Finanznot in Corona-Zeiten -
Das Netzwerk Brandenburger Frauenhäuser [nbfev.de] sieht die Einrichtungen unter enormem finanziellen Druck. "Das vom Land und den Kommunen bereit gestellte Geld reicht nicht für eine bedarfsgerechte und verlässliche Finanzierung", sagte Lina Schwarz von der Koordinierungsstelle. Es herrsche große Nachfrage und großer Andrang unter Betroffenen, Angaben zur Zahl werden aber nicht veröffentlicht.
"Gewalt gegen Frauen ist wie in Vor-Corona-Zeiten sehr präsent", sagte Schwarz. Anfang des ersten und zweiten Lockdowns sei beobachtet worden, dass eher weniger Frauen kamen. "Das führen wir darauf zurück, dass die Frauen kaum Möglichkeiten hatten, Kontakt aufzunehmen, und allein mit einem gewalttätigen Partner waren", sagte sie. Jetzt nehme der Bedarf wieder zu.
Häusliche Gewalt nahm zuletzt deutlich zu
In Brandenburg seien entsprechend der Bevölkerungszahl 251 Familienplätze erforderlich, sagte Schwarz. Bislang stünden in 22 Frauenhäusern und zwei Schutzwohnungen erst 127 und damit zu wenige bereit. Aus ihrer Sicht reichen die bereitstehenden Mittel nicht für weitere.
Laut Brandenburger Polizeistatistik wurden von März bis Juli 22 Prozent mehr Delikte häuslicher Gewalt registriert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Insgesamt 1.840 Vorgänge wurden nach Polizeiangaben im Kontext "Häusliche Gewalt" erfasst - 332 Fälle mehr als im Vorjahreszeitraum.
In Berlin entstehen neue Frauenhäuser
Auch in Berlin wurden während der Corona-Pandemie mehr Fälle von häuslicher Gewalt registriert. Bis zum Jahresende soll es in der Hauptstadt ein siebtes Frauenhaus geben. Mit dem siebten Frauenhaus würden weitere 55 Schutzplätze zu den bereits 150 bestehenden eingerichtet, hieß es von der Senatsgesundheitsverwaltung. Parallel zur Einrichtung des siebten Frauenhauses wird demnach für 2021 an der Einrichtung eines achten und für 2022 eines neunten Frauenhauses gearbeitet.
Sendung: Brandenburg aktuell, 22.11.2020, 19:30 Uhr
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