Waldbrand-Bekämpfung - Piloten der Bundeswehr üben Löschflüge in Brandenburg

So 08.10.23 | 08:36 Uhr
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Bundewehrpiloten üben in Holzdorf das Bekämpfen von Waldbränden (Quelle: rbb)
Video: rbb|24 | 08.10.2023 | Material: rbb24 Brandenburg aktuell | Bild: rbb

Brandenburg hat besonders viele munitionsbelastete Wälder. Brennt es dort, kommen oft Hubschrauber zum Einsatz. Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst in Holzdorf trainieren Piloten der Bundeswehr deshalb regelmäßig Löschflüge. Von Markus Woller

  • Vom Fliegerhorst in Holzdorf (Elbe-Elster) starten Hubschrauber zur Bekämpfung von Waldbränden
  • Löscheinsätze bringen Piloten und Gerät oft an die Belastungsgrenze
  • Neuer Hubschraubertyp ab 2027 im Einsatz

"Air Force Beach" nennen die Einheimischen den Strand am kleinen Baggersee bei Holzdorf (Elbe-Elster) an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt. An diesem Donnerstagmittag macht er seinem Namen wieder alle Ehre.

Über dem kleinen Gewässer schwebt mit augenscheinlicher Leichtigkeit einer der größten Transporthubschrauber der Bundeswehr. Der Sikorsky CH-53 GA, 27 Meter lang, 8.500 Pferdestärken in zwei Antriebsturbinen. Das Donnern der Rotorblätter ist ohrenbetäubend. Das lockt schnell auch ein paar Schaulustige aus dem Ort an.

Löschwassertonne mit 5.000 Litern Wasser

Zu sehen bekommen diese heute eine Feuerlösch-Übung der Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64. Unter dem schweren Hubschrauber hängt dafür an einem Seil ein übermannsgroßer Tank. Bis zu 5.000 Liter passen in den roten Zylinder. Meter für Meter senken sich Hubschrauber und Löschtank Richtung See-Mitte, bis der Tank schließlich ins Wasser eintaucht.

Präzisionsarbeit für Oberleutnant Ingo Berg*, der am Steuerknüppel des Hubschraubers sitzt. Im vergangenen Jahr ist er im Harz seinen letzten Einsatz bei einem Großfeuer geflogen. Dass, wie hier, die tonnenschwere Last metergenau aufgenommen und wieder abgeworfen werden kann, das muss immer wieder geübt werden, sagt er. Der Hubschrauber sei dabei immer an seiner maximalen Belastungsgrenze: "Er ist dann mit einem Mal fünf Tonnen schwerer. Das bedeutet, er ist wesentlich träger und man muss wesentlich vorsichtiger sein mit seinen Flugmanövern", erklärt der Pilot. Die Masse im Behälter schwinge mit und das müsse durch erfahrene Piloten ausgeglichen werden.

Bundewehrpiloten üben in Holzdorf das Bekämpfen von Waldbränden (Quelle: rbb)

Löschen ist Teamarbeit

Gefährlicher als andere Einsätze sei so ein Feuerlöschflug aber eigentlich nicht, so Berg. Auch andere extreme Hoch- und Tiefflüge hätten ihre Tücken. Eine weitere Fliegerregel lautet: "Heiß und hoch sind schlecht." Bei Feuern bestünde eine besondere Thermik, die sich auf die Performance des Hubschraubers auswirken könne. "Im allerschlimmsten Fall stellt man fest, dass gerade die Leistung des Hubschraubers nicht reicht über dem Feuer und man anfängt zu sinken und man nichts dagegen tun kann", so Berg. Auch diese Extremsituationen würden hier in Holzdorf regelmäßig geprobt. Besonders wenn es auf den Sommer zuginge. Da würde man die Anflüge mehrmals die Woche üben.

Ganz allein ist so ein Einsatz in Extremsituationen nicht zu schaffen, sagt Berg. An Bord sind im Regelfall drei weitere Personen, die Helikopter und Last ständig im Blick haben. Außerdem brauche es auch am Boden Personal, das den Piloten einweist und den Luftraum im Blick hat. Ein aufwendiger Einsatz, der mehr als 30.000 Euro pro Flugstunde kostet, aber in Brandenburg schon mehrfach Leben und Existenzen gerettet hat.

Einsätze nehmen zu

Seit 2018 gehören diese Einsätze im Sommer zum Alltag auf dem Fliegerhorst in Holzdorf. Viele Dutzend Einsätze sind sie seitdem in Brandenburg geflogen worden. Immer nur als Unterstützung in Notfällen, auf Anfrage und bei Großschadenslagen. Der Einsatz der Bundeswehr im Inland ist in Deutschland an enge Grenzen gebunden.

Der gerade vergangene, eher verregnete Sommer hat den mehr als ein Dutzend Piloten und ihren rund 20 Hubschraubern, die am Standort stationiert sind, erstmals eine Atempause verschafft. Nur zwei Einsätze in Brandenburg gab es 2023. Allerdings sind die speziellen Feuerbekämpfungs-Fähigkeiten der Lufttransportgruppe europaweit nachgefragt. Zum Beispiel auch aus Spanien oder Griechenland.

Eingesetzte Helikopter sind 50 Jahre alt

Das Fluggerät selbst ist dabei immer öfter eine Achillesferse. Die Hubschrauber vom Typ CH-53 stammen noch aus den 70er Jahren, wurden seitdem immer wieder aufgerüstet und instandgesetzt. Aber die 50 Jahre alte Technik hat ihre Macken. Auch am Donnerstag muss Pilot Ingo Berg kurzfristig das Einsatzgerät wechseln, bevor er zur Übung abheben kann.

Techniker und Oberfeldwebel Andreas Winkler* ist seit neun Jahren am "Waffensystem", wie er den Hubschrauber bezeichnet. Er sagt selbst, er sei "stolz" auf die Fähigkeiten des Hubschraubers, zum Beispiel was Tragfähigkeit und Agilität in der Luft angeht.

"Eine Ausnahmesituation, wie ein Waldbrand ist fordernd für Mensch und Maschine", erklärt Winkler. Immer wieder werde man dabei vor Herausforderungen gestellt, die man bisher nicht kannte. Die Triebwerke würden zum Beispiel stärker belastet. "Aber die Maschine wurde robust gebaut."

Neue Hubschrauber können noch mehr

Jüngst hatte Winkler die Chance, sich einen gänzlich neuen Hubschraubertyp näher anzuschauen. Der CH-47 Chinook wird der neue schwere Transporthubschrauber der Luftwaffe. Dafür wird der Standort Holzdorf ausgebaut - 700 Millionen Euro sollen in den kommenden zehn Jahren investiert werden. Winkler wird ab 2027 dann an 47 neue Hubschrauber Hand anlegen können.

"Für die Waldbrandbekämpfung ist das schon ein großer Sprung", sagt er. "Wir können auf einen Schlag noch mehr Masse mitnehmen, die Möglichkeiten zu Löschen werden ganz andere sein", ist er überzeugt.

Nach einer guten Stunde ist die Löschübung der Lufttransportgruppe am Donnerstag dann beendet. Die Ruhe über dem kleinen Badesee bei Holzdorf kehrt schnell wieder zurück. Angesichts der vorausschaubar immer trockenen Sommer in den nächsten Jahren, ist es wohl nur die Ruhe vor dem Sturm.

*Auf Bitte der Bundeswehr haben wir die Namen der Soldaten verändert.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 06.10.2023, 19:30 Uhr

3 Kommentare

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  1. 2.

    Hoffentlich gibt es demnächst nicht so viele kranke Feuerteufel in Brandenburg. Den Piloten und den Einsatzteams wünsche ich für den Fall der Fälle immer viel Erfolg und "Happy Landings". Und den Behörden ein gutes System, um Waldbrände schnell (per Satellit?) zu erkennen. Nichts ist schlimmer bei einem Waldbrand als vertane Zeit!

  2. 1.

    Na und- auch schon?
    Ich hab mich die ganzen Waldbrände über gefragt wo Löschflugzeuge der Bundeswehr waren die ich anläßlich der ILA in Hannover in den 80er Jahren gesehen hab geblieben sind!

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