, erfährt, welche Medikamente wirklich wirken. Das sind Tabletten oder auch Sachen zum ins Genick träufeln.

Hatten Sie in diesem Jahr schon Fälle von Hunde-Malaria in Ihrer Potsdamer Praxis?

Ja. Und im Moment steigert sich das auf ein bis zwei Fälle pro Woche.

Sind Ihnen auch Fälle von woanders, beispielsweise aus Berlin bekannt?

Ja. Und aus Berlin auch schon länger als aus Potsdam. In Berlin gab es im vergangenen Jahr schon Phasen, in denen die Tierklinik voll mit Babesiose-Fällen war.

Im Moment haben wir aber auch einen lokalen Ausbruch mit vermehrten Fällen in Lehnin und auch in der Region Bad Belzig.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Sebastian Oswald. Es handelt sich um eine redigierte Fassung.

Sendung: Antenne Brandenburg, 20.03.2023, 16:45 Uhr

7 Kommentare

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  1. 6.
    Antwort auf [Misanthrop] vom 21.03.2023 um 13:24

    Sinnvolle Botschaft in Ihren Posts? Fehlanzeige.
    Immerhin machen Sie Ihrem gewählten Namen alle Ehre.

  2. 5.

    Eingebrannte Merkmale sind doch immer wieder schön hier zu lesen. Nur muß ich Sie leider enttäuschen, denn erstens habe ich keinen treuen Vierbeiner, zweitens würde mir nicht im Traum einfallen an Tierhalter Ratschläge zu erteilen. Zudem habe ich mich an das Interview gehalten und kommentiert.

  3. 4.

    Recht anmaßend ihr Kommentar, besonders der erste Satz. Geht's noch? Ich gebe allen beiden Recht!

  4. 3.

    Tipps vom Lackierer und Postboten?
    Wenn Sie den Artikel gelesen und verstanden hätten, hätten Sie lesen können, dass das mit der Krankheit sehr schnell geht. Zwei bis drei Tage.
    Was nützt also Ihr Tipp regelmäßig zum Tierarzt zu gehen?
    Ein wirklich sinnvoller Tipp wäre, seinen Hund unmittelbar nach dem Auslauf nach Zecken abzusichern und mehr Sorgfalt auf die Beobachtung es Hundes zu legen. Sicherlich auch für die gut, die ihren Hund nur das Prestige kennen.

  5. 2.

    Wer einen Vierbeiner hat, sollte auch regelmäßig die Tierärztin oder Arzt aufsuchen. Solch Kosten müssen schon vor einen Hundekauf mit eingeplant werden. Einer der Gründe, weshalb ich mir leider keinen Hund leisten kann.

  6. 1.

    Mit den Tabletten habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Mein Hund verträgt sie sehr gut und die Wirkung hält drei Monate an. Sind halt nicht billig, aber lieber ein wirksames Mittel, als hinterher rumjammern, wenn der Hund an Babesiose erkrankt.

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