Invasive Insekten - Asiatische Tigermücken erneut in Berlin nachgewiesen

Fr 07.07.23 | 17:42 Uhr
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Archivbild: Eine tote Asiatische Tigermücke. (Quelle: dpa/keystone)
Bild: dpa/keystone

Erneut haben Asiatische Tigermücken in Berlin überwintert und scheinen Kleingartenanlagen in Treptow-Köpenick zu bevorzugen. Das Bezirksamt schickt nun Mitarbeiter in die betroffenen Anlagen, um Bestände der exotischen Tiere aufzuspüren.

Erstmals wurde die Asiatische Tigermücke 2017 in Berlin nachgewiesen. Nach 2021 und 2022 wurde Aedes albopictus, so lautet der wissenschaftliche Name, auch in diesem Jahr wieder in der Hauptstadt festgestellt. Das geht aus einer Antwort der Senatsgesundheitsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage der AfD hervor. "Eine erfolgreiche Überwinterung ist damit belegt und eine dauerhafte Ansiedlung zu befürchten", heißt es weiter.

Erneut mehrere Kleingartenanlagen betroffen

Nun wurden Eier, Larven oder ausgewachsene Mücken in neun Kleingartenanlagen gefunden, wie eine Sprecherin des Bezirksamts Treptow-Köpenick dem rbb mitteilte. Zuerst hatte die "Berliner Morgenpost" berichtet.

Laut der Sprecherin hat das Gesundheitsamt Treptow-Köpenick auch auf der Seite des Bezirks Neukölln die Maßnahmen und Kontrollen zur Population der Tigermücke übernommen.

Bislang gab es Eierablagen, Larven- und Mückenfunde in folgenden Kleingartenanlagen (KGA):

  • Vogelsang 1
  • Vogelsang 2
  • Drosselgarten
  • Freiheit
  • Mississippi
  • Fortuna
  • Am Heidekampgraben
  • Einsamkeit
  • Stolz von Rixdorf

Das Monitoring sei aber noch nicht abgeschlossen, deshalb könne nicht gesagt werden, ob das Vorkommen größer geworden ist, hieß es. "Wir haben in manchen KGA neue Funde in diesem Jahr, in anderen hingegen noch keine Bestätigung der Population", so die Sprecherin.

Bereits im vergangenen Jahr wurde die Mückenart in einer Kleingartenanlage in Treptow-Köpenick nachgewiesen.

Mücke bevorzugt Behälter mit stehendem Wasser

Weil sie kleine Behälter mit stehendem Wasser nutzt, um sich zu vermehren, rät das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) dazu, stehende Wassersammlungen etwa in Eimern oder Gießkannen zu vermeiden. Regentonnen sollten ab Spätsommer mit Moskitonetzen abgedeckt werden. Auf seinen Internetseiten hat die Behörde einen Flyer zur Verfügung gestellt, in dem Kleingärtnerinnen und -gärtnern Empfehlungen zur "Eliminierung von Brutgewässern" der Asiatischen Tigermücke gegeben werden [berlin.de/PDF/download].

Mitarbeiter des Bezirks in Anlagen unterwegs

Außerdem werden laut Bezirksamt Treptow-Köpenick Kleingärtner auf Infoveranstaltungen oder in persönlichen Gesprächen über Gefahren und erforderliche Maßnahmen informiert. Zudem seien während der Mückensaison Mitarbeiter in den betroffenen Anlagen präsent, "um die Verbreitung der Tigermücke durch Aufklärung und Behandlung der Brutstätten mit Bti (Bacillus thuringiensis israelensis) zu verhindern". Dabei handele es sich um ein biologisches Mittel, das Mückenlarven vernichten soll.

Überträgerin verschiedener Krankheitserreger

Die Asiatische Tigermücke fällt durch ein schwarz-weiß gestreiftes Muster am ganzen Körper auf. Sie ist mit etwa einem halben bis ganzen Zentimeter im Vergleich zu einheimischen Stechmücken eher klein.

Die exotische Mückenart ist ursprünglich in Süd- und Südostasien heimisch, zunehmend aber auch in Mitteleuropa anzutreffen. Berlin ist bisher der in Deutschland nördlichste Punkt, an dem Asiatische Tigermücken und ihre Vermehrung vor Ort nachgewiesen werden konnten. Sie gilt als potenzielle Überträgerin verschiedener Krankheitserreger wie Dengue-, Chikungunya- oder Zika-Viren.

Mittlerweile gebe es fest etablierte Populationen, sagt Mücken-Expertin Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF). Neben Berlin sind Tigermücken demnach vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Hessen und Thüringen vorzufinden. Die Saison für Tigermücken startet laut Experten Ende Juni, Anfang Juli und dauere je nach Temperatur bis September, Oktober.

Noch ist hierzulande kein Fall bekannt geworden, bei dem eine Erkrankung durch den Stich einer hier lebenden Tigermücke übertragen wurde - Experten halten das wegen des Klimawandels aber nur für eine Frage der Zeit. In Südfrankreich zum Beispiel wurden schon mehrfach Zika-Infektionen durch dort heimische Tigermücken gemeldet. Nachgewiesene Dengue-Infektionen gab es etwa auf Madeira sowie in Kroatien und Frankreich. Auch Chikungunya-Ausbrüche gab es im Mittelmeerraum bereits.

Tigermücke trägt Erreger nicht in sich

Die Tigermücke trägt den Krankheitserreger nicht von Natur aus in sich. Somit setze eine Übertragung von Krankheitserregern auf den Menschen laut Senatsgesundheitsverwaltung unter anderem voraus, dass die Mücke vorher einen mit dem Virus infizierten Wirt gestochen hat. Infizierte Wirte können zum Beispiel Reiserückkehrer sein, die sich im Urlaub mit dem Dengue- oder dem Chikungunya-Virus infiziert haben.

Entscheidend ist dabei allerdings nicht allein das Vorkommen der Mücken: Zika-Viren zum Beispiel benötigen Experten zufolge große Hitze, um sich gut in den Mücken vermehren können, mit Temperaturen, die in Deutschland bisher eher selten erreicht werden. Das Dengue-Virus hingegen kann sich auch bei gemäßigten Temperaturen gut in den Mücken vermehren. Der Erreger verursacht langanhaltende Gelenkbeschwerden etwa in der Hand, die oft als rheumatische Erkrankung verkannt werden.

13 Kommentare

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  1. 13.

    Die hier heimische Stechmücke Culex pipiens hat auch einen gestreiften Hinterleib und tritt auch in unterschiedlichen Größen auf.
    Interessant wäre man eine bildliche Gegenüberstellung.
    Ich sehen keinen Grund zur Panik - mit Zecken, früher Holzbock genannt, müssen wir auch leben.
    Alle lieben angeblich die Natur. Bis sie dann vor der Tür, oder die Mücke im Schlafzimmer auftaucht…

  2. 12.

    Was ich blöd finde: dass die Tiere immer RIESENGROSS abgebildet werden. Ich dachte bislang, sie seinen mind. 4 cm groß o.ä. wegen dieser Riesenabbildungen.
    Gut, dass das hier mal benannte wurde, wie klein sie sind und sogar, dass sie eher kleiner als die alteingesessenen Mücken sind.

  3. 11.

    Auch mit dieser Spezies hier werden wir nun leben müssen. Es ist doch Blödsinn die Insektenpfuhle weiter trocken zu legen, das haben wir Jahrzehnte gemacht. Keine Insekten -> keine Vögel, keine ... Die Viren/Bakterien/Einzeller werden viel mehr auch durch die normale Hausmücke übertragen. Wichtiger wären m.E. Impfungen gegen die neuen Krankheiten, damit diese nicht verbreitet werden können.

  4. 10.

    Die Tigermücke gibt es auch in der Karibik und Lateinamerika. In der Karibik sind die Temperaturen meist nicht so hoch wie hier. Mindestens eine Zikaepidemie gab es dort auch schon. Wichtig ist, die Menschen gut und zeitnah aufzuklären. So erfolgt es in einigen Gebieten sogar durch Supermarktdurchsagen.

  5. 9.

    Diese Tiere müssen aktiv bekämpft werden. Die Kosten für Hospitalisierungen kommen viel teurer als ein Konsequentes Zurückdrängen der Spezies. Und ja, sie sind kleiner als unsere Mücken und tagaktiv.

  6. 8.

    Woher soll der RBB das wissen? Selbst ist der Matt. Google wird behilflich sein.

  7. 7.

    Im Text stand doch, dass die Tigermücken kleiner sind als die einheimischen Arten. Nach meinen Beobachtungen kann ich das nur bestätigen.

  8. 6.

    Wie meine Vorredner schon feststellten, stimmt was mit dem Beitrag von KieferBBL nicht. Vulgo: Er redet Unsinn. Sorry, aber ist so. Einfach ignorieren. Danke.

  9. 5.

    @RBB..Kurze Frage.. So eine hab ich neulich hier bei uns im Park auf dem Arm gehabt.. Schwarz weiß gestreift.. Muss das gemeldet werden? Und wenn ja an wen?

  10. 4.

    Wo, d.h. in welchem Bezirken hat der aufmerksame Beobachter denn Tigermücken gesehen? Ich habe in Berlin noch nie eine gesehen.

  11. 3.

    Deutlich größer? Im Text steht doch, dass sie relativ klein sind. Die Exemplare, die ich in freier Natur gesehen habe, waren auch eher klein.

  12. 2.

    Nichts neues, Die Mücke ist überall zu sehen.
    Leicht zu erkennen, gestreifte Beine, deutlich größer.
    Sieht der aufmerksame Beobachter schon seit Jahren.

    Morgen dann auf rbb24.
    Sucht-App erneut nachgewiesen, Kinder swipen von 10 Sekunden Video zum nächsten ohne Pause, nennt sich TikTok.

  13. 1.

    Ein Kampf gegen Windmühlen. Denn, sollte die Tigermuecke bereits in einem Gebiet in Köpenick gesichtet und gefangen worden sein, wird sich diese Spezies bereits, allein durch Winde, in das gesamte Stadtgebiet verbreitet haben. Diese Kosten kann und sollte sich der Bezirk sparen und verstärkt auf Aufklärung setzen.

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