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Quelle: rbb/M. Behrendt

rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt

11. Tür: Mehr Mauer geht immer

Diesmal: besonders ummauert. Gerne nutzen Besucher der Stadt im schönsten Touristensprech den Ausdruck "Berlin Wall". Die Spuren von Mauer und Türmen erschrecken und faszinieren. Vielleicht, weil es scheint, als hätten sie ausgedient. Berlin aber erzählt noch mehr.

24 Geschichten mit Höhen und Tiefen aus Berlin und Brandenburg. Was ist besonders hoch oder tief, ist nur besonders speziell zu erreichen oder irgendwie anders besonders. Alle Türchen auf einen Blick finden Sie hier.

The Berlin Wall - diese Mauer kennen alle. Um sie zu sehen, führen die Berlin Apps die Leute zur Bösebrücke an der Bornholmer oder zum Checkpoint Charly. Am Alex aber, mitten in Mitte sucht keiner mehr nach einer Wall. Aber sie ist da.

Wer schon einmal in Breisach, Templin oder Lychen war, weiß, was eine rustikale alte Stadtmauer ist: ein Hort der Gaukler und Wolltuchverkäufer. Berlins Betonmauer aus den 60ern ist den bunten Händlern aber zu modern. Nicht richtig alt. Weil dieser Weihnachtskalender nicht nur digital, sondern auch ziemlich old fashioned und antiquarisierend ist, hilft er beim Suchen, nimmt die Touristen an die Hand und sagt: "Follow me, please!" Berlin kann auch alte Mauern.

Visitors Group, aufgepasst!

Dafür geht es in die Littenstraße. Während die gesamte Visitors Group runterkuckt auf ihre Mobiles und liest, erzählen wir hier aus dem Off, was in der Littenstraße passiert ist.

Berlin hatte nämlich und natürlich schon vor Mauerzeiten eine Mauer. Diese Mauer damals war ein Werk aus Feldsteinen, Lehm und Schmiedeeisen. Aber so ähnlich wie bei der Mauer aus den 60er-Jahren ist die Mauer aus dem späten Mittelalter heute kaum preserved. In der Littenstraße wurden vor einigen Jahrzehnten Teile und später weitere Teile als kleine Abschnitte der einstigen Mauer identifiziert.

Hier nun also an der Littenstraße sagt der Weihnachtsmann-Stadtführer zu der Group: "Just, look around!". Und mit ein bisschen Suchen und Rumgehen finden die Tourists nur noch - wie soll es anders sein in Berlin - Mauerreste. Diese gehen unter anderem auf Kurfürst Friedrich Wilhelm zurück, der die Schweden besiegt hat und seitdem den Vorsatz "Großer" trug.

Er verfügte im 17. Jahrhundert, alle Straßen zu pflastern, ihnen Laternen zu verpassen, an den Toren Abgaben zu nehmen und die Stadtmauern zu ertüchtigen. Ein Mauerfürst. King of the Wall.

Achtzehn Tore - und alle weg

Wenige Jahre nach dem Großen Kurfürsten wurde dann viel Mittelalterlicher Prunk entfernt und die Stadtmauern unter dem nächsten Friedrich Wilhelm, der nicht Kurfürst sondern König war, erweitert. Achtzehn Tore gehörten damals, 1730, zu dieser Mauer. Equipment für Kontrolle und Abgaben.

Im 19. Jahrhundert aber ging es wieder in die andere Richtung. Die Stadt wuchs ins Umland. Die Mauer wurde geschliffen, von den Toren verschwanden alle. Nur die Namen blieben. Das Brandenburger Tor war das erste, das abgerissen wurde, aber nur, um es dann wieder schicker und größer hinzustellen. So wie es genau jetzt da steht: als eine Art offenes Tor, das dann auch gleich Napoleon als Kulisse für seinen Einzug nutzte. 150 Jahre etwa hielt diese Offenheit. Dann war das Ding wieder zu.

Serie "Bau fällig" | Ehemalige Raststätte am Berliner Grenzübergang

Das rote Ungetürm Dreilinden

An der Raststätte Dreilinden schlängelten sich früher die Autos Richtung Grenzübergang vorbei. Das denkmalgeschützte rote Halbrund steht seit vielen Jahren leer - dem Eigentümer brachte es kein Glück. Von Sebastian Schneider

Eins wartet noch

"Open. Closed. Open. Closed." - Es sind die Schlussworte dieser Berliner Mauertour. Mauer/nicht Mauer ist eine Art Routine für die Stadt. Die Mauern kommen in Wellen. Die Tore dazwischen werden errichtet, verstärkt, aufgegeben, sie verfallen und werden vergessen. Immer wieder aber erinnert sich einer, will wieder was kontrollieren und stoppen, einzäunen und abschließen.

Berlins letztes großes Tor ist - bislang - eine Ruine. Es steht an einer Autobahn Richtung Westen. Es hat keinen richtigen Schlagbaum mehr und die Kontrollkabinen sind verwaist. Aber es wartet. Und es hat Potenzial, denn es trägt noch von einst einen echten englischen Namen: Checkpoint Bravo. Welcome, touists!

Sendung:

Beitrag von Stefan Ruwoldt

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