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Audio: Inforadio | 20.03.2020 | Interview mit Bernd Siggelkow | Quelle: dpa

Interview | "Arche"-Gründer Bernd Siggelkow

In den Arm nehmen ist gerade nicht möglich

Die Hilfseinrichtung "Arche" hat wegen der Corona-Pandemie ihre Standorte zwar geschlossen. Die Mitarbeiter versuchen aber weiterhin, Kindern und Familien zu helfen - nur sind dabei jetzt klare Grenzen gesetzt, erklärt der Gründer Bernd Siggelkow.

Neben Schulen und Kitas haben auch soziale Einrichtungen wie das christliche Kinder- und Jugendwerk "Arche" wegen der Corona-Pandemie schließen müssen. Dort erhielten bisher mehr als 4.000 sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland ein warmes Essen und Betreuung bei den Hausaufgaben. Das fällt jetzt erstmal weg.

rbb: Herr Siggelkow, wie können Sie unter den jetzigen Einschränkungen wenigstens einen Teil ihrer Arbeit fortsetzen?

Bernd Siggelkow: Die Kinder können natürlich nicht mehr in die "Arche" kommen und auch die Eltern nicht mehr. Und wenn sie nicht zu uns kommen können, müssen wir zu ihnen fahren. Wir bringen jetzt gerade regelmäßig Lebensmittel in betroffene Familien. Wir haben einen WhatsApp-Chat mit den Kindern eingerichtet, wo wir jeden Tag einen Livestream haben. Wir machen online mit ihnen Hausaufgaben. Wir müssen gerade sehr erfinderisch sein.

Jeden Freitag wollen Sie in Abstimmung mit den Behörden neu entscheiden, was getan werden kann. Wie belastend ist diese Zeit der Unsicherheit für Sie als "Arche"-Betreiber?

Für uns ist das natürlich belastend, weil wir eine beziehungsorientierte Einrichtung sind. Wir sind beziehungsrelevant und nicht systemrelevant, weil die Kinder bei uns auch nicht nur ein offenes Ohr finden, sondern dauerhafte Mitarbeiter. Und die sind jetzt gerade nicht da. Ich habe gestern auf der Straße eines unserer fünfzehnjährigen Mädchen getroffen, die war ganz traurig. Ich fragte, was los ist. Sie sagte, ich habe heute Geburtstag. Und sie hat nicht mal ein Handy, dass man sie erreichen kann. Jetzt versuchen wir, ein Handy zu besorgen, damit wir sie auch erreichen können und sie sich über WhatsApp irgendwie mit uns in Verbindung bringen kann. Wir sind gerade dabei, immer wieder neue Dinge aufzudecken, wo wir versuchen, den Kindern zu helfen.

Das Schwierigste ist, wenn man dann bei so einer Lebensmittelversorgung ist: Die Kinder wollen einen in den Arm nehmen, weil sie das so gewohnt sind. Und dann muss man sagen: Tut mir leid, das geht jetzt gerade nicht. Und dann stehen bei Betreuern, bei mir und bei den Kindern die Tränen in den Augen.

Zur Person

Gründer der "Arche"

Bernd Siggelkow

Der Pastor Bernd Siggelkow gründete die erste "Arche" 1995 im Stadtteil Hellersdorf. Der gebürtige Hamburger war fünf Jahre zuvor nach Berlin gezogen. Mittlerweile betreibt das Hilfswerk nach eigenen Angaben bundesweit 27 Standorte, wo arme Kinder und Jugendliche neben einer warmen Mahlzeit auch Hausaufgabenbetreuung und Freitzeitangebote bekommen. 

Sie sprechen es an: Gerade in ihrem Bereich ist der direkte Kontakt und Austausch mit den Menschen wichtig. Wie lange kann so eine Ausnahmesituation eigentlich gutgehen?

Wir versuchen gerade, den Druck zu verringern. Dieser Austausch ist extrem wichtig. Unsere Mitarbeiter sind im Chat, der öffnet um 9 Uhr und ist bis 20 Uhr da. Die Kinder haben alle unsere Nummern. Mein Telefon klingelt bis 23 Uhr abends. Es ist unglaublich wichtig. Denn wenn die Kinder oder Jugendlichen Langeweile haben und sie zuhause sein müssen, steigt natürlich auch die Möglichkeit der häuslichen Gewalt oder die Probleme untereinander. Die versuchen wir damit natürlich einzudämmen.

Je länger die Menschen eingeschlossen sind, weil sie ja auch ohne Ausgangssperre nicht auf die Spielplätze gehen dürfen, haben sie das Problem, dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Gestern hat mir eine Mutter gesagt: "Ich habe wirklich die Nase voll im Moment, mit meinen Kindern so auf engstem Raum zu leben". Manchmal sind fünf, sechs Personen in einer 70-Quadratmeter-Wohnung, die können sich ja kaum umdrehen. Dann sind die Probleme natürlich vorprogrammiert.

Sie sagen, man muss irgendwie gucken, dass den Kindern und Jugendlichen nicht die Decke auf dem Kopf fällt. Wie stark geraten sie denn da aber im Moment an ihre Grenzen, um so etwas einigermaßen steuern zu können?

Wir sind sehr kreativ. Heute Morgen habe ich eine Challenge ausgerufen bei unserer WhatsApp-Kindergruppe: Ich habe gesagt, wer heute Morgen den Müll rausbringt oder der Mama das Frühstück macht oder so etwas, der bekommt bei uns Helferpunkte. Die kriegt man normalerweise in der Einrichtung und kann am Ende des Monats einen Pokal gewinnen. Das machen wir jetzt weiter. Und die schicken uns jetzt gerade im Minutentakt Fotos, was sie zuhause gemacht haben. Das ist natürlich etwas, wo man die Kinder immer wieder motivieren muss. Da dürfen uns einfach die Idee nicht ausgehen. Aber wenn Konflikte sind, dann sind wir da. Wir haben auch einen Chat für die Eltern, wir haben das für die Kinder. Die wenden sich auch tatsächlich überall in Deutschland an unsere Sozialarbeiter, und das ist gut.

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Wenn Sie sich etwas wünschen könnten von der Politik, von den Entscheidungsträgern: Wo sind aus Ihrer Sicht Stellschrauben, an denen gedreht werden könnte, damit Sie Ihre Arbeit sinnvoll fortführen können?

Wir müssen auf der einen Seite die Bevölkerung dazu bewegen, nicht zu vergessen, dass die Organisationen, die von Spenden leben und gerade jetzt arbeiten, auch Geld brauchen. Und die Spenden dürfen nicht zurückgehen, so wie in der letzten Woche. Da haben wir gemerkt, dass dieses Coronavirus dafür sorgt, dass auch die Spendeneinrichtungen weniger Geld bekommen.

Auf der anderen Seite muss es die Politik ermöglichten, dass auch in so einem Ausnahmezustand, wenn Menschen unter Quarantäne stehen, solche Organisationen wie wir auch zu den Familien fahren dürfen. Und sie müssen sich überlegen, dass es Menschen gibt, die abgehängt sind, die bei dieser ganzen Krise vergessen worden sind: die Obdachlosen, die armen Familien. Die brauchen Unterstützung. Es gibt sehr viele Familien oder Menschen, die vorher als Honorarkraft gearbeitet haben und sich jetzt oder spätestens am Ende des Monats an irgendjemanden wenden müssen und sagen: Ich habe kein Geld mehr, ich muss sehen, dass ich über die Runden komme. Diese Leute werden auch noch bei uns anrufen. Hoffentlich gibt es auch andere Organisationen oder die Stadt, die dafür einen Krisentelefon einrichtet.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Alexander Schmidt-Hirschfelder für Inforadio

Der Text ist eine gekürzte und redigierte Fassung des Gesprächs. Das ganze Interview können Sie hören, wenn sie auf das Bild oben im Beitrag klicken.

Sendung: Inforadio, 20.03.2020, 09:07 Uhr

FAQ zum Umgang mit dem Coronavirus

Ich fürchte, infiziert zu sein. Was tun?

Menschen, die befürchten, sich mit dem Coronavirus angesteckt zu haben, sollten vor allen Dingen zu Hause bleiben und telefonisch abklären, ob und wo sie auf das Virus getestet werden können.

Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit hat hierfür eine Hotline geschaltet. Unter der Telefonnummer 030/9028 2828 beraten Experten zwischen 8 und 20 Uhr.

In Brandenburg gibt es seit dem 5. März eine landesweite Hotline für Fragen: Sie ist montags bis freitags zwischen 9 und 15 Uhr unter der Nummer 0331/8683 777 zu erreichen.

Außerdem haben mehrere Landkreise Hotlines eingerichtet: 
In Cottbus können unter der Nummer 0355/632 339 von Montag bis Sonntag rund um die Uhr Fragen zu Symptomen gestellt werden.
Das Bürgertelefon für Dahme-Spreewald ist unter 03375/26 2146 zu erreichen (8 bis 18 Uhr). 
Für Elbe-Elster lautet die Nummer 03535/46 4600 (8 bis 15 Uhr). 
Frankfurt/Oder hat unter 0335/552 5300 eine Hotline eingerichtet.
Im Havelland wurde eine Hotline unter der 03385/551 71 19 eingerichtet, die täglich ab 9 Uhr erreichbar, an manchen Wochentagen aber nur bis 14.30 Uhr besetzt ist. 
In Märkisch-Oderland lautet die Nummer 03346/850 6790 (8 bis 16 Uhr).
Und im Landkreis Oberhavel gibt es ein Infotelefon, das unter der Telefonnumer 03301/601 3900 (8 bis 15 Uhr) zu erreichen ist.
In Potsdam-Mittelmark informiert die Hotline 033841/91 111 (9 bis 14 Uhr).
Das Gesundheitsamt Teltow-Fläming hat unter 03377/608 6666 ein Bürgertelefon eingerichtet (8 bis 18 Uhr).

Wer glaubt, betroffen zu sein, kann sich auch direkt an den Hausarzt wenden, sollte dies aber ebenfalls telefonisch tun. Ebenso können Symptome auch mit dem Kassenärztlichen Notdienst besprochen werden (deutschlandweit 116 117). In Berlin wird die Kassenärztliche Vereinigung von der Feuerwehr mit einem Fahrdienst für Corona-Verdachtsfälle unterstützt.

Zudem gibt es ein Bürgertelefon des Bundesministeriums für Gesundheit (Telefon: 030/346 465 100). Auch die Unabhängige Patientenberatung Deutschland steht für Fragen zur Verfügung (0800/011 7722). Für Gehörlose und Hörgeschädigte ist ein Beratungsservice erreichbar per Fax: 030 340 60 66 – 07 oder E-Mail: (info.gehoerlos@bmg.bund.de). Zudem gibt es das Gebärdentelefon.

Wer zur Risikogruppe gehört, in einer Risikoregion [rki.de] war oder mit jemandem aus dieser in engerem Kontakt stand und unter Husten, Fieber oder Atemnot leidet, sollte vorsichtshalber den Kontakt zu anderen vermeiden und sich testen lassen.

Wie kann ich mich schützen?

Bleiben Sie zu Hause! Wichtigstes Ziel ist es aktuell, die Infektionskette zu unterbrechen und die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Das gesellschaftliche Leben wurde deshalb weitgehend stillgelegt: geschlossene Schulen, Kitas und Geschäfte - keine Kino-, Spielplatz- oder Restaurantbesuche.

Außerdem gelten weiterhin folgende Grundregeln:

- Verzichten Sie auf das Händeschütteln, waschen Sie sich gründlich die Hände und halten Sie Abstand - nach Einschätzung von Experten mindestens 1,5 Meter.

- Auch die sogenannte Husten- und Nies-Etikette sollte eingehalten werden:Beim Husten oder Niesen mindestens einen Meter Abstand von anderen Menschen halten und sich wegdrehen.
- Am besten ein Einwegtaschentuch benutzen - nur einmal verwenden und anschließend in einem Mülleimer mit Deckel entsorgen. Wird ein Stofftaschentuch benutzt, sollte dies anschließend bei 60°C gewaschen werden.
- Nach dem Naseputzen, Niesen oder Husten gründlich die Hände waschen.
- Ist kein Taschentuch griffbereit, kann in die Armbeuge geniest werden.

Desinfektionsmittel sind eine gute Unterstützung beim Händewaschen. Das Robert Koch-Institut (RKI) schreibt dazu:

"Zur chemischen Desinfektion sind Mittel mit nachgewiesener Wirksamkeit, mit dem Wirkungsbereich 'begrenzt viruzid' (wirksam gegen behüllte Viren), 'begrenzt viruzid PLUS' oder 'viruzid' anzuwenden."

Generell werden die Maßnahmen empfohlen, die grundsätzlich bei ansteckenden Krankheiten ratsam sind. So sollten akut Erkrankte möglichst zu Hause bleiben, um sich auszukurieren, damit das Virus nicht weiterverbreitet wird.

Ist das Virus meldepflichtig?

Ja. Die Ärztin oder der Arzt, der bei einem Patienten den Verdacht auf eine Erkrankung mit dem neuartigen Coronavirus stellt, muss dies unverzüglich (binnen 24 Stunden) dem Gesundheitsamt gemäß Coronavirus-Meldepflichtverordnung melden. Auch das Labor, das das neuartige Coronavirus bei einem Menschen nachweist, muss dies dem Gesundheitsamt melden.

Was ist das Coronavirus?

Das Wort Corona stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Krone oder Heiligenschein. Aufgrund ihrer vielen Fortsätze erinnern die Erreger dieser Virengruppe unter dem Mikroskop an eine Krone oder an die Strahlen der Sonnenkorona.

Die Coronavirus-Familie hat viele Typen, die den Mensch befallen können. Einige lösen eine gewöhnliche Erkältung aus, während andere, die ihren Ursprung in Fledermäusen, Kamelen und anderen Tieren haben, in schwere Krankheiten wie Sars oder Mers (Mittlerer-Osten-Atemwegsyndrom) ausgeartet sind.

Das nun erstmals in China entdeckte Sars-CoV-2 ist ein neuer Virenstamm, der zuvor noch nicht beim Menschen aufgetreten war. Es gehört, wie das Sars-Virus, zu den beta-Coronaviren und hat zu 80 Prozent das gleiche Erbgut wie Sars. Die Proteine, mit denen das Virus an menschliche Zellen andockt, unterscheidet sich jedoch wesentlich von Sars.

Die ersten Fälle traten im Dezember 2019 in Wuhan auf, einer Millionenmetropole in der zentralchinesischen Provinz Hubei. Viele Betroffene konnten als Besucher oder Arbeiter eines Markts identifiziert werden, auf dem Wildtiere lebend verkauft oder zum Schlachten angeboten worden. Offensichtlich spielt dieser Markt eine wichtige Rolle beim Überwinden der Arten für das Virus. Von welchem Tier Sars-Cov-2 zuerst auftrat, ist noch unklar. In Wuhan fanden erste Übertragungen von Mensch zu Mensch statt.

Der offizielle Name für die neue Krankheit lautet inzwischen Covid-19. CO steht für Corona, VI für Virus, D für Krankheit (disease) und 19 für das Jahr, in dem es auftauchte.

Woher kommt das Virus?

Die WHO sucht noch nach der tierischen Quelle für das neue Virus. Bekannt ist: Das Reservoir aller Coronaviren sind bestimmte Fledermaus-Arten, die Hufeisennasen-Fledermäuse. Da Fledermaus und Mensch nicht so eng in Berührung kommen, dass eine Übertragung stattfinden könnte, geht die Wissenschaft von einem Zwischenwirt aus.

Christian Drosten, Virologe von der Charité, sprach sich gegen die Theorie chinesischer Wissenschaftler aus, dass das "Schuppentier" oder Tannenzapfentier dieser Zwischenwirt sein könnte: "Schuppentiere fressen keine Fledermäuse, und wir würden schon eher eine carnivore (fleischfressende, Anm. d. Red.) Tierart vermuten, die Fledermäuse jagt", sagte Drosten.

Auch bei Sars und Mers hatten Tiere das Virus an den Menschen weitergegeben: Sars ging 2002 von Schleichkatzen oder Marderhunde auf den Menschen über, ebenfalls in China. Bei Mers waren zehn Jahre später Kamele die Ausgangstiere, das Ursprungsland war Saudi-Arabien.

Wie geschieht die Krankheitsübertragung?

Vermutlich wird Covid-19 auf dem Luftweg weitergetragen. Menschen atmen sogenannte Aerosole ein, winzig kleine mit Erregern bestückte Tröpfchen, die beim Husten oder Niesen entstehen. Offenbar können auch scheinbar Gesunde die Krankheit übertragen. Die Zahl derjenigen, die zwar von dem Virus befallen sind, aber keine Symptome zeigen, wird auf etwa 80 Prozent der Infizierten geschätzt. Viele Menschen können die Krankheit also weitergeben, ohne davon zu wissen.

Zudem ist die Inkubationszeit der Krankheit - also die Zeit, in der die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist, vergleichsweise lang. Bis zu 14 Tage können zwischen Infektion und den ersten Symptomen liegen. Dadurch ist das Virus schwer einzudämmen.

Auch Flächen und Griffe, die zuvor von Infizierten angefasst wurden, gelten als Infektionsquellen.

Wie ansteckend ist das Virus?

Im Schnitt steckt ein Infizierter zwei bis drei Menschen an. Ob das so bleibt, hängt davon ab, wie gut die Eindämmungsmaßnahmen sind – die Rate der Weitergabe muss unter den Faktor 1 fallen, um die Ausbreitung von Sars-Cov-2 zu stoppen.

Zum Vergleich: Ein Grippekranker gibt Influenzaviren an zwei bis drei Leute weiter. Besonders ansteckend sind Masern: zwölf bis 18 Personen werden durch einen Infizierten krank.

Die Übertragbarkeit dieses neuartigen Virus ist höher als anfangs gedacht, da es sich ähnlich wie das Grippe- oder Influenzavirus bereits im Rachen vermehrt - und nicht erst in der Lungentiefe wie Sars. Das vereinfacht den Nachweis mit Hilfe von Rachenabstrichen - verkürzt aber auch den Übertragungsweg und erklärt die hohe Ansteckungsgefahr.

Wer ist besonders gefährdet?

Zu den Risikogruppen gehören diejenigen, die schon vorher krank waren. "Eine besondere Risikogruppe sind zudem ältere Menschen, dabei gebe es eine Betonung auf das männliche Geschlecht", so der Berliner Virologe Christian Drosten.

Mit Vorerkrankungen sind vor allem solche Erkrankungen gemeint, die die Immunabwehr schwächen, wie chronische Lungen- oder Nierenkrankheiten. Gefährlich werden könne das Virus auch für Menschen mit transplantierten Organen oder denen, die an einem Tumor leiden, sagte der Leiter der Infektiologie des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main, Antoni Walczok, dem Hessischen Rundfunk.

Für die meisten Kinder, jungen Menschen und Menschen im mittleren Alter ist das Coronavirus aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lebensgefährdend, wenn sie grundsätzlich gesund sind. Das ist der aktuelle Stand der Forschung. Für Infizierte sei vor allem entscheidend, wie der Körper mit dem Virus fertig werde, sagt Torsten Bauer, Chefarzt für Pneumologie am Helios Klinikum Emil von Behring in Berlin-Zehlendorf, im rbb.

Wie funktioniert der Test?

Beim Verdacht auf das Coronavirus Sars-Cov-2 wird der Erreger in der Regel mit einem molekularbiologischen Test nachgewiesen. Zunächst nimmt ein Arzt eine Probe aus den Atemwegen eines Patienten - entweder einen Abstrich oder ausgehusteten Schleim. Spezialisten bereiten diese Probe dann im Labor auf und suchen mit einem sogenannten PCR-Test nach dem Erbmaterial des Virus. Vereinfacht gesagt wird dabei ein bestimmter Abschnitt des Viren-Erbguts millionenfach kopiert.

Die Kopien werden mit einer sogenannten Sonde farblich markiert. Diese Farbmarkierung kann dann mit komplexen Geräten sichtbar gemacht werden. Sind entsprechende Farbsignale vorhanden, handelt es sich um eine "positive Probe". Unter idealen Bedingungen dauert ein solcher Test im spezialisierten Labor drei bis fünf Stunden.

Getestet werden nach Angaben von Stephan Hofmeister, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, nur ernsthaft Erkrankte, die auch Kontakt zu infizierten Personen hatten. Die Kosten für die Tests übernehmen die Kassen.

Was sind die Symptome?

Husten und Fieber sind die häufigsten Anzeichen für Covid-19, aber auch andere Erkältungssymptome wie Schnupfen oder Halskratzen oder Fieber können Anzeichen sein. Laut RKI leiden einige Betroffene auch an Durchfall.

Die Erkrankung tritt in der Regel als Erkältungskrankheit in Erscheinung. Kinder sind praktisch nicht betroffen. Die besondere Risikogruppe sind ältere Patienten. Es erkranken mehr Männer als Frauen.

Bei einigen Patienten nimmt die Erkrankung einen schwereren Verlauf und führt dann zu Atemproblemen und einer Lungenentzündung. Bei Menschen mit einem schweren Krankheitsverlauf dauert die Krankheit drei bis sechs Wochen, bis sie wieder abklingt. Wahrscheinlich sind die Betroffenen während der gesamten Erkrankungszeit ansteckend. Leichter Betroffenen erholen sich innerhalb von zwei Wochen

Todesfälle traten bisher vor allem bei Patienten auf, die älter waren und/oder bereits zuvor an chronischen Vorerkrankungen litten.

Welche Behandlung gibt es für Infizierte?

China vermeldete im Januar erste Erfolg bei der Behandlung betroffener Patienten - Fieber und Atemwegssymptome seien zurückgegangen, das Virus nicht mehr nachweisbar. Allerdings ist unklar, womit die Chinesen behandelt haben.

Der WHO zufolge gibt es bislang weder eine Impfung noch eine spezielle Therapie gegen Sars-CoV-2. Vielmehr werden die Patienten symptomatisch therapiert: mittels Gabe von Sauerstoff, Antibiotika, fieber- und schmerzsenkenden Therapien sowie Stabilisierung des Flüssigkeitshaushaltes.

Weltweit sind Wissenschaftler mit der Entwicklung eines Impfstoffes beschäftigt.

Doch das Robert Koch-Institut hat Hoffnungen auf einen baldigen Impfstoff gedämpft. Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) mahnt zu Geduld. "Die Entwicklung braucht ihre Zeit", sagte sie. Es gebe bei der Entwicklung von Medikamenten hohe Sicherheitsstandards. "Soweit wir es verantworten können, beschleunigen wir die Verfahren."

Gibt es Immunität gegen das Virus?

Viele Experten sind der Meinung: Ja, nach überstandener Covid-19-Erkrankung ist man immun gegen den Erreger."Wir wissen aber nicht, wie lange die Immunität hält", so RKI-Präsident Wieler. Es würden viele Tests entwickelt, um eine Immunität nachzuweisen. Etwa die Hälfte der Menschen, die sich angesteckt haben, bemerkten das gar nicht.

Von denjenigen, die etwas merken, werden laut RKI vier von fünf nur leicht krank.

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